Kapitel 27: Ryan

«So, hast du Lust ins Geisterschloss zu gehen?», frage ich Rose, da ich es gerade erblickt habe.

Eigentlich erwarte ich jetzt das gewöhnliche «Nein ich habe ja so Angst und ich komme nur mit, wenn du mich beschützt». Der normale Mädchensatz halt.

Doch nicht mit Rose. «Klar, nichts wie hin, wenn du dir nicht vor Angst in die Hosen machst.»

Ich muss unwillkürlich grinsen. «Das hättest du wohl gerne.»

Gemeinsam laufen wir zum Geisterhaus, wo schon eine beachtliche Schlange Menschen jedes Alters vorzufinden ist.

Als wir an der Reihe sind, klettern wir in den Wagen und es geht los. Die Geisterbahn ist überhaupt nicht gruselig.

Ganz langsam fahren wir an den verschiedenen Figuren und Szenen vorbei und mit der Zeit beginne ich mich zu entspannen.

Nach der Fahrt grinst Rose. «Das war die niedlichste Geisterbahn, die ich je gesehen habe.»

«Ja, wir sind aber auch im Disney Land», erkläre ich und sie nickt. «Wie wäre es jetzt mit einer Abkühlung?», frage ich sie und sie blickt zu mir auf.

«Und die wäre?», fragt sie vorsichtig.

Ich mache einen Schritt zur Seite und zeige in eine beliebige Richtung. «Splash Mountain. Wir müssen einfach dorthin. Keine Widerrede.»

«Wehe ich werde nass», droht sie mir und ich schüttle den Kopf.

«Keine Sorge, ich werde dich schon beschützen.» Sie kichert.

Ich liebe es, wenn ich sie zum Lachen bringen kann. Die Schlange ist nicht allzu lang und wir sind schnell an der Reihe.

Unser Wagen rattert langsam die Schienen hinauf und ich freue mich jetzt schon auf das Runterfahren.

Wir sitzen extra in der Mitte, da Rose behauptet hat, dass man dort weniger nass wird. Wir werden sehen. Unser Wagen macht eine Kurve und bleibt kurz vor dem Abgrund stehen.

Plötzlich gibt es einen Ruck und wir sausen wie der Blitz hinunter.

Rose greift unwillkürlich nach meiner Hand und mir bleibt vor Erstaunen fast die Luft weg.

Atme, Ryan. Sie hält nur deine Hand. Entspann dich. Schnell kommen wir unten an und eine riesige Wasserlache übergiesst meinen ganzen Körper.

Rose lässt mich los und hält sich die Hand vor den Mund. Sie ist kein bisschen nass geworden. Ich sehe, dass sie sich das Lachen verkneifen muss.

Wütend blicke ich sie an. «Sitzen wir doch in der Mitte, da werden wir nicht so nass», äffe ich sie nach und sie beginnt zu lachen.

Nachdem sie sich wieder eingekriegt hat, blickt sie mich unschuldig an. «Tut mir leid.»

Ich stehe von meinem Sitz auf und kriege eine Gänsehaut. Mein T-Shirt klebt an mir und sobald wir den Ausgangsbereich verlassen haben, ziehe ich es mir aus.

Rose ist nicht zu sehen und ich blicke mich verwirrt um. Gerade eben war sie noch hier.

Ich möchte sie gerade auf dem Handy anrufen, als ich sehe wie sie grinsend den Ausgang verlässt.

Ihr Blick fällt auf meinen nackten Oberkörper und zu meinem Vergnügen muss sie schlucken. Dann grinst sie jedoch und zeigt mir ein Bild auf ihrem Handy.

«Ich habe es geschafft unser Bild abzufotografieren. Guck es ist wirklich zum Schreien.»

Sie hat recht. Es ist ein genialer Schnappschuss. Man sieht Rose wie sie lacht und ihre Locken wie wild herumfliegen. Ausserdem halten wir uns immer noch an den Händen. Und dann sieht man mich, wie ich entgeistert auf den Wasserguss schaue, der mich gleich treffen wird und dem ich keineswegs ausweichen kann.

Sie beginnt wieder zu lachen und ich steige nur zu gerne darauf ein.

«Hast du zufälligerweise ein Ersatz T-shirt in deinem Rucksack oder muss ich dir jetzt den restlichen Tag, die sabbernden Mädels vom Leib halten?»

Sie pikst mir mit einem Finger in meinen Sixpack und grinst mich frech an. Mein Blick wandert zu ihren Lippen. Ich umfasse vorsichtig ihr Gesicht, ehe ich mich langsam zu ihr herunterbeuge und meine Lippen ihre berühren.

Eine unerwartete Reaktion meinerseits und ich weiss nicht, ob sie diese gutheissen wird. Doch das ist mir im Moment egal.

Sie strauchelt einen Moment und stützt sich mit ihren Händen an meinem Oberkörper ab. Dann endlich, erwidert sie den Kuss. Zuerst ist es nur eine ganz leichte Berührung, doch dann wird der Kuss hingebungsvoller und ich vergesse völlig wo wir uns befinden.

Meine Lippen wandern ihren Hals hinab und ich küsse eine Spur ihr Schlüsselbein entlang. Ich könnte ewig so stehenbleiben. Wäre da nicht diese Stimme, die sich nervtötend dazwischendrängt.

«Entschuldigen Sie, aber wir sind hier im Disneyland und nicht in irgendeinem dämlichen Club. Das heisst hier gibt es auch kleine Kinder. Könnten Sie sich also bitte wieder bekleiden, junger Mann?»

Ich löse mich von Rose und drehe mich zu derjenigen Person um, die uns unterbrochen hat.

Ein alter Mann in Parkuniform steht vor uns und blickt mich wütend an. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Das ist so dämlich, dass es fast schon lustig ist.

Auch Rose hat sichtlich Mühe sich zu beherrschen. Trotzdem ist sie die Erste, die den Mund aufmacht.

«Entschuldigen Sie Sir, wir werden den Speichelaustausch auf dieser Parkanlage selbstverständlich vermeiden und das mit dem zur Schau gestellten Sixpack wird ebenfalls nicht mehr vorkommen. Aber wissen Sie, gerade hier im Disneyland sollte man das doch am besten verstehen. Oder wollen Sie mir weismachen Sie haben noch nie einen Disneyfilm gesehen, wo geküsst wird? Und ich vermag mich zu erinnern, dass auch Prinzen einmal ihre Hüllen fallen lassen was das T-Shirt betrifft.»

Das war zu viel. Ich pruste los und ernte dabei einen wütenden Blick des alten Mannes.

«Sie wollen mich wohl für dumm verkaufen.»

«Oh nein Sir. Ich meine es todernst.»

Rose sieht ihn überzeugend an und er zieht seine Augenbrauen zusammen.

«Na gut. Sehen Sie zu, dass der junge Mann etwas zum Anziehen bekommt. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.»

«Gleichfalls», ruft Rose, doch er ist schon um die nächste Ecke verschwunden.

Wir biegen uns vor Lachen.

«Ist das dein Ernst?», pruste ich. «Auch Prinzen lassen gerne einmal die Hüllen fallen.»

Sie grinst. «Klar, nichts geht über einen schönen, gebräunten Prinzenkörper.»

Lachend ziehe ich mir mein nasses T-Shirt über den Kopf, welches ein wenig unangenehm an meinem Oberkörper klebt, doch es trocknet sicher schnell.

Dann gehen wir weiter und suchen uns die nächste Bahn aus. Fluch der Karibik. Eine langsame Bahn, bei der man die schönen Figuren bewundern kann.

Doch davon bekommen wir nicht viel mit.

«Hier beschwert sich sicher niemand über uns», sagt sie, ehe sie sich zu meiner Überraschung zu mir beugt und mich erneut küsst.

Die Bahn ist meiner Meinung nach viel zu kurz und ich bin enttäuscht, als sie sich kurz vor Ende wieder von mir löst.

«Was meinst du?», frage ich grinsend und lecke mir über die Lippen.

«Wollen wir noch einmal auf die Fluch der Karibik Bahn?»

Sie grinst mich belustigt an. «Dann hat sie dir aber besonders gut gefallen. Aber ich bin dabei.»

Ich muss lachen und so kommt es, dass wir kaum nachdem wir den Ausgang verlassen haben, wieder hintenanstehen.

Den restlichen Tag verbringen wir mit Bahnen fahren, Eis essen und Fotos machen. Als wir uns später wieder mit den anderen treffen, muss ich aufpassen, Rose nicht vor Harper und Mom zu küssen. Und auch beim Abendessen, bei dem Elijah wieder dabei ist, setze ich mich absichtlich neben Rose und wenn sich unsere Hände zufällig berühren, durchzuckt es mich wie ein elektrischer Schlag. Das hatte ich bis jetzt noch nie.

Ausserdem wird mir ganz warm, wenn sie mich mit ihren wundervollen Augen anlächelt und ich widerstehe jedes Mal dem Drang eine ihrer Locken aus dem Gesicht zu streichen, wenn sie sich wieder einmal aus dem leichten Knoten gelöst haben, den sie sich für das Essen in den Nacken gebunden hat.

Und mit einem Mal bin ich, Ryan Anderson, ein sonst so cooler Typ und im Gefühlen verstecken ein Ass, mir ganz sicher das dies nur eines bedeuten kann. Ich wage es gar nicht den Satz nur schon zu denken, doch es liegt auf der Hand.

Ich bin dabei mich in Rosalita López Moore zu verlieben.

Im Moment ist das Gefühl verwirrend aber zugleich schön. Ich weiss das dies nicht einfach wird. Ich meine wie erkläre ich ihr das? Ich war immer ein Arsch zu ihr und hatte bis vor kurzem noch eine On-Off Beziehung.

Ausserdem geht sie gerade mit Carlos aus... Stimmt. Da wäre noch Carlos, einer meiner besten Freunde. Ich bin ein Arsch, aber so etwas wie jemandem das Date wegschnappen, mache nicht einmal ich.

Und anstatt dieses Gefühl zu verbannen, setze ich sogar noch einen drauf und küsse sie im Lift, während die anderen die Treppe nehmen.

Wenn die Schule wiederbeginnt, werde ich wohl alle Hände voll zu tun haben, um dies zu erklären. Denn verheimlichen will und kann ich das Alles einfach nicht.

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