{||} Kapitel 2

Der Helikopter startete. Wir stiegen in die Luft und ich sah aus dem Fenster. Wir waren nicht die einzigen, die sich in der Luft befanden. Wir waren nicht die einzigen Jugendlichen mit diesem Schicksal. Irgendwie beruhigte mich dieser Gedanke, auch wenn er krank war. Denn es beruhigte mich tatsächlich, dass ich nicht die einzige war die starb.

Ich zählte die Helikopter, in meiner Sichtweite waren es 45. 45 multipliziert mit fünf waren 225. 225 Jugendliche befanden sich in den Hubschraubern, 225 Menschenleben, 225 Herzen, die gerade so schnell pochten wie meines. 225 Menschen, die doch nur leben wollten. 225 Menschen, die nicht wussten, wie sie in diese Situation gekommen waren. 225 Kinder. 225 Schicksale.

Ich war mir sicher, dass ich weitere 45 Hubschrauber sehen konnte, wenn ich auf der anderen Seite aus dem Fenster sah, weswegen ich es nicht wagte. Ich wollte es nicht sehen, ich wollte nicht sehen, dass es nicht 225, sondern 450 Kinder waren, die um jede Sekunde ihres Lebens bangten. 450 Kinder, die ihre Familie vermissten, weil sie von Ihnen geliebt wurden.

Ich dachte an meine Mutter, hätte sie sich wirklich geändert? Hatte sie wirklich Angst um mich, hatte sie sich wirklich um mich gesorgt? Hatte sie erkannt, dass sie mich liebte, dass ich ihre Tochter war? Es war zu spät.

Ich dachte an meinen Vater, bereute er es? Bereute er, dass er mich schlug? Das dies meine letzte Erinnerung an ihn war, obwohl es nicht so hätte sein müssen? Bereute er es, dass er ein schlechter Vater war? Bereute er es, dass er mir nicht einmal gesagt hatte, dass er mich liebte? Ich war mir sicher, dass er es nicht tat. Bestimmt führte er sein Leben genauso weiter, wie er es davor tat. Wahrscheinlich fiel es ihm nicht einmal auf, dass ich nicht mehr da war. Noch mehr wahrscheinlich, störte es ihn nicht einmal. Er war eben Charles Summer.

"Celia", ich wurde aus meinen Gedanken gerissen und sah mich um. Jason saß neben mir, er hatte seine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt. "Ich passe auf dich auf", flüsterte er mir ins Ohr. Schnell schüttelte ich meinen Kopf, ich war kein Kind mehr, außerdem sollte er sich lieber auf sich selbst aufpassen.

"Ich kann auf mich selbst aufpassen", antwortete ich grob. "Ich mache es trotzdem", sagte er. Ich antwortete er nicht mehr, die Diskussion war zwecklos. Dort draußen konnte er mir sowieso nicht helfen, egal wie oft er es mir versprach. Wenn ich sterbe, dann sterbe ich, er kann rein gar nichts dagegen tun. Auch wenn er in vielen Ansichten ein Held für mich war, er war nicht mein Retter. In diesem Fall konnte er mich nicht retten. Er hatte mich aus meiner Trauer retten, aber niemand konnte irgendjemanden von dem Tod bewahren. Nicht einmal er, selbst wenn er es sich so sehr wünschte.

"Trotzdem danke", flüsterte ich ihm schnell zu, was ihm ein kleines Lächeln entlockte.

Die anderen saßen gegenüber von uns beiden. Wache Jones war irgendwohin verschwunden. Tyrone starrte nur aus dem Fenster, was er wohl gerade dachte? Ob er immer noch positiv dachte? Wohl eher nicht. Er war wie ich es mitbekam, nach mir der schlechteste Kämpfer. Er hatte genauso geringe Chancen wie ich, selbst wenn es ihn bei der Punktevergabe nicht sonderlich interessierte.

Luke starrte seine Geliebte an, selbst jetzt, in dieser Situation konnte er seine Blicke nicht von ihr abwenden. Er war wohl wirklich verliebt. Und Leila, war eben Leila. Sie starrte auf den Boden, ohne jegliche Emotionen und Töne.

Ich sah wieder aus dem Fenster, ich erkannte nicht mehr viel, wahrscheinlich lag das an der Geschwindigkeit des Helikopters. Ich erkannte nur noch 14 andere Hubschrauber, die anderen steuerten wohl ein anderes Ziel an. Die Bäume die ich weit unter uns noch erkannte, verrieten mir, dass wir nicht mehr in Aquaria waren. In meiner Heimat, gab es nicht mehr viel Natur, wenn man Natur sehen wollte, musste man in den Stadtpark gehen, unsere Städte waren voller Müll und Häusern.

Mittlerweile war Wache Jones wieder zu uns gestoßen.
"Dank der neusten Technologie und unserer schnellen Fahrt, sind wir bereits in einer Stunde am Ziel. Ihr werdet in Tempesta landen, im Wald. Von dort sind es nur wenige Fußstunden bis zur Stadt. Die Städte in Tempesta sind schon evakuiert worden, es warten also nur Soldaten auf euch. Ihr werdet keine unschuldigen Zivilisten töten", erklärte er.

Tempestasa. Noch nie hatte ich mich über diesen Erdteil informiert. Jetzt sollte ich seine Einwohner töten.

"Ihr seid zwar noch keine ausgebildeten Soldaten, aber ihr habt einen Vorteil. Eure Waffen. Sie sind nicht nur besonders, sondern zeigen euch wie ich es schon einmal sagte an, wenn sich Gegner in eurer Nähe befinden. Nähe bedeutet im Umkreis von  fünfzig Metern, also seid wachsam, wenn eure Waffen aufblinken. Es sollte nicht allzu schwierig sein, Wasser zu finden, Tempesta ist Natur pur. Außerdem hat jeder Soldat Wasser dabei, wenn ihr jemanden umgebracht habt, dann klaut der Person die Vorräte. Die können sie sowieso nicht mehr gebrauchen", fügte er noch hinzu.

Eine Stunde. Noch eine Stunde dann sind wir da. In einer Stunde sind wir gelandet. In einer Stunde kann alles passieren. In 60 Minuten, 3600 Sekunden. Mittlerweile waren es bestimmt nur noch 3400.

"Zögert nicht zu schießen. Lieber zu spät als zu früh. Versteckt euch, damit eure Gegner euch nicht sehen und startet dann Überraschungsangriffe. Sucht euch Höhlen, Bäume oder verlassene Häuser um zu schlafen, aber schlaft nicht alle gleichzeitig. Mindestens zwei von euch müssen Wache halten", erklärte er weiterhin.

Während er weiter erzählte und uns nützliche Tipps mit auf den Weg gab, sah ich wieder aus dem Fenster. Mein Blick fiel auf einen Hubschrauber, der nicht weit weg von uns flog. Wer wohl dort drin saß? Vielleicht alte Schulkameraden von mir, vielleicht auch nur fünf völlig unbekannte Gesichter.

Plötzlich ging alles ganz schnell, der Hubschrauber neben uns fing an zu wackeln, was passierte da? Ich stoß einen erschrockenen Laut aus, jetzt wurde auch Jason auf die Situation aufmerksam.

In der nächsten Sekunde stürzte der Helikopter ab. Er fiel in die Tiefe.
"Was zum Teufel passiert da?", brüllte Jason. Alle Menschen in dem Helikopter werden sterben. Die Kinder werden sterben, bevor sie überhaupt ankamen.

Plötzlich fing es an in unserem Helikopter zu piepen.

"Alarmstufe rot, Alarmstufe rot. Helikopter werden abgeschossen. Bereit machen zur Notlandung, bereit machen zur Notlandung."

Kleiner Vorgeschmack auf Teil 2 von Four Parts (:

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