Kapitel 27

Hellwach lag ich in meinem Bett. Ich wusste nicht genau was mich wach hielt. Die Angst vor den Albträumen, die zahlreichen Gedanken die durch meinen Kopf irrten oder das nervige Schnarchen von Jason.

Ich hatte ihn gebeten in der Nacht erneut bei mir zu bleiben, da er gestern das Heilmittel gegen die Träume war. Dank seiner Anwesenheit fühlte ich mich ein wenig sicher, doch trotzdem bekam ich nicht eine Minute Schlaf, denn dieser eine schreckliche Gedanke ging egal wie sehr ich es versuchte nicht aus meinem Kopf.

Ich wollte nicht sterben, ich wollte noch nicht aufhören auf dieser Welt zu sein. Selbst wenn diese Welt manchmal schrecklich war, ich wollte sie noch nicht so früh verlassen. Nicht jetzt. Jetzt wo ich eine Person gefunden habe, mit der ich einige Jahre meines Lebens verbringen könnte. Jetzt wo eines meiner Elternteile gemerkt hat, dass ihr Verhalten falsch gewesen war. Jetzt wo ich kurz davor gestanden war eine Veränderung zu vollbringen, die für unsere Nachfahren nur positive Dinge mit sich brachte. Jetzt wo ich wusste, dass jedes Leben etwas wert ist. Jetzt wo ich wusste, dass alles irgendwann besser wird.

Ich spürte wie mir eine Träne langsam über meine Wangen lief. Seit wann war ich so sensibel geworden? Wahrscheinlich, seitdem ich einen weiteren Schwachpunkt hatte.

Mir entfuhr ein kleines Schluchzen. Zu oft hatte ich in den letzten Jahren meine Gefühle unterdrückt, zu oft konnte ich mit niemandem darüber reden. Und jetzt hatte ich jemanden, aber es könnte jeden Moment vorbei sein. Jeden Moment könnten Truppen in Aquaria einmarschieren, jeden Moment könnten wir auf die Mission die unseren Tod mit sich brachte geschickt werden. Wache Lang könnte jede einzelne Sekunde hier rein platzen, das Licht einschalten und uns auf das Kampffeld schicken.

"Celia?", langsam drehte ich mich in die andere Richtung, damit Jason mich nicht in diesem Zustand sah. "Was ist los?", hakte er nach, er klang noch müde.

"Es fühlt sich alles so falsch an, ich- ich will hier nicht sein. Ich will einfach nicht weg sein", wisperte ich.

"Ich weiß wie du dich fühlen musst, denn ich fühle genau das gleiche.
Aber die einzige Sache die sich für mich in dieser Welt gerade richtig anfühlt, ist es dir meine Liebe zu schenken. Und auf diese Sache werde ich mich bis zu meinem Tod konzentrieren, ich werde dich mit meinem Leben beschützen. Celia, du wirst nicht sterben." Sanft drehte er mich wieder in seine Richtung und strich mit seinem Daumen über meine Wange.

"Wieso bist du dir da so sicher?", flüsterte ich.
"Weil ich einen Plan habe. Wir- wir werden nicht kämpfen. Sobald uns niemand mehr beobachtet werden wir fliehen. Mit oder ohne den anderen. Wir werden uns verstecken und nur kämpfen wenn es nötig ist, ich will kein Risiko eingehen. Denn ich-ich", die letzten Worte stotterte er nur noch. Verwirrt sah ich ihn an.
"Ich bin verliebt in dich." Oh.

Schnell versuchte ich die passenden Worte zu suchen, denn ich wusste wahrhaftig nicht was ich auf dieses plötzliche Geständnis antworten sollte. Mit der Wahrheit, nämlich, dass ich genauso empfinde? Auf keinen Fall. So etwas würde eine Celia Summer nie sagen.

"Ich", schnell drückte er mir seinen Finger auf die Lippen. "Es ist okay, du musst es nicht zurück sagen. Es reicht mir schon vollkommen, wenn du es mir zeigst."

Lächelnd kam er meinem Gesicht näher, striff langsam und quälend über meine Lippen, bis er mich endlich erlöste und unsere Lippen vereinte.

Ich hoffte, dass er keine Gedanken lesen konnte, denn dann würde er von den vielen verschiedenen Gefühlen die sich gerade in mir befanden erschrecken. Gefühle die ich noch nie davor gespürt hatte.

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Der wenige Schlaf den ich in dieser Nacht bekam, wurde durch ein lautes Klopfen an der Türe unterbrochen. Genervt richtete ich mich auf. Jason war ebenfalls wach geworden.
"Heute werdet ihr in Gruppen kämpfen, macht euch bereit. Es geht in zehn Minuten los."

Genervt ließ ich mich wieder in mein Kissen fallen, wie sollte ich ohne mein morgendliches Honigbrot irgendetwas Gutes zu Stande bringen? "Wir müssen aufstehen", erinnerte mich Jason. Frustriert schüttelte ich mit meinem Kopf. "Nein."

Er war bereits auf den Beinen.
"Wenn du aufstehst bekommst du einen Kuss", er versuchte verführerisch zu wirken, indem er nacheinander seine Augenbrauen in die Höhe zog, diese Aktion brachte mich allerdings nur zum Grinsen.
"Wer sagt denn überhaupt, dass ich das möchte?", böse lächelte ich ihn an und zog ebenfalls meine Augenbrauen in die Höhe.

Er zuckte nur leicht mit den Schultern.

Lächelnd stieg ich aus dem Bett und taumelte noch ein wenig erschöpft auf ihn zu. Der fehlende Schlaf machte sich durch den Schwindel den ich hatte bemerkbar. Direkt vor ihm blieb ich stehen und legte meine Arme um seinen Hals.

"Ich möchte zwei", flüsterte ich. Grinsend sah er mich an und bückte sich dann zu mir hinunter um seine Versprechung in die Realität umzusetzen.

Kurz bevor sich unsere Lippen trafen, wurde die Türe ohne Vorwarnung aufgerissen. Hastig und auch ein wenig beschämt löste ich mich von Jason, nur um Jasmine zu sehen, die schüchtern am Türrahmen stand.

"Hast du schon einmal etwas von dem Wort klopfen gehört?", motzte ich sie an.
"E- es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass er da ist. Ich habe mir nur gemerkt, dass du morgens immer Honigbrote isst u-und ich habe dir eins mitgebracht", zögerlich zeigte sie mir das Brötchen, welches sich in ihrer Hand befand. Oh.

"D-danke", stotterte ich, während ich ihr das verführerisch gut aussehende Essen aus der Hand schnappte. "Ich wollte nicht so unfreundlich sein, du hast bloß.. einen Moment zerstört."
Schnell nickte sie und verschwand im nächstem Moment schon wieder.

"Jetzt bin ich sowas von bereit für diesen Kampf", sagte ich nachdem ich mein Brot mit drei großen Bissen verschlang.
"Dann lass uns losgehen."

Diesesmal werde ich es nicht vermasseln, diesesmal werde ich besser kämpfen als gestern. Diesesmal wird alles besser.

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