Kapitel 32
Seit Stunden saßen wir zu viert in diesem eisigen Raum. Das einzige was sich in dem Raum befand war ein Heizkörper, der wie es scheinte allerdings nicht funktionierte. Die Wände waren weiß, der Boden grau gekachelt. Der Raum war so trostlos wie meine Stimmung. Ich hatte meine Hoffnung verloren.
Genauso wie den Glauben an mein Menschenkenntnis. Niemals hätte ich erwartet, dass Jasmine so handeln würde. Die kleine, unschuldige, stille Jasmine. Was sie wohl gerade machte? Wahrscheinlich gemütlich in ihrem neuen zu Hause sitzen und ihr freies Leben genießen. Wieso sie die Tür schloss wusste ich immer noch nicht. Mir fiel kein Grund ein, kein einziger. Warum wollte sie uns die Chance auf ein Leben rauben, warum hatte sie uns umgebracht?
Ab und zu hörte man Gespräche vor der Türe, allerdings nur kleine Fetzen. Manchmal schnappte ich Wörter wie Ermordung, erschießen oder heute auf. Jedes Mal lief mir ein kalter Schauer über den Rücken und jedes mal verfluchte ich Jasmine dafür, dass sie uns zurück ließ. Das sie nur an sich dachte, obwohl wir es alle geschafft hätten.
"Ich hätte dieses Gör schon lange abknallen sollen. Macht einen auf lieb und niedlich und bringt dann so eine Aktion", Leila sprang auf und lief schnell hin und her, "sie war ein totaler Psycho und niemand von uns hat etwas bemerkt."
"Komm runter Leila, wie hätten wir es erkennen können. Niemand hätte Verdacht geschöpft", sagte Jason mit einer ruhigen Stimme.
"Sie hat uns alle umgebracht, selbst wenn sie es nicht mit ihren eigenen Händen tat. Ihr glaubt doch nicht, dass wir nach so einer Tat noch am Leben bleiben dürfen. Wir waren so kurz vor dem Ziel", plötzlich fing sie an zu schreien. Sie schrie so laut sie konnte.
"Kommt doch, kommt doch und holt uns. Wir sind doch sowieso schon tot, auf was wartet ihr noch?", wild fuhr sie sich durch ihre braunroten Haare. Niemand machte Anstalten sie zu stoppen, denn wie immer hatte Leila Recht. Zumindest in solch ernsten Situationen.
Tatsächlich wurde die Tür aufgerissen. Ein großer und breit gebauter Mann stand vor uns. Seine Miene war finster, zeigte keinerlei Reaktionen.
"Team 362, folgt mir", befahl er. "Wer versucht zu fliehen wird ohne Vorwarnung erschossen", fügte er noch hinzu.
Zögerlich stand ich auf und folgte den Anweisungen der Wache. Die anderen taten das gleiche und folgten still dem Befehl. Ein kleines bisschen Hoffnung machte sich in mir breit, denn wenn wir sterben sollten, dann wäre es doch schön langst dazu gekommen.
Wir befanden uns noch immer in unserer Hütte und liefen durch die Gänge.
"Was passiert mit uns?", fragte Leila. Natürlich bekam sie keine Antwort, wir liefen stumm hinter dem furchteinflößenden Mann her, bis wir im Gemeinschaftsraum ankamen.
Vor der Tür die in den Trainingsraum führte kniete eine Person. Über ihrem Gesicht befand sich eine schwarze Stofftasche. Hände und Füße waren fest aneinander gebunden. Der Blick war nach unten gemerkt und ich schluckte ängstlichen. War das Wache Lang?
Plötzlich öffnete sich die Tür aus der wir gerade kamen. Ein großer und schlanker Mann betrat den Raum, gefolgt von zwei maskierten Wachen. Beide hatten große Gewehre in der Hand. Der große Mann war unbewaffnet, auf seinen Lippen lag ein gehässiges Lächeln.
Er nahm auf dem Sessel Platz und musterte uns.
"Das ist also Team 362", er zog die Augenbrauen in die Höhe, "ich hatte mir euch ein wenig anders vorgestellt. Aber ihr seid ja nur Kinder." Er lachte laut auf, verstummte allerdings, da niemand mit einstimmte.
Er drehte sich um und entdeckte die Person die auf dem Boden kniete. Schnell machte er einige Zeichen, woraufhin die anderen Männer dem Unbekannten die Tasche vom Kopf zogen. Wie ich vermutete war es Wache Lang, der dahinter steckte.
Sein Blick war voller Wut und Trauer gleichzeitig, er musterte den Raum. Für einige Sekunden blieb sein Blick an mir hängen. Mit seinen Lippen formte er ein 'Entschuldigung'. Schnell wand ich meinen Blick ab. Natürlich war mir bewusst, dass er nicht der Schuldige war, denn er wollte uns nur helfen. Dennoch war er der jenige der uns auf diese waghalsige Idee brachte. Wenn er nicht mit dem Vorschlag angekommen wäre, dann würden wir höchstwahrscheinlich nicht in dieser Situation stecken. Trotzdem tat er mir leid und es tat mir weh ihn in dieser Situation zu sehen.
"Wache Lang", der fremde Mann räusperte sich. "Achtzehn Jahre lang waren sie im Dienst für König Mason, wir dachten wir könnten Ihnen vertrauen, haben Ihnen eines unserer besten Truppen übergeben und jetzt enttäuschen Sie uns auf so eine grausame Art und Weise?", während der Mann redete, schüttelte er einige Male unglaubwürdig mit dem Kopf.
"Das was wir tun ist nicht richtig, sieh sie dir doch an, es sind nur unschuldige Kinder", verteidigte er sein Verhalten. Ein weiteres Mal schüttelte der Große seinen Kopf.
"Wüsstest du den Plan, dann hättest du das nie getan", zischte er leise, allerdings noch laut genug, sodass ich es hören konnte. Sofort wurde ich hellhörig, von was für einem Plan sprach er?
"Aber nun gut, ich gebe dir die Chance dich zu erklären", meinte er, während er mich und die anderen immer noch streng musterte.
"Ich bekenne mich schuldig, ich habe alle Wachen umgebracht. Diese Kinder habe ich nur mitgenommen, damit ich nicht alleine kämpfen musste. Ich habe sie gezwungen und sie haben rein gar nichts damit zu tun. Es war alles mein Plan", sagte er mit lauter Stimme.
Für einen Moment blieb mir mein Mund offen stehen, er wollte uns tatsächlich verteidigen. Vor wenigen Tagen noch hätte ich gesagt, dass Wache Lang eine der schrecklichsten Personen ist, die ich je kennenlernte. Jetzt würde ich sofort das Gegenteil behaupten. Diesen Mut, den er gerade zeigte war unfassbar hoch.
"Stimmt das?", fragte er jetzt an uns gewandt. Eifrig nickte ich, jedoch nicht ohne mich im Hinterkopf ein wenig schuldig zu fühlen.
Er öffnete seine Hand. Sofort eilte eine seiner Angestellten zu ihm und übergab ihm eine Waffe. Er stand auf und kam lächelnd auf mich zu.
Direkt vor mir blieb er stehen. Ich spürte wie Jason unsere Finger miteinander verschränkte.
"Stimmt das was er behauptet", flüsterte er. Sein schlechter Atem brachte mich beinahe dazu mich vor ihm zu übergeben.
"J-ja", stotterte ich. "Wie bitte?", er zog seine Augenbraue in die Höhe. Jason strich mir behutsam über meine Finger. "Ja", wiederholte ich diesesmal lauter.
"Dann bleibt mir jetzt wohl nichts mehr anderes übrig, als dies zu tun", er richtete die Waffe auf Jason.
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