21

Chapter 21
Funkstille

,,Du siehst ziemlich fertig aus", waren die ersten Worte aus dem Mund meines Bruders, als er vor dem Krankenhaus hielt.

,,Fahr einfach", brummte ich und deutete ihm an auf das Gaspedal zu drücken. Mike war ein ziemlicher Flirt, wenn er mit Mädchen sprach, außer mit mir. Ich konnte mich nicht daran erinnern, das mein großer Bruder je etwas Nettes zu mir gesagt hatte. 

,,Mom hat gemeint das du heute Abend mit Leah weg warst. Wie seit ihr den im Krankenhaus gelandet?", interessiert drehte er sich kurz zu mir um. 

,,Ich will nicht mit dir darüber reden", brummte ich und ließ mich weiter in den Sitz sinken. 

,,Ok, ok", ruderte er zurück. 

 Ich wollte nach Hause in mein Bett. Der Tag heute fiel definitiv unter die schlimmsten Tage meines Lebens. 

Frustriert, warf ich meinen Kopf leicht zurück, damit sich die Tränen nicht zeigten. Wieso hatte ich in der Liebe nie Glück? 

Zum Glück respektierte mein Bruder meinen Wunsch und ließ mich in Ruhe für die restliche Autofahrt bis nach Hause. Wo ich mich in meinem Zimmer verkroch und die Tür hinter mir abschloss. Gerade als ich meine Vorhänge zuziehen wollte, erkannte ich wieder in der Dunkelheit denselben Wolf wie der von dem Bild, das ich damals geschossen hatte und dieses Mal wusste ich, dass es sich um Jared handelte. Unsere Blicke begegneten sich kurz und dann schloss ich die Vorhänge. 

Schweiß gebadet, wachte ich am nächsten Tag wieder auf. Ich hatte davon geträumt, dass mich ein schwarzer Wolf durch die Nacht jagte und von Emily, die tot im Gras lag. Nicht ausgeruht schleppte ich mich an diesem Morgen aus dem Bett. 

Es wunderte mich, dass mein Bruder mich in der Mittagspause aufsuchte, um sich zu mir am dem Tisch zu setzten. ,,Du siehst wirklich nicht gut aus", meinte er und setzte mir eine warme Schokolade vor. ,,Ich hab von Mom gehört, dass der Polizeichef gestern Abend noch bei uns angerufen hat und gefragt hat ob du für ein Statment ins Revier kommen kannst."

Seufzend nahm ich die warme Schokolade zwischen meine beiden Hände. ,,Sie hat mich auch darüber informiert. Nach der Schule schaue ich auf der Polizeistation vorbei."

,,Schon heftig, dass Emily von einem Bären angegriffen worden ist."

Verwirrt sah ich ihn an. ,,Wer hat dir das erzählt?"

,,Mom, sie hat mir alles erzählt und gemeint ich soll heute nach dir schauen", gab er zu. ,,Geht es dir wirklich gut?"

Mir ging es nicht gut. Wie konnte es auch, da draußen rannten Gestaltwandler herum, welche sich in riesige Wölfe verwandeln konnten. Und um ihr Geheimnis zu schützen, musste ich nachher die Polizei anlügen. Die Polizei! 

,,Ja klar", winkte ich ab. ,,Du kannst dich wirklich zu deinen Freunden setzten."

Ich schaute zu dem Tisch hinüber wo Jessica, Eric, Angela und die neue Schülerin Bella saßen. Es wunderte mich nicht, dass mein beliebter Bruder die Neue in seine Reihen geholt hatte. ,,Wo ist Lauren?", fragte ich plötzlich, da mir ihre Präsenz in der Runde fehlte.

,,Wir haben Schluss gemacht, schon vor ein paar Wochen", winkte er ab, während er seinen Jogurt öffnete. ,,Jedoch sind wir noch Freunde, also alles gut."

Ungläubig sah ich Mike an. ,,Lauren bleibt mit jeden ihrer Ex-Freunde befreundet, sowie mit Tyler. Aber tut so, als könnte niemand anderes außer ihr mit ihren Ex-Freunden zusammen sein."

,,Ach was", entgegnete er.

Ich zog eine Augenbraue hoch. ,,Wie hat sie den reagiert als du Interesse an Bella gezeigt hast?"

Es war nicht Raketenwissenschaft zu wissen, dass mein Bruder Interesse an der neuen Schülerin zeigen würde. Dafür kannte ich ihn leider schon viel zu lange. 

,,Ich meine,... ich meine,-"

Mike suchte nach Worten, doch fand keine, den er wusste, dass ich recht hatte. Wenigstens schien er mit der Beendigung seiner Beziehung keine allzu großen Probleme zu haben. 

,,Lynn."

Zu meiner viel zu großen Überraschung erschien Weston vor meinem Tisch, gefolgt von Tyler und dem Rest seines Basketballteams. ,,Ich hab gehört was passiert ist, geht es deiner Freundin gut?" 

,,Sie auf dem Weg der Besserung", antwortete ich und schaute ihn verwirrt an. ,,Woher weißt du von dem Unfall?"

Ich wollte wirklich nicht das es sich bei mir an der Schule herumsprach und daher war schon allein das mein Bruder von dem Vorfall wusste, schlimm genug. Ich wusste nicht, wem er es in der Zwischenzeit schon erzählt hatte und nebenbei war Forks die Definition einer Kleinstadt. Ich wollte nicht, dass mehr Augen auf die Bär-Attacke gerichtet waren, welche eigentlich keine Bär-Attacke war. Das war bestimmt auch im Sinne von Emily, Jared und Sam. 

,,Meine Tante arbeitet doch im Krankenhaus", erklärte er mir und sah sympathisch zu mir runter. 

,,Ach so."

Aus dem Augenwinkel sah ich wie mein Bruder die Konversation gespannt verfolgte. Ich betete das er ihn vielleicht wegschickte, doch er schien keine Anstalten in diese Richtung zu machen.  

,,Falls du jemanden zum Reden brauchst du weißt, ich bin für dich da Lynn. Wir sind zwar nicht mehr zusammen, aber das hei-"

,,Das ist süß von dir Wes, aber Lynn hat uns, wenn sie jemand zu reden braucht", Tina tauchte auf und schob sich an meinem Ex-Freund vorbei zu unserem Tisch. Dicht auf den Fersen war ihr Sydney. 

Der Basketball Kapitän starrte die kleine Person nieder. ,,Ich wollte nur nett sein. Immerhin geht meine Freundschaft mit Lynn lange zurück und ich kenne sie am besten."

Perplex sah ich Wes an, glaubte er wirklich, dass er mich am besten kannte? Niemand von den Leuten an der Forks High kannte mich wirklich gut, außer vielleicht mein Bruder. Wes sollte einfach gehen, die Leute in der Mensa folgten dem Drama hier schon viel zu interessiert. 

,,Sie braucht keinen Ritter in weißer Rüstung Wes", wild fuchtelte Tina mit ihren Armen vor sich rum. Belustigt beobachtete ich sie, es war zwar nicht nötig, dass sie für mich einstand, aber es war süß.

,,Wes geh einfach, mir geht es gut", meinte abwinkend und richtete meine Aufmerksamkeit nun Tina und Sydney zu, welche sich zu meinem Bruder und mir an den Tisch setzten. 

,,Ja los Wes", meinte Tina und machte eine wegwerfende Handbewegung. ,,Also wie war dein Tag heute Lynn?"

Tina begann in Ruhe ihre Spagetti mit ihrer Gabel aufzurollen.

,,Gut, wir haben einen Vokabeltest in Spanisch geschrieben."

Da sich Weston ignoriert fühlte, zog er schlussendlich ab. 

,,Ugh, Vokabeltest sind so unnötig", brummte Sydney und kräuselte ihre Nase. 

,,Ich sehe du bist in guten Händen, dann gehe ich mal zurück zu meinem Tisch", meinte mein Bruder und erhob sich um zu seinen Freunden zurückzukehren.

Nach Ende der Mittagspause hatte ich noch zwei Stunden Geschichten und dann stand auch schon meine Mutter vor der Schule in ihrem Auto, um mich zum Polizeirevier zu fahren. 

Ich öffnete die Türe zu der Polizeistation von Forks. Unsere kleine Stadt besaß nur einen Polizeichef und einen Deputy, weil hier eigentlich nicht viel passiert. Ausgenommen von Tierangriffen, welche sich in letzter Zeit zu häufen schienen. Erst neulich war ein weiter nicht fern von hier passiert. Daher war der Angriff auf Emily wahrscheinlich auch nichts Ungewöhnliches in den Augen des Polizeichefs.

,,Lynn, da bist du ja", der Chief kam aus dem Verhörraum und dicht hinter ihm war Jared. ,,Mr Cameron hat gerade schon seine Aussage gemacht, dann kannst du gleich hereinkommen, um deine zu machen."

Geschockt sah ich den Jungen an der mir ein schmales Lächeln schenkte.

,,Natürlich danke."

Ich lief an Jared vorbei, der mir mit seinen Augen folgte. Gerne wüsste ich, was in seinem Kopf vorging. Vertraute er mir das ich sein Geheimnis wahrte oder hatte er Angst das ich gleich die Wahrheit erzählt, obwohl ich ihm das Gegenteil versprochen hatte? Als ich an ihm vorbeiging, streiften wir einander an den Armen und ein elektrischer Schock ran durch mich hindurch.

Der Gestaltwandler stoppte, doch ich lief weiter. ,,Danke nochmal für die Aussage", der Polizeichef nickte dem Jungen zum Abschied zu und folgte mir dann in den Raum.

Ich nahm auf dem metallen Stuhl Platz und sah mich angespannt in dem Raum um. Ich war in einem verdammten Verhörraum und das schlimmste war das ich auch noch Lügen musste. Mein Herz fühlte sich an als würde es mir gleich aus der Brust springen und meine Handflächen fühlten sich an als wären sie eine Wasserrutsche.

Ich schluckte nervös und sah den Polizeichef Swan an.

,,Bist du in Ordnung, Lynn?", hakte er nach.

,,Ja", winkte ich ab. ,,Der Abend war nur wirklich schrecklich und allein darüber zu reden macht mich etwas nervös."

,,Atme tief durch und dann kannst du beginnen."

Ich holte tief Luft und begann dann: ,,Also, ähm, Emily, Leah und ich sind zu einer kleinen Feier am Strand gegangen und ähm, dann habe ich mich mit Jared von der Feier entfernt. Wir haben etwas geredet und dann habe ich eine Stimme aus dem Wald gehört und bin dieser dort hinein gefolgt, worauf Jared und ich Emily und einen riesigen schwarzen Bären vorgefunden haben. Er war riesig und hat Emily mit seiner Tatze direkt im Gesicht getroffen", erklärte ich ihm.

,,Und was ist dann passiert?"

Nervös holte ich Luft. ,,Dann bin ich mir nicht mehr ganz sicher, es war alles schnell. Ich habe Panik geschoben, während Jared hat Ruhe bewahrt hat und mich angeleitet hat, was wir machen müssen. Ich habe den Notruf gewählt und dann hat Jared sie zu uns geführt."

,,Ich kann mir vorstellen, dass die ganze Situation wirklich schrecklich war Lynn. Aber was war mit dem Bär", hakte er weiter nach.

,,Der Bär?"

,,Ja, was ist mit ihm passiert?", führte der Polizeichef aus.

Der Bär, der Wolf, Sam.

,,Jared hat ihn mit lauten Geräuschen verscheucht. Keine Ahnung woher er den Mut genommen hat", log ich und versuchte nicht verdächtig zu wirken. Hoffentlich hatte Jared dasselbe gesagt ansonsten hatten wir ein Problem. ,,Ist es dasselbe Tier das auch für die Angriffe vor einer Woche verantwortlich war?"

Chief Swan fuhr sich durch seine Haare und seufzte geschlagen.

,,Das ist eher unwahrscheinlich", antwortete der Chief. ,,Doch du und deine Freunde solltet euch erstmal von den Wäldern fernhalten."

,,Verstanden."

,,Ich brauch noch deine Unterschrift, dass deine Aussage der Wahrheit entspricht und dann darfst du gehen", er schob mir ein Dokument zu. ,,Keine Angst es ist nur ein Routine-Prozedere."

Ich nickte schnell und setzte meine Unterschrift auf die vorgesehene Zeile bevor ich es mir anders überlegte.

,,Darf ich dann gehen?"

,,Natürlich", der Polizeichef von Forks erhob sich, um mir die Türe zu öffnen. ,,Noch einen schönen Tag."

Ich winkte dem Mann in Uniform zum Abschied zu. ,,Ihnen auch."

Meine Schritte wurden immer schneller bis ich endlich aus dem Revier draußen war. Die Tür fiel hinter mir mit einem lauten Schlag zu und frische Luft strömte wieder in meine Lungen. Endlich! Das Verhör lag hinter mir und dem Polizeichef schien nichts Ungewöhnliches aufgefallen zu sein.

,,Geht es dir gut?", Jared tauchte aus dem anliegenden Wald auf und kam auf mich zu gelaufen.

,,Natürlich", brummte ich.

Nervös sah ich mich um das niemand in der Nähe war, doch ich sah nur meine Mutter die immer noch im Auto saß und auf ihrem Handy herumtippte. ,,Er scheint zumindest nicht zu vermuteten, dass wir gelogen haben."

,,Warum sollte er auch, es waren Krallen die Emilys Gesicht getroffen haben und nur ein Bär ist groß genug ihr diese Wunde zuzufügen", legte Jared mir die Fakten vor. ,,Mach dir keine Sorgen."

Wie konnte ich nicht?

Frustriert, ballte ich meine Hände zu Fäusten. Die ganze Situation war einfach nervenaufreibend, allein der Gedanke an das Übernatürliche. Wer wusste, was es sonst noch dort draußen gab?

Als hätte Jared meine Gedanken gelesen legte er seinen Arm auf meine Schultern und versicherte mir: ,,Du musst dir wirklich keine Sorgen machen, falls irgendetwas passiert, ich bin hier um auf dich aufzupassen."

Meine Augen trafen seine und fast knickte ich ein. Meine Hände hatte ich schon gehoben um ihn zu umarmen, um die Sicherheit zu fühlen, die von ihm ausging. Die Bilder von Emily und meinem Albtraum tauchten vor mir auf und ich stoppte mich selbst.

Nervös räusperte ich mich. ,,Ich sollte gehen."

,,Lynn, bitte, du musst dir die ganze Geschichte anhören", flehte er.

,,Ich muss los meine Mutter wartet."



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Neues Kapitel : )

Es ist etwas länger geworden doch ich bin zufrieden. Hoffe es hat euch gefallen. 

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