{||} Kapitel 14
Dieses Gefühl. Dieses Gefühl war unbeschreiblich. Das Gefühl von einer geliebten Person betrogen zu werden. Es zerstörte mich innerlich und am Liebsten würde ich losschreien. Am Liebsten würde ich weinen. Das Gefühl, dass diese eine Person, der du alles anvertraut hattest dich so hintergeht. Dich nur durch eine Spionage kennen lernte. Das Vertrauen, dass man aufbaute war verschwunden. Puff und es war weg, innerhalb von einer einzigen Sekunde. Es war nicht einmal eine Sekunde. Das Vertrauen, das mit jedem Wort, jeder Geste, jedem Kuss, jeder Umarmung wuchs, war verschwunden. Es war nicht mehr da. Denn ich wusste nicht, ob irgendetwas von alldem echt war. Ob seine Liebeserklärung echt wahr, seine Blicke und seine Küsse. Ich wusste es nicht. Verdammt, ich konnte es einfach nicht zu ordnen.
Reiner Zufall. Reiner Zufall war es, dass er mich kennengelernt hatte. Wenn meine Eltern nicht dieses Jobangebot hatten, dann würde ich ihn nicht kennen. Wer weiß, vielleicht hätte er dann das süße blonde Mädchen aus meiner Nachbarschaft kennengelernt. Vielleicht hätte er dann sie geliebt. Liebte er mich? Konnte ein Mensch wirklich all seine Liebe vorspielen, konnte ein Mensch etwas vorspielen, dass für den Partner so echt rüber kam? So lebendig, wundervoll und einfach nur perfekt? Doch diese Frage beantwortete sich doch von selbst. Jason, Harry oder wie auch immer hatte mir sein ganzes Leben vorgespielt. Alles was er mir je erzählt hatte basierte wohl auf einer einzigen Lüge. Alles.
Das Gefühl gedacht zu haben, dass man einen Menschen kannte, obwohl man es nicht tat. Dieses Gefühl wünschte ich keinem.
Nach einiger Zeit, machte er seine Bemerkung von vorher sichtbar, denn ich bekam eine Flüssigkeit ins Auge, die mir langsam wieder mein Augenlicht schenkte. Ich konnte wieder sehen, konnte die Welt wieder sehen. Doch wollte ich das wirklich? Wollte ich eine Welt sehen, die ohne meinen geliebten Jason Prentis existierte?
Meinen Retter, meinem Freund, meinem Zuhörer, meinem Geliebten, meinem Seelenverwandten und vermutlich meiner Liebe meines Lebens. Denn Jason Prentis existierte nicht, er existiert nicht und er hatte auch noch nie existiert. Jason Prentis war eine fiktive Person. Rein erfunden. Eine fiktive Person, die so schnell Einlass in mein Leben, in meine Gefühle, Ängste und Träume fand. So schnell, wie es noch keine andere reale Person getan hatte. Und jetzt, jetzt sind wir kurz davor, dass alles ineinander zusammenbricht.
Die kleine Celia Summer, naiv und dumm hatte sich tatsächlich verliebt. Die kleine Celia Summer, die vor wenigen Wochen noch gedacht hatte, dass sie nie wieder etwas wie Liebe spüren würde, hatte sich verliebt. Mehr als verliebt, ich war mir sicher, dass das mehr als ein harmloses Schwärmen war. Das was ich und Jason hatten war echt, oder auch nicht. Das was ich fühlte war echt, mehr als echt. Intensiv, romantisch und mit voller Lust. Ich liebte ihn, ich liebe ihn und ich werde ihn lieben, aber es tut weh. Verdammt, es tut mehr als weh zu wissen, dass das alles nicht echt war.
Jason existierte nicht. Der Junge mit den wilden, braunen Locken und den verrückten Hemden existierte nicht. Der Junge, der mir eine Chance gab, obwohl ich der unfreundlichste Mensch in ganz Aquaria war, existierte nicht. Der Junge, der mir zeigte, was es war zu kämpfen existierte nicht. Es war alles gelogen, denn dieser Junge, war nicht der, der er vorgab zu sein. Er war nicht Jason, sondern Harry. Er war so nah, aber doch so fremd.
Als sich mein Augenlicht wieder verbesserte, sah ich mich im Raum um. Allerdings gab es nicht viel zu sehen, denn außer mir befand sich rein gar nichts hier. Der Raum war weiß und kahl, mehr nicht. Es war weder ein Bild, noch ein Stuhl hier.
Plötzlich klopfte es an der Tür und er kam hinein. Noch immer wusste ich nicht, wie ich ihn nennen sollte.
"Es geht ihm nicht gut, aber er wartet drüben auf uns beide. Tyrone ist auch da", zögerlich kam er in meine Richtung und kramte einen Schlüssel aus seiner Tasche. Ich beobachtete jeden Schritt, jede Bewegung und jeden Wimpernschlag von ihm ganz genau. Konnte ich ihm vertrauen? Uns wurde schon damals in der Schule beigebracht, dass man nicht lügt. Es war oberste Priorität. Wieso hatte er sich nicht daran gehalten? Und was sollte das bedeuten? Wieso ging es Luke nicht gut, was hatten sie ihm angetan?
Er befreite sich von meinen Fesseln. Mit einem leeren Blick starrte ich ihn an und wartete darauf, dass er etwas sagte, denn ich war sprachlos. Mehr als sprachlos.
"Hör zu Celia, es tut mir leid, ich wollte es dir sagen, aber", schrill lachte ich auf und erhob mich von meinem Platz. Unverzüglich wurde mir ein wenig schwindelig, mein Körper musste sich erst einmal wieder an das Stehen gewöhnen, laut den Fremden hatte ich zwei ganze Tage geschlafen.
"Wann, wann wolltest du es mir sagen? Wann wolltest du mir sagen, dass du mich angelogen hast, die ganze Zeit über?", fragte ich ihn, mein Blick war auf den Boden gewandt, denn ich wollte ihm nicht in die Augen sehen. Ich wusste, dass ich in die Augen eines Lügners sehen würde, aber ich wusste auch, dass es mir egal war und ich ihm alles verzeihen würde, wenn er mich auch nur für eine einzige Sekunde in seinen Bann zog.
"Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Celia, wir waren im Krieg, du hattest genug Sorgen", meinte er und griff nach meiner Hand. Ich wusste nicht warum, aber ich zog sie nicht hinweg. Sanft fuhr er über meine Handoberfläche und ich lächelte ein wenig.
"Vielleicht war mein Name falsch, meine Herkunft, aber meine Gefühle für dich waren nicht falsch. Verdammt, ich bekomme sogar jetzt, von dieser winzig kleinen Berührung reines Herzklopfen. Du machst mich verrückt Celia, du hast mich Dinge fühlen lassen, die ich davor noch nicht kannte und ich kann dich nicht verlieren", seine Hände lagen mittlerweile an meiner Hüfte, meine um seinen Hals.
"Menschen, an denen einen etwas liegt lügt man nicht an, Harry", entgegnete ich. Es war komisch diesen Namen auszusprechen, denn ich wurde schon wieder daran erinnert, dass alles eine Lüge war.
"Wenn ich gewusst hätte, wie sich das zwischen uns beiden entwickelt, dann hätte ich es nie gemacht, glaub mir."
"Aber für manche Dinge ist es eben zu spät, es ist einfach zu spät dafür und ich weiß einfach nicht, ob ich dir das alles je glauben kann. Ob ich dir glauben kann, ob nicht jedes einzelne Wort von dir erlogen war. Vielleicht hatte es ja zu deinem Job gehört, dass du dir irgendein Mädchen suchst und ihr die große, wahre Liebe vorspielst. Vielleicht war das alles einfach nur dein Job. Woher soll ich wissen, dass das ganze echt war?."
Im nächsten Moment spürte ich nur noch, seine Lippen auf meinen. Ich spürte nur noch unsere Liebe. Doch ich stoß ihn weg.
"Das reicht mir nicht Harry, das- das reicht mir einfach nicht. Ich wusste, dass es falsch war wieder jemanden in mein Leben zu lassen. Weißt du noch damals, als du mir sagtest, dass du mich niemals verletzen würdest? Du hast gelogen, du hast mehr als gelogen, denn gerade jetzt bin ich mehr als verletzt. Ich bin kaputt, zerstört und am Ende meiner Kräfte, denn ich weiß nur eines, ich habe dich wirklich geliebt."
Spätes und nicht sonderlich spannendes Update ich weiß, aber meine Prüfungen sind in zwei Wochen und die Matheaufgaben lassen mich leeeider nicht aus den Augen.
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