61. Verstappen x ? [1/4]

Hej,
Was für ein Tag. Dabei dachte ich noch Zandvoort wird eher ein langweiliges Renwochende. Aber mit Liam ist das definitiv nicht mehr der Fall.

Für den OS muss ich an dieser Stelle eine Triggerwarnung aussprechen, er behandelt den Tod von engen Familienmitgliedern.

Und noch eine Info: Max hat in diesem OS keine Schwester.

Vielen Dank an sarah200331 für die Hilfe.

Viel Spaß beim Lesen.

Liz
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Samstag 10.12.2023, Bologna

"Ja?", nahm ich ohne auf dem viel zu hellen Display etwas erkennen zu können, noch im Halbschlaf den Anruf entgegen, der mich gerade viel zu früh aus dem Schlaf aus dem Schlaf gerissen hatte. Schaffte es kaum meine Augen offen zu halten. Hinter meinen Schläfen machte der Alkohol, welcher vor wenigen Stunden noch auf der Prize Giving After-Show-Party geflossen war, mit einem leichten aber unangenehmen Pochen auf sich aufmerksam. Mühsam richtet ich mich ein klein wenig auf, um nicht am Telefon direkt wieder einzuschlafen. "Guten Morgen, es tut mir leid, dass ich sie gerade wecken musste. Hier spricht Doktor Menier aus dem Universitair Ziekenhuis Brussel. Spreche ich mit Max Verstappen?", erklang am anderen Ende der Leitung eine freundliche, helle Frauenstimme und sorgte dafür das ich automatisch ein klein wenig wacher wurde. Krankenhaus? Wieso rief mich mitten in der Nacht jemand aus einem Krankenhaus in Brüssel an? War etwas mit Mama? Aber sie war doch gar nicht in Brüssel. Sie war doch vorgestern zu einer Freundin nach Amsterdam gefahren. Sie war doch gar nicht in Belgien. Wenn es nicht Mama war, dann konnte es doch nur Mathilda sein? Aber wieso rief dann mich mitten in der Nacht das Krankenhaus an? Wollte sie nicht heute Abend gemeinsam mit ihrem Freund ins Theater? Sie hatte doch Karten für diese..... "Hallo? Sind Sie noch dran? Herr Verstappen?", riss mich die Stimme der Ärztin aus meinen Gedanken. Ließ mich leicht zusammenzucken. "Ja,... der bin ich.... Entschuldigung, wieso rufen Sie mich an?", schaffte ich es mich halbwegs zu sortieren und rappelte mich ein Stück weiter aus den weichen Kissen. Zog die verrutschte Bettdecke wieder etwas höher um meinen nackten Oberkörper. "Es geht um ihre Cousine Mathilda Vermount....", stockte die Ärztin plötzlich, klang ungewöhlich ernst. Ich glaubte sie durch die Leitung schlucken zu hören. "Es tut mir leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass Frau Vermount und ihr Lebensgefährte in den letzten Stunden leider an den schweren Verletzungen eines Verkehrsunfalls erlegen sind...", wurde ihre Stimme zum Ende hin immer leiser. Plötzlich stand meine Welt still. Meine Kopfschmerzen waren verschwunden. Ich war hellwach. Glaubte den Worten nicht die ich gerade gehört hatte. "Nein, dass... sind sie sicher, dass es wirklich Tilda ist?...", wollte ich nicht wahr haben, was sie mir gerade erklärt hatte. Das konnte doch nicht sein? Nicht Tilda? "Was ist mit Naomi? Geht es ihr gut? Wer kümmert sich denn jetzt um sie?", schob sich plötzlich ein Bild vor meiner kleinen Nichte vor mein inneres Auge. Wie sie mit freudigen Lachen auf dem Teppich im Wohnzimmer saß und völlig begeistert das Spielzeugauto hin und her schob, dass ich ihr zu Ihrem ersten Geburtstag vor drei Monaten geschenkt hatte. "Im Moment ist sie noch bei Ihrer Babysitterin, aber genau deswegen rufe ich sie an..."

Donnerstag 15.12.2022, Monaco

Müde und geschafft von den Erlebnissen der letzten Tage lehnte ich mich für einen kurzen Augenblick gegen die Tür meiner Wohnung und schloss für einen Moment die Augen. Atmete tief durch. "Wir beide schaffen das.... Ich bin immer für dich da, versprochen!", blickte ich auf Naomi, welche in meinem Arm friedlich an Ihrem Schnuller nuckelnd vor sich hinschlummerte. In einer Hand hielt sie das Rennauto, während sich die kleinen Finger ihrer anderen Hand fest in den Stoff meiner Sweatshirtjacke krallten. Mit dem Fuß schob ich die beiden gut gefüllten Reisekoffer etwas zur Seite, in welchen sich meine und vor allem Naomis Kleidung, sowie Windeln, Kuscheltiere und andere wichtige Gegenstände befanden, die wir im Alltag brauchen würden. All die Dinge die wir sofort benötigten und die nicht in einigen Tagen mit dem Rest ihres Kinderzimmers in einem Transporter geliefert werden konnten. Mit schweren schlurfenden Schritten machte ich mich auf den Weg in mein Wohnzimmer, kaum das ich mich irgendwie mit Naomi auf meinem Arm von Jacke und Schuhen befreit hatte. Sank mit einem tiefen Seufzen in das weiche von weißen Stoff überzogene Polster meiner ausladenden Couch. War froh über den Moment der Ruhe nach all der Hektik und all den Terminen der letzten Tagen. Beobachtete schweigend Naomi, welche in meiner Armbeuge noch immer selig schlief, als hätte sie nichts von all dem was in den letzten Tagen passiert war mitbekommen. Ganz vorsichtig machte ich mich daran sie aus ihrer warmen Winterkleidung zu schälen. Streifte ihr zuerst die winzigen, roten warm gefütterten Schuhe von den Füßen, bevor ich ihr die bunt gestreifte, selbstgestrickte Mütze abzog. Wirr standen ihre wilden, kinnlangen, braunen Locken in alle Richtungen ab, welche sie eindeutig von ihrer Mutter geerbt hatte. So oft hatte sich Matilda früher darüber beschwert, dass ihre Haare mal wieder nicht zu bändigen waren oder nicht das taten, was sie gerne wollte. Das sie jetzt nicht mehr hier war und mit ihrer unglaublich lebensfrohen Art immer und überall für eine positive gut gelaunte Stimmung sorgen konnte, war noch immer so unfassbar schwer vorzustellen. Als wir am Nachmittag vor ihrem Tod telefoniert hatten,  hatte sie sich im Spaß mit einem fröhlichen Lachen noch darüber beschwert, dass ich einen schlechten Einfluss auf ihre Tochter hatte, deren zweites Wort nicht Papa sondern Auto gewesen war. Und ein paar Stunden später kämpfte sie um ihr Leben. Hatte es kurz bevor sie diesen Kampf verloren hatte mit Hilfe von zwei Ärzten noch geschafft ein Video aufzunehmen, in welchem sie mich bat, auf Naomi aufzupassen. 'Bitte pass gut auf meinen kleinen Wirbelwind auf, wenn ich es nicht mehr kann. Ich weiß, dass du es gut machen wirst.', wirkte ihre Stimme so unfassbar schwach, leise, kraftlos  und von Schmerzen geplagt. Es war eine riesige Verantwortung, welche Sie mir damit übertrug, doch ich würde alles dafür geben, dass es Naomi an nichts fehlte und es ihr gut ginge. Von unserem ersten Treffen, kurz nach ihrer Geburt, an hatte ich sie ins Herz geschlossen. Niemals hätte ich es mit meinem Gewissen vereinbaren können, wenn ich jetzt nicht für sie da wäre. Ganz langsam versuchte ich die kleinen Finger von Naomi aus dem Stoff meiner Sweatshirt-Jacke zu lösen, um Sie aus ihrer  ebenfalls roten Winterjacke zu befreien.

Samstag 31.12.2022, Monaco

"Ja Lando ich bin mir sicher, dass ich nicht mit komme.", beobachtet ich mit einem Lächeln auf den Lippen Naomi, welche mit ihrem Spielzeugauto, das sie letzte Woche von meinem Vater zu Weihnachten bekommen hatte über ihren Spielteppich hin und her fuhr. Noch ein wenig ungenau, aber total konzentriert fuhr sie mit dem dunkelblauen Auto das wilde Straßennetz auf dem Teppich ab, welchen sie zu dem Auto bekommen hatte. Es war absolut faszinierend, wie glücklich sie wirkte, wenn sie einfach nur mit ihrem neuen Auto spielen konnte. Aber auch meine Helme, die eigentlich ihren Platz in einer Vitrine an der Wand hatten, hatten es ihr angetan und sie konnte Ewigkeiten damit verbringen Sie genaustens unter die Lupe zu nehmen und mit freudigem Kichern das Visier auf und wieder nach unten zu klappen. Sie war wirklich eine richtige Frohnatur. Krabbelte fleißig durch meine ganze Wohnung und wollte wirklich alles genau erkunden. Keiner meiner Pokale war sicher vor ihr, egal wie weit oben er stand sie wollte sie alle sehen. "Okay, schade. Einen guten Rutsch ins neue Jahr. Viel Spaß mit deinem Date. Du kannst sie uns ja mal vorstellen.", schien der Brite seine eigenen Schlüsse aus meiner Absage zu ziehen und ich konnte sein Grinsen bei den Worten förmlich hören. "Dir auch einen Guten Rutsch.", schüttelte ich über seine Bemerkung nur den Kopf und beendete den Anruf, als Naomi sich ganz wackelig an dem Spieltisch am Rande des Teppichs versuchte nach oben zu ziehen. Ziemlich unsicher und sich mit einer Hand fest an die Tischkante klammernd, versuchte sie mit der anderen Hand nach ihrem Teddy zu greifen. Gerade so schaffte sie es einen Arm zu erwischen. Dabei ließ sie jedoch mit ihrer anderen Hand die Tischkante los und saß einen Augenblick später mit einem leisen Plums auf dem Hosenboden. In der Hand ihren Teddy blickte sie sich kurz irritiert um, bis sie mich entdeckte. "Plums...", erklärte sie mir mit einem Kichern, als ich die wenigen Meter zwischen uns überbrückt hatte und mich neben sie kniete. Etwas ungeschickt drehte sie sich aus der sitzenden Position auf die Knie. Versuchte sich mit ihren Händen im Stoff meines Ärmels festzuhalten. "usseln.", schaffte sie es sich wackelig auf ihre Beine zu ziehen. Tapste mit zwei unsicheren winzigen Schritten bis direkt vor meine Knie. Ließ dort ganz vorsichtig eine ihrer Hände los, und streckte sie gefährlich schwankend nach mir aus. "Möchtest du mit mir kuscheln?", hielt ich sie mit einer Hand behutsam an der Hüfte fest. "usseln.", brachte sie mit einem kräftigen Nicken hervor, das ihre Locken lustig wippen ließen.

"Mein kleiner Wirbelwind bitte nicht weinen.... Du brauchst keine Angst zu haben...", wog ich Naomi behutsam in meinen Armen, während über dem Hafen von Cap d'Ali immer mehr Feuerwerkskörper den Himmel in den buntesten Farben erhellten. Seit sie vor einigen Minuten durch die ersten Böller aufgewacht war und ich sie in ihre Kuscheldecke eingewickelt aus ihrem Bettchen geholt hatte, hatte sie sich weinend und verängstigt in meinen Hoodie gekrallt. Hielt ihr Kuschelrennauto fest an ihren Körper gedrückt. Hatte ihr Gesicht an meiner Schulter versteckt. Leise summte ich wirre Melodien vor mich hin, die in unregelmäßigen Abständen durch ihr herzzerreißendes Schluchzen übertönt wurden. Etwas überfordert mit der Situation hauchte ich ihr einen zärtlichen Kuss auf die etwas zerzausten Locken.  Immer wieder zuckte Sie zusammen, wenn die Böller besonders laut waren. Es tat mir unfassbar weh zu sehen, dass sie so große Angst hatte und ich im Moment nicht wirklich etwas tun konnte, um ihr diese Angst zu nehmen. Verzweifelt blickte ich durch mein hellerleuchtetes Wohnzimmer in der Hoffnung irgendetwas zu finden mit dem ich sie ablenken oder beruhigen konnte, da das eigentliche Feuerwerk auf der Promenade jeden Augenblick losgehen müsste. "Magst du eine kleine Minnie Maus sein?", entdeckte ich im Regal neben einem meiner Helme ein paar Red-Bull-Kopfhörer, die die Lautstärke des Feuerwerks ganz gut abschirmen sollten. Ganz vorsichtig und so gut es mit einer Hand möglich war drückte ich die Ohrmuscheln der Over-Ear-Kopfhörer etwas auseinander und schob sie ihr ganz behutsam über den Kopf. Fast augenblicklich hob Naomi ihren Kopf von meiner Schulter. Blickte mich aus rotverquollenen Augen ängstlich, etwas verwirrt an, während sich weiterhin die Tränen ihren Weg über die geröteten Wangen bahnten. Mit einem liebevollen Lächeln erwiderte ich ihren Blick und trat gleichzeitig auf meinen mit Glas verschlossenen Balkon. Spürte noch immer, wie sie sich fest in meinen Pulli krallte. Ganz zaghaft, misstrauisch und eng an mich gedrückt schaute sie sich etwas um. Entdeckte das in diesem Moment startende Feuerwerk. Konnte ihren Blick kaum von den den bunten, glitzernden Raketen nehmen. Suchte trotz der Faszination in ihrem Blick weiterhin meine Nähe. "Ein gutes neues Jahr, mein kleiner Wirbelwind.", hauchte ich einen zärtlichen Kuss auf ihre Schläfe. Hielt sie mit beiden Händen eng an meinem Körper. Blickte in den verrauchten Himmel oberhalb des Feuerwerks.

Donnerstag 12.01.2023, Monaco

"Vorsicht die Steine sind ein wenig lose.", warnte mich Bradley, der sich vor mir auf dem schmalen Pfad einen Weg den Tete de Chien nach oben bahnte. "Danke.", setzte ich meine Schritte aufgrund seiner Warnung etwas vorsichtiger, da Naomi in ihrem Tragetuch friedlich vor sich hinschlummerte. Mit ihrem kleinen Händen hielt sie sich ganz leicht in dem dicken Stoff meines Pullis fest. Hatte nach dem aktionreichen Morgen noch ein klein wenig mehr, als sonst meine Nähe gesucht, als die Müdigkeit durch kam. Schien sich in meinen Armen sicherer zu fühlen. Wurde mit der Müdigkeit Bradley gegenüber wieder etwas skeptisch, nachdem sie während der Trainingseinheit die Bradley auf meinem Balkon mit mir absolviert hatte immer weiter aufgetaut hat und irgendwann versucht hat die einzelnen Übungen mit zu machen. Hatte eine riesige Freude daran, als Bradley sie zur Ende der Trainingseinheit vorsichtig auf meinen Rücken gesetzt hatte, als ich einige Liegestützen gemacht hatte. "Sie war heute morgen wirklich ein kleines Energiebündel.", blickte Bradley mit einem Lächeln zu mir als der Weg wieder so breit war, dass wir das letzte Stück auf den Aussichtspunkt wieder nebeneinander laufen konnten. "Ja. Mein kleiner Wirbelwind, vor ist wirklich nichts sicher.", dachte ich mit einem Lächeln auf ihre Erkundungstouren durch meine Wohnung zurück, während ich auf Höhe ihres Rücken leicht über den Stoff meiner Jacke strich. "Das kann ich mir vorstellen, aber ihr seit wirklich ein wunderbares Team. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann hätte ich niemals gedacht, dass ihr erst vor kurzer Zeit von heute auf morgen plötzlich in ein gemeinsames Leben geworfen wurdet.", war das leichte Zögern in seiner Stimme gegen Ende seiner Worte nicht zu überhören, während ich mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen für einen kurzen Moment in den Himmel blickte, wie so oft, wenn meine Gedanken zu Mathilda abschweiften. War froh, dass der Aussichtspunkt den wir gerade betraten bis auf uns menschenleer war. "Sie hat es mir aber auch wirklich unfassbar leicht gemacht. So aufgeweckt, wie sie ist, so lieb ist sie auch. Ihre Eltern haben sie wirklich super erzogen. Ich liebe sie. Als mir an dem Morgen nach der Preisverleihung die Ärztin versucht hat zu erklären, was passiert ist..... Noch bevor ich wirklich verstanden hatte, was sie mir da gerade sagen will, war das Wichtigste, was mit Naomi ist...",  sprach ich das erste Mal mit jemand anderem als meinen Eltern über den verhängnisvollen Morgen im Dezember der mein Leben von jetzt auf gleich verändert hatte. Bradley war einer meiner engsten Vertrauten, war an der Strecke und auch sonst während der Saison oft die einzige Bezugsperson. Ich spürte, wie einzelne Tränen in meinen Augen brannten, wenn ich an den schrecklichen Anruf zurück dachte. "Mathilda wäre ganz sicher stolz, wenn sie sehen könnte, wie gut ihr beide euren Alltag meistert. Sie hat dich nicht umsonst zu Naomis Paten gemacht und gewollt, dass du die Person bist bei der Naomi aufwachsen soll, wenn sie und ihr Freund nicht mehr für sie da sein können.", zog mein Trainer mich ganz vorsichtig in eine Umarmung. Hielt mich einfach fest, während ich einige Male tief durchatmete, um meine Emotionen wieder unter Kontrolle zu bekommen. "Ich habe mir versprochen, dass ich immer für sie da sein werde und alles dafür tue, dass es ihr gut geht.", offenbarte ich Bradley das Versprechen, dass ich mir selbst abgenommen hatte, an dem Tag, als ich mit Naomi hier in Monaco angekommen war. Spürte, wie sie sich an meiner Brust leicht zu bewegen begann. "Das wirst du auch schaffen, da bin ich sicher und du bist nicht alleine du hast deine Eltern, GP, mich und bestimmt auch einige deiner Freunde, die jederzeit für dich da sind.", löste sich der Brite mit einem Lächeln wieder aus der Umarmung. "Danke... ", schaffte ich es ihm ein wirklich ehrliches, dankbares Lächeln zu schenken, versuchte die dunklen Gedanken beiseite zu schieben, um Naomi meine ganze Aufmerksamkeit zu schenken. "Hallo mein kleiner Wirbelwind.", schob ich vorsichtig ihre Mütze ein klein wenig zurück, als sie mich aus kleinen Augen völlig verschlafen anblickte. Strich ihr mit einer Hand zärtlich über die Wange, öffnete mit der anderen Hand erst meine Jacke und danach mit beiden Händen geschickt den Knoten des Tragetuchs. Vorsichtig legte ich einen Arm um ihren Körper und löste das Tragetuch dann vollständig, so dass es nur noch locker, um meine Hüfte hing. "Hast du gut geschlafen?", sah ich mit einem glücklichen Lächeln Naomi dabei zu, wie sie langsam immer wacher wurde und begann mit neugierigem Blick die Umgebung zu erkunden. "Danke.", blickte ich kurz zu Bradley, welcher mir das Tragetuch völlig abnahm, so dass ich keine Gefahr lief gleich über die Bändel zu stolpern. "Klar, so geschickt sie sind, so tückisch können sie auch sein.", grinste Bradley wissend, als hätte er sich schon einmal in dem Tuch bereits verfangen.

 Mit aufmerksamen Blick fing sie nach wenigen Minuten an sich etwas in meinen Armen zu drehen. Schien besser erkennen zu wollen wir gerade waren. Langsam drehte ich sie in meinen Armen um 180 Grad, so das ihr Rücken gegen meine Brust lehnte und trat ganz vorsichtig etwas näher an die Klippe, so dass sie auch einen Blick auf Monaco von oben erhaschen konnte. "Meer..", streckte Naomi ihre Hand aus und deutete auf das türkisblaue Wasser in der Ferne, während der Wind uns erbarmungslos um die Körper wehte. "Ja, da vorne ist das Meer und dort unten bei den vielen Booten, da ist unser zu Hause.", zeigte ich auf den Hafen von Cap d'Ali der neben dem Stadion nicht zu übersehen war. Der Blick von hier oben auf die Stadt war einfach immer wieder atemberaubend. Egal wie oft ich nach hier oben kam. Man konnte einfach das ganze Land auf einen Blick erkennen. Sogar die Strecke war von hier oben zu erkennen. Naomi sah sich weiterhin total neugierig um. Streckte sich auf meinem Arm plötzlich nach einer einsamen Krähe aus, die ein paar Meter entfernt im Dreck pickte. "Da...", machte sie deutlich, dass sie gerne zu dem Vogel wollte. "Eine Krähe... die hat gerade bestimmt Hunger.  Wenn wir da jetzt hingehen, dann erschrecken, wir sie bestimmt ganz gar. Sie ist doch viel kleiner als wir.", trat ging ich wieder zurück hinter die Absperrung auf den ebeneren Hauptplatz des Aussichtspunkt, da Naomi weiterhin von meinem Arm herunter wollte. Behutsam stellte ich sie in der Mitte des Platzes auf ihre eigenen Füße und hielt sie leicht an Ihrer Hüfte fest, da sie noch einen ziemlich wackeligen Stand hatte und normalerweise spätestens nach dem ersten Schritt auf dem Hosenboden landete. Unsicher, langsam und etwas ungelenk setzte sie mit meiner Hilfe ganz langsam einen Fuß vor den anderen. Streckte glucksend ihre Arme nach einem Strauch aus der etwa einen Meter entfernt von uns stand. 

Dienstag 07.02.2023, Milton Keynes Oracle Red Bull HQ

"Guten Morgen.", begrüßte ich den Pförtner an der Eingangstür zum Headquater, als ich gegen kurz nach sieben mit Naomi das riesige Gebäude betrat. Mit ihrem Kuschelauto in Ihren Armen hatte sie sich schüchtern, eng an meinen Oberkörper gekuschelt und blickte sich mit großen Augen in der für sie fremden Umgebung um. Schien der Eingangshalle mit den Pokal- und Helmvitrinen noch nicht ganz zu trauen. Versteckte Ihr Gesicht leicht an meiner Schultern, als der Pförtner die Begrüßung zurückgab und ihr mit einem Lächeln zu wank, ehe ich durch die Tür in die riesige, sehr hohe, komplett in schwarz gehaltene Lobby trat in der Red Bull-Boliden aus den letzten achtzehn Jahren ausgestellt waren. "Audo...", rief Naomi plötzlich begeistert aus, als sie sich für einen Moment in dem riesigen Raum umgesehen hatte und die ganzen Red-Bull-Boliden der letzten 18 Jahre erblickte, deutete dabei auf mein letztjähriges Weltmeisterauto, dass aktuell in der Mitte des Halbkreises der anderen Autos ausgestellt. Die beeindruckende Atmosphäre die der ganz in schwarz gehaltene Raum schien sie völlig kalt zu lassen. "Willst du dir das Auto etwas genauer anschauen, mein kleiner Wirbelwind?", blieb ich stehen und versuchte ihre Aufmerksamkeit bekommen. Erhielt ein energisches Lächeln, während sie immer wieder einen kurzen Blick zu dem Auto war. "Aber du musst ganz vorsichtig sein, ja?", ging ich mit einem leichten Grinsen, über ihre Begeisterung, in die Knie. Sobald sie den Boden unter ihren Füßen spürte, drehte sie sich noch in meinen Armen. Tapste mit noch etwas wackeligen, etwas ungelenken Schritten, fast schneller, als ihre Füße sie selbst trugen in Richtung des Autos, während ich meinen Rucksack, die Helmtasche und die Tasche mit meinen neuen Racingboots und ein paar Dingen für Naomi auf dem Boden abstellte. Mit einem Lächeln beobachtete ich, wie sie die Distanz zu dem Auto fast überbrückt hatte. Konnte es nicht lassen mit meinem Handy ein kurzes Video von ihren letzten Schritten zu machen, bis sie vor dem Kühleinlass des Autos zu stehen kam. Mit fragendem Blick drehte sie sich zu mir um,  hielt noch etwa eine Armlänge Abstand zu dem Auto, weshalb ich ihr nur zu nickte. Begeistert hielt sie sich im nächsten Augenblick auch schon an dem Kühleinlass fest und blickte neugierig hinein. Mit einem leisen Lachen über das Bild, dass sich mir bot überbrückte ich mit wenigen Schritten den Abstand zu Naomi, welche sich inzwischen dem Reifen zugewendet hatte, der fast groß war, wie sie selbst. "Eifen..", erklärte sie eifrig, als ich neben ihr in die Hocke ging. "Ja, das ist der Reifen und da ist die Bremse.", zeigte ich auf das Gehäuse, dass auf der Hinterseite des Reifens zu erkennen war. "Bemse?", wiederholte sie sofort und schenkte nun dem von außen doch eher unscheinbar aussehenden Gehäuse ihre Aufmerksamkeit. "Ja, die sorgt, dafür, dass man auch wieder anhalten kann. Das es Stopp macht.", versuchte ich ihr auch gleich zu erklären, wofür die Bremse gut war.

"Du fängst, aber schon früh mit der Nachwuchsförderung an.", ließ Christians schmunzelnde Stimme Naomi ihre Arme etwas erschrocken zu mir ausstrecken, dass ich sie wieder aus dem Sitz hob, wo ich sie gerade Probe sitzen ließ. "Guten Morgen Christian.", nahm ich Naomi wieder auf den Arm, wo sie sich wieder schüchtern in meinen Hoodie kuschelte. "Guten Morgen.... du musst Naomi sein.", schenkte Christian ihr ein freundliches Lächeln, was sie jedoch nur dazu brachte sich ein wenig mehr an meinem Pulli versteckte. "Für sie gibt es nichts größeres als Rennautos. Ich glaube da habe ich etwas abgefärbt.", strich ich ihr mit der freien Hand über die wilden Locken, was Christian nur ein wenig mehr schmunzeln. "Die Liebe zu Autos liegt wohl in der Familie.... Ich bin beeindruckt, dass du dir diesen Schritt zutraust. Es ist kein einfacher Weg für den du dich entschieden hast.", " Es geht nicht darum, ob ich es mir zu traue oder nicht oder der Weg einfach ist oder nicht, das wichtigste ist, dass es dem kleinen Wirbelwind gut geht.", hauchte ich einen federleichten Kuss auf die braunen Haare und verfestigte meinen Griff ein klein wenig mehr. "Du kannst dich jederzeit bei mir melden. Geri und ich sind da, wenn es etwas gibt, womit wir dir helfen können.", bot mir der Brite erneut an, dass er und seine Frau mich unterstützen würden, wenn ich Hilfe benötigen würde. "Danke für das Ange..." "PiePie...", unterbrach mich Naomis freudige Stimme plötzlich, als mein Renningeneur, welchen sie in den letzten Tagen schon kennenlernen durfte hinter Christian auf uns zu trat. "Möchtest du ihm GP hallo sagen?", schmunzelte ich über die Begeisterung in ihrer Stimme.  Er hatte es wirklich geschafft, sie total um den Finger zu wickeln mit dem Bobby Car, das er ihr mitgebracht hatte, als er uns beim ersten Mal in meine Wohnung hier in Milton Keynes besucht hatte. "Ja...", nickte sie freudig, während ich schon dabei war in die Hocke zu gehen, um sie auf den Boden zu stellen.



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