#34.2 •Robert Shwartzman x Paul Aron 2/2
,,Was ist das jetzt eigentlich zwischen uns?", wollte Paul von ihm wissen und hob den Kopf, der auf seiner Brust abgelegt war, um ihn erwartungvoll anzusehen.
Schwer schluckte er.
Seit einiger Zeit fürchtete er sich vor dem Moment, in dem Paul dies fragen würde, denn er wusste, dass dem Esten seine Antwort nicht gefallen würde. Und ihm um ehrlich zu sein auch nicht.
,,Pass auf Paul.", begann er und setzte sich vorsichtig auf. Der Andere tat es ihm gleich und ihm fiel sogleich dessen verwirrter Gesichtsausdruck auf.
,,Ich mag dich und ich habe jede Sekunde mit dir genossen.", sprach er weiter und zögerte dann, denn Paul wich jegliche Farbe aus dem Gesicht. Der Jüngere spürte natürlich genau, dass dieses Gespräch in eine andere Richtung ging als er sich das vorgestellt hatte.
,,Aber du wohnst in Estland, ich in Italien, ich verlasse Prema und ich bin über vier Jahre älter als du.", ratterte er herunter und Paul starrte ihn geschockt an.
,,Aber wir können es doch wenigstens probieren.", brachte der Blonde tonlos hervor und er schüttelte den Kopf.
,,Wie soll das funktionieren Paul?", wollte er verzweifelt wissen. ,,Du gehst in Tallinn in die Schule, uns trennen fünf Stunden Flug."
,,Das wissen wir, wenn wir es versuchen.", wurde der Este nun lauter.
,,Ich mag dich wirklich, aber..."
,,Wenn das so wäre, dann würdest du es mit mir versuchen.", unterbrach der Jüngere ihn und stand von der Couch auf.
,,Paul, warte.", rief er entsetzt, als der Andere die Tür zum Flur ansteuerte.
,,Lass gut sein, ich habe schon verstanden.", kam es bitter zurück und er konnte dabei nur Pauls Rücken betrachten. ,,Ich bin gleich weg und ab morgen in Estland, also weit weg von dir. Ich wünsche dir alles Gute."
Damit knallte die Wohnzimmertür zu und ließ ihn geschockt alleine zurück.
Als er sich wieder gesammelt hatte und Pauls Verfolgung antrat, hatte der Jüngere bereits das Haus verlassen und auch auf der Straße war von diesem nichts zu sehen.
Er wusste nicht, wie der Este so schnell spurlos verschwinden konnte, doch irgendwie war es gelungen.
Wieder knallte seine Wohnzimmertür mit viel zu viel Schwung ins Schloss.
Diesmal war er es gewesen, getrieben von seiner Wut über sich selbst.
Vor einem knappen Monat war es Paul gewesen, mit demselben Grund.
Seitdem hatte er den Blonden nicht mehr gesehen, schließlich war dieser in Estland. Heute sollte der Andere wieder in Italien eintreffen, das wusste er noch genau.
Er vermisste Paul. Vermisste es, den Jüngeren um sich zu haben, mit ihm zu lachen, ihm nah zu sein und ihn zu küssen.
Jeden Tag wünschte er sich, er hätte dem was zwischen ihnen war eine Chance gegeben, denn er mochte Paul nicht nur, er liebte ihn.
Doch dann erinnerte er sich wieder daran warum er es nicht getan hatte.
Auch wenn der Este erwachsener wirkte, war er noch keine achtzehn und aus sicheren Quellen wusste er, dass Paul noch keine Beziehung hatte.
Und das was eine erste Beziehung sein sollte, konnte er nicht bieten. Eine Fernbeziehung über einen halben Kontinent war nicht das, was eine erste Beziehung sein sollte.
Ein Klingeln an der Haustür zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Verwundert darüber, wer das sein konnte, machte er sich auf den Weg in Richtung Eingang. Vielleicht ein Nachbar der etwas brauchte und nicht extra einkaufen gehen wollte.
Kaum hatte er die Tür geöffnet, wollte er sie eigentlich auch schon wieder zuschlagen.
,,Tag Shwartzman.", begrüßte ihn niemand geringeres als Pauls großer Bruder. ,,Wie gehts denn so?"
Ohne eine Aufforderung drängte sich der Este an ihm vorbei in den Flur und entledigte sich Schuhen und Jacke.
,,Ähm.", machte er verwirrt und verunsichert über diesen Überraschungsbesuch. Ja, Ralf und er verstanden sich gut, doch er konnte sich nicht vorstellen, dass der Ältere nach dem was er zu Paul gesagt hatte, gut auf ihn zu sprechen war.
,,Ich wollte mich mal in Ruhe mit dir unterhalten. Wir sollten uns ins Wohnzimmer setzen und ja, ein Wasser würde ich gerne nehmen, danke der Nachfrage.", erklärte der Blonde just in diesem Moment.
Er musste zugeben, Ralfs gefährlich ruhige und betont freundliche Stimme schüchterte ihn ein wenig ein, weshalb er einfach nur nickte und in die Küche eilte, um ein Glas Wasser zu holen.
Als er mit diesem ins Wohnzimmer kam, saß der Este bereits auf dem Sofa und wartete auf ihn.
Er stellte das Glas vor dem Anderen ab und setzte sich dann auf den Sessel um so viel Abstand wie möglich zwischen sie zu bringen.
Sein Herz raste und als Ralf erst einmal zum Glas griff und einen Schluck daraus nahm, fing er an, nervös auf seiner Lippe zu kauen.
,,Ich sag dir jetzt einfach wie es ist.", begann der Ältere dann endlich zu reden. ,,Paul geht es scheiße. Richtig scheiße. Er liebt dich richtig und er versteht nicht, warum du nicht mit ihm zusammensein willst. Er ist verletzt und hat tagelang geweint. Er denkt, du hättest nur mit ihm gespielt und seine Gefühle ausgenutzt, was ich nicht denke, da das nicht du bist und ihr so viele Abende zusammen verbracht habt und nie ist mehr als kuscheln und küssen passiert. Aber verstehen warum du ihn abserviert hast, tue ich auch nicht und ich bin tatsächlich ziemlich wütend auf dich, denn Paul geht es echt mies und es tut mir weh ihn so leiden zu sehen. Du wirst ihm vernünftig erklären, wieso das zwischen euch nicht geht. Es ist mir scheißegal wie aber du bringst das in Ordnung."
Mit jedem Wort wurde Ralf lauter und die letzten beiden Sätze sagte er in einem Ton, der keine Widerrede akzeptiert.
,,Aber das habe ich doch schon.", wagte er leise etwas zu erwidern.
,,Du hast ihm gesagt, dass ihr weit auseinander wohnt und einen Altersunterschied habt.", schnaubte der Este. ,,Das ist keine Begründung, das ist Bullshit."
,,Wir würden eine Fernbeziehung führen, dieser ständige Abstand ist doch nicht das Richtige als erste Beziehung."
,,Das ist doch völliger Quatsch.", war Ralf fassungslos. ,,Klar ist es nicht supergeil, aber er liebt dich und du ihn, was könnte denn richtiger sein? Du liebst ihn doch oder?"
,,Ja.", bestätigte er ohne Zögern.
,,Dann geh zu ihm und entschuldige dich.", forderte der Ältere.
,,Aber...", begann er doch wurde energisch unterbrochen.
,,Zur Hölle mit deinem Aber. Paul geht es scheiße und es ist allein deine Schuld. Wenn du das nicht änderst, dann hast du ein mehr als ernsthaftest Problem mit mir. Was ist es? Was macht dir so Angst?"
Ralf war nun richtig wütend und so wirklich traute er sich eigentlich nicht etwas zu sagen. Doch Schweigen würde die Stimmung des Esten nicht besser machen, ganz im Gegenteil.
,,Er ist erst siebzehn.", murmelte er kaum hörbar. ,,Wir sind in so unterschiedlichen Phasen im Leben."
Ralf schüttelte verständnislos den Kopf. ,,Siebzehn ist alt genug, dass er selbst entscheiden kann was er möchte und er möchte dich. Und die viereinhalb Jahre zwischen euch sind keine Welten, das wirkt nur so weil ihr jung seid. Wenn ihr 33 und 37 wärt, wäre das ganz normal. Robert, du hast ihn so glücklich gemacht. Er hat immer so gestrahlt wenn ihr euch getroffen habt oder wenn er nur eine Nachricht von dir bekommen hat. Und auch du hast so viel glücklicher gewirkt. Von mir aus warte die zwei Wochen bis er achtzehn ist, wenn es dich besser fühlen lässt, aber bitte sei nicht so dumm und mach euch beiden das kaputt. Das habt ihr beide nicht verdient."
Die Worte des Esten machten etwas mit ihm. Plötzlich sah er alles aus einem ganz anderen Blickwinkel, plötzlich erkannte er, wie unsinnig seine Sorgen und sein Verhalten gewesen waren. Plötzlich löste sich eine Träne aus seinem Augenwinkel.
,,Scheiße.", fluchte er über sich selbst und wischte die Träne wütend weg.
,,Dir gings scheinbar auch nicht so gut ohne ihn stimmst?", wollte Ralf wissen und er nickte, während sich weitere Tränen den Weg über seine Wangen bahnten.
Der Blonde stand auf und ehe er sich fragen konnte, was der Andere vorhatte, quetschte sich dieser neben ihn in den Sessel und zog ihn in seine Arme.
Beruhigend kreiste die Hand des Älteren über seinen Rücken.
,,Du bist ein toller Mensch Rob und ich würde mich freuen, wenn du ein Teil unserer Familie werden würdest."
Einige Minuten hatte er noch in Ralfs Armen geweint, dann hatte der Este ihn in sein Auto verfrachtet. Nun trat er in den Flur der Wohnung, die der Blonde mit seinem kleinen Bruder bewohnte.
,,Paul?", rief Ralf in die Stille. ,,Ich habe Besuch für dich dabei."
Es dauerte etwas bis das Geräusch einer sich öffnenden Tür ertönte, dann stand ihm Paul gegenüber.
,,Er kann direkt wieder gehen.", verfinsterte sich der Gesichtsausdruck des Jüngeren augenblicklich.
Schwer schluckte er, denn er wusste, Paul meinte diese Worte wirklich so. Wie als Bestätigung, drehte sich der Este auch schon wieder weg und verschwand da wo er hergekommen war.
Seufzend drückte sich Ralf an ihm vorbei und folgte seinem kleinem Bruder. Er stand einfach nur da. Er wusste nicht, was er sich erhofft hatte, mit was er gerechnet hatte, doch dass Paul ihn eiskalt stehen ließ tat weh.
,,Ich kann deine Reaktion verstehen, aber bitte hör ihm zu. Ich hätte ihn nicht hergebracht wenn es nichts bringen würde. Danach kannst du immer noch entscheiden.", hörte er den älteren Esten.
,,Ich verzichte.", ertönte die trotzige Stimme des Jüngeren.
,,Bitte Paul. Vertrau mir."
Stille.
Stille die ihn durchdrehen ließ.
Dann ein widerwilliges Brummen und Paul tauchte wieder im Flur auf. Mit einem Gesichtsausdruck der eindeutig darauf schließen ließ, dass der Blonde überhaupt keine Lust auf ihr Gespräch hatte.
,,Zwei Minuten, brings auf den Punkt.", verschränkte der Este die Arme vor der Brust, während dessen Bruder tatsächlich die Wohnung wieder verließ.
Überfordert stand er da und starrte den Jüngeren an.
,,Deine Zeit läuft.", brummte der Andere missgelaunt und dies riss ihn aus seiner Starre.
,,Es tut mir leid Paul.", brach es aus ihm heraus. ,,Ich hätte nachdenken sollen, dir zuhören sollen. Du hattest Recht mit dem was du gesagt hast, wir wissen wie es funktioniert, wenn wir es probieren. Und wenn man etwas will, dann klappt es auch. Außerdem hatte ich Angst, wegen unserem Altersunterschied, was völliger Quatsch ist, denn ich habe mich in dich verliebt und habe die Zeit mit dir genossen und das sollte mir sagen, dass es zwischen uns passt und der Rest eigentlich egal ist."
Er stockte und holte tief Luft. Paul sah ihn zweifelnd an.
,,Hat dir Ralf gesagt, dass du das sagen sollst damit es mir besser geht oder meinst du das wirklich so?"
,,Ich meine es so.", sagte er schnell. ,,Ja, Ralf hat mir das gesagt aber er hat mich nicht dazu gezwungen mich auf diese Weise bei dir zu entschuldigen. Er hat mir nur die Augen geöffnet und mich auf meine Dummheit aufmerksam gemacht."
,,Das heißt, dir tut es wirklich leid?", wirkte der Jüngere noch immer skeptisch.
,,Ja. Wenn ich könnte würde ich jedes einzelne Wort zurücknehmen, doch das kann ich nicht. Ich kann mich nur entschuldigen und dir beweisen, dass ich eingesehen habe, dass es ein Fehler war. Wenn du mich lässt natürlich."
Paul nickte verstehend. Sein Herz raste, während der Este ihn nachdenklich ansah. Er machte sich auf so ziemlich alles gefasst, von einer zweiten Chance bis zu dem, dass er angeschrien und aus der Wohnung geschmissen wurde.
,,Okay.", lautete jedoch die schlichte Antwort.
,,Okay?", war er verwirrt. ,,Was heißt okay?"
,,Beweis es mir.", zuckte Paul mit den Schultern. ,,Sei mein Freund und probier diese Fernbeziehung mit mir."
,,Echt?", konnte er es nicht glauben.
,,Ja, echt.", bestätigte der Este. ,,Ich bin nämlich wie du weißt auch verliebt in dich und ich würde mich ärgern, wenn ich diese Chance nicht nutzen würde."
,,Danke.", brach es aus ihm heraus und ein rießiger Brocken fiel ihm vom Herzen.
,,Kannst du mich küssen? Ich vermisse das nämlich.", erklärte Paul nun mit einem schiefen Lächeln und er ließ sich kein zweites Mal auffordern.
Schnell schloss er die paar Schritte die sie trennten und legte seine Hand auf Pauls Hüfte. Die Arme des Jüngeren schlangen sich um seinen Hals und schon lagen ihre Lippen aufeinander.
Es fühlte sich unglaublich an, Paul wieder so nah bei sich zu spüren, die rauen Lippen des Esten, die über seine strichen.
,,Scheiße, wie konnte ich nur so blöd sein und denken, ich kann ohne dich.", wisperte er, nachdem sie sich lösten.
Er liebte Paul.
Verfluchte sich für seine Sorgen, denn das was der Jüngere ihn fühlen ließ, sagte ihm unmissverständlich, dass er zu diesem gehörte.
Auch wenn halb Europa sie trennte.
♡ • • • • • • • • • • • • ENDE • • • • • • • • • • • • ♡
Hallo hallo😊
aus irgendeinem Grund namens Netflix habe ich es gestern total verpennt hochzuladen, deshalb jetzt zu einer umenschlichen Zeit🙈🙄
Ich hoffe doch sehr es hat euch gefallen, auch wenn es vermutlich etwas anders verlief als man das nach dem ersten Teil erwarten konnte😅
Habt einen schönen Tag🤍
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