{||} Kapitel 23
Wie durch ein Wunder, war mein Körper auf einmal wieder bei allen Sinnen. Mein Blick fiel sofort, auf den Jungen, der sich in unsere Richtung bewegte und gerade ein erneutes Mal seine Waffe auf mich zielte. Blitzschnell richtete ich meine Waffe auf mein Opfer. So gut wie es ging, versuchte ich meine zittrigen Hände und die Sorge um Tyrone in den Hintergrund zu rücken. Im nächsten Moment werde ich über mein Leben entscheiden. Wenn ich nicht treffe, dann werden wir beide sterben. Nicht nur er. Ich fokussierte mein Ziel, nahm einen großen Atemzug und schoss.
Für einen kurzen Moment hatte es sich so angefühlt, als wäre die Welt stehen geblieben. Das Gefühl wieder eine Waffe abzufeuern war schlimm. Jedoch war das Gefühl den Jungen fallen zu sehen noch um einiges schlimmerer. Ich hatte sein Leben beendet. Ich wurde erneut zu einer Mörderin und dieses Gefühl wird mich mein ganzes Leben lang verfolgen.
Noch immer starrte ich auf den Jungen, der nur wenige Meter vor mir auf den Boden gefallen war. Ob er wohl gerade seinen letzten Atemzug genoss? Ob er gerade sein ganzes Leben innerhalb einer Sekunde noch einmal durchlebte? Hektisch und nervös strich ich mir über mein Gesicht. Über das Gesicht einer Mörderin. Ich bemerkte, dass meine Hände dabei nass wurden. Ich hatte geweint, jedoch war das für mich kein Wunder mehr.
"Celia, dein Freund braucht unsere Hilfe", die Stimme, der Wache, die mich vorher so angestarrt hatte, riss mich aus meinen Gedanken. Sofort wand ich meinen Blick von dem Szenario vor mir ab und rappelte mich so schnell, wie ich es konnte auf die Beine. Tyrone hatte mich geschuckt, somit hatte er mein Leben gerettet und seines riskiert, jetzt war ich an der Reihe, ihm zu helfen. Neben ihm stand Spencer, der sich die Hand über eine Wunde, an seinem Bein hielt. Er hatte überlebt.
Mit zügigen Schritten lief ich in ihre Richtung und kniete mich vor Tyrone. Er hatte seine Augen nur noch halb geöffnet. "Hilf mir", wisperte er und ich nickte sofort. Blitzschnell scannte ich seinen Körper nach der Verletzung ab und wurde an seinem Bauch fündig. Sein weißes Shirt war an einer Stelle von Blut getränkt und ich musste mich zusammenreißen. "Leg deine Hände auf seinen Bauch, okay? Ich komme sofort wieder", befahl ich Spencer in einem sanften Ton und stand dann wieder auf.
Durch ein Buch über Vulkanien, welches ich früher einmal in Selines Zimmer gefunden hatte, wusste ich, dass es Vorschrift war einen Erste- Hilfe- Kasten in seinem Auto mit sich zu führen. Ich hoffte darauf, dass dies der Fall war. Ich rannte in Richtung des schwarzen Autos und öffnete den Kofferraum des Wagens. Zu meinem Glück befand sich unmittelbar vor mir ein kleiner, roter Koffer, auf dem sich ein weißes Kreuz befand. Die Worte 'Erste Hilfe' bestätigten mir meinen Verdacht. Flink schnappte ich mir den Kasten und machte mich auf dem Weg zu meinen Freund.
Ich setzte mich neben ihn. Auf seinem Gesicht lag ein schmerzerfüllter Blick und seine Augen waren nur noch leicht geöffnet. Wenigstens waren seine Augen noch geöffnet, das war ein gutes Zeichen. "Hör zu, du musst wach bleiben, okay?", sagte ich zu ihm und er formte ein leichtes 'Okay' mit seinen schmalen Lippen. Auf einmal ertönte ein Schuss aus der anderen Richtung. Sofort wurde ich wieder ängstlich, ich dachte, dass wir alle Angreifer ausgeschaltet hatten.
Unter Zeitdruck rollte ich Tyrones Shirt ein wenig hoch, damit ich einen besseren Blick auf seine Wunde hatte. "Okay, lege deine Hände wieder rauf", sagte ich zu Spencer, während ich schon dabei war den roten Koffer zu öffnen. Zum Vorschein kamen einige Sprays, ein paar Pflaster in verschiedenen Größen und unterschiedliche Verbände. "Es tut so weh Celia", flüsterte Tyrone begleitet von einem kleinen Stöhnen. "Ich- ich weiß", antwortete ich ihm. Ich schnappte mir ein Pflaster, das ein wenig größer als die anderen waren und schob langsam seine Hände, von seinem Bauch. Ich hatte keine Ahnung von dem was ich gerade tat, weswegen ich hoffte, dass ich nichts falsches machte.
Vorsichtig drückte ich das Pflaster auf die Wunde, was Tyrone zum Aufstöhnen brachte. "Bald wird wieder alles gut, okay?", wisperte ich ihm mit einem kleinen aufmunternden Lächeln zu. Zumindest hoffte ich das. Ein weiterer Schuss ertönte und ich hörte leise Schrei, aus einer anderen Richtung. Ängstlich sah ich Spencer an. "Kannst- kannst du ihn in die Sitzposition bringen?", fragte ich ihn und er nickte leicht. Ich nahm den Verband aus dem Kasten und wickelte ihn auf.
Tyrone saß bereit und an seinem Blick konnte ich erkennen, wie schwer ihm das Ganze fiel. Er musste gerade unter unglaublichen Schmerzen leiden. Vorsichtig, aber dennoch darauf bedacht, dass es schnell ging, wickelte ich den Verband um seinen Bauch und achtete darauf, dass ich es so fest wie möglich tat. Die Blutung musste gestoppt werden, sonst würde er hier an Ort und Stelle verbluten.
"Spencer, Celia, Tyrone, sofort zum Wagen, wir werden angegriffen, es sind zu viele", brüllte auf einmal eine laute Stimme. Verwirrt sah ich Spencer an, der sich gerade mit einem lauten Stöhnen wieder auf die Beine rappelte. Mein Blick fiel auf sein blutendes Bein. "Das müssen wir auch verarzten", sagte ich an ihn gewandt, er schüttelte jedoch seinen Kopf. "Nein, wir müssen uns jetzt erstmal in Sicherheit bringen und ins Auto. Danach haben wir noch genug Zeit dafür", antwortete er.
Er war bereits auf den Beinen und deutete auf den Koffer. "Nimm den mit", sagte er mir und ich nickte. Schnell schloss ich den Koffer und stand ebenfalls auf, jedoch stützte ich Tyrone noch. "Jack, wir brauchen hier Hilfe", brüllte Spencer.
"Auf 3 heben wir ihn hoch, okay?", er sah mich an und ich nickte erneut. Ich packte Tyrone unter einer Schulter und wartete auf das Kommando. Bevor wir jedoch beginnen konnte, stürmten die anderen Wachen in unsere Richtung.
"Geht ins Auto, wir kümmern uns um ihn", meinte der schwarzhaarige. Durch diese Worte fiel mir eine große Last vom Herzen, denn ich wusste nicht, ob ich es geschafft hätte Tyrone zu tragen. Ich lief in die Richtung von Spencer, der sich direkt an mir stützte und half ihm dabei in Sicherheit zu gelangen. Begleitet wurden wir vor der Angst, die sich immer weiter in mir breit machte. Wie weit waren die Angreifer noch von uns entfernt? Würden wir es noch rechtzeitig schaffen?
Wir waren nur wenige Schritte vom Auto entfernt. Geschickt half ich ihm ins Auto zu gelangen. Ich drehte mich um und sah, dass auch unsere beiden Retter bereits Tyrone auf den Armen hatten. Sicher transportierten sie ihn in unsere Richtung. Ich stieg ebenfalls ein, damit ich ihnen keine Last war. Wenige Momente später, hatten sie auch meinen Freund in Sicherheit gebracht. Er lag auf der Sitzbank gegenüber von uns. Die beiden anderen schlugen die Türen zu und verschwanden wieder. Langsam regulierte sich meine Atmung wieder, wir hatten es alle rechtzeitig geschafft.
Erleichtert pustete ich mir eine Locke aus dem Gesicht und betrachtete Tyrone. Er hatte noch immer seine Augen geöffnet und er atmete hektisch.
Wir waren noch nicht losgefahren, als plötzlich ein Schuss ertönte.
Denkt ihr Tyrone schafft es zu überleben?
Oder besser gesagt: denkt ihr sie schaffen es überhaupt von dort weg?
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