In letzter Minute entgeht er der Rute

Ich kann Melissa davon abhalten, mich auch noch nach Hause zu fahren. Das würde außerdem ziemlich peinlich werden, wenn sie mich dabei beobachten würde, wie ich durch ein Loch im Zaun klettere. Ich genieße den Spaziergang nach Hause.
Im Gartenhaus kommt mir der Duft von Spaghetti Bolognese entgegen. Foxy sitzt vor ihrer Herdplatte und rührt die Sauce um. Um genauer zu sein, Stella tut es.
Foxy hat ihr den Plastiklöffel zwischen die Pfoten geklemmt. Keine Ahnung wie viel Anteil die Füchsin an der Rührbewegung hat. Aber sie nimmt es gefasst, als wäre es nicht das erste Mal, dass sie für so etwas hinhalten darf. Zugegeben, ich habe schon verrücktere Aktionen gesehen. Beispielsweise hat Stella sich kürzlich erst am Dachbalken entlanggehangelt – und das ohne Hilfe. Die Kamera filmt fleißig mit und ich halte mich tunlichst aus dem Bild. Einmal bin ich beim Filmen vor die Kamera gelaufen und wurde dafür mit einer Schimpftirade abgestraft.
Ich hocke mich neben sie und sehe ihr beim Kochen zu. Eine Seltenheit, dass sie sich solche Mühe macht. Sie hält nicht viel von Abwasch. Wasserverschwendung aus ihrer Sicht.
„Du warst alleine im Supermarkt?" Das Fleisch für die Sauce wird sie kaum in einem mir unbekannten Kühlschrank gelagert haben.
„Du hast lange gebraucht, da dachte ich, ich sehe nach dem Rechten."
„Misstrauisch?"
„Besorgt", gibt sie mit verkniffenem Blick zu.
„Und jetzt machst du extra für mich Pasta?"
„Wo ich schonmal dort war, konnte ich auch einkaufen gehen. Und die sind nicht nur für dich. In erster Linie geht es hier um mein Wohlbefinden!"
Ich kann ihr die Worte nicht abnehmen und schmunzele. „Danke Foxy", sage ich ernst.
„Sieh es als Henkersmahlzeit, ehe du hier rausfliegst." Sie nimmt Stella den Löffel ab, küsst sie auf den Kopf und schaltet die Kamera aus.
„Ich hab einen neuen Job", erwidere ich mit einem breiten Grinsen, ehe ich ihr ihren Anteil und die Miete für die nächsten fünf Tage gebe.
Sie sieht das Geld unschlüssig an. „Leg's in die Spardose in meiner Kabine."
„Ich darf in dein Schlafzimmer?"
„Gewöhn dich nicht dran."
Mein Herz hämmert, als ich den Zip öffne. Hier drin liegt alles Mögliche an Magazinen, ein aufgeschlagenes Fotoalbum und ein kleines Buch. Ich verzichte darauf, die Fotos zu mustern. Ich weiß, dass sie ihre Privatsphäre hochhält. Ihre Kabine riecht nach ihr. In dieser Intensität nehme ich ihren Körperduft seit Langem wieder bewusst wahr und muss zugeben, dass ich ihn mag.
Unter ihrem Kopfkissen finde ich eine Metalldose, in der sich nichts mehr als ein paar Münzen befindet. Für die ganz großen Träume, steht darauf. Ich lege auch meinen letzten Fünfer dazu. Wenn die Sache mit der E-Mail funktioniert, brauche ich vorerst kein Geld für weiteres Briefporto.
Als ich wieder rauskomme, befüllt Foxy bereits die Teller. Wir setzen uns zusammen auf den Boden, stoßen an und essen. Stella schnuppert neugierig an der Pasta, aber Foxy schüttet ihr einen kleinen Haufen ihres Futters auf den Boden und redet ihr gut zu. Unwillig schlägt sie zu, auch wenn sie immer wieder versucht, eine Nudel zu erhaschen.
„Du hast es also geschafft", stellt Foxy nüchtern fest.
„Überrascht?"
Sie schürzt die Lippen. „Ich sollte dankbar sein, dass meine zusätzliche Einnahmequelle nicht versiegt."
„Sieht mir nicht rentabel aus, wenn ich mir das Essen heute ansehe."
Sie deutet mit der Gabel auf mich. „Stimmt, ich sollte die Miete erhöhen", sagt sie und streckt mir die Zunge raus.
„Wenn du jeden Tag so ein Festmahl kochst."
„Seh ich aus wie deine Mutter?"
„Dem Alter nach eher meine Freundin."
„Übertreib's nicht Romeo, sonst mache ich einen Eunuchen aus dir."
Ich hebe abwehrend die Hände und wir grinsen uns an.
„Was arbeitest du?"
„Ich helfe den Leuten in der Gegend. Keine Ahnung Sachen transportieren, Rasen mähen, was mir so einfällt."
„Wow, gestern noch angestellt, heute schon Selbstständiger. Und wie willst du an Kunden kommen?"
„Melissa hat mir angeboten, mich weiterzuempfehlen."
Sie kneift ein Auge zusammen. „Melissa?"
„Meine letzte Kundin. Am Wochenende helfe ich ihr wieder aus."
„Okay", sagt sie langgezogen, „ich würde mir eher eine Onlinepräsenz aufbauen."
„Könntest du das erledigen?"
Sie reibt sich die Hände. „Mit dem größten Vergnügen."


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