Kapitel 36
"Wie ihr wisst, seid ihr nicht wie jedes andere Team. Ihr bekommt eine bessere Ausrüstung, eine bessere Verpflegung und natürlich das beste Team. Natürlich habt ihr auch die Aufgabe, die darin besteht euer Teammitglied Luke Tomlinson mit eurem Leben zu verteidigen. Aber wir können uns natürlich nicht nur auf eine Horde an Teenagern verlassen, weswegen wir einzigartige und noch sehr seltene Waffen produziert haben. Diese werden euch jetzt vorgestellt. Wache Scritch bitte eintreten."
Ein winziger Mann trat in den Raum, in seinen Händen befand sich ein riesiger Koffer. Hinter ihm tauchten weitere Männer auf, alle trugen einen weiteren schwarzen Koffer in den Händen, manche waren größer, andere wiederum waren kleiner.
"Team 362, es ist mir eine Ehre euch unsere neuste Technologie vorzustellen. Ich selbst habe an der Entwicklung und Verbesserung der einzelnen Geräte teilgehabt und bin stolz darauf jetzt sagen zu können, dass wir kleine Perfektionen erschaffen haben. Selbst ein Bauer würde damit töten können", er lächelte in die Runde. Sein Lächeln war kein warmes, sondern widerwärtig.
Mir selbst war allerdings gar nicht zum Lächeln zu Mute. Mit jeder Sekunde wurde mir noch mehr bewusst, wofür wir hier ausgebildet werden. Egal wie oft ich es noch verdrängen wollte, egal wie oft ich noch Hoffnung schöpfte. Es wird dazu kommen, es wird dazukommen, dass wir auf einem Schlachtfeld stehen und um unser Überleben kämpfen müssen.
Oder wir werden Jasons Plan durchziehen und uns einen Unterschlupf suchen. Wenn wir bis dahin nicht umgebracht werden. Neuste Waffen hin oder her, gegen eine Schusswunde im Herz oder im Kopf, kann selbst die neuste Technologie nichts ausrichten.
"Bevor wir euch die erste Waffe vorstellen, gibt es eine kleine Information für euch. In jeder Waffe Aquarias wurde ein winziger Chip eingebaut. Dieser Chip erkennt jede andere Waffe die aus dem gleichen Erdteil stammt, jede andere Waffe wird als Fremdkörper angezeigt. Wenn euch ein Feind näher kommt, dann werden eure Waffen für wenige Sekunden rot aufblinken. Seid also wachsam."
Der Mann, leider konnte ich mich nicht mehr an seinen Namen erinnern, griff nach dem Koffer den er vor wenigen Momenten vor sich abgestellt hatte.
"Das ist unser erster Meisterstück", langsam öffnete er den Koffer. Er tat so, als würde in dem Koffer irgendetwas Positives drin stecken, allerdings befand sich darin nur ein Stück Metall, dass mich und alle anderen Jugendlichen in diesem Raum zu Mördern machen wird. Er offenbarte ein großes Gewehr, es sah genauso aus wie jedes andere auch.
"Dieses Meisterstück, zerreißt eure Gegner in hunderte von kleinen Stücken. Es befinden sich lauter kleine Messer darin, ihr müsst einfach nur einen Knopf drücken und ein wenig zielen können", er lächelte wieder in die Runde, allerdings stockte mir bei seinen Worten der Atem. Ich sollte nicht nur lauter Unschuldige töten, nein, ich sollte mit zusehen, wie ein Körper in hunderte an Einzelteilen zerfetzt wird. Wie sollte ich das meistern? Wie sollte irgendjemand diese schrecklichen Dinge mitansehen?
"Kommen wir zur nächsten Waffe", einer der anderen Wachen überreichte ihm einen weiteren Koffer. Dieser war deutlich kleiner, nicht viel größer als eine kleinere Handtasche. "Das hier ist auch ein Prachtexemplar", er nahm eine kleine Pistole heraus. Sie erinnerte mich, an die Wasserspritzpistolen mit denen, ich und Seline damals immer spielten. "Diese Waffe ist etwas für Leute, die besser zielen können. Jason zum Beispiel. Wenn ihr etwas bewirken wollt, dann müsst ihr euren Gegner genau ins Herz treffen, kleine Abweichungen werden auch noch akzeptiert. Diese Waffe schießt eine kleine Kapsel in den Körper eures Gegners, binnen in Sekunden wird eine giftige Chemikalie ausgesprüht, die einen Menschen in wenigen Sekunden umbringt. Klasse, nicht wahr?", schon wieder setzte er dieses widerliche Grinsen auf. Schon wieder musste ich mich beinahe übergeben, da ich einfach nicht begreifen konnte, wie ein Mensch so besessen darauf war, andere Menschenleben auszulöschen. Wie konnte er lächeln, wenn er darüber redete, wie man andere Mitmenschen auf brutale Art und Weise ermorden wollte.
Eine Wache reichte Mister Jones den nächsten Koffer. Schnell zählte ich wie viele Koffer noch übrig waren, es waren noch zwei. Noch zwei Waffen, wahrscheinlich sind sie noch grausamer als die anderen beiden.
"Kommen wir zur nächsten Waffe. Mein persönlicher Favorit", er packte ein sehr langes Gewehr aus. "Diese Waffe ist genial. Ich habe meine ganze Freizeit darin investiert. Das Prachtstück ist mit lauter Pfeilen befüllt, diese Pfeile werden gleichzeitig abgeschossen, zehn zur gleichen Zeit. Ihr werdet euer Ziel also zu hundert Prozent treffen, wenn ihr Glück habt nicht nur einmal. Ist das nicht toll?", bedrückt griff ich nach Jasons Hand. Dieser Tag war einer der Schlimmsten die ich jemals erlebte. Ein missglückter Ausbruch, ein Vertrauensbruch, eine Hinrichtung direkt vor meinen Augen, irgendetwas war mit Leila passiert und jetzt das hier. Was sollte denn noch passieren?
Noch vor wenigen Monaten hatte ich gedacht, dass mein Leben schon seinen Tiefpunkt erreicht hatte, dass es nicht mehr schlimmer ging. Doch diese Szenarien die sich in den letzten Wochen abspielten, zerstörten meine Gedanken. Es ging immer schlimmer. Nicht einmal diese Ausbildung, die mich zu einem Mörder, zu einem Verbrecher ausbildete, ist das Schlimmste. Auf gar keinen Fall, denn das Schlimmste wartete noch. Der Krieg. Jede Sekunde werde ich mit der ständigen Angst leben, dass wir angegriffen werden. Jeden Moment musste ich daran denken, wie ich Luke im Ernstfall beschützen könnte. Wie ich Jason beschützen könnte, denn ich wollte nicht, dass er stirbt. Nicht er. Er war mir wichtig, denn er war der Erste der mir eine Chance gab. Der Erste der mir nicht den Rücken zuwand und sich wahrhaftig für mich interessiert hatte. Selbst wenn es anfangs nur sein Job war, das was wir jetzt hatten war kein Job, es war eine intensive Bindung.
"Jetzt kommen wir leider auch schon zur letzten unserer Waffen", er holte eine normal aussehende Pistole aus einem Koffer und hielt sie in die Höhe, "dieses Gerät ist heiß. Und wenn ich heiß meine, dann meine ich heiß. Damit ist nicht zu spaßen, denn euer Opfer wird durch nur einen einzigen Knopfdruck in Flammen geworfen. Kein schöner Tod, normalerweise wünsche ich es niemanden, aber im Krieg geht es nicht anders. Es kann nur einer der Sieger sein, nicht wahr?", ein weiteres Lächeln von ihm, ein weiteres Würgen von mir.
"Auch wenn ihr jetzt sicherlich begeistert seid, diese Waffen sichern nicht euer Überleben. Ihr müsst eure Teamarbeit, Konzentration, Taktik, Ausdauer und so vieles mehr üben. Das dort draußen ist kein Zuckerschlecken, das verspreche ich euch. Falls es zu äußersten Notfällen kommt und einer von euch angeschossen wird, dann haben wir auch eine Hilfe für euch. Wir haben eine Salbe entwickelt, die Schusswunden heilt, wenn ihr noch lebendig seid", als er die Sache erwähnte, riss ich meine Augen auf. Meinte er etwa die Salbe, die mir diese schrecklichen Albträume brachte?
"Leider hat diese Salbe auch eine schlechte Nebenwirkung. Ihr werdet für eine geraume Zeit, an Albträumen leiden müssen. Euch werden eure schlimmsten Ängste in euren Träumen jagen. Aufgrund dessen solltet ihr versuchen euch nicht treffen zu lassen. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit Team 362. Es ist mir eine Ehre euer Chef zu sein."
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