Kapitel 40

Durch ein nervtötendes Rütteln an meiner Schulter wurde ich wach.
"Wach auf, wir müssen bald in den Trainingsraum", sagte mir eine Stimme, sofort erkannte ich, dass es Jasons war. Langsam und stöhnend öffnete ich meine Augen.

"Wie viel Uhr ist es?", flüsterte ich, während ich darauf wartete, dass meine Sicht klarer wurde. "In einer halben Stunde ist sechs, also hast du noch genau dreißig Minuten Zeit um dich fertig zu machen und das hier zu essen", teilte er mir mit. Verwirrt richtete ich mich auf und erhaschte einen Blick auf ein Tablett. Es war gefüllt mit Croissants, verschiedenen Aufstrichen und zahlreichen Obstsorten. Bei diesem Anblick lief mir förmlich das Wasser im Mund zusammen und ich versuchte mir einen Plan auszudenken, in dem ich alles davon verschlingen konnte.

Begeistert drückte ich Jason einen sanften Kuss auf seine Wange. "Dankeschön", hauchte ich ihm ins Ohr, weswegen er mir ein strahlendes Lächeln schenkte . Im nächsten Moment machte ich mich schon über das Essen her.

"Ich frage mich, wie unser heutiges Training aussehen wird", meinte Jason, während er mir gerade köstlich aussehenden Orangensaft in ein Glas einschenkte. "Keine Ahnung, aber ich denke es wird anstrengend", antwortete ich und stöhnte schon alleine bei dem Gedanken daran leise auf.

Nachdem wir fertig gefrühstückt hatten, ging ich noch kurz unter die Dusche. Endlich hatte ich mal wieder einen ruhigen Moment, einen Moment indem ich nachdenken konnte, ohne, dass ich mich davor fürchten musste, dass jeden Moment wieder etwas Schreckliches passierte.

Wenn ich jetzt nachdachte, dann würde ich alles dafür geben, um wieder meinen alten, langweiligen Alltag zu leben. Allerdings würde ich alles anders machen, ich würde so leben, wie es Seline von mir erwartet hätte. Niemals hätte ich jeden Tag, in meinem eintönigen Zimmer verbracht und darauf gewartet, dass das Unmögliche passiert. Das sie wieder zurück kommt, und mir zeigt, was es heißt zu leben.

Auf einmal klopfte es an der Tür, während ich meine Augen verdrehte stellte ich das Wasser hinaus und schnappte mir das weiche Handtuch, welches ich extra neben der Dusche platziert hatte. Schnell öffnete ich die Tür, Jason stand vor mir.

"Wir müssen los", sagte er, während er auf die alte Uhr deutete, die an seiner Wand hing. Wir waren bereits fünf Minuten zu spät und ich wollte gar nicht an die Konsequenzen denken, die unsere Unpünktlichkeit mit sich brachte. Mein Puls schoss automatisch in die Höhe, denn ich wusste zu welchen Mitteln die Wachen hier fähig waren. Ich wollte es nicht darauf ankommen lassen.

Ohne nachzudenken ließ ich mein Handtuch fallen und griff nach meinem Trainingsanzug.

Plötzlich hörte ich jemanden pfeifen und mir wurde bewusst, dass ich gerade nackt vor Jason stand. "Nicht schlecht", meinte er lachend. Ein wenig beschämt ignorierte ich sein Kommentar und schlüpfte so schnell wie möglich in den schwarzen Anzug.

"Ich bitte dich. Nicht schlecht ist reichlich untertrieben", ohne ihm noch einmal ins Gesicht zu blicken, drückte ich mich an ihm vorbei und eilte durch die Gänge.

Ich bemerkte, wie er nur wenige Zentimeter hinter mir lief. "Du hast Recht, perfekt würde es besser beschreiben", verbesserte er seine Worte von vorhin.

Triumphierend drehte ich mich in seine Richtung und zwinkerte ihm zu.

Als wir den Raum betraten, warteten schon alle auf uns. Luke sah mich ängstlich an und schüttelte den Kopf. Schnell warf ich ihm einen verwirrten Blick zu und stellte mich neben ihn. Ich musterte den Raum und bemerkte, dass noch keine Wachen da waren. Jason und Ich hatten wohl Glück im Unglück gehabt.

Doch plötzlich wurde ich von jemandem gepackt und wieder weg gezerrt. Voller Verzweiflung trat ich um mich, doch die Person die mich festhielt, verstärkte den Griff nur noch.

Schnell sah ich mich im Raum um, während ich immer noch wild mit meinen Beinen zaoppelte. Am anderen Ende stand Wache Jones, auf seinen Lippen lag ein triumphierendes Lächeln, welches ich ihm in diesen Moment am Liebsten ausreißen würde. Als ich nach rechts sah, erstarrte ich, denn Jason wurde ebenfalls festgehalten. Sofort sackte mein Herz in meine Hose. Wieso hielten sie ihn fest? Was wollten sie mit Jason machen?
Der Rest unseres Teames stand starr an der Wand und tat rein gar nichts, allerdings konnte ich ihnen das ganze nicht übel nehmen, denn ich wusste nicht wie ich reagiert hätte.

Unser Chef lief auf uns beide zu, denn mittlerweile standen Jason, die restlichen Wachen und ich nebeinander. Wütend strampelte ich noch einmal, aber schließlich gab ich auf, denn die Person die hinter mir stand, war wie ich mittlerweile bemerkt hatte deutlich stärker als ich.
Direkt vor uns blieb Wache Jones stehen. "Irgendeine Ausrede, oder warum kommt ihr neun Minuten zu spät zum Training?", er sah abwechselnd zwischen mir und Jason her. Ich schwieg für einen Moment, doch bevor ich die Wahrheit sagen konnte, meldete sich Jason zu Wort.

"Wache Jones, es war meine Schuld. Ich hatte einen schrecklichen Albtraum und, ich- ich musste weinen, weswegen Celia mich einfach nur tröstete. Es war meine Schuld", entsetzt sah ich ihn an, stumm erwiderte er meinen Blick.

Gerade wollte ich die Lippen aufmachen, ihm widersprechen und die Wahrheit sagen, jedoch schüttelte er einfach nur den Kopf.

"Ach, ist das so?", fragte Wache Jones, während er fragend seine Augenbrauen, in die Höhe streckte.
"Ja", flüsterte ich leise, den Blick auf den Boden gewandt, damit er nicht merkte, dass ich lügte. Ich wusste nicht, wieso ich überhaupt lügte, wieso ich nicht dagegen protestierte und es zuließ, dass Jason die Schuld auf sich nahm. Vielleicht war es die Angst, die Angst davor, dass mir das gleiche passieren würde wie Leila.

"Dann werdet ihr mir das wohl verzeihen", blitzschnell zog Wache Jones einen Elektroschocker hervor und drückte ihn an Jasons Bauch.

Den nächsten Ton den ich hörte, war schrecklich. Jason brüllte laut auf, die Tränen stiegen mir in die Augen, die Wut kochte in meinem Inneren, warum war ich so egoistisch? Gerade, als er zum zweiten Mal ansetzen wollte, begann ich wie eine Verrückte zu strampeln.
"Aufhören, sofort aufhören", schrie ich. "Er ist nicht Schuld."

"Celia, lass es", Jason sah mich mit einem mahnenden und zugleich traurigen Blick an, allerdings ignorierte ich ihn diesesmal. Ich wollte nicht, dass er aufgrund meines eigenem Fehlverhalten an Schmerzen litt.

"Es war meine Schuld, ganz allein meine", flüsterte ich. Interessiert an meinem Geständnis, wand er sich von Jason ab und ging in meine Richtung. Er fuhr mir über meiner Wange, schnell schloss ich die Augen damit ich es nicht mitansehen musste. Es war widerlich und es ließ mir einen nicht angenehmen Schauer über den Rücken gleiten.
"Finger weg", fauchte Jason mit einer tiefen Stimme, allerdings brachte er ihn nicht dazu aufzuhören.
Die Wache fuhr an meinem gesamten Körper entlang, er ließ keine einzige Stelle aus. Mir liefen die Tränen über die Wangen, genau das Gleiche hatte er mit Leila gemacht, das Gleiche, bloß viel schlimmer.

Plötzlich hörte er auf mich zu berühren. "Lasst sie los, sie müssen doch noch fit für ihr Training sein", befahl er unseren Aufpassern.

Schnell öffnete ich meine Augen wieder und in meinem Blickfeld, sah ich nur noch, wie sich Wache Jones mit einem abartigen Gesichtsausdruck über die Lippen leckte.

"Alles okay?", fragte ich an Jason gewandt, er sah mich nur noch wütend an.
"Hör mir zu, das machst du nie wieder", antwortete er. Ärgerlich schüttelte ich den Kopf.
"Du bist nicht mein Bestimmer, tut mir leid, dass ich wollte, dass du nicht für meine Fehler büßen musst", ohne auf eine Antwort zu warten, ging ich meinem Team hinterher, denn sie liefen gerade in den Trainingsraum.

"Herzlich Willkommen Team 362", die allzubekannte Roboterstimme begrüßte uns.

Ich spürte, wie Jason nach meiner Hand griff, natürlich war ich noch ein wenig enttäuscht von ihm, jedoch wollte ich nicht einen unnötigen Konflikt provozieren, weswegen ich die Handlung zuließ.

"Wie ihr wisst, müsst ihr nicht nur gut schießen können, sondern auch geschickt ausweichen können. Heute haben wir einen Test vorbereitet, der eure Geschicklichkeit prüft und verbessern sollte. Stellt euch auf die fünf roten Punkte, die gleich am Boden erscheinen werden und wartet auf euer Signal. Viel Glück."

Wie gewünscht, stellte ich mich auf den Punkt, der tatsächlich, wie aus dem Nichts auftauchte und wartete auf das Signal.

"3,2,1", und es ertönte das schrille Piepen.

Ich weiß nicht, wann das nächste Update kommen wird, da ich drei Arbeiten schreibe und gleichzeitig krank im Bett liege. Aber ja.. noch (vorrausichtlich) 4 oder 5 Kapitel bis Teil 2!

Frage zum heutigen Kapitel: von welchem Charakter möchtet ihr gern mehr sehen?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top