#29.2 •Logan Sargeant x Carlos Sainz 2/2
,,Du kannst dich daran erinnern, dass ich einen Wunsch bei dir frei habe?"
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Ein Klingeln an der Tür ließ ihn aufhorchen.
Er war nach seinem ersten Formel 1-Rennen wieder zu Hause und er war mehr als zufrieden mit seinem Wochenende.
Außerdem hatte er Carlos oft gesehen. Gefühlt war der Spanier ständig um ihn herum und jedesmal wenn sich ihre Blicke kreuzten, schenkte der Ältere ihm ein warmes Lächeln, welches sein Herz rasen ließ.
,,Du bist schockverliebt.", hatte Oscar kichernd festgestellt, als er sein Gefühlschaos mit dem Australier geteilt hatte. Zugegebenermaßen war er auch ohne seinen besten Freund auf diese Erkenntnis gekommen, aber Bestätigung war immer gut.
Carlos geisterte auch hier in England weiterhin durch seinen Kopf, ließ ihn träumen und auch ein wenig verzweifeln.
Wie konnte man einer Person nur so schnell verfallen sein?
Seufzend stand er auf und ging zur Tür.
,,Ja?", fragte er durch die Freisprechanlage, in der Hoffnung, die Stimme seines Lieblingsaussies zu hören. Ein wenig Ablenkung würde ihm bestimmt guttun.
,,Hey Logan.", schallte ihm allerdings eine andere Stimme entgegen. Eine tiefere, mit einem anderen Akzent, weniger vertraut als die von Oscar und trotzdem empfand er sie als viel schöner. ,,Ich bin's, Carlos, hoffe ich störe nicht."
,,Woher weißt du wo ich wohne?", gab er wenig geistreich als Antwort. Er hatte so viele Fragen, doch alle anderen außer diese verließen seinen Mund nicht.
Ein Lachen drang ihm entgegen und ließ ihm einen heißen Schauer über den Rücken laufen.
,,Oscar.", lautete die Antwort. ,,Darf ich hochkommen oder soll ich wieder gehen?"
Erschrocken zuckte er zusammen und betätigte schnell den Türöffner. Nein, Carlos sollte nicht gehen, er wollte den Spanier sehen. Irgendwie vermisste er diesen nämlich.
,,Warum gibt Oscar dir meine Adresse?", bombadierte er den Ferraripiloten mit seiner nächsten Frage, kaum war dieser in seinem Sichtfeld aufgetaucht.
,,Weil ich ihn danach gefragt habe."
Mit diesen Worten blieb Carlos vor ihm stehen und zog ihn zur Begrüßung in eine Arme.
Von der Antwort, sowie der unerwarteten Nähe total perplex, erwiderte er die Umarmung des Spaniers.
,,Und warum hast du ihn gefragt? Warum bist du hier?", hauchte er überfordert. Er fand keinen ersichtlichen Grund, der erklären würde, warum Carlos ihn so ohne Ankündigung besuchen sollte. So eng war ihre Freundschaft nach einmal Billard spielen nun auch nicht.
,,Ich möchte meinen Wunsch einlösen.", erklärte Carlos und löste sich von ihm.
Sofort begann sein Herz noch schneller zu rasen, als es sowieso schon aufgrund vom Carlos tat.
Was würde sich der Spanier von ihm wünschen? Würde er ihm den Gefallen gerne tun oder wäre er eine lästige Pflicht? Wobei ihm wahrscheinlich alles Spaß machen würde, wenn er Carlos damit half.
Erwartungsvoll sah er den Älteren an, was dieser als Aufforderung nahm, weiterzusprechen.
,,Ich möchte, dass du auf ein Date mit mir gehst."
Wie bitte?
War Carlos etwa hinter seine Gefühle gekommen? Er wusste, dass er diese nicht gut versteckt hatte, der Spanier löste einfach zu viel in ihm aus. Machte sich der Ältere nun so über ihn lustig?
,,Logan? Bist du soweit fertig, sodass wir gehen können oder musst du noch etwas erledigen?"
Welcher Mensch fragte denn mit so einer Selbstsicherheit nach einem Date und ließ sich von einer ausbleibenden Reaktion nicht einschüchtern?
Super gemacht Logan. Das erste Rennwochenende und schon kann dich der Erste nicht mehr ernst nehmen.
,,Ist alles gut bei dir?"
Dieser fürsorgliche Unterton, der besorgte Schimmer in den kastanienbraunen Augen, wie gut konnte ein Mensch bitte schauspielern?
,,Ich...." Weiter sprach er nicht.
,,Du glaubst, ich verarsch dich.", seufzte Carlos und er nickte leicht.
,,Hör mir mal bitte genau zu.", forderte der Spanier und legte ihm beide Hände auf die Schultern. Das fühlte sich gut an. Zu gut.
,,Ich starre nicht jeden an und kann meinen Blick nicht abwenden. Ich sage nicht jedem, dass er gut aussieht und normalerweise unternehme ich nach einem Tag auf der Strecke nichts mehr. Du ziehst mich an und ich verspüre die ganze Zeit den Drang in deiner Nähe zu sein. Da ist etwas zwischen uns und ich bin mir sicher, dass du es auch spürst, denn ich habe Oscars Grinsen mehr als deutlich durchs Telefon gehört und auch Lando hat gemeint, dass Oscar etwas weiß."
Diese Worte klangen so sinnvoll und auch Carlos' Blick strahlte vollkommene Ehrlichkeit aus. Sein Körper kribbelte vor Freude, doch sein Kopf traute sich noch nicht wirklich, sie zu glauben. Das schien der Spanier zu sehen.
,,Bitte geh mit mir auf dieses Date, danach wirst du mir glauben, dass ich es ernst meine."
Er hatte seine Sprache noch nicht zurückgewonnen, doch er schaffte es zu nicken.
Wenige Minuten später saß er in Carlos' Auto und der Spanier fuhr los.
,,Wo gehen wir hin?", wollte er wissen. Der vierte Satz den Carlos heute von ihm hörte, die vierte Frage.
,,Wir bleiben hier in London.", lautete die Antwort und er merkte anhand des Tonfalls und dem geheimnisvollen Grinsen, dass er keine weiteren Informationen aus dem Älteren herausbekommen würde.
Er hatte längst die Orientierung verloren, doch Carlos fuhr weiterhin zielstrebig durch die Stadt und schließlich in ein Parkhaus.
Dort stachen ihm dann endlich einige Schilder ins Auge, die ihm verrieten, wo in London er sich befand.
Überall befanden sich Pfeile, die zur Camden Town verwiesen. Ein beliebtes Ausflugsziel in London, welches für seine sechs Märkte bekannt war und welches er sich auch schon unbedingt einmal ansehen wollte, es bisher noch nicht geschafft hatte.
,,Ich glaube du hast unser Ziel erkannt oder?", schmunzelte Carlos und er nickte lächelnd.
Während der Fahrt hatte er durch die leise Musik und die Ruhe, die Carlos ausstrahlte, seine Überforderung abschütteln können und konnte wieder klar denken.
,,Hab ich dir in Bahrain gesagt, dass ich hier hin möchte oder war das eine gute Idee von dir?"
,,Weder noch.", gab Carlos zu und öffnete die Autotür. ,,Ich habe Oscar gefragt wo du wohnst und als ich mich bedankt und verabschiedet habe, meinte er, dass du gerne mal hierher möchtest."
Er wusste nicht ob er Oscar danken oder ihn besser verfluchen sollte. Gerade war er eher bei danken, denn immerhin würde er heute etwas Neues sehen und sie hatten kein langweiliges Restaurantdate, aber mal schauen, was er heute Abend sagen würde.
,,Warum hast du mir eigentlich nicht Bescheid gesagt, dass du kommst?", fragte er, als der Spanier neben ihm zum Stehen kam.
,,Ich hatte Lust, dich zu überraschen.", grinste der Ältere und griff nach seiner Hand. ,,Wir müssen noch ein kurzes Stück hinlaufen."
Dieses kurze Stück waren die aufregensten Schritte, die er bisher gegangen war. Aufregender, als jeder Gang zum Podium, aufregender als der zu seinem Williams letztes Wochenende und das lag allein an Carlos' Hand, die seine hielt.
Schon nach wenigen Minuten standen sie in einer Straße, in der sich deutlich mehr Menschen befanden, als in denen, durch die sie gerade gelaufen waren.
Die alten Gebäude und der friedlich plätschernde Fluss, tauchten ihre Umgebung in eine viel entspanntere Atmosphäre, als es im restlichen London der Fall war. Es war, als wären sie in einer ganz anderen Stadt gelandet.
In den Häusern, die sich am Fluss entlangschlängelten, reihten sich die verschiedensten Läden aneinander. Auf Klamotten folgte Schmuck, dahinter entdeckte er Bücher, erneut Klamotten und von überall wehten ihm fremde und gleichzeitig so appetitliche Düfte entgegen.
,,Warum war ich den in den Jahren die ich in London gelebt habe nie hier?", wunderte sich Carlos, als sie langsam an den Ständen entlangschlenderten und ihre Aufmerksamkeit alle paar Meter von einem neuen, exotisch aussehenden Laden angezogen wurde.
,,Du hast eben auf mich gewartet.", gab er zurück und zum ersten Mal war er in der Nähe des Spaniers nicht verlegen oder überfordert.
Ebenfalls zum ersten Mal schien der Ferraripilot verlegen zu sein und keine passende Antwort zu wissen. Scheinbar hatte er eine ähnliche Wirkung auf den Älteren wie dieser auf ihn und das gefiel ihm ausgesprochen gut.
,,Diese ganzen Gerüche machen mich hungrig. Wie sieht es bei dir aus?", fragte Carlos und so eilig wie er sprach wirkte es, als wolle er seine Verlegenheit überspielen.
Der Spanier hatte Glück, dass es ihm ebenfalls so ging und er echt Lust hatte, eine dieser vielen Leckereien, die sich immer wieder vor ihnen auftaten, zu probieren.
Doch ein Problem gab es.
,,Ich kann mich nicht entscheiden was.", teilte er dem Schwarzhaarigen mit. ,,Das sieht alles so gut aus."
,,Du isst und verträgst alles oder?", schien jedoch sein Begleiter etwas entdeckt zu haben.
Er nickte bestätigend und schon zog Carlos ihn zu einem der Essensstände. Ein spanischer wie er erkannte, voller Gerichten aus der Heimat des Älteren.
,,Einverstanden oder weitergehen?"
,,Was davon würdest du mir empfehlen?", wollte er wissen anstatt zu antworten, denn alles was er sah, sah unglaublich lecker aus.
Carlos ließ seinen Blick prüfend über den Stand gleiten.
,,Also das klassischste ist Tortilla und mit dem Käse und den Champignons schmeckt die noch einmal nach mehr.", fing der Spanier an zu erklären und er unterbrach ihn schon.
,,Dann nehme ich die.", entschloss er sich spontan und angelte in seiner Jackentasche nach seinem Geldbeutel.
,,Logan, bitte lass den stecken.", grätschte jedoch Carlos in sein Tun ein. ,,Ich habe dich nach einem Date gefragt, ich zahle heute."
,,Aber...", wollte er widersprechen. Er mochte es nicht, wenn andere für ihn zahlten.
Von einem Aber wollte Carlos nichts wissen.
,,Du kannst mich ja beim nächsten Mal einladen, dann gleicht sich das wieder aus, aber heute gibst du keinen Cent aus."
Damit wandte sich der Ältere dem Verkäufer zu und bestellte zwei Tortilla.
Beim nächsten Mal?
So wie er sich fühlte, glich er wahrscheinlich einer Tomate.
Es war das erste Mal seit sie hier angekommen waren, dass sie ihre Hände voneinander lösten und sofort vermisste er die Wärme des Spaniers.
Er könnte sich an diese gewöhnen, keine Frage.
Doch erst einmal musste er sich mit der Wärme der Tortilla zufrieden geben, welche Carlos ihm nun überreichte und er musste zugeben, dass ihm auch diese gut gefiel. Zumindest schmeckte sie gut.
Tatsächlich schaffte Carlos es, all seine Zweifel die dieses Date betrafen, verschwinden zu lassen.
Der Ferraripilot konnte ihn nicht verarschen, sonst würde er sich nicht so wohl fühlen. Sonst würden sie nicht so private Gespräche führen, sonst würden sie sich nicht so blind verstehen, sonst würden sie wohl kaum Hand in Hand über einen Touristenmagneten schlendern.
Auch in ihrer Essensauswahl waren sie sich sehr ähnlich. Sie war einfach. Was interessant aussah wurde probiert und mit Ausnahme der Tortilla stehts eine Portion bestellt und dann geteilt, sodass mehr gekostet werden konnte.
Sie probierten sich einmal quer durch die Welt. Nach Spanien war ein thailändischer Papayasalat an der Reihe, auf diesen folgten polnische Pierogi und ein südafrikanischer Hackfleischauflauf, abgeschlossen von einer brasilianischen Trüffelpraline.
,,Das war genug Essen für die nächsten drei Tage.", stöhnte er auf, denn trotz des Teilens verspürte er ein fast schon unangenehmes Sättigungsgefühl.
,,Aber es schmeckt halt.", zuckte Carlos mit den Schultern. ,,Wir müssen ja auch noch einen kleinen Verdauungsspaziergang zurück zum Auto machen."
Tatsächlich wurde es langsam dunkel und damit ziemlich frisch. Schade eigentlich, denn er könnte noch Ewigkeiten hier mit Carlos verbringen.
Doch er hatte den Spanier ja noch für einen Spaziergang und die Autofahrt und auch Carlos schien es nicht eilig zu haben.
In einem gemächlichen Tempo schlugen sie den Rückweg über den immer voller werdenden Markt ein und mit jeder Minute die verging war er doch froh, nach Hause zu kommen, da eine Fortbewegung immer unmöglicher wurde.
Sobald sie außerhalb des Marktgeländes waren, waren auch die Menschenmassen quasi verschwunden.
,,Krass wie sich das so punktuell sammeln kann.", stellte Carlos fest und er konnte nur zustimmen. Wie viele Besucher mussten wohl gerade auf dem Markt sein, wenn dieses weite Gelände so vollgestopft war?
Carlos hatte ihn definitiv zum richtigen Zeitpunkt abgeholt. Nach der Mittagszeit, sodass sie vor dem londoner Feierabendtrubel wieder verschwinden konnten.
Schweigend liefen sie weiter zum Auto. Den ganzen Nachmittag hatten sie geredet, die Geräuschkulisse des Marktes im Hintergrund, da tat die Ruhe jetzt ganz gut. Außerdem war das Gefühl ihrer erneut verbundenen Hände für ihn angenehmer als jedes Gespräch, welches sie nun erzwingen müssten.
,,Schau mal.", unterbrach dann doch Carlos irgendwann das friedliche Schweigen und blieb stehen. ,,Ich finde es immer so nett, wenn Vögel baden."
Damit zeigte der Spanier auf das seichte Flussufer neben ihnen, in welchem tatsächlich zwei kleinere Vögel plantschten.
Er musste dem Älteren Recht geben. Es war wirklich ein niedlicher Anblick, denn die Tierchen hatten sichtlich Spaß.
Um die beiden ein wenig zu beobachten und eventuell auch um ein paar Extraminuten mit Carlos herauszuschlagen, lehnte er sich an das Geländer, welches sie von dem Fluss trennte.
Der Spanier tat es ihm gleich und nicht nur das. Sanft legte sich der Kopf des Älteren auf seine Schulter, dann vernahm er einen zufriedenen Seufzer.
Sein Herz überschlug sich, genauso wie seine Gedanken und ihm wurde warm. Angenehm warm und eines wurde ihm nun vollkommen bewusst.
Carlos fühlte wie er.
War ebenfalls schockverliebt.
In ihn.
Diese Erkenntnis gab ihm Mut und er löste ihre verbundenen Hände, nur um seinen Arm um Carlos' Hüfte zu legen.
Fast sofort spürte er die Hand des Spaniers auf seinem Rücken, welche wie schon so oft ein Kribbeln in ihm auslöste.
Er wusste nicht wie lange sie so dastanden, dafür genoss er die Nähe viel zu sehr, doch nach einer Weile kam Bewegung in Carlos.
Mit einer schnellen Bewegung hatte der Ältere sich zwischen ihn und das Geländer gedrängt und die freie Hand des Anderen lag plötzlich auf seiner Wange.
Aufgeregt blickte er Carlos an.
Er ahnte, was der Spanier vorhatte und er konnte es kaum abwarten.
,,Darf ich?", hauchte Carlos auch schon und strich mit dem Daumen sanft über seine Wange.
Diese Geste raubte ihm den Atem, sodass er nur Nicken konnte und die Augen schloss.
Schon lagen Carlos' Lippen auf seinen. Nur ganz leicht und trotzdem loderte ein heißes Feuer zwischen ihnen auf.
Er legte seine zweite Hand ebenfalls um den Spanier und zog diesen ein wenig näher an sich.
Dadurch vertiefte sich ihr Kuss, wurde fordernder, doch blieb weiterhin so sanft, wie er begonnen hatte.
Widerwillig knurrte er auf als sich Carlos von ihm löste. Wollte seine Augen öffnen, doch ließ sie geschlossen als sich die Stirn des Spaniers an seine lehnte und sich dessen Arme um seinen Nacken schlangen.
,,Was machst du mit mir?", keuchte der Ältere leise.
,,Ich hoffe doch das Gleiche wie du mit mir.", gab er zurück und genoss, wie der Atem des Anderen über seine Wange strich.
,,Das heißt, du würdest auch eine Beziehung mit mir eingehen, obwohl wir uns noch nicht so lange kennen?", brachte der Spanier die Schmetterlinge in seinem Bauch zum Tanzen.
,,Ja.", hauchte er ungläubig. Gefühle haben war die eine Sache, zu seinen Gefühlen stehen die andere und es machte ihn glücklich, dass Carlos eine Beziehung wollte und nicht nur Nähe.
Der nächste Kuss war eine Bestätigung.
Ein Versprechen.
Und als er nach diesem seine Augen wieder öffnete, strahlten ihn wunderschöne, kastanienbraune liebevoll an.
Die Augen seines Freundes.
♡ • • • • • • • • • • • • ENDE • • • • • • • • • • • • ♡
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