{||} Kapitel 27

Die Blonde Frau ging mit einem übertriebenen Hüftschwung direkt vor mir und ich konnte nicht anders, als aufgrund dessen an Leila zu denken. Diese Bewegung hatte mich früher immer an ihr gestört, aber jetzt würde ich alles dafür tun um sie noch einmal so laufen zu sehen. "Ich weiß nicht, ob ich es dir schon gesagt habe, aber mein Name ist übrigens Tess. Tess Zwin", teilte mir meine Aufpasserin mit. Ich wusste nicht wieso, aber auf irgendeine Art und Weise kam mir ihr Nachname äußerst bekannt vor. Ich war mir ziemlich sicher, dass heute nicht das Erste Mal war, dass ich diesen außergewöhnlichen Namen gehört hatte. Ein wenig verwirrt folgte ich ihr durch den kühlen Gang. "Haben wir uns schon einmal getroffen?", hakte ich nach, denn wir blieben gerade stehen, um den Aufzug, der sich nun vor uns befand zu betreten. Ohne mir eine Antwort zu geben, griff sie in ihrer Tasche nach einer grauen Karte und steckte sie in den Schlitz, der sich neben der Aufzugstür befand. Sofort öffnete sich die Tür, begleitet von einem lauten Piepen und Tess schritt hinein. Mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen, winkte sie sich zu sich, jedoch zögerte ich leicht. Konnte ich dieser Frau überhaupt vertrauen? Seufzend verwarf ich den Gedanken wieder und gesellte mich zu ihr. 

Die Tür schloss sich und ich bemerkte, wie eine ruhige Musik gespielt wurde. "Schätzchen, ich würde dir deine Frage gern beantworten, aber ich befürchte, dass ich nicht die Person bin, die dir das sagen sollte", antwortete sie schließlich. Verwirrt sah ich ihr in ihre eisblauen Augen, die ein wenig durch eine ihrer blonden Locken verdeckt wurden. "Wie meinst du das?", hakte ich barsch nach, ohne meinen Blick von ihr zu wenden. Diese Dinge die sie mir immer wieder erzählte, ergaben überhaupt keinen Sinn und ich hatte immer noch nicht die geringste Ahnung, wer dieses geheime Familienmitglied sein sollte. "Nein", sie lächelte kurz, "wir haben uns noch nicht gesehen, aber wir sind auch keine Unbekannten, Celia. Denk doch ein wenig nach, du kannst dir bestimmt bald die Antwort denken", ohne auf meine Antwort zu warten drängte sie sich an mir vorbei, drückte auf einen roten Knopf und die Tür öffnete sich. Für einige Sekunden blieb ich völlig durcheinander stehen. Wir haben uns noch nie gesehen, aber waren trotzdem keine Fremden? Ich sollte nachdenken um an die Lösung zu kommen? Was wollte diese Frau mir damit sagen und welche Spiele, spielte Tess hier mit mir? War das hier alles nur ein schlechter Scherz? Anders konnte ich mir diese ganze Angelegenheit einfach nicht erklären. 

"Auf was wartest du Celia?", mit diesen Worten riss mich Tess aus meiner kleinen Gedankenwelt. Mit kleinen Schritten lief ich in ihre Richtung. Wie in Station 11, waren auch hier die Wände weiß gehalten und es gab dicht aneinander liegende Türen auf jeder Seite des Raumes. Es gab nur eine Verschiedenheit und das waren die Menschen. Unzählige an verschiedenen Menschen flitzten an uns vorbei, allerdings nicht ohne Tess zuzulächeln und sie höflich zu grüßen. Ich schlussfolgerte, dass sie eine wichtige Person hier war. Plötzlich blieb Tess vor einer Türe stehen und griff erneut nach der Karte, die sich in ihrem weißen Kittel befand. Mit einem schnellen Ruck zog sie die Karte, durch einen Schlitz und ein grüner Punkt erschien. Durch eine Automatik öffnete sich die Tür und wir traten ein. Vor uns befanden sich ein riesiger Monitor, auf dem man verschiedene Bilder betrachten konnte, allerdings hatte ich nicht viel Zeit  ihn genauer zu mustern . Vor den Monitoren befand sich ein Schreibtischstuhl, auf dem eine zierliche, braunhaarige Frau saß. Sie hatte uns anscheinend nicht bemerkt, denn sie war noch immer ganz versunken in die vielen verschiedenfarbigen Knöpfe, die sich vor ihr befanden. "Marcia", sagte Tess auf einmal in einer etwas lauteren Stimme als üblich. Wie von einer Tarantel gestochen zuckte sie zusammen und drehte sich in unsere Richtung. "Oh, Hallo Tess und du- du musst Celia sein", blitzschnell war sie auf ihren Beinen und lief mit großen Schritten in unsere Richtung. Ich war noch ein wenig verwirrt darüber, dass sie wusste wer ich war, aber ich versuchte es zu ignorieren.

"Ich bin Marcia Flynn", lächelnd reichte sie mir ihre Hand und ich schüttelte sie. Ihr Name kam mir bekannt vor und wenige Sekunden Sekunden später wusste ich auch wieso. War sie etwa die Tochter von König Flynn? "Ja, richtig gehört Marcia Flynn, Tochter von König Flynn", sie hatte wohl an meinem Blick erkannt, dass ich ein wenig verblüfft war. Ich grinste leicht, "ich bin Celia Summer." Auf einmal begann sie an laut aufzulachen. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und musterte sie, hatte ich etwas Lustiges gesagt und hatte es einfach nicht realisiert? "Keine Sorge, ich weiß wer du bist, ich musste, oder ich durfte mir die letzten Wochen genug Geschichten über dich anhören. Du bist noch viel schöner, als sie es mir erzählt hatte", erklärte sie mir. Mit jeder Sekunde, in der sie redete wurde ich mehr durcheinander. Was für Geschichten und vor allem wer hatte ihr diese Geschichten erzählt? Wer war dieses Mysterium über welches jeder hier redete? Wieso wusste jeder bescheid, außer ich? Bevor ich fragen konnte, erklang auf einmal ein ohrenbetäubender Ton. Schützend legte ich mir meine Hände über die Ohren, aber trotzdem war das Geräusch viel zu laut. "Oh, das ist nicht gut", sagte Marcia und verschwand wieder auf ihren Platz, auf dem sie vorher saß. Ich presste mir die Hände noch fester gegen die Ohren, denn so langsam begann es zu schmerzen. Marcia drückte ein paar Knöpfe und auf einmal wurde der große Bildschirm schwarz. "Tut mir leid Celia, aber das was du jetzt sehen wirst, wird dir nicht gefallen, aber du musst wissen, dass wir hart daran arbeiten die übrig gebliebenen zu retten, auch wenn sie zum Feind gehören", informierte mich Tess. Sie legte eine Hand auf meine Schulter, wahrscheinlich wollte sie mich beruhigen aber diese ganzen Bilder hier machten mich einfach nur noch nervös. 

Plötzlich erschien ein einziges großes Bild auf einer Leinwand, es befanden sich drei Jugendliche auf dem Bild. In einer Uniform. In der Uniform Aquarias. In der Uniform, die Team 362 damals auch tragen musste. In der Uniform, in der Leila ihr Leben verloren hatte. Das waren Soldaten aus Aquaria. Mein Blick fiel auf ihre Waffen, die rot blinkten und ich wusste ganz genau was das bedeutete. Ein Angreifer war in der Nähe. Die Jugendlichen waren alle nicht älter als ich, höchstens fünfzehn, wenn nicht sogar jünger. "Wieso können wir das sehen?", hakte ich nach. Voller Besorgnis starrte ich auf den Bildschirm. Die drei Mädchen duckten sich gerade hinter einem Busch und ich konnte die Angst in ihren Augen klar erkennen. "Wir haben Drohnen auf verschiedene Teams gerichtet, Teams die wir schon ausfindig machen konnten. Ein paar unserer Hacker haben sich ins Waffenlager von Aquaria eingehackt und konnten somit Daten von 25 Teams herausfinden. Eines davon war eures. Wir konnten erst sechs Teams retten, die anderen 18 sind noch dort draußen", erklärte mir Marcia ohne auch nur einmal den Blick von dem Bildschirm zu wenden. "Warum holt ihr sie nicht dort raus? Ihr wisst doch wo sie sind, wieso holt ihr sie nicht?", hakte ich empört nach. Was war hier das Problem? Sie konnten Menschenleben retten, wieso taten sie es nicht? "Celia, du musst uns verstehen. Diese Kinder befinden sich im Krieg, wir können nicht einfach in das Kriegsgebiet einmarschieren und sie dort rausholen. Wir müssen Teams ausbilden, die bereit sind in diese Zonen einzutreten. Diese Leute riskieren ihr Leben, wenn sie dort hingehen und es sind nicht viele bereit dafür. Die meisten Menschen, die einmal im Kriegsgebiet waren, wollen nicht mehr hinein, weswegen wir immer warten müssen, bis sich genug Freiwillige melden um eine Rettungsaktion zu starten", erklärte mir Marcia.

Langsam nickte ich. Ich war hier wohl bei den Guten gelandet. "Die Mädchen auf dem Bildschirm heißen Lessie, Tatia und Mirinda. Der einzige Junge, Brandon ist vor wenigen Tagen gestorben, er hatte sie beschützen wollen uns ist dadurch ums Leben gekommen. Mirinda ist seine kleine Schwester. Jedes Team hat seine eigene kleine Geschichte", teilte sie mir mit. Sofort sank meine Stimmung noch ein wenig weiter, wie sollten sie ohne ihren Beschützer noch Chancen haben? Noch immer hockten die drei hinter dem Gebüsch. Ich spürte wie meine Beine ein wenig wackliger wurden, wieso unternahmen sie nichts? Es war klar, dass sie die Überraschung ausnutzen mussten. Sie mussten sich verteilen, auf den Gegner warten und sie so schnell wie möglich ausschalten. Wenn sie weiterhin nur dort rumsaßen, dann wird diese Sache nicht mehr gut ausgehen, da war ich mir sicher. Auf einmal verstummte das Geräusch, an welches ich mich mittlerweile gewohnt hatte wieder. "Die Angreifer sind weg, wir hatten Glück", erleichtert seufzte Marcia auf und und drückte wieder verschiedene Knöpfe auf der Tastatur, die sich vor ihr befand. 

"Es tut mir leid, dass du das miterleben musstest Celia", sagte Tess und entfernte gleichzeitig wieder ihre Hand von meiner Schulter. Gespielt gelassen zuckte ich mit meinen Schultern, "ich habe schon wesentlich Schlimmeres miterleben müssen." Mit zusammengepressten Lippen sah sie mich an und ich meinte ein wenig Mitleid in ihrem Blick zu erkennen. "Komm mit, ich möchte dir noch andere Dinge zeigen", sagte Tess an mich gewandt und ich nickte leicht.


Übrigens hat sich die kleine Pause gelohnt. Habe in meinen Prüfungen (Deutsch, Mathe, Englisch) eine 1,4 noch eine 1,4 und eine 1,5. Außerdem bin ich jetzt wieder total motiviert das Buch zu Ende zu schreiben, da ich mir aufgeschrieben habe, was genau wann passiert usw. 

Außerdem habe ich in diesem Kapitel ein wenig versucht, euch Hinweise zu geben wer das verschollene Familienmitglied ist, vielleicht hat es jemand verstanden:D Irgendwelche Vermutungen, wäre interessant mal zu hören :D

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top