✧ cardigan




‧͙⁺˚* TAYLOR ⁺‧͙
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Die nächsten Minuten fühlen sich an wie Lichtgeschwindigkeit. Wir schaffen es uns unauffällig zu verkrümeln, Harry und ich verschwinden kurz in der Umkleide, um unsere Sachen zu holen und vergessen dabei eine Kleinigkeit. Erst im Fahrstuhl fällt uns auf, wir tragen noch immer die Kostüme doch auf einen Strip vor versammelter Mannschaft habe ich wenig Lust. „Steht dir doch klasse", meint Dylan, wirft mir eine Strähne der Perücke über die Schulter und zwinkert mir zu. Mit Sadie an der Hand folge ich also den Jungs nach draußen. „Wann hast du einen Fahrer organisiert?" frage ich den Schauspieler und das, obwohl ich mich etwas ganz anderes fragen sollte: Wie zur Hölle kommen wir lebend von der Eingangstür an die Straße zu unserem Wagen? Das kleine Teufelchen auf meiner Schulter stellt sich neben bei noch die Frage, wieso zum Henker mir dieser Teil, dieses Problem nicht schon vor fünf Minuten aufgefallen ist. Natürlich kennen sowohl er, als auch ich die Antwort aber es muss ja niemand außer meinem inneren Teufel und mir wissen, dass ich mich verdammt nochmal freue, mich nicht an Regeln halten zu müssen.

Harrys auftauchen schien sich ebenfalls herumgesprochen zu haben und machte die ganze Sache nicht gerade einfacher.

Statt dem gewöhnlichen Gefühl von Panik, bleibe ich jedoch ungewohnt ruhig. Ob Dylans ungewohnt trockene Erklärung der Grund dafür ist, weiß ich nicht, doch er erzählt nicht nur, dass er schon heute Mittag diese Idee hatte, sondern auch, dass er sich durchaus auch einen Kopf um das Szenario vor unserer Nase gemacht hat. „Ich kann manchmal um die Ecke denken, Blondie." „Ey!" entfährt es Harry und mir, wie aus einem Munde und vermutlich auch eine Spur zu angefressen. Das ist sein Spitzname für mich. Dem jungen Mann vor mir werde ich das sicherlich nicht auf die Nase binden und auch Harry scheint daran nicht interessiert zu sein. Er lügt stattdessen und erzählt, sein ‚Ey' sei eine Begrüßung in Richtung seines Securities gewesen. So werden wir Zeugen des uncoolsten Handschlages der Welt und ich bin mir sicher, nicht nur ich erkenne, dass er lügt.

Trotz des Trubels, der uns nicht nur vor dem Studio, sondern auch vor dem Hotel erwartet, ist die Stimmung ausgelassen. Die Perücken haben wir inzwischen abgesetzt, doch die weißen Klamotten tragen wir immer noch, als Sadie die dritte Runde Kurze bestellt.

„Moment", spreche ich halb in Richtung meiner Freunde, halb in die des Kellners. „Ich glaube, ich habe genug. Ich bin ganz schön im Eimer." Die beiden Schauspieler protestieren heftig und ich lasse mich auf einen letzten Shot ein, der mir kurze Zeit später alles wegzubrennen scheint. Unangenehmerweise muss ich husten und sehe aus dem Augenwinkel, wie Harry schmunzelt. Angeber, denke ich und warte, ob er auch die Miene verzieht. Klares ist nicht sein Ding und ich behalte Recht. Genugtuung überkommt mich für einen Moment.

„Heißt das dann, dass ihr nicht mitkommen wollt?" „Wohin denn?", stellt Harry die Gegenfrage an die rothaarige Frau. „Sadie war noch nie am Rockefeller Center", erklärt Dylan und führt seine Mitternächtlichen Pläne noch ein Stückchen aus. Die Stichworte Baum und Eis fallen.
„Also ich nicht, tut mir Leid." Mein Blick wandert in Harrys Richtung, ohne dass ich es aktiv beeinflussen könnte und auch er schüttelt mit dem Kopf. „Soll ich euch Mick mitschicken?" fragt er stattdessen und sein Bodyguard wird hellhörig. Doch Dylan winkt ab und verkündet die Situation schon unter Kontrolle zu haben. „Okay aber passt auf euch auf", lasse ich mal wieder die Mutti raushängen und verabschiede mich von beiden mit einer Umarmung.

Kurz sehe ich ihnen nach, bis sie aus meinem Blickfeld verschwinden und drehe mich zu Harry um. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er mich angesehen hat. Ein wohliges Gefühl macht sich in mir breit, jedoch merke ich, wie mir die Farbe in die Wangen steigt. „Ja, dann geh ich mal auf mein Zimmer", sage ich, einfach, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll und mich die Stille fertig macht. „Ich auch", entgegnet er mir im selben komischen Ton und wir gehen schweigend in Richtung der Fahrstühle.

Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit bis der metallene Kasten vor unserer Nase stehen bleibt. Die Türen öffnen sich und wir treten nacheinander ein. Mein Finger fährt über den Knopf mit der Nummer fünf und Harry schmunzelt. „Hey, unsere Suiten sind auf derselben Etage."

Klasse. Ich lächle und ich weiß genau, dass es nicht echt aussieht.

Während der Fahrt nach oben schweigen wir und je länger es dauert, umso nervöser werde ich. Ich weiß selbst nicht warum ich so verkopft an die Sache herangehe, was soll denn schon passieren? Das Netz hätte sich das Maul zerrissen, ob wir getürmt wären oder nicht. Ich hätte mich einfach nicht auf die Sketche einlassen dürfen, dann gäbe es jetzt nicht die Clips, wie mein schwangeres Ich in Harrys Gesicht twerkt. Von dem Gefühl, was sein Blick angerichtet hat, ganz zu schweigen.

„So, hier wäre dann mein Zimmer", sage ich und kann mir nicht erklären, woher das seltsame Gefühl in meiner Magengegend kommt. Doch ich bin froh, als mir Harry einfach nur still entgegen lächelt, mir einen Kuss auf die Wange haucht und liebevoll über den Oberarm streicht. Froh bin ich deshalb, weil ich genau weiß, dass er jeden Freund, jede Freundin und sogar einige seiner Familienmitglieder so begrüßt oder verabschiedet. Es ist stinknormal und absolut nichts Besonderes.

Sobald die Zimmertür hinter mir zufällt atme ich durch. Dass ich die Luft angehalten habe, ist mir nicht aufgefallen und so raufe ich mir bloß die Haare und stöhne laut. So eine verfluchte Mistkacke, denke ich mir und weiß, jetzt hilft nur eines: Omi-Modus.

Während im Hintergrund das Radio über den Fernseher läuft und mir einen Weihnachtshit nach dem nächsten präsentiert, schmeiße ich die Verkleidung von mir und springe in Unterwäsche ins Badezimmer. Wenn Sadie die nächste Zeit nicht zurück ins Zimmer kommt, werde ich das in vollen Zügen ausnutzen. Somit packe ich ganz ungeniert den gesamten Inhalt meiner Reisetasche auf das riesige Schränkchen neben dem Waschbecken.

Nur eine halbe Stunde später habe ich eine Kohlemaske im Gesicht, Gelpads unter den Augen, eine Spülung im Haar, wärme Pads auf dem Rücken und Kuschelsocken auf den Füßen. ‚Kevin alleine in New York' flimmert inzwischen über den Fernseher und ich versuche mich zum dritten Mal am Häkeln einer kleinen Jacke. Ich weiß zu ein Hundertprozent, wie Joe mich in dieser Sekunde ansehen würde, ich kann ihn förmlich lachen hören und so schicke ich ihm kurzerhand ein flottes Selfie. Kichernd bei dem Gedanken an seine Reaktion, stecke ich mein Handy wieder weg und widme mich den Nadeln in meinem Schoß. Es ist nicht das erste Stück, was ich für Khai erstellen will. Doch es ist das erste, was mir den letzten Nerv rauben wird und somit bin ich fast froh, als es kurz nach Mitternacht an der Tür klopft. Wenn ich Glück hätte, dann würde mir Sadie in nicht einmal einer Minute einen köstlich kandierten Apfel unter die Nase halten, weshalb ich eine Spur zu euphorisch aufstehe und mich in der Bettdecke verheddere. „Shit", zische ich. Die Wolle kullert fröhlich einmal durchs Zimmer und hinterlässt eine fantastische Stolperfalle. Blödes Teil.

Ein zweites Mal klopft es und meine Vorfreunde wandelt sich langsam in Ärger.

„Wieso nimmst du auch deinen Schlüssel nicht mit, du Nuss. Wehe, du hast jetzt keinen Apfel dabei, dann-" ich wettere los, während ich auf die Tür zu gehe, reiße sie ein bisschen zu schwungvoll auf und erschrecke mich zu Tode. Meinem Gegenüber geht es ähnlich. Schließlich trage ich ein weißes Trägertop, mein BH flog als allererstes in die Ecke, die Jogginghose gehört technisch gesehen in den Kleiderschrank meines Freundes und in meinem Gesicht befindet sich mehr Creme, als auf einer Familienportion Tiramisu. „Och man, was machst du denn hier. Du hast gar keinen kandierten Apfel für mich", entfährt es mir schmollend und ich gehe einfach wieder ins Zimmer zurück. Die Wolle wickelt sich schließlich nicht von selbst wieder auf.

Die Tür bleibt auf und trotzdem steht er noch solange auf dem Flur, bis ich meinen Kopf in sein Sichtfeld strecke, während ich auf dem weichen Teppichboden sitze. „Sag mal, bist du festgewachsen? Du wolltest doch was von mir, also schwing deinen Po hier rein, bevor dich jemand sieht."

Das lässt er sich nicht zwei Mal sagen, tritt ein und schließt die Tür  hinter sich ab. „Was hast du denn veranstaltet?" Auf dem Bett befindet sich eine leere Schüssel mit Mandarinenschalen und geknackten Walnüssen, inklusive meiner verfluchten Häkelarbeit, einem zweiten Wollknäuel in einem wunderschönen hellblau und eine kleine Thermoskanne. Er sieht mit hoch gezogener Augenbraue und einem verschmitzten Lächeln zwischen mir und meinem entspannten Abendprogramm hin und her. Unbekümmert zucke ich mit den Schultern. „Wo nach sieht es denn aus? Das ist Me-Time. Und theoretisch war ich auf dem Sprung in die Badewanne." War ich nicht, doch die Idee ist eigentlich nicht schlecht. Abgesehen davon verstehe ich nicht, was er vor hat. In Schlabberhose und Hoodie. „So habe ich dich noch nie gesehen", stelle ich fest, als ich ihn das erste Mal bewusst mustere. „Dito", erwidert er kurz und ich muss schmunzeln. Gott wie habe ich es gehasst. Zu jedem verfluchten Filmeabend schauten wir ‚Ghost – Nachricht von Sam' und das so lange, bis ich jeden Film mit Demi Moore mied.

Zusammen mit meiner wieder aufgewickelten, weißen Wolle setze ich mich im Schneidersitz zurück aufs Bett und klopfe auf die freie Fläche vor mich. „Wenn du den Kram ein bisschen bei Seite stellst, kannst du dich setzen", sage ich unbekümmert, doch Harry bleibt stehen und sieht mich stattdessen an. „Sag mal, hast du noch was von dem Schmadder im Gesicht?" „Also hier drüben ist das Telefon, falls du Hunger hast", kontere ich. Er verdreht die Augen und sagt: „Scherzkeks." Das Schmunzeln entgeht mir nicht.

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