✧ out of the woods
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Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Wie im Rausch erlebe ich die Stunden und muss erschreckender Weise feststellen: Mein Hirn ist gänzlich abgeschaltet, herunter gefahren und nicht einmal im Stand by Modus. Anders kann ich es mir nicht erklären, zu absurd ist, was ich hier tue.
Die Perücke sitzt fest auf meinem blonden Haarschopf, das Make Up sicherlich nicht mehr. Meine Beine vibrieren zum Bass der Musik.
Nie hätte ich erwartet meine Songs in einem Club zu hören. Doch das verrückteste an der Sache: Clips zu Ex-Freunden flimmern über eine riesige Leinwand. Ausschnitte aus Filmen zeigen Jake Gyllenhaal, den kleinen Bastard, wie er heult und im Hintergrund ertönt ‚All Too Well' - und das auch noch in meiner 10 Minuten Version. Über das laute Geschrei der Menge, kann ich meine eigenen Gedanken nicht hören, sollte ich überhaupt welche haben.
Wann habe ich mich das letzte Mal so beschwingt und frei gefühlt? - keine Ahnung. Verrückt, dass ich mich trotzdem so lebendig fühle.
Harry sieht mich an. Der schwarze Lidstrich unter seinen Augen sitzt nicht mehr ganz dort, wo er eigentlich hingehört und auch der rosige Glanz auf seinen Wangen, der leichte Glitzerstaub. Es hängt über all, nur nicht dort, wo es eigentlich soll. Unbekümmert streiche ich ihm mit dem Daumen eine lose Wimper von der Wange und halte sie ihm hin. „Wünsche dir was."
„Das brauche ich nicht", sagt er und lächelt als wolle er sagen: Grade ist alles gut. Und ich wünsche mir für ihn, dass es auch wirklich so ist. Schon seit wir uns wieder getroffen haben, bekomme ich das Gefühl nicht los, dass ihn was bedrückt.
Die Stimmung der Menge schwingt um. Ein kollektives ‚Awe' ist zu hören und ich wende meinen Blick von den hellgrünen Augen ab, in die mich damals so unsterblich verliebte.
„Oh Gott", entweicht es mir und ich muss mir die Hand vor den Mund halten, um nicht lauthals loszulachen. Die ersten Töne von ‚Style' erklingen und Mr. Styles fällt so ziemlich alles aus dem Gesicht „Jetzt gräme dich nicht Harry, ist doch schön. Wer kann schon behaupten einen Song zu haben?", lache ich und versuche seine Stimmung ein bisschen aufzuheitern.
„All deine Ex Freunde würde ich behaupten", kontert er schnell. Der Spruch sitzt, leider konnte er das schon immer gut. Zu gut.
Glaubt er wirklich, er ist bloß einer von vielen? Bevor sich jedoch Gedanken einschleichen, die ich lange, lange schon verdrängt habe, grinse ich ihn an. „Komm, lass uns tanzen." Wie selbstverständlich strecke ich ihm meine Hand entgegen. Er hingegen sieht mich an, als wäre ich von allen guten Geistern verlassen.
„Ich tanze doch nicht zu unserem Trennungssong mit dir", protestiert er. Mir ist das egal. Ich will dieses Gefühl der Freiheit, diese Spontanität auf Biegen und Brechen beibehalten. „Komm das ist wie eine Angstbewältigung", sage ich, ohne es auch wirklich zu meinen, denn unterm Strich ist es absolut dämlich, was ich, was wir hier im Begriff sind zu tun.
Widerwillig kommt er mit, stoppt aber vor der Tanzfläche und der Masse an Menschen.
„Was ist, wenn dich jemand erkennt?", fragt er mit einem Mal doch panisch. „Keiner ahnt auch nur im Geringsten, dass wir hier sind. Also los."
Er lässt sich von mir auf die Fläche ziehen und wir beginnen zu tanzen. In den ersten Sekunden dreht er sich immer wieder panisch um, und auch ich werfe unbemerkt den ein oder anderen Blick über die Schulter. Doch schon nach wenigen Momenten, in denen er merkt, dass es niemand im Entferntesten interessiert, wer wir sind, entspannt er sich.
Völlig losgelöst bewegen wir uns im Einklang mit der Menge. Wann ich das letzte Mal so ausgelassen getanzt und gesungen habe, ohne auf eine korrekte Ausführung aller Bewegungen und eine perfekt getroffene Note zu achten, kann ich nicht sagen. Es ist absolut verrückt, doch ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß. Sobald ‚Style' endet, beginnen die ersten Töne von ‚Out of the Woods'.
Wir tanzen und als ich seinen Arm um meine Hüfte spüre, merke ich, wie mir eine Gänsehaut über den Rücken rieselt. Allerdings ist dieses Gefühl nichts gegen jenes, welches mich überkommt, als auch Harry beginnt mitzusingen. Zunächst nur leise, aber je weiter der Song voranschreitet, umso lauter singt auch er mit. Um uns herum scheint die Realität zu verschwimmen.
Unsere Blicke treffen sich und dann passiert es plötzlich.
Harry lehnt sich vor, in seinen Augen ein gefährlicher Glanz, der Verbotenes verspricht. In mir beginnt es zu kochen, die Aufregung steigt ins Unendliche. Sein Daumen fährt langsam über meine Wange. Und dann schließt er einfach die Augen. „Was zum-?" verwirrt stoße ich ihn –im Nachhinein betrachtet – zu sehr von mir weg. Er lässt unsere Blase jäh zerplatzen, einfach so.
Zu gerne flirteten wir auch in der Öffentlichkeit provozierend miteinander. Blicke, mal ein Zwinkern, unschuldige Gespräche, beendet durch ein verschmitztes Grinsen – diese Dinge eben. Doch nie hatte er versucht die Grenze zu überschreiten. Habe ich nicht gestern erst gelesen, Olivia würde ihm langsam aber sicher die Kinder vorstellen? Und jetzt macht er so einen Mist?
Im Hintergrund beginnt ‚I did something bad' zu spielen und ich sehe Adam hinter seinem DJ-Pult. Ironie des Schicksals? Vermutlich.
Statt mich aber weiter auf einen der vielen Fehltritte meinerseits zu konzentrieren, lenke ich meine Aufmerksamkeit zurück auf einen anderen Fehltritt vor meiner Nase. Auch wenn ich darüber vor zehn Minuten noch anders gedacht habe.
Seine grünen Augen strahlen. Nur strahlen sie gar nicht mehr so geheimnisvoll erregt wie noch vor wenigen Sekunden. Eher scheinen sie Wut auszustrahlen und mich besänftigt das nicht gerade. Ganz im Gegenteil.
„Was sollte das?" zische ich ihm also fragend zu, nachdem ich einen Schritt in seine Richtung gegangen bin. „Ich könnte sich dasselbe fragen. Flirten hat dich doch sonst auch nicht gestört."
Er mag recht haben, doch das, was er gerade tut, stört mich sehr. Zum ersten Mal seit langer Zeit redet er von oben herab mit mir und alles, was dem Gesamtbild, was meinem persönlichen Kryptonit noch fehlt, ist ein „Zzt" oder ein „Pff", verfeinert mit Augenrollen.
„Flirten nicht, ja, aber es stört mich schon, wenn du mich küssen willst." und Zack. Harry überschreitet eine weitere Grenze: „Pff, wieso sollte ich? Wir haben doch bloß getanzt? Du wolltest doch unbedingt."
„Sag mal hat dich ein Alien vor meiner Nase vertauscht oder was wird das hier?"
Und Zack. Er verdreht die Augen. „Okay. Das war eine Schnapsidee. Mach's gut, du Arsch." es brodelt dermaßen in mir. So wütend war ich lange nicht mehr. Wütend über sein Verhalten zu sein, wäre absolut plausibel.
Jedoch bin ich viel mehr wütend über mich selbst. Wie konnte ich so unsagbar dämlich sein und mich auf diesen Quatsch hier einlassen. So eine verfluchte Kacke! Ich hatte einen fantastischen Abend. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten fühlte ich mich nicht, als wäre ich bereits in meinen 70ern. Nichts war vorherzusehen, nichts war langweilig, ruhig und spießig. Ganz im Gegenteil. Alles in dieser Nacht ließ mein Adrenalinlevel in ungeahnte Höhen steigen und eigentlich hatte ich nicht vor, vor den Morgenstunden zurück im Hotel aufzutauchen.
Fehlanzeige. So wie es aussieht, werde ich genau das tun müssen und gerade, als ich versucht bin mir diese blöde Perücke von Kopf zu reißen, fallen mir genau zwei, nicht ganz unwichtige, Dinge ein.
Zum einen wäre es ziemlich blöd erkannt zu werden und zum anderen, werde ich bis in die Morgenstunden hier im Club versauen müssen, sollte ich nicht auf der Stelle kehrt machen.
Denn zu unserer Suite gibt es genau drei Schlüssel. Einer für Sadie, damit sie sich nach ihrer Stadttour mit Dylan selbst herein lassen kann. Einer für Gabe und das Sicherheitspersonal und einer für mich. Problem an der Sache? Mein Schlüssel befindet sich zusammen mit seinem Smartphone in Harrys Hosentasche.
Fuck.
Widerwillig und deutlich mit mir selbst hadernd, drehe ich mich um mich selbst, seufze laut auf und gehe zurück. Es kotzt mich massiv an, dass ich ihm wieder unter die Nase treten muss, schließlich kann ich ihm nach dieser Aktion schlecht an die Wäsche gehen.
Das muss ich allerdings auch gar nicht. Ein nicht ganz unattraktiver Mann kommt mir zu vor und, wenn ich geglaubt habe, Harry hätte die kleine, magische Bubble von heute zerstört, so habe ich mich gehörig getäuscht. Es fällt mir, wie Schuppen von den Augen und der ganze Zirkus, Harrys Aufzug, die plötzliche Änderung seiner Stimmung und all das hier bekommt einen ganz neuen Sinn.
Wir befinden uns nicht einfach in irgendeinem Club und das ist kein willkürlicher Abend, an dem er einfach mal so die Sau raus lassen will.
Obwohl die Zielgruppe heute sehr jung ist, fällt mir auf, dass Plakate an den Wänden hängen, die andeuten, was hier sonst so für Partys gefeiert werden.
Harry hat es noch immer nicht verstanden. Nach all den Jahren, hat er sich selbst immer noch nicht verstanden.
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