Ein Neuer, das wird teuer

Ich liege in meiner Kabine und horche auf das regelmäßige Atmen Foxys. Ich denke zurück an mein altes Zuhause, aber dieses Mal weitaus weniger sehnsüchtig als noch vor einer ganzen Weile. Foxy ist für mich auf seltsame Weise Familie geworden. Wir helfen einander, können uns auf den anderen verlassen. Und doch gibt es eine Kluft zwischen uns, die ich nicht zu überwinden weiß. Manchmal habe ich das Gefühl, sie interessiert sich auch gar nicht für mich.
Hin und wieder stellt sie auch mir eine intimere Frage. Im Gegensatz zu ihr bin ich wie ein offenes Buch. Ich sehe keinen Grund, meiner Mitbewohnerin etwas über mich zu verheimlichen. Ausgenommen vielleicht der Gedanken, die mich manchmal in Bezug auf sie befallen.
Ich starre zur Zeltdecke und seufze leise auf. Ich habe nicht erreicht, was ich ursprünglich wollte. Weder habe ich eine richtige Wohnung noch eine Arbeit, die mit dem Job eines durchschnittlichen Erwachsenen zu vergleichen wäre. Aber ich habe ein Zuhause, mit dem ich mich arrangieren kann. Nein, dass ich mag. Sicher wäre mir eine Wohnung lieber als eine zugige Gartenhütte, die nicht uns gehört. Aber ich ziehe diese Behausung einer Wohnung ohne Foxy vor. So sehr ich mich nach Selbstständigkeit sehne, es fühlt sich gut an, jemanden zu haben, der einen auch mal stützt.
Seit Langem habe ich nicht das Gefühl, jemandem auf der Tasche zu liegen, ihn zu belasten. Ich hoffe nur, dass es Paps gut geht. Er ist in solchen Sachen wie ich, verschweigt gerne negative Aspekte. Bei Gelegenheit werde ich ihn aufsuchen gehen und mich davon überzeugen, dass er klarkommt.
Irgendwann schlafe ich ein. Ich träume, dass Foxy zu mir in die Kabine kommt und mir einen Kuss aufdrückt. Zunächst bin ich völlig überrascht. Sie lacht über meine Reaktion. Schuldgefühle überkommen mich. Was ist mit Linda? Doch als sie mich erneut küsst, kann ich nicht anders, als es zu erwidern.
Es klopft an der Tür und sie springt erschrocken von mir auf. Ich greife nach ihr, will sie zu mir zurückholen. „Ignorieren wir das", sage ich.
„Nein, das sind die Hausbesitzer!"
Es klopft erneut und sie eilt nach draußen.

Ich wache auf und verfluche den morgendlichen Sonnenschein, der es mir erschwert, wieder in den Traum zurückzukehren. Ein Klopfen an der Tür vertreibt jeglichen Gedanken daran. Ich richte mich blitzartig auf. Sind die Hausbesitzer zurückgekehrt? Verdammt, was tun wir jetzt?
„Foxy?"
Sie gähnt lauthals. „Gehst du aufmachen?"
Warum bleibt sie so cool? „Was soll ich ihnen bitte erzählen?"
„Mach dir keine Gedanken."
Ich klettere zittrig aus dem Zelt. Ich soll mir keine Sorgen machen? Unser Leben hier steht auf dem Spiel und der Typ kennt mich bereits und weiß jetzt, dass ich ihm eine Geschichte aufgedrückt habe. Ich atme tief durch und ziehe die Tür auf. Ein Mann mittleren Alters steht vor der Tür. Ein Koloss von einem Mann, bärtig, mit geflochtenem Zopf, strähnigem blonden Haar und einem Greenpeace- Shirt, welches über seinen mächtigen Muskeln spannt. In der rechten Hand trägt er einen Metallwerkzeugkoffer.
„Du musst Adam sein?", fragt er vorfreudig und hält mir die Hand hin. Perplex schüttele ich sie. Meine geht praktisch in seiner unter. Es fühlt sich an, als presse er den Saft aus einer Frucht.
„Ich bin Karl."
Foxy kommt aus dem Zelt. Ihr knappes Shirt rutscht ihr beinahe von der Schulter. Als sie Karl bemerkt, zieht sie es erschrocken hoch. „Wow, du bist ... alt."
Er greift sich an den Hinterkopf und lacht auf. „Sorry, du hast mich auf Facebook angeschrieben. Das Profil ist uralt."
Sie mustert ihn von oben bis unten mit einer Mischung aus Enttäuschung und ... Anregung? Sie leckt sich über die Lippen.
„Wer ist das?", frage ich und befreie meine Hand aus ihrem Griff.
„Das ist Karl", sagt sie.
„Das hab ich auch schon gehört", erwidere ich brüsk.
Karl eilt auf Foxy zu und schließt sie in seine Arme. Sie ist völlig überrascht und ich nahe dran, ihn von ihr wegzureißen. Betreten tätschelt sie seinen breiten Rücken, bis er sie aus seiner Umarmung entlässt. „Du bist also Foxy. Du siehst genauso gut aus, wie auf deinen Bildern."
„Ist er einer deiner Kunden?", frage ich bestürzt.
Sie sieht zwischen uns hin und her. „Nein, ein neuer Mieter."


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