Kapitel 19: Ryan
Gemeinsam mit Rose und Josh betrete ich das Loco. Rose hat sich zwar nicht sonderlich herausgeputzt, sieht mit ihren schwarzen Jeans und dem hellpinken Glitzershirt aber nicht weniger umwerfend aus wie Chayenne, die ein Kleid im Wert von mindestens dreihundert Dollar trägt. Was für ein Treffen mit Freunden ziemlich unnötig ist.
Chayenne entdeckt mich gleich nachdem ich zur Tür unseres Privatraums eintrete und kommt grinsend auf mich zu.
«Hey Ryan», haucht sie und küsst mich stürmisch, wobei ich Rose aus den Augenwinkeln beobachte, wie sie das Gesicht fast unmerklich verzieht.
Ich löse mich schneller als gewohnt von Chayenne, was sie mit einem beleidigten Blick zur Kenntnis nimmt.
«Hat jemand Lust auf eine Runde Billard?» Carlos Frage geht in dem Wirrwarr von Stimmen völlig unter.
Rose ist die einzige, die ihm eine Antwort gibt und ich sehe, wie er ihr eine Queue reicht. Ayden gesellt sich ebenfalls zu den beiden und ich ergreife meine Chance, indem ich die empörte Chayenne stehen lasse und in zwei Schritten neben Rose stehen bleibe.
«Spielen wir in Teams, ihr zwei gegen Rose und mich?», frage ich lässig, obwohl es eigentlich keine Frage war, sondern beschlossene Sache.
Rose blickt mich verwundert an, sagt aber nichts.
«Klar, wir werden euch sowas von fertig machen.»
Auf Ayden ist Verlass. Sogleich hält er Carlos die Faust hin, dass dieser nichts anderes tun kann, als einzuwilligen, indem er einschlägt. Zufrieden schnappe ich mir eine Queue und prüfe kurz, ob sich Chayenne wieder beruhigt hat.
Sie unterhält sich gerade mit ihrer Busenfreundin Pearl und hat sich provokant auf den Schoss eines Footballers gesetzt, den ich nicht persönlich kenne. Chayenne ist wirklich clever.
Nur Schade, dass sie mich so nicht scharf machen kann und ich dem Typen insgeheim dankbar bin, dass er ihr einen bequemen Platz gewährt.
Ich wende den Blick ab und bemerke Josh, der mich aus einer Ecke des Zimmers beobachtet. Er schüttelt nur den Kopf und blickt dabei zu Rose, die nahe neben mir steht und wieder zu mir zurück.
Ein Zwilling zu sein ist nicht immer von Vorteil, wenn der andere immer genau weiss, was in deinem Kopf vorgeht. Ich zucke nur mit den Schultern, um ihm zu bedeuten, dass dies rein zufällig ist, was natürlich überhaupt nicht stimmt.
Dann wende ich mich wieder dem Billardtisch zu, wo Ayden gerade den ersten Zug vermasselt hat.
«Ach Mist», dass sah so gut aus.» Ayden verzieht das Gesicht und Rose kichert.
«Du bist an der Reihe», Ayden hält Rose die Queue hin und sie greift fast schüchtern danach.
«Sei mir nicht Böse, ich habe das schon lange nicht mehr gespielt.»
Sie blickt mich entschuldigend an und ich fühle mich in diesem Moment richtig mies. Das ist meine Schuld, dass es aussieht, als ob sie Angst vor mir hätte. Doch wie kann ich ihr beweisen, dass sie das nicht haben muss? Und die Fragen aller Fragen: Wieso möchte ich überhaupt, dass sie mich von meiner besten Seite kennenlernt?
«Ach was. Das schaffen wir schon. Komm ich zeigs dir», ist meine Antwort und ehe sie etwas erwidern kann, packe ich sie sanft bei der Schulter und drehe sie zum Billardtisch um.
Ich erkläre ihr unter Carlos zerstörerischem Blick, wie sie am besten zielen soll und fühle mich sogleich zum Minigolf spielen zurückversetzt, als ihr süsses Parfüm erneut meine Sinne vernebelt.
«Man, krieg dich wieder unter Kontrolle», befehle ich mir in Gedanken und konzentriere mich im Verlaufe des Spiels darauf, so viel Abstand zu Rose zu halten wie es nur geht. Was mir nicht sonderlich gelingt. Ein paar Mal bilde ich mir ein, dass sie sich absichtlich ein wenig näher neben mich stellt als nötig, da ausser uns niemand neben dem Billardtisch steht.
Schlussendlich verlieren wir das Spiel klar, was an meiner mangelnden Konzentration und an Rose phänomenalen Billardkünsten liegt. Doch wir lachen nur, was Ayden mit einem verwirrten Gesichtsausdruck quittiert, da ich sonst immer gewinnen möchte.
Einige Zeit später kommt Josh auf uns zu, als ich gerade etwas Lustiges erzähle und Rose neben mir auf dem Sofa schallend zu lachen beginnt.
«Können wir gehen? Ich habe morgen ein Spiel zu gewinnen und brauche genügend Schlaf.»
Rose nickt augenblicklich und ich stehe auf.
«Man sieht sich», rufe ich in die Runde und werde von lauten Abschiedsrufen zur Tür hinausbegleitet.
«Wann hast du das Spiel?», fragt Rose von der Rückbank aus und ich betrachte sie kurz im Rückspiegel.
«Am Abend. Kommst du vorbei?» Josh versucht nett zu klingen, doch ich weiss, dass er aus unergründlicher Weise auf uns beide wütend ist.
«Nein, ich kann nicht. Am Abend gehe ich mit Carlos aus.» Ich höre Rose an, dass sie von Joshs zickiger Antwort irritiert ist.
Ach ja, das Date. Ich möchte es mir nicht eingestehen, doch ich möchte nicht das Rose hingeht, was keinen Sinn ergibt.
«Ach so ist das», meint Josh wissend und guckt mich provozierend an, als ich den Blick von der Strasse abwende und ihn ansehe. Dieser Typ macht mich rasend.
Ich drossle das Tempo nicht und fahre viel zu schnell in die Kurve, sodass wir in unseren Sitzen herumgeschleudert werden. Erschrocken keucht Rose auf und Josh stützt sich fluchend am Fenster der Beifahrertür ab.
«Bist du völlig irre geworden?», faucht er mich an und als ich nicht antworte lässt er sich wie ein trotziges Kind zurück in den Sitz fallen und wir legen den Rest der Fahrt schweigend zurück.
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