Kapitel 13
"Wohin bringen Sie mich?", fauchte ich die Wache an die direkt gegenüber mir saß. Blitzschnell legte er mir Handschellen an.
Seinen Mund hatte er streng aufeinander gepresst. Die schmierigen Haare, die er nach hinten gekämmt hatte ließen ihn beinahe noch älter aussehen als er es wahrscheinlich war. Mit einem widerlichen Grinsen auf den Lippen beugte er sich zu mir hinüber und streichelte mir über meinen Oberschenkel. Sofort begann ich an zu zittern und versuchte meine Angst mit einem knallharten Blick zu übertönen. Er arbeitete für König Mason, bestimmt durfte er alles mit mir tun.
"Das wirst du schon früh genug sehen, Püppchen", antwortete er mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen. Nervös schluckte ich. Ob sie mich direkt umbringen werden? Noch immer hatte er seine Hand auf meinen Oberschenkel liegen. Auf einmal fuhr er immer weiter nach oben und ich hielt erschrocken den Atem an. Direkt zwischen meinen Beinen stoppte er und lächelte mich siegessicher an.
"Zu schade, dass ich zu Hause eine Frau habe", flüsterte er und zwinkerte mir böse zu. Erschrocken schnappte ich nach Luft und versuchte meinen Atem einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Noch immer kribbelte die Stelle an der er mich berührt hatte und ich verdrängte die Szenarien so gut wie möglich. Ich durfte keine Schwäche zeigen, er durfte nicht wissen, dass er einen Schwachpunkt getroffen hatte.
"Zu gut, dass ich nicht diese Frau bin", konterte ich und drängte mir ein provozierendes Lächeln ab. Ängstlich legte ich mein Bein auf das andere, damit er nicht mehr in Versuchung geriet. Ein weiteres Mal lehnte er sich zu mir hinüber und stoppte direkt vor meinem Gesicht. "Glaub mir, wenn du mich einmal erleben würdest, würdest du nach mehr betteln, Mäuschen", behauptete er. Voller Wut riss ich an meinen Handschellen und zuckte nach vorne. Wenn ich nicht gefangen wäre, dann hätte ich mich nicht nur mit Worten gewehrt, denn was hatte ich noch zu verlieren?
Grinsend strich er mir über die Wange. Jede einzelne seiner Bewegung beobachte ich haargenau, damit er keinen falschen Schritt wagte. Seufzend begab er sich wieder auf seine alte Position. "Ein wenig zu jung für mich", wisperte er und ich schnaubte verächtlich. Ein wenig? Er sah mindestens aus wie fünfzig, wenn nicht sogar Jahrhunderte älter.
"Schau mal Püppchen, du hast Glück. Wir sind schon da", teilte er mir mit. Froh darüber, dass diese Horrorfahrt vorbei war, blickte ich aus dem Fenster und erstaunte darüber, dass sie mich ins Schloss brachten. Ich wunderte mich außerdem darüber, dass sie mich überhaupt irgendwohin brachten, denn mir war bekannt, dass es in Aquaria kein einziges Gefängnis gab. War das ein gutes Zeichen? Wollten sie mich eventuell gar nicht hinrichten lassen oder warum war ich hier?
Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und der Mann öffnete mir die Handschellen. Neugierig sah ich nach draußen und bemerkte, dass mindestens ein Dutzend an anderen Wachen auf jemanden warteten. Warteten sie etwa auf mich? Niemals. Ich war doch kein Schwerverbrecher.
Mein Bewacher packte mich am Arm und schubste mich unsaft aus dem Wagen, sodass ich auf den Knien landete.
"Genieß deine Freiheit, so lange du es noch kannst Püppchen", rief er mir hinterher. Verärgert biss ich mir auf die Lippen und sah nach oben. Mehrere wütende Gesichter sahen mich an und mein Herz fing wieder an schneller zu rasen. Langsam aber sicher stand ich auf und putzte mir den Sand den ich durch den Sturz an meinem Körper kleben hatte ab.
Noch immer sahen mich die Menschen mit ihrem bitterbösen Blick an und ich schluckte nervös. Was passierte hier? Wieso brachte mich niemand in irgendeinen Verhörraum und wie lange sollte ich hier noch stehen bleiben?
Mittlerweile wurde ich von den Wachleuten umzingelt, nur am Ende des Ganges war noch Platz,sie bildeten war ein Ausgang. Sollte ich riskieren einen Fluchtversuch zu starten? Denn wenn ich ehrlich war hatte ich Angst. Angst vor den Konsequenzen meiner Tat und Angst vor dem Urteil, dass mich erwartete.
Vorsichtig wagte ich einen Schritt nach vorne doch sofort spürte ich wie mindestens zehn Menschen ihre Gewehre auf mich richteten. Hoffnungslos schritt ich wieder zurück und musterte meine Umgebung. Ich wusste, dass ich mich irgendwo im Schloss befand und ich wusste, dass ich mir mit jedem Schritt den ich tätigte eine Kugel in den Kopf fangen konnt, denn in dieser Autofahrt hatte ich gesehen, dass die Leute die für König Mason arbeiteten sich alles erlauben konnten.
Mehr wusste ich nicht und diese Ungewissheit machte mich beinahe wahnsinnig, wie lange sollte ich noch so verharren? Wie lange sollte ich noch um mein Leben bangen? Momentan sah die ganze Situation für mich nämlich nicht blendend aus. Für eine Unschuldige würde man nicht so viel Tumult machen und eine halbe Armee aufstellen. Oder?
Plötzlich erscheinte am anderen Ende eine Gestalt. Ein widerliches Grinsen lag auf den Lippen meiner Lieblingsperson in ganz Aquaria. König Mason höchstpersönlich war aufgetaucht und dies löste unzählige Fragen in meinen Gedanken auf.
"Beleidigung an den König", sagte er mit einer lauten Stimme während er seine Angestellten die Hand gab. Elegant schritt er in meine Richtung, während er nicht eine Sekunde das grässliche Lächeln auf seinen Lippen vergaß.
"Verleugnung des eigenen Landes", fuhr er fort während er seine Hände in die Taschen seines Anzuges steckte und immer weiter auf mich zu kam.
"Und die Anstifterin eines womöglichen Aufstandes? Das alles hast du mit deinen mickrigen achtzehn Jahren geschafft. Jahrelang haben wir voller Frieden in Aquaria gelebt und jetzt möchtest du das alles zerstören, weil du egoistisches Wesen nur an dich selbst denkst?", stichelte er weiter und ich biss meine Lippen aufeinander.
Diesen Frieden wie er es nannte gab es durch jahrelange Unterdrückung von politischen Gegnern, unschuldigen Ermordungen und Panikmache in ganz Aquaria.
In diesem Moment war er nur noch wenige Meter von mir entfernt, sein Siegerlächeln immer noch auf den Lippen. Die Hände immer noch schützend in den Taschen seines Jacketts .
"Weißt du, manchmal frage ich mich, ob nicht du den Tod vor zwei Jahren verdient hättest, deine Schwester war doch noch so klein und süß, so unschuldig wie du es nanntest", flüsterte er, sodass nur ich seine Worte hören konnte. Dieser Satz ließ mich allerdings kalt, denn ich hatte mir schon so oft dieses Szenario gewünscht, weswegen ich ihm ein Mal nach einer langen Zeit zustimmte. Seitdem ich vierzehn war schwor ich mir nie wieder diesen Mann zu loben. Davor war ich nur einer seiner vielen Sklaven. Denn aus irgendeinem Grund nahm ich mir meine Mutter in meinen jungen Jahren als Vorbild und diese lobte unseren König mindestens zehn Mal am Tag. Ihn und seine blutige und widerliche Politik die zu so vielen unschuldigen Morden und Armut geführt hatte und führte.
"Weißt du was ich mich frage? Wieso du dein wertvolles Leben für so etwas riskierst, ist dir denn nicht bewusst, dass es so enden kann?", sprach er weiter. Im nächsten Moment gab er eine Wache ein Zeichen die daraufhin ihr Gewehr hob und in meine Richtung zielte. Erschrocken kreischte ich auf und presste mir die Hände vor meine Lippen. Ich wollte nicht sterben, nein ganz und gar nicht. Ängstlich schloss ich meine Augen und presste die vielen Tränen heraus die sich in mir aufstauten.
Und dann hörte ich den Schuss.
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