60. Crawford x Bearman [4/4]
Hej,
zum Abschluss der beiden gibt es heute noch einen etwas längeren Teil, da ich keinen passenden Cut gefunden habe aber auch einfach keinen schnelleren Weg zu meinem Schlusssatz der schon sehr lange fest stand.
Viel Spaß beim Lesen.
Liz
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01.08.2023, Milton Keynes
PoV. Liam
"Ich hätte ihm so viel Angst ersparen können...", blickte ich bekümmert zu Jak, welcher unter Tränen vor lauter Erschöpfung eingeschlafen war, nachdem er uns von dem Telefonat mit seiner Mutter erzählt hatte. Seine linke Hand hatte sich leicht in den Stoff meines T-Shirts geklammert, während er sich halb auf mir und halb auf der Couch zusammengekugelt hatte. Weiterhin strich ich ihm mit einer Hand durch seine wirren Locken. Max hatte meine flauschige Sofadecke über dem gerade so unfassbar zerbrechlich wirkenden Körper ausgebreitet, ehe er sich neben mich in die weichen Polster hatte fallen lassen und mich so gut wie möglich an sich gezogen hatte. "Du konntest nicht ahnen, dass seine Mutter SO auf sein Outing reagiert...", ließ Max durch den Klang seiner Stimme keinen Zweifel daran, wie schockiert er von Jaks Erzählung war. Vergrub sein Gesicht etwas nähe suchend an meiner Halsbeuge. "Ja schon.... aber wenn er gewusst hätte, dass ich einen Freund hab.... ich will mir gar nicht vorstellen, wie groß seine Angst in den letzten Tagen gewesen sein muss....", spürte ich mein schlechtes Gewissen weiterhin in mir Brodeln, konnte es einfach nicht abstellen, auch wenn ich wusste das Max mit seinen Worten durch aus Recht hatte. Spürte, wie sich eine Gänsehaut auf meiner Haut ausbreitete, bei dem Gedanken daran, was Jak in der letzten Woche durchstehen musste. "Ich will mir auch nicht vorstellen, wie es sein muss, wenn die eigene Familie einen nicht akzeptiert... Er ist so weit weg von zu Hause... und glaubt plötzlich auch noch völlig alleine zu sein... es muss die Hölle sein...", rutschte Max noch ein klein wenig näher zu mir. Vorsichtig suchte ich mit meiner freien Hand nach seiner, weil ich genau wusste, wie wichtig seine Familie damals für ihn gewesen war. Auf meinem Schoss zuckte Jak plötzlich etwas zusammen. Verfestigte seinen Griff in mein Shirt noch ein wenig mehr. "Ich hoffe, dass er uns vertrauen kann.... uns für ihn da sein lässt.... Er ist doch Familie...", verstärkte ich meine Bewegung ein klein wenig, um Jak zu zeigen, dass er mich allein war, dass er in Sicherheit war und wir immer für ihn da waren. Er war in den letzten Jahren seitdem wir beide hier in Milton Keynes wohnten, wie ein kleiner Bruder für mich. Ihn gerade so leiden zu sehen, tat mir selbst weh, gerade weil ich es hätte verhindern können.
"Guten Morgen Jak.", machte ich den jungen Amerikaner auf mich aufmerksam, als er auf der freien Bettseite blinzelnd die Augen aufschlug und sich suchend, fast schon ein wenig ängstlich im Raum umsah. Er schien nicht zuzuordnen können wo er gerade war. Zuckte bei meinen Worten erschrocken zusammen. "Liam....", wandte er seinen Kopf zu mir. Aus Blickte leicht glasigen Augen blickte er mich an. "Hey....", streckte ich meine Hand vorsichtig nach ihm aus, als ihm eine einzelne Träne über die Wange kullerte. Ängstlich kuschelte er sich noch ein klein wenig mehr unter die Bettdecke. Blickte unsicher erneut ein wenig durch den Raum und ließ mich gleichzeitig nicht aus den Augen. "Ich hab nicht geträumt, dass du mit Max zusammen bist?", traute er sich nicht so recht mir nahe zu kommen, sah mich mit einer Mischung aus Hoffnung, Unsicherheit und Angst an. "Nein, du hast nicht geträumt. Max und ich sind zusammen. Er sollte auch gleich wieder da sein, er wollte nur eine Kleinigkeit zum Frühstücken machen.", schenkte ich dem Jüngeren ein liebevolles Lächeln und sah ihm regelrecht an, wie er sich bei meinen Worten sichtlich entspannte. Seine Bettdecke wieder etwas sinken ließ, weshalb ich ihn kurzerhand in meine Arme zog. Spürte wie ein Beben seinen ganzen Körper erschütterte. Ein leises Wimmern entwich seinen Lippen, als er sich eng an mich kuschelte. Seinen Kopf an meiner Halsbeuge vergrub. Warm tropften seine Tränen auf meine durch das geöffnete Fenster etwas ausgekühlte Haut. Schweigend strich ich über seinen Rücken und versuchte ihm so zu zeigen, dass ich für ihn da war. "Schatje, weißt du.... ist alles in Ordnung?", öffnete Max die Tür zuerst nur ein kleines Stück weit, um seinen Kopf in den leicht abgedunkelten Raum zu stecken, ehe er sie ganz öffnete und mit besorgtem Blick ans Bett trat. In meinem Armen zuckte Jak beim Klang von Max etwas erschrocken zusammen, während ich nur leicht nickte. "Danke, dass ihr mir davon erzählt habt....", löste sich Jak sich ein klein wenig von mir, so dass er mich uns Max ansehen konnte. Setzte sich ein klein wenig auf. "Ich hatte so Angst es dir zu sagen..... hatte Angst, dass das was Jüri gesagt hat auch deine Meinung ist.... hab mich sicherer gefühlt es zu erst meiner Mutter zu erzählen...", brach Jaks leise, völlig heisere Stimme unter den einzelnen Tränen, die weiterhin über seine Wangen kullerten . In seinen Augen tobte ein regelrechter Sturm aus den verschiedensten Emotionen. Auf der einen Seite war dort nicht zu übersehen, wie sehr ihm die Reaktion seiner Mutter zusetzte und wie schwer es ihm fiel über dieses Erlebnis zu sprechen. Auf der anderen Seite war dort so viel Vertrauen und Erleichterung zu erkennen.
Donnerstag 18.08.2021 Chelmsford
PoV. Jak
Nervös lief ich mit langsamen Schritten den gepflasterten Weg durch den Vorgarten zur Haustür von Ollies Familie. Über die ganzen Tage, an welchen ich zu Beginn der Sommerpause mein Handy ausgeschalten hatte, hatte mir der Brite unzählige besorgte Nachrichten geschrieben, schien wirklich Angst um mich gehabt zu haben. Auch als ich ihm geantwortet hatte und ihm versichert hatte, dass es mir wieder etwas besser ging und wir wieder fast wie früher mit einander hin und her schrieben, während er mit seiner Familie in Italien im Urlaub war, hatte er sich immer wieder erkundigt, wie es mir ging. Schien sich wie Liam und Max ehrlich Sorgen zu machen. Nach wirklich langen, tiefgründigen Gesprächen mit den beiden Älteren, die mich für die letzten eineinhalb Wochen tatsächlich mit zu der Familie des Niederländers nach Belgien genommen hatten, hatte ich mich getraut und Ollies Idee sich in der Sommerpause mal zu treffen, zugestimmt. Vor der Sommerpause haben wir so oft die Tage vor unserem Abflug oder nach unserer Ankunft aus Italien zusammen bei mir oder bei ihm verbracht. Ich war so oft hier gewesen, war immer absolut willkommen, doch als ich jetzt vor der massiven, schwarzen hölzernen Tür zum Stehen kam, begann ich wieder zu zögern. Was war, wenn Ollie ahnte, dass er für mich mehr war, als nur ein guter Freund? Wenn ich mich verriet? Wenn er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte? Wenn er sich abwandte? Sich ekelte? Wenn er nicht mehr mein Teamkollege sein wollte? Wenn unsere Freundschaft zerbrach, wenn er rausfand? Er war neben Liam doch mein bester Freund hier in Europa. Die letzten beiden Wochen und das unfassbare Vertrauen und die Herzlichkeit mit der ich von der Familie des Niederländers aufgenommen wurde hatten so unfassbar gut getan und mir gezeigt, dass ich wirklich so sein konnte wie ich war. Ich würde es gerade nicht schaffen, wieder Hass und Ablehnung zu erfahren, dafür war mir Ollie zu wichtig und meine Wunden zu frisch. Das leise Pling meines Handy riss mich aus meinen angstvollen Gedanken. 'Hab keine Angst. Es wird alles gut, das verspreche ich dir.', leuchtete eine Nachricht von Liam auf meinem Display auf, weshalb ich mich zurück zur Straße drehte, wo der Neuseeländer, welcher mich hergefahren hatte tatsächlich noch parkte und mir ein ermutigendes Lächeln schenkte. Tief durchatmend traute ich mich tatsächlich die Klingel zu drücken. Es würde alles gut werden. "Jacky...schön das du da bist.", zog Ollie einen Augenblick nach meinem Klingeln die Tür auf, fast als hätte er direkt dahinter gewartet. "Hey... danke für die Einladung.", stand ich dem Briten etwas unsicher gegenüber, wusste nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte. Spürte trotz Liams Versprechen, noch etwas Angst, dass Ollie etwas merken könnte, weil ich mich verplapperte und mich dann abstoßend fand. Ich wollte Ollie nicht verlieren. "Komm rein. Wir haben sturmfrei.", trat er mit einem glücklichen Lächeln, dass seine Augen zum Strahlen brachte ein wenig zur Seite, dass ich zu ihm in den Flur treten konnte. Spürte wie mein Herzschlag sich bei Ollies Lächeln automatisch beschleunigte. Spürte meine Wangen etwas warm werden. Hoffte, dass Ollie die leichte Rötung nicht auffiel. "Bist du gut hergekommen?", ließ er die Tür mit einem leisen Knall ins Schloss fallen und sah fragend zu mir. "Ja, Liam hat mich gefahren, er wollte sich sowieso mit Logan treffen.", blickte ich etwas unsicher durch den Flur, wollte Ollie auf keinen Fall zu lange anschauen. Wollte nicht das er Verdacht schöpfte, wenn ich ihn zu lange ansah. "Hast du Lust auf den Pool?...", schien Ollie meine Unsicherheit nicht aufzufallen. Viel mehr schien er völlig begeistert. Seine Augen funkelten regelrecht vor Vorfreude. Brachten mein Herz noch mehr dazu in einem eher ungesunden Rhythmus weiter zu stolpern. Ich konnte jetzt nicht mit Ollie in den Pool. Es viel mir doch jetzt schon unfassbar schwer meinen Blick von seinem freudig strahlenden Gesicht zu nehmen. "...Ich kann dir eine Badehose ausleihen.", erstickte Ollie jegliche Protestmöglichkeiten meinerseits, noch bevor ich wirklich ansetzen konnte etwas zu sagen im Keim, weshalb ich nur stumm nickte, während mein Herz endgültig verrückt spielte. Bei dem warmen Wetter war die Idee sich die freie Zeit in dem angenehmen Nass zu verbringen mehr als nur verlockend.... aber gemeinsam mit Ollie? Oberkörperfrei? Was war wenn ich ihn zu lange ansah? Wenn er Verdacht schöpfte? Wenn er merkte das ich tiefere Gefühle für ihn hatte? Dass ich Jungs attraktiver fand als Mädchen? Was wenn Liam falsch lag? Wenn nicht alles gut werden würde? Wenn Ollie mich nicht mehr sehen wollte? Wie sollte ich dann den Rest der Saison überstehen? Wie sollte ich damit umgehen, wenn er sich von mir abwandte und wir uns gleichzeitig so oft sahen? Wie sollte das bei Prema gut gehen? "Jacky... hey.... wenn du nicht in den Pool möchtest können wir auch was anderes machen....", riss mich Ollies sorgenvolle Stimme aus meinen ängstlichen Gedanken, während er mich gleichzeitig ganz vorsichtig in seine Arme zog. Er schien meine Reaktion nicht wirklich einordnen zu können. Wirkte ein klein wenig überfordert. Von dem freudigen Klang in seiner Stimme war vor lauter Sorgen nichts mehr zu hören. "... ich dachte nur bei dem Wetter wäre das die perfekte Abkühlung.", strich er mir ruhig über den Rücken, während ich krampfhaft versuchte meine völlig angespannten Muskeln wieder zu entspannen. Spürte wie mein Atem sich ein klein wenig verschnellerte. Sog Ollies unverwechselbaren Geruch ein, welcher mich bis vor einem Monat immer beruhigt hatte, wenn ich mal wieder viel zu aufgeregt war. Wie oft hatte Ollie mich einfach in seine Arme gezogen, wenn ich in den vergangenen Monaten mit Aufregung zu kämpfen hatte. Er war immer mein Ruhepol. Doch jetzt hatte er eher die gegenteilige Wirkung. Sorgte dafür das sich mein Herzschlag noch mehr beschleunigte. Mit fahrigen Bewegungen und etwas wackeligen Schritten löste ich mich von Ollie. Brachte ein paar Schritte Abstand zwischen uns. Versuchte meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen, um der Panik nicht völlig zu verfallen. Um meine Angst wieder zu bändigen. Die Horrorszenarien aus meinem Kopf zu verbannen. Bekam nur ganz am Rande mit, wie Ollie den Flur verließ. Kämpfte gegen die immer stärker werdende Panik an und versuchte dabei den Instinkt einfach zu flüchten zu unterdrücken.
"Willst du etwas....", "Ich mag Jungs...", fiel ich Ollie einfach ins Wort, als dieser mir ein paar Minuten später, nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte, ganz vorsichtig und mit etwas Abstand zwischen uns ein Glas Wasser entgegen hielt. Wusste nicht woher das dringende Bedürfnis kam Ollie zumindest einen Teil der Wahrheit zu sagen? Ihm mein Geheimnis anzuvertrauen, dass bisher kaum einer kannte. Doch zurückhalten konnte ich die Worte auch nicht. Klammerte mich an die Worte die Liam mir vorhin noch geschrieben hatte. 'Hab keine Angst. Es wird alles gut, das verspreche ich dir.' Wiederholte Liams Worte mantraartig in meinem Kopf. Schaffte es trotzdem nicht Ollie anzusehen. Hatte Angst vor der Ablehnung in seinen Augen. Schlang die Arme um meinen Körper. Umarmte mich selbst. Klammerte meine Finger fest in den Stoff meines T-Shirts. Fühlte mich von der schreienden Stille erdrückt. Wollte am liebsten fliehen. Hasste mich jetzt schon dafür, dass mir diese Worte über die Lippen gekommen waren. Spürte wie die Panik wieder in mir aufstieg. Bereute meine Worte schon jetzt. Mit einem ganz leisen und doch unendlich lauten Klack stellte Ollie das Wasserglas irgendwo ab. Erschrocken durch das leise Geräusche zuckte ich zusammen. War schlagartig wieder im hier und jetzt angekommen. Spürte mein Herz schmerzvoll gegen meine Rippen schlagen. "Ich auch...", war Ollies Stimme nicht mehr als ein Hauchen. Ließ mich ruckartig den Kopf heben. Hatte er gerade wirklich gesagt, dass er ebenfalls auf Jungs stand? Er hasste mich nicht? Er fand mich nicht abstoßend? Oder ekelig? Er warf mich nicht raus? "Jacky...", ließ mich Ollies Stimme erneut erschrocken zusammenzucken. Ganz vorsichtig und langsam löste er meine verkrampften Finger von meinem Shirt. Sah mich dabei die ganze Zeit mit einem sanften und zugleich unfassbar besorgten Lächeln an. "....Darf ich dich in den Arm nehmen?", wartete Ollie an, bis ich ein leichtes Nicken zustande brachte nur um mich im nächsten Augenblick in seine schützende Umarmung zu kuscheln. In langsamen, beruhigenden Bewegungen strich Ollie mir über meinen unteren Rücken. Leise summte er eine ruhige Melodie vor sich hin. Hielt mich einfach nur fest in seinen Armen. Gab mir Sicherheit. Halt. Geborgenheit.
"Ging es dir deswegen vor der Sommerpause so schlecht?", durchbrach Ollie ein paar Stunden später die angenehme Stille zwischen uns, als wir nach einer ausgiebigen Abkühlung im Pool, in zwei riesige, flauschige, knallrote Handtücher eingewickelt auf der ausladenden runden Loungecouch lagen. Der Wind hatte inzwischen Wolken vor die Sonne geschoben und trieb diese in teilweise etwas fröstelnden Böen vor sich her. Wie selbstverständlich hatte Ollie einen Arm um mich gelegt und mich ein klein wenig an seinen Oberkörper gezogen, wodurch ich meinen Kopf auf seiner Schulter platziert hatte. Ein Platz an dem ich mich unfassbar wohlfühlte. Irgendwie behütet. Sicher. Der gemeinsame Nachmittag im Pool war einfach nur toll gewesen. Ich hatte meinen Kopf endlich mal wieder einfach ausschalten können und hatte Spaß. Hatte mir keine Gedanken darüber gemacht, dass ich Ollie vielleicht einen Augenblick zu lang ansah und er Verdacht schöpfte. Zu wissen, dass Ollie mich einfach akzeptierte wie ich war, dass er war wie ich war unfassbar beruhigend und befreiend. Es war als hätte Ollies leises 'Ich auch' vor ein paar Stunden einen Schalter in mir umgelegt. Es war die beste Entscheidung gewesen auf Liams Worte zu vertrauen und mich gegenüber dem wenige Tage jüngeren zu outen. "Ja.... ich... ich hatte mich...", spürte ich bei dem Thema unwillkürlich die Tränen in meinen Augen brennen. Suchte ein klein mehr Ollies Nähe. Wollte gerade nicht darüber reden. Wollte nicht an all die Worte denken, die meine Mutter mir an den Kopf geworfen hatte, als ich mich vor ihr geoutet hatte. Wollte all den Schmerz nicht wieder spüren. Wollte gerade nicht daran denken, dass meine Familie nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Liam und Max hatten mir in den letzten Wochen zwar immer wieder versichert, dass ich jederzeit zu ihnen kommen konnte, doch es war eben einfach nicht dasselbe, auch wenn gerade Liam hie in Europa schon eine ganze Weile so etwas wie Familie war. "Hey... nicht weinen Jaky... bitte... ich wollte dich nicht an irgendetwas schlechtes erinnern.... es tut mir leid.", strich Ollie mir ganz behutsam ein paar einzelne Tränen von den Wangen, wirkte unfassbar besorgt. Stumm bahnten sich aufgrund Ollie liebevoller, fürsorglicher, fast schon entschuldigender Art weitere Tränen ihren Weg über meine Wangen in den flauschigen Stoff des Handtuchs. Er hatte doch nichts falsch gemacht. Laut hallte die von ekelerfüllte Stimme meiner Mutter in meinem Kopf wider. Liefen wie in Dauerschleife durch meinen Kopf. Du bist doch ein echter Junge..... keine Ballerina. Leise entwich mir ein Schluchzen. "Du... du kannst nichts... nichts dafür...es... es.... ka...kannst.... du mich einfach in dem Arm neh...nehmen...", brachte ich mühsam hervor, während die Tränen meine Sicht verschwimmen ließen und mir die Luft nahmen. Schweigend ohne eine weiteres Wort oder eine weitere Frage drehte sich Ollie ganz vorsichtig auf die Seite. Schlang auch seinen zweiten Arm um meinen Körper. Zog mich eng ein seinen Oberkörper. Bitterlich weinend vergrub ich meinen Kopf an seiner Halsbeuge. Leise hörte ich Ollie wieder vor sich hin summen.
"Alles wird gut Jaky... wir schaffen das gemeinsam... ich bin immer für dich da... ich lasse dich nicht alleine, versprochen.", durchbrach Ollies sorgenvolle und doch ernste Stimme die angenehme Stille zwischen uns, als meine Tränen getrocknet waren und wir eine ganze Weile einfach nur dem Wind und den Vögeln gelauscht hatten, welche munter vor sich hin zwitscherten. "Ich hab dich lieb...", spürte ich, wie er mir völlig unerwartet einen federleichten Kuss auf die Schläfe hauchte. Mein Herz damit völlig aus dem Rhythmus brachte. "Ich hab dich auch lieb.", konnte ich nicht anders als seine Worte zu erwidern, während mein Herz mal wieder viel zu schnell aber in freudiger Aufregung gegen meine Rippen pochte. Löste meine Kopf aus der vertrauten Position an der Halsbeuge des Briten um ihn ansehen zu können. Seine Lippen wurden von einem leichten, aber glücklichen Lächeln geziert, während die Freude in seinen Augen immer wieder kurz von Wolken der Unsicherheit getrübt wurden. Fast so als wäre er nervös schien er meinen Blick ein klein wenig zu meiden. Fokussierte sich auf irgendetwas hinter mir. "Hast du mich auch mehr lieb, als sich Freunde lieb haben?", zitterte seine Stimme fast schon ein klein wenig unter der unüberhörbaren Nervosität. Auch. Er hatte auch gesagt. Das musste dann doch heißen er fühlte, wie ich. Er war in mich verliebt. Ich war für ihn auch mehr als nur ein guter Freund. Stumm brachte ich nicht mehr als ein leichtes Nicken zustande. Traute mich nicht zu atmen. Hoffte, dass ich seine Worte richtig gedeutet hatte. Sah, wie sich sein unsicherer Blick bei meiner Kopfbewegung augenblicklich in ein strahlenden Lächeln verwandelte. Die Unsicherheit in seinen Augen änderte sich in ein strahlendes, glückliches Funkeln, dass in meinem Körper ein wohliges Kribbeln auslöste. Es war als als würden in meinem ganzen Körper Schmetterlinge aus ihren Kokons schlüpfen und freudig über ihre neu gewonnene Freiheit umherflattern und die Gegend erkundeten. "Möchtest du dann mein Freund sein?", brachte der ein paar Tage jüngere Brite mein Herz dazu einige Takte auszusetzen, ehe es in einem schnelleren, freudigen Rhythmus kräftig weiter pochte. Es war als wollte es mit jedem Schlag die dunklen Wolken, welche es in den letzten Wochen mit dichtem Nebel umhüllte hatten mehr und mehr vertreiben um endlich wieder die Sonne zu sehen. Ich wollte nichts lieber, als seine Frage mit ja zu beantworten, mein Herz war sich zu hundert Prozent sicher, doch da war diese kleine hartnäckige Gewitterwolke in meinem Kopf. Was war wenn Ollie wegen unserer Beziehung einen ähnlichen Hass erleben musste, wie ich? Wenn seine Eltern unsere Beziehung nicht akzeptieren würden? Ollie war der totale Familienmensch. Das konnte ich ihm nicht antun. Was war, wenn einer unserer Kollegen oder sonst irgendjemand erfahren würde, dass wir einander näher standen wie gute Freunde? Ich wollte nicht das er die selben schlechten Erfahrungen machen musste, wie ich. Ich wollte, dass er glücklich war. Dass es ihm gut ging. Dass ihm niemand weh tat. Ich wollte alles tun, dass diese freudige Funkeln in seinen Augen nie verschwand. Doch ging dass, wenn wir in einer Beziehung waren? "Wovor hast du Angst, Jaky?", holte mich die sorgenvolle Stimme von Ollie wieder zurück ins Hier und Jetzt, auf die Loungecouch im Garten seiner Eltern. Zärtlich strichen seine Finger durch meine bestimmt völlig wirren Locken. Schien genau zu spüren, dass es Angst war die mich zögern ließ seine Frage zu beantworten. "Ich will nicht, dass du all das hier verlierst, weil ich dein Freund bin. Ich will nicht, dass... Ich möchte, dass es dir gut geht und du glücklich bist.", gestand ich ihm ganz ehrlich, wieso ich es gerade nicht schaffte seine Frage mit dem klaren Ja zu beantworten, dass mein Herz forderte. "Du machst mich unglaublich glücklich Jaky .... Ich freue mich jedes Mal unglaublich darauf mit dir Zeit zu verbringen. Immer wenn du mir nah bist kribbelt es in meinem ganzen Körper total lustig, als würde jemand eine ganze Schmetterlingsherde freilassen. Ich fühle mich unfassbar wohl in deiner Nähe. Am Ungarnwochenende zu sehen, dass es dir überhaupt nicht gut geht und nichts machen zu könne, dass es dir wieder etwas besser geht, war schrecklich. Ich mag nichts lieber, als zu wissen, dass du glücklich bist und dein freudiges Grinsen zu sehen. Ich wäre nichts lieber, als dein Freund Jaky, weil ich dich unfassbar lieb habe.", rutschte Ollie ohne seine Hand aus meinen Haaren zu lösen noch ein klein wenig von mir weg, dass wir einander wirklich in die Augen sehen konnten. Seine Augen strahlten so viel Liebe, Entschlossenheit und vor allem absolute Ehrlichkeit, dass ich gar nicht anders konnte, als auf mein Herz zu hören. "Ich wäre gerne dein Freund.", schaffte ich es zwar noch nicht vollständig die Unsicherheit aus meiner Stimme zu verdrängen, doch die Worte fühlten sich so unfassbar richtig an, dass sie doch eigentlich gar nicht falsch sein konnten. Alleine schon dieses unfassbare Funkeln in Ollies Augen zu sehen, als mir die leisen Worte über die Lippen kamen, brachte die Schmetterlinge wieder dazu zu einem wilden Rundflug durch meinen Körper zu starten. "Wir schaffen das gemeinsam. Wir beide gegen den Rest der Welt.", fand ich mich keinen Augenblick wieder in Ollies Armen wieder, dessen Stimme so völlig überzeugt klang, dass ich nicht anders konnte als ihm zu glauben. Beschützend hatte Ollie seine Arme, um meinen Körper geschlossen, während ich meinen Kopf nur zu gerne auf seinem Oberkörper platzierte und seinem etwas schnellen Herzschlag lauschte. Hatte trotzdem das Gefühl, dass von Ollie eine unfassbare Ruhe ausging
"Hallo ihr zwei, wir sind wieder zurück. Wir würden in einer halben Stunde ungefähr grillen, wollt ihr mit Essen?", riss mich plötzlich die Stimme von Ollies Mutter aus dem Halbschlaf. Sofort spürte ich die Panik in mir aufsteigen. So vertraut und eng umschlungen, wie wir hier nur in Badeshorts und Handtücher gehüllt da lagen konnte Sie doch bestimmt eins und eins zusammenzählen. Sie würde sofort merken, dass wir mehr als Freunde sind. Sie sollte Ollie nicht hassen. Ollie durfte wegen mir nicht seine Familie verlieren. Hektisch versuchte ich etwas von Ollie wegzurutschen. Spürte, wie er seine Arme fest um meinen Körper geschlungen hielt. Hörte seine Mutter etwas sagen, doch konnte die Worte nicht verstehen. Glaubte keine Luft mehr zu bekommen. Schnappte hektisch nach Luft. Tränen brannten in meinen Augen. Ollie sollte nicht die gleiche Erfahrung machen müssen, wie ich, nur weil ich seine Nähe zu sehr genossen hatte und unvorsichtig geworden war. Seine Mutter sollte ihn nicht rauswerfen. Er liebte seine Familie doch über alles. "Jaky, hey... es ist alles gut.... bitte hab keine Angst. Es ist alles in Ordnung.... versuch ganz ruhig zu atmen. Ein... und wieder aus.. ganz ruhig, ein und wieder aus.... Es ist alles gut. Ich bin bei dir, Jaky.", versuchte Ollie mit unfassbarer Ruhe in seiner Stimme meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Suchte mit sorgenvollem Blick meinen eigenen. "Bitte hab keine Angst. Dir wird nichts passieren.", war das Gesicht des Briten nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Er wirkte so unfassbar ruhig, während ich krampfhaft versuchte meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ganz langsam kam er mir näher. Ich traute mich nicht zu atmen. Spürte wie mein Herz bis zum Hals klopfte. Und dann.... dann streiften seine Lippen plötzlich meinen Mundwinkel. Federleicht, kaum spürbar, nicht mehr als ein Hauch. Und doch so präsent, so wirklich, so spürbar. Panisch schnellte mein Blick zu seiner Mutter. Meine Hände krallten sich fest in den roten Frotteestoff. Ganz genau beobachtete ich jede ihrer Regungen. Traute mich nicht zu atmen. Nicht zu blinzeln. Langsam durchquerte sie den Garten von der Terrasse bis zu uns. Auf Ihren Lippen war ein leichtes Lächeln. Mit jedem Schritt schienen ihre Mundwinkel ein wenig weiter nach oben zu gehen. "Hab keine Angst. Mama weiß, dass ich dich lieb hab.", hörte ich Ollies Stimme ganz leise und ruhig an meinem Ohr. Ließ meinen Blick zu ihm schnellen. Sah voller Angst in die glücklich strahlenden, funkelnden braunen Augen. Schnappte hektisch nach Luft. Konnte regelrecht die Wolken der Sorge sehen die sich vor Ollies freudig funkelnden Augen geschoben hatten. Spürte wie er mir zärtlich über den Rücken strich. " Ollie, Jak..", ließ mich die sanfte, liebevolle Stimme seiner Mutter direkt neben uns, panisch zusammenzucken. Hektisch drehte ich meinen Kopf. Mit einem liebevollen, glücklichen und zugleich besorgtem und fürsorglich mütterlichem Lächeln stand sie etwa einen halben Meter vor der Couch. Trat ganz langsam, fast schon vorsichtig ein wenig näher. Schnell und schmerzhaft pochte mein Herz gegen meine Rippen. Ich wollte fliehen. Wollte Ollie schützen. Wollte für ihn stark sein. Rutschte jedoch nur ängstlich näher zu ihm. Suchte selbst Schutz. Sicherheit. Halt. "... Ich freu mich für euch beide...", durchbrach die Stimme der Britin erneut unfassbar herzlich, offen und glücklich die schreiende Stille. Ließ mich in meiner Bewegung stocken. Hatte sie mich gerade willkommen geheißen? Hasste sie Ollie nicht? Freute sie sich sogar? Ungläubig wanderte mein Blick zwischen den beiden hin und her. "Darf ich euch in den Arm nehmen?", ruhte ihr nun vollständig besorgter Blick auf mir. Nur nebenbei spürte ich wie Ollie nickte. Versuchte es ihm gleich zu tun. Brachte ein minimales Nicken zustande. Beobachtete jeder ihrer Bewegungen ganz genau. Ließ mich von Ollie einfach mit in eine sitzende Position ziehen. Langsam setzte sich seine Mutter zu uns. Legte behutsam je einen Arm um unsere Schultern. Zog uns vorsichtig an ihren Körper. "Herzlich willkommen in der Familie Bearman..."
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