{||}Kapitel 4
Mit aufgerissenen Augen, sah ich nun auch auf meine Waffe, die ebenfalls rot aufblinkte. Ich sah mich schnell um, ich konnte noch niemanden erkennen. Jason deutete auf die Bäume und Büsche die hinter uns standen und ich verstand. Wir sollten uns hinter ihnen verstecken, so wie es uns Jones beibrachte. Schnell ging ich hinter einem breiten Busch in Deckung, Jason ebenfalls.
"Schau du nach hinten, sie könnten von überall kommen", flüsterte er mir ins Ohr und ich nickte schnell. So leise wie möglich drehte ich mich um, jedoch war es nicht ganz einfach, denn das raschelnde Laub könnte jedem meine aktuelle Position verraten. Mit einem schnell klopfenden Herzen sah ich mich um, noch immer konnte ich niemanden erkennen. Die Waffe war direkt vor mich gerichtet, ich war bereit, zumindest hoffte ich das.
Plötzlich ertönte der erste Schuss, er kam nicht aus meiner Richtung, sondern von einer anderen. Schnell und aufmerksam drehte ich mich um, die Waffe stets vor mich gerichtet. Dann sah ich sie, drei bewaffnete Soldaten, die den Busch hinter dem Tyrone sich befand, als Visier nahmen.
"Sie haben uns noch nicht gesehen Celia", flüsterte Jason. Schnell nickte ich, doch mein Herz pochte voller Sorge, Mitgefühl und Angst. "Wenn ich 3 sage, dann stehen wir auf. 3 Schüsse und 3 Treffer, verstanden?"
Ich nickte erneut und wartete darauf, dass er anfing zu zählen. Vermassel es nicht Celia, vermassel es nicht. "1," er begann zu zählen. Du musst dich nur konzentrieren, einfach nur konzentrieren, das sind Soldaten, nur Soldaten, keine unschuldigen Menschen. "2", fuhr er fort. Zielen, schießen, zielen, schießen", flüsterte ich mir ein. "Und 3", sagte er. Sofort sprang er auf und begann zu schießen, ich jedoch nicht.
Ich schaffte es nicht, ich schaffte es nicht einen Menschen umzubringen, einen Menschen, der sich kaum von mir unterschied, wir waren doch alle nur Menschen.
Ich spürte, wie mir eine Träne die Wange hinunter lief. Ich war ein Feigling, ich war so schwach. Im nächsten Moment richtete ich mich auf, damit ich doch noch etwas ausrichten konnte. Doch es war schon zu spät. Auf dem Boden lagen die drei Männer. Einer mit unzähligen von Pfeilen an sich. Die anderen beiden sahen noch schlimmer aus. Jason hatte sie getroffen. Ihre Körper zuckten noch, doch ihre Augen waren so leer, nicht mehr lebendig. Aus ihren Mündern lief Schaum, von hier sah er rosafarben aus.
Erschrocken presste ich mir die Hände vor den Mund, mir wurde kotzübel, mein Kopf begann zu dröhnen.
"Irgendjemand verletzt?", brüllte Jason. Ich hörte, wie alle anderen 'Nein' rufen.
"Tut mir leid", sagte ich a Jason gewandt, ich war enttäuscht von mir, doch zur selben Zeit auch erleichtert. Ich war erleichtert darüber, dass ich noch keine Mörderin geworden war. "Ist okay, aber das nächste Mal", ich unterbrach ihn, indem ich ihn hastig einen Kuss auf die Lippen drückte. "Darüber will ich noch gar nicht nachdenken, okay?", wisperte ich, noch immer schockiert.
Hand in Hand liefen wir zu den anderen. Auf dem Weg gingen wir an den Leichen vorbei, mittlerweile zuckten sie nicht mehr. Beide Männer waren tod. Ob sie Familie hatten? Ob sie Kinder hatten? Ob sie genauso endeten, wie ich, weil sie einen geliebten Menschen verloren hatten?
Auch Tyrone hatte einen sichtlich erschrockenen Gesichtsausdruck aufliegen. "D-das war so knapp", stotterte ich.
"Wir laufen jetzt los, so schnell wir können und wir achten alle auf unsere Waffen. Wenn sie blinken, dann sagt ihr durch ein Flüstern bescheid und wir gehen auf Position. Wenn einer angegriffen wird, dann werden die anderen helfen, ohne darüber nachzudenken, verstanden? Wir werden erst anhalten, wenn wir eine angemessene Bleibe gefunden haben. Los gehts", befahl er. Ich wusste nicht warum, aber ich fühlte mich durch seine Worte angegriffen. Wie konnte er davon ausgehen, dass jeder einfach so Menschenleben auslöschen konnte? Aber einerseits wusste ich, dass er Recht hatte, wir konnten nicht alle so rücksichtslos wie ich handeln. Sonst würden wir alle sterben.
Nachdem wir schon eine Weile liefen, machte sich meine Menschlichkeit zu bemerken. Mein Magen knurrte, ich hatte Hunger, außerdem fingen meine Beine an zu schmerzen, mittlerweile hatte ich keine Ahnung mehr, wie lange wir schon liefen. Wahrscheinlich schon mehrere Stunden, denn die Sonne fing gerade an, hinunter zu gehen. Ich war so erschöpft, die Last des Rucksackes, auf meinem Rücken, war ich nicht gewohnt. Mein ganzer Körper schmerzte und ich wusste nicht, wie ich diese Situation noch länger aushalten sollte.
Die ganze Zeit über hatte niemand geredet, wahrscheinlich ging es gerade jedem so wie mir. Wir versuchten alle, das gerade Geschehene zu verkraften. Versuchten zu vergessen, dass wir alle drei Menschenleben auf dem Gewissen hatten.
Erneut knurrte mein Magen. Genervt griff ich nach meiner Wasserflasche, die sich in der Seitentasche meines Rucksackes befand und nahm einen großen Schluck, nur um daraufhin zu bemerken, dass mein Vorrat an Wasser ausgegangen war.
"Neuer Plan, wir suchen uns erst eine neue Wasserquelle und dann eine Bleibe. Lange mache ich das ohne Flüssigkeit nämlich nich mit", sagte ich. Niemand widersprach mir.
Tyrone hatte mit seiner Vermutung vorher Recht behalten. Die ganze Zeit über, blinkten unsere Waffen nicht ein einziges Mal. Wir liefen wahrscheinlich direkt aus der Gefahrenzone, vielleicht schafften wir es so eventuell ein paar Monate zu überleben. Aber was dann? Wir hatten weder Geld, noch Ausweise. Wie sollten wir jemals wieder ein Leben anfangen können?
Plötzlich hörte ich ein Geräusch, ein Geräusch, dass ich durch Selines und meine Ausflüge früher, bestens kannte. Das Geräusch von Wasser, irgendwo hier muss es Wasser geben. Ohne auf meine schmerzenden Füße zu achten, hörte ich ganz allein auf mein Gehör und folgte dem lauten Plätschern. Vermutlich war es ein Bach, der durch den Wald floss. Die anderen folgten mir.
Als ich den kleinen Bach sah, war ich erleichterter als je zuvor, das Wasser kam uns so gelegen. Schnell ließ ich mich am Rand des Baches nieded und spritzte mir die kalte Flüssigkeit ins Gesicht. Tempestasa war schon immer für seine Wärme bekannt. Danach füllte ich mir meine Flasche bis zum Rand, als ich mich umsah, bemerkte ich, dass die anderen das gleiche taten.
"Ich denke, wir sollten uns hier in der Nähe einen Unterschlupf suchen. Dann haben wir wenigstens eine Wasserquelle. Es wird schon dunkel und ich denke nicht, dass wir uns dann noch irgendwo rumtreiben sollten", schlug Jason vor. Wir alle nickten zustimmend, besonders Ich war wohl erleichtert, denn meine Füße würden sicherlich nicht mehr lange mitmachen.
Ein erneutes Mal bückte ich mich, damit ich mir ein wenig Wasser ins Gesicht spritzen konnte. Als ich diesesmal wieder aufsah, sah ich jedoch etwas, was zu einem Ereignis führte, welches ich nie wieder vergessen werde.
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