{||} Kapitel 26
Sofort begann mein Herzschlag in die Höhe zu schießen. Diese drei Worte raubten mir meinen gesamten Atem und in diesem Moment fühlte es sich so an, als würde die ganze Welt stehenbleiben. Ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn Ty wegen mir von uns gegangen wäre. Blitzschnell zog ich mir meine Hose über meine dürr gewordenen Schenkel und sah Spencer anschließend besorgt an. "Was ist mit ihm Spencer, was ist passiert?", hakte ich nach, meine Stimme war am Zittern, genauso wie der Rest meines gesamten Körpers. "Oh, nein", schützend hob er die Hände in die Höhe und lächelte ein wenig, "ich bin nicht hier um schlechte Nachrichten zu überbringen. Er ist wach geworden, es geht ihm gut und sein Gesundheitszustand ist bereits verbessert. Er hat es überlebt Celia."
Ich konnte nicht beschreiben wie gut ich mich gerade fühlte. Seufzend ließ ich mich auf die harte Matratze fallen und starrte erneut an die kahle Decke. Er hatte es geschafft, er hatte bewiesen, dass er ein wahrer Kämpfer war. Er war am Leben. Wie konnte ich auch nur einen einzelnen Moment daran zweifeln? Er war Tyrone. "Kann ich ihn sehne?", entgegnete ich, während ich mich langsam wieder aufzappelte. Ein wenig überfordert zuckte er mit seinen Schultern. "Ich, ich weiß es ehrlich gesagt nicht, er kam gerade erst aus dem OP- Raum, vielleicht braucht er noch Ruhe", teilte er mir mit. Verständlich nickte ich langsam, trotzdem stand ich auf und machte mich in Richtung Türe. Ich musste Ty sehen, er konnte die nächsten Jahre genug Ruhe haben, denn ich war mir sicher, dass wir hier in Sicherheit waren. Der Krieg wird nicht für immer anhalten.
Mit schnellen Schritten ging ich an Spencer vorbei und drückte meine Hand auf die eiskalte Türklinke, sofort kam mir ein Hauch an frischer Luft entgegen. "Es ist das Zimmer direkt gegenüber", teilte mir Spencer mit. Ein wenig nervös ging ich in die Richtung meines Freundes. Wenn ich ehrlich war, dann hatte ich ein wenig Angst vor der Begegnung mit ihm, denn er hatte beinahe aufgrund von mir sein Leben verloren. Er hatte sich vor mich gestürzt, nur weil ich abgelenkt war. Wenn ich nur ein wenig besser aufgepasst hätte, dann wäre das alles nicht passiert. Mittlerweile lagen meine Hände am Türknopf, doch ich konnte mich nicht dazu überwinden ihn hinunter zu drücken. Was wenn er mich anschreit und mich nie wieder sehen möchte? Ich wüsste nicht wie ich damit leben sollte. Wie sollte ich es überleben, wenn mir jedes Stück an Liebe, welches ich besaß aus den Händen gerissen wird? Meine Hände zitterten wie verrückt, der süße Duft der sich selbst hier befand brachte mich beinahe dazu mich zu übergeben. Ich atmete tief ein und aus und drückte vorsichtig und drückte annähernd in Zeitlupe die Türklinke hinunter. Die Tür war nur ein Spalt weit geöffnet. Noch einmal nahm ich meinen letzten Mut und meine letzte Hoffnung zusammen und drückte die Türe mit einem heftigen Ruck auf.
Dort lag er vor mir. Sein Raum war meinem identisch und in diesem riesigen Bett, sah Ty trotz seiner enormen Größe beinahe winzig aus. Er lag auf dem Rücken und ich konnte seine rote Mähne nur von hinten erkennen. "Hey", wisperte ich leise, denn er hatte mich noch immer nicht bemerkt. "Celia", sagte er ohne sich die Mühe zu machen sich umzudrehen, "setz dich doch." Nervös presste ich meine trockenen Lippen aufeinander und ging mit wackligen Beinen in die Richtung seines Bettes. Er war ein wenig beiseite gerutscht, sodass ich Platz hatte. Unsicher setzte ich mich an den Rand seines Schlafplatzes und wartete darauf, dass ich die richtigen Worte fand.
Ich hörte wie er leise aufstöhnte, im nächsten Moment wechselte er seine Position, sodass ich ihn endlich sah. Noch immer hatte er die gleichen grünen Augen, die gleichen winzigen Sommersprossen und das gleiche hämische Grinsen auf den Lippen. Sofort wurde ich von ihm angesteckt und überwand mich dazu auch ein kleines Schmunzeln aufzulegen. "Wie geht es dir Ty?", hakte ich nach. Seine Mundwinkel zuckten noch ein wenig weiter in die Höhe und er rutschte ein wenig weiter nach oben. "Ich weiß nicht, dafür, dass ich vor wenigen Minuten noch an einem Herzstillstand erlitt, geht es mir eigentlich sehr gut. Manchmal schmerzt mein Bauch ein wenig, aber ich kann mich nicht beschweren", erleichtert atmete ich aus und griff nach seiner Hand. Sanft strich ich über seinen Daumen und genoss das Gefühl unserer Innigkeit. Vielleicht hatte ich mich vorher geirrt. Wir waren gute Freunde, sogar mehr als das. Beste Freunde. "Weißt du, dass ich es mir nie hätte verzeihen können, wenn dir etwas zugestoßen wäre? Vor allem unter diesen Umständen", sagte ich, ohne meinen Blick von ihm abzuwenden. Ich beobachtete wie sich eine kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen bildete. "Wie meinst du das? Unter welchen Umständen?", hakte er verwirrt nach. Ohne unsere Hände voneinander zu lösen rutschte ich auf den Platz neben ihn und versuchte es mir ein wenig gemütlich zu machen.
"Ich weiß was du gemacht hast Ty. Der Schuss hat mir gegolten und nicht dir. Eigentlich hätte ich in diesem Bett liegen sollen und nicht du, du hast dein Leben für mich geopfert und ich weiß nicht wie ich das jemals wieder gut machen kann. Ty- du wärst dort draußen fast gestorben, verdammt, dein Herz hat nicht mehr geschlagen und- und das alles nur weil ich nicht aufgepasst hatte, es war meine Schuld und es tut mir leid, es tut mir leid, dass du das alles durchmachen musstest. Ich-", bevor ich weiterreden konnte spürte ich wie Tyrone seinen Arm um meine Schulter legte und mich nah an ihn heranzog. Schniefend lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter. "Wir sind Freunde Celia und Freunde sind immer füreinander da. Ich würde mich jedesmal wieder dafür entscheiden dich zu beschützen und ich bin mir sicher, dass du das Gleiche auch für mich tun würdest. Wenn ich ehrlich bin, dann ich mir außerdem sicher, dass ich besser mit der Tatsache leben könnte, dass ich nicht mehr lebe, als, dass du nicht mehr lebst. Ich habe schon genug meiner Leute verloren, verstehst du?", erklärte er mir. Ich blieb stumm, denn ich wollte unseren Moment nicht zerstören. Der Krieg hat mir gezeigt, wie es sich anfühlt einen Menschen das Leben zu nehmen. Der Krieg hat mir so viele grausame Dinge gezeigt, aber auch eine unglaublich wichtige Sache. Der Krieg hat mir gezeigt, wie es sich anfühlt geliebt zu werden. Von Harry. Von Ty. Von Luke und sogar von Leila. Diese vier Menschen waren meine Familie und werden es für immer bleiben, auch wenn ich eine von Ihnen vielleicht erst wieder in den Sternen treffen werde.
Plötzlich klopfte es an der Türe und die blonde Frau, die mich hierher geführt hatte betrat den Raum. "Celia, meine Liebste, wir möchten dir gern einen kleinen Rundgang geben, wenn du damit einverstanden bist", sagte sie an mich gewandt. "Nur mir? Was ist mit Luke und Tyrone?", entgegnete ich und ich bemerkte wie meine Stimme ein wenig unfreundlicher klang, als sie es eigentlich sollte. Sie lächelte ein wenig, "tut mir leid, aber ich muss leider sagen, dass diese Tour allein für dich bestimmt ist." Sauer presste ich meine Lippen aufeinander. Wieso konnten die Beiden nicht mitkommen? Sollte ich jetzt in irgendwelche schlimmen Geheimnisse eingeweiht werden oder was sollte das Ganze hier? "Ich werde nicht mitgehen, wenn meine Freunde nicht-", ich konnte nicht weiter sprechen, denn Tyrone legte mir seine Hände auf den Mund. "Celia, geh mit. Ich bin mir sicher, dass Luke nicht sonderlich Lust hat auf irgendeine Tour zugehen und ich sollte mich vielleicht noch ein wenig schonen, bevor ich lange Strecken hinter mich legen kann. Ich werde zu Luke gehen und du zu dieser Führung. Mach dir nicht immer Sorgen um uns, okay?", er lächelte mich aufmunternd an. Noch ein wenig unentschlossen stand ich von meinem Platz auf und lief in die Richtung des Ausganges. Schnell drehte ich mich noch einmal in die Richtung von Ty und warf ihm ein kleines Lächeln zu. "Ich schau heute Abend bestimmt noch einmal vorbei", versprach ich ihm und warf anschließend die Tür hinter mir zu.
Trotz meiner Besorgnis um meiner Freunde war ich gespannt darauf, was und wer in diesem Gebäude auf mich wartete.
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