1.

"Zarah, Zarah, Zarah, Zarah, Zarah, Zarah", wiederholte eine Stimme immer und immer wieder, während mich zwei Hände wach rüttelten. Die Stimme wurde immer lauter, bis sie schließlich direkt neben meinem Ohr war. "Zaaaraaaaah...",wurde mein Name lang gezogen und ich schreckte auf.

"Na wurde aber auch Zeit", grinste Maggie mich an. "Du solltest Abends früher ins Bett gehen, dann bist du morgens vielleicht leichter wach zu rütteln."

Ich blickte sie verschlafen an. Ihr breites Grinsen verhieß nichts Gutes und erneut fragte ich mich, was bei meiner Schwester schief gelaufen war im Kopf. "Gib es zu. Du hast Kaffee getrunken."

Ihr Grinsen wurde noch breiter und ich hatte Angst, dass ihre Mundwinkel gleich reißen würden.
"Neeeein", erwiderte sie sarkastisch. "Entschuldigung, aber Koffein hat bei mir so eine schöne Wirkung und jetzt raus aus den Federn." Sie riss mir meine Decke weg und so war ich praktisch dazu gezwungen aufzustehen, da ich der eisigen Kälte entgehen wollte, von welcher ich unter meiner Decke nichts mitbekommen hatte.

Langsam kroch ich zu meinem Teil des Schrankes und griff mir wie üblich meine Jeans und den obersten Pullover. Dieser verkündete fröhlich in grüner Aufschrift "I am Groot",was mir ein kleines Lächeln auf die Lippen zauberte.

Leider musste ich noch einige Minuten in dem kalten Schlafsaal warten, bis das Badezimmer frei war, da sich mein Halbbruder Greg nicht dazu bequemen konnte es endli h frei zu machen. Als ich mich dann schließlich doch fertig gerichtet hatte und wieder in den Schlafsaal trat, überraschte mich eine eisige Kälte.

"Ist die Heizung ausgefallen, oder züchtet hier jemand Eiszapfen?"

"Die Areshütte fand es eine witzige Idee, wenn sie uns die Heizung und den Strom abdrehen. James wollte es wieder richten, aber bis er dazu kommt, werden wahrscheinlich noch Jahre vergehen."

Ich rollte mit den Augen. "Das sind ja super Voraussetzungen für einen kuscheligen Winter." Wir hatten inzwischen Anfang Dezember und obwohl es eiskalt war, lag nicht eine Schneeflocke auf dem Boden. Mir war es ziemlich egal, was wir für ein Wetter hatten, aber gerade die jüngeren Campbewohner beschwerten sich schon seit einer ganzen Weile, aber egal wie sehr sie darum flehten, Zeus wollte es einfach nicht schneien lassen.

Immer noch müde ließ ich mich wieder auf mein Bett fallen und kramte mein Handy raus, auf dem ich wahllos herum tippte. "Steht für heute irgendwas besonderes an?"

"Training, aber sonst nichts", kam es von Maggie, die gerade dabei war ein Bücherregal aus zu räumen, nur um es "schöner" wieder einzuräumen. Für mich sah es allerdings genauso aus, wie davor.

"Und morgen oder diese Woche sonst irgendwas los?"

Greg rümpfte die Nase und warf seinen Kopf verächtlich in den Nacken. "Die Römer zischen morgen endlich wieder ab, aber es läuft eh wieder so ab, dass die Hälfte schließlich doch hier bleiben wird."

"Na super, also absolut tote Hose, oder wie?", nuschelt ich und die Ironie hatte hierbei die Oberhand.

"Es sind einfach zu viele in der Schule oder bei ihren sterblichen Eltern", sagte er mit seiner unnatürlich hohen Stimme.

"Ja leider." Greg hatte recht damit. Wir waren kaum mehr als 10 griechische Halbgötter im Camp, da sich alle anderen bei ihren Familien befanden. Am vollsten war die Ares Hütte, aber das nur, weil sie im Moment zu 90% aus Römern bestand. Die Hermes Hütte hatte gerade mal 4 griechische Campbewohner und wir saßen zu dritt in der Athene Hütte herum und hofften, dass die Ares Kinder nicht auf dumme Gedanken kommen würden. Oderbesser gesagt, nicht auf noch dümmere.

"Ich hätte nicht gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber es ist gerade so langweilig hier", beschwerte sich Maggie. "Vielleicht sollte ich doch zurück ins Internat nach Madagaskar gehen. Da war wenigstens mehr los."

"Untersteh dich, uns jetzt auch noch alleine zu lassen!", drohte Greg und strich sich dabei über seinen perfekten, braunen Lockenkopf. Er seufzte tief und verließ dann mit schnellen Schritten die Hütte.

Ich konnte sehen, wie Maggie sich das Lachen verkneifen musste und ich konnte es ihr nur schwer verübeln. Greg war wirklich unglaublich nett und es gab niemanden, der ihn nicht leiden konnte, aber trotzdem sorgte er mit seinen Auftritten manchmal für einen kleinen Lacher, da man wirklich von 100m aus erkennen konnte, dass Greg schwul war. Er brachte immer wieder Leben in unsere Hütte, wofür ihn alle liebten, aber trotzdem beherrschte er den klischeehaften Abgang einer echten Diva perfekt.

Ich warf Maggie mein Kissen an den Kopf. "Margret Johnson! Beherrsche dich", schimpfte ich sie spaßeshalber aus und wich dem Kissen aus, welches mit ziemlicher Geschwindigkeit wieder zurück auf mich zu geflogen kam.

Die nächsten Stunden verbrachten wir damit zu lesen und am Handy zu hängen. Ilias hatte mir 1000 Bilder von den Theaterproben geschickt, in welchen er sich anscheinend genauso langweilte, wie wir hier.

Ich konnte selbst nicht genau beschreiben, was zwischen Ilias und mir war, aber irgendwie war er mehr als mein bester Freund und trotzdem weigerte sich mein Gehirn in als meinen festen Freund an zu sehen. Es wirkte noch so weit weg und so unwirklich. Trotzdem spürte ich dieses bescheuerte Kribbeln, wenn ich an ihn dachte und es machte mich glücklich, wenn ich mit ihm zusammen war. Kurz gesagt, es war alles noch etwas unsicher und ich nahm mir fest vor ihn darauf anzusprechen, wie es weiter gehen sollte, wenn ich ihn wieder sehen würde.

Maggie stand seufzend auf und schnappte sich ihr Schwert. "Ich gehe dann mal trainieren, bis nachher."

"Tschüss", sagte ich noch, aber da war sie schon verschwunden.

Na super, jetzt war ich also ganz alleine hier. Ich starrte die Decke böse an, mit der Hoffnung, dass sie etwas Spannendes machen würde, wenn sie nur genug Angst vor mir hätte, aber leider blieb es bei dem Wunsch. Ich stieß ein undefinierbaren Laut aus und stand schließlich auch auf. Keine Ahnung, was ich vor hatte, aber meine Beine liefen von alleine, bis ich mich schließlich in Hütte 11 wieder fand.

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