Kapitel 16
Ich bemerkte gar nicht mehr, wie ich von Jason hochgenommen wurde, wie er mich in seinen Wagen schleppte und mich irgendwo hinbrachte. Denn ich war zu schwach um noch irgendetwas wahrzunehmen.
Vieles hätte ich von meinem Vater erwartet, vieles. Das er mich verspottet und beleidigt. Aber niemals hätte ich erwartet, dass er handgreiflich wird, er war nie ein guter Vater aber nie hätte ich ihn ein Monster genannt. Nicht bis zu diesem Moment.
Benebelt öffnete ich meine Augen und sah mich um.
"Hey", flüsterte Jason als er bemerkte, dass ich wieder bei Bewusstsein war. Sanft strich er mir über meine Wange und lächelte mich an.
"Wo sind wir?", wisperte ich leise, gleichzeitig versuchte ich mich aufzurichten. Sofort durchfuhr ein leichter Schmerz meinen Körper und ich stöhnte leise auf.
"Warte", sagte Jason und verschwand kurz aus dem Raum. Einige Momente später kam er mit wenigen Kissen zurück, die er hinter meinem Rücken befestigte.
"Dankeschön", flüsterte ich und schenkte ihm ein leichtes Lächeln.
"Wir sind in meiner Wohnung. Dein Vater hat dich rausgeschmissen und ich wusste nicht wo ich dich hinbringen sollte. Du kannst hier bleiben wenn du möchtest", erklärte er mir.
"Wenn es dir nichts ausmacht", flüsterte ich und versuchte die schrecklichen Kopfschmerzen, die ich gerade bekam auszublenden.
"Solange du mir nicht meine Süßigkeiten wegfrisst macht mir deine Gesellschaft rein gar nichts aus, Cel", lachend kniff er mir in meine Wange, seine Geste brachte mich ein erneutes Mal zum Schmunzeln.
Schlagartig veränderte sich sein Gesichtsausdruck.
"Wenn du wegen dem Vorfall vorher reden möchtest, dann sag Bescheid, ich höre dir zu", bot er mir an während er sich direkt neben mich setzte. Als wäre nicht noch genug Platz auf dem geräumigen Sofa.
"Schon okay, mir war klar, dass so etwas passieren würde. Ich hatte viel zu naiv gedacht, wieso sollten mich beide meiner Elternteile so gut behandeln, wenn ich Ihnen zehntausend Quarias aus der Tasche gezogen habe. Sie haben mich noch nie gut behandelt, früher oder später musste diese Sache eben passieren", beruhigte ich ihn, während ich versuchte mir ein winziges Lächeln abzuringen.
Natürlich machte mich diese Situation viel fertiger als ich zugeben würde, aber andere Leute mussten sich nicht unnötige Sorgen um mich machen. Beinahe schockiert legte Jason einen seiner langen Finger auf meine Lippen.
"Sag so etwas nicht und versuche erst Recht nicht die Taten deines Vaters zu verharmlosen. Menschen die ihr eigenes Fleisch und Blut schlagen sind in meinen Augen einfach nichts mehr wert", flüsterte er ohne mich eine einzige Sekunde aus den Augen zu lassen.
In seinen grünen Augen lag ein Hauch von Besorgnis und er hatte seine Augenbrauen zu einer Linie gezogen. Anscheinend machte er sich wirklich Sorgen um mich.
"Cel, ich muss dir was zeigen", im nächsten Moment war er schon auf den Beinen und beinahe aus dem Zimmer verschwunden. Mühsam rappelte ich mich auf und ignorierte den kleinen Schmerz, der erneut in mir aufkam. Neugierig tappte ich ihm hinterher.
Er stoppte in einem anderem Raum, indem er behutsam einen Vorhang aufzog.
"Deine kleine Rede hatte wohl doch ein Nachspiel", teilte er mir mit. Verwundert sah ich ihn an und fragte mich was er meinte. Er deutete auf eine Stelle draußen. Schnell schritt ich ans Fenster und erstarrte bei dem Anblick. Überall vor dem Haus waren Wachen des Königs positioniert.
"Was soll das ganze?", hakte ich noch immer verwirrt nach. Wieso wurde ich wie eine Schwerstverbrecherin behandelt, wenn ich nur Gerechtigkeit für den Tod meiner Schwester wollte?
"Du hast das geschafft was in den letzten Jahrhunderten niemand anderes geschafft hat. Die Bürger haben Meinungsverschiedenheiten mit dem Königreich", teilte er mir mit während er vorsichtig den Vorhang zurück zog.
"Was? Wie lange habe ich geschlafen?", es war unmöglich, dass sich in dieser kurzen Zeit wegen einer fünf minütigen Rede etwas änderte.
"Ich schätze mal ein paar Stunden. Deine Rede verbreitete sich schnell, Zuschauer erzählten es ihren ganzen Familien und Leute protestieren bereits auf dem Marktplatz. Du hast es geschafft Cel, du bist die Veränderung. Noch nie hat es jemand geschafft auch nur einen einzigen Menschen auf König Mason zu hetzen und mittlerweile sind es tausende die deiner Meinung zustimmen."
Aufmunternd packte er mich am Arm, da ich immer noch sprachlos von seiner Erzählung war. Hatte ich die Menschen wirklich zum Nachdenken angeregt?
"Hey, weißt du nicht was das bedeutet? Wenn es so weitergeht dann wird es bald keine Massenmorde mehr geben, du hast es geschafft", behauptete er lachend.
Verwirrt kniff ich meine Augen zusammen um sie im nächsten Moment direkt wieder aufzureißen.
"J-jason", stammelte ich. "Ich habe es geschafft", flüsterte ich während ich die Dinge noch immer verarbeitete.
"Ich habe es geschafft", sagte ich nun etwas leuter. "Jason, ich habe es geschafft", kreischte ich beinahe, während ich wie verrückt lachte. Sofort stimmte Jason in mein Gelächter hinein und hob mich wie als wäre ich eine Feder hoch.
"Du hast es geschafft", wiederholte er meine Worte während er mich wild in der Luft herumwirbelte. Lachend ließ er mich wieder hinunter, allerdings behielt er seine Hände auf meiner Hüfte liegen.
"Danke", flüsterte ich während ich ihm intensiv in seine grünen Augen blickte. Grinsend sah er mich an und drückte dann einen sanften Kuss auf meine Stirn.
Normalerweise würde ich jetzt einen fiesen Kommentar ablassen, aber in diesem Moment störte mich seine liebevolle Geste nicht. Ich genoß sie sogar, denn ich schätzte mal, dass man so etwas als Freunde machte?
"Was keinen dummen Spruch, keine ausgestreckte Zunge und keinen Schlag auf meine Schulter?", hakte er lächelnd nach.
"Weißt du als ich kurz vor dem Tod stand habe ich mir vorgenommen nicht mehr so kalt zu dir sein, schließlich ma-", aufgeregt riss ich meine Augen auf, wollte ich das gerade wahrhaftig sagen? Noch nie hatte ich irgendjemanden außer meiner Schwester so ein Bekenntnis gegeben.
"Du machst was?", hakte er grinsend nach und ich konnte die Belustigung förmlich in seinen Augen erkennen. Beleidigt stoß ich mir von mir hinfort.
"Vergiss es Prentis, niemals wirst du mich dazu bringen diese drei Worte auszusprechen", schmunzelnd lief ich aus dem Zimmer und ließ mich vor dem Fernseher plumpsen.
Natürlich kam er mir hinterher gelaufen.
"Keine Sorge, mir ist schon bewusst was du sagen wolltest. Dein Geheimnis ist sicher bei mir, Cel. Und hey, ich mag dich auch", flüsterte er mir ins Ohr.
Genervt verdrehte ich meine Augen und schnappte mir die Fernbedienung die neben mir lag. Ohne weiter Nachzudenken klickte ich durch die verschiedenen Fernsehprogramme bis mir eine bekannte Person vor Augen trat.
Und diese Person war ich. In Vollaufnahme in dem bekanntesten Fernsehprogrammes in ganz Aquaria.
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