34. Bahrain 2022
Hej,
Hier läuft es bei mir gerade wieder ziemlich einfach von der Hand.
Mit einer Woche Verspätung hier der OS zum Bahrain Rennwochenende, auch Jeddah steht schon in den Startlöchern und kommt wenn es gut läuft dann nächste Woche.
Zu dem OS gibt es wohl nicht mehr viel zu sagen außer: It's not a bad weekend, when your surname is Leclerc.
Viel Spaß beim Lesen.
Liz
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Bahrain, Samstag 19.03.2022
PoV. Arthur
"Sorry, das war Silvia, wegen irgendeinem Interview.", blickte mein Bruder mich entschuldigend an, als er sein Handy zurück neben meines auf den Tisch vor uns legte. "Kein Problem, ich muss sowieso gleich rüber, um mich fertig zu machen.", klappte ich mein Tablet wieder zu, auf welchem ich mir während Charles telefoniert hatte nochmal ein paar der wichtigsten Daten für das Rennen angeschaut hatte. "Okay, ganz viel Erfolg, hab Spaß.", stand Charles auf und öffnete seine Arme, in welchen ich mich sekundenpäter wiederfand. Fest drückte mein Bruder mich an sich. "Ich hab Mama und Lorenzo versprochen dich auch für sie in den Arm zu nehmen.", erklärte er mir leise ohne seine Arme zu lockern, weshalb ich meine Arme ebenfalls kurz enger um seinen Körper schlang um die Umarmung zurückzugeben. "So und jetzt zeig den anderen was du kannst.", löste er sich schließlich mit einem Grinsen wieder von mir und leerte sein Wasserglas, während ich mir mein Tablet und Handy vom Tisch schnappte, um vom Formel eins Paddock, wo wir gerade vor dem Ferrari Motorhome in der noch einigermaßen angenehmen Sonne saßen, zurück ins Supporterpaddock zu kommen, wo meine Garage war. Eilig, fast schon in leichtem Joggingtempo bahnte ich mir meinen Weg durch das zu meinem Glück noch relativ leere Fahrerlager. "Hey Arthur, viel Erfolg für dein Rennen", fing mich plötzlich Oscar auf Höhe der Alpine Garage ab. "Danke. Jetzt muss ich erstmal pünktlich am Auto sein, sonst macht mich René einen Kopf kürzer, bevor ich das Rennen überhaupt fahren konnte.", bedankte ich mich mit einem leichten Lachen bei dem Australier, ehe ich mich zügig daran machte weiter zukommen, da hier in Bahrain die Paddocks der verschiedenen Klassen gefühlt kilometerweit auseinander lagen. "Das will ich nicht Charles erklären müssen, ich will dich nicht länger aufhalten.", lachte nun auch Oscar, bevor er sich wieder von mir verabschiedete und ins Alpine Motorhome verschwand und ich weiter joggte. "Dann komm ich wenigstens nicht alleine zu spät.", schloss plötzlich Jak zu mir auf und ließ mich erschrocken zusammenzucken, da ich in meinen Gedanken gerade dabei war noch einmal die Strecke abzufahren. "Noch kommen wir nicht zu spät.", entgegnete ich ihm grinsend mit einem kurzen Blick auf meine Uhr, laut welcher wir noch genau vier Minuten Zeit hatten, als wir das Paddock betraten.
"Können wir uns die Daten zu Kurve neun nochmal anschauen, ich hab das Gefühl, dass ich dort immer wieder etwas Zeit auf die Jungs vor mit verloren habe.", legte ich den Stift zur Seite und blickte meinen Renningenieur fragend an, nachdem wir alle wichtigen Vorfälle während des Renngeschehens besprochen hatten. "Können wir machen.", tippte er mit einem kurzen Nicken bereits wieder auf seinem Laptop herum, um die entsprechenden Daten aufzurufen, während ich eine weitere Gabel der Pasta aß, welche inzwischen wieder halb kalt vor mir stand, da ich vor dem Essen erst meine Rennanalyse fertig machen wollte. "Okay, deine Linie ist die Grüne, Ollie in clean Air ist die lilane und Jak ist die weiße, wobei er auch Verkehr hatte. ", schob mein Ingenieur seinen Laptop etwas zu mir, weshalb ich mein Essen wieder etwas zur Seite schob, um mir die feinen Linien, welche die Geschwindigkeiten von mir und meinen Teamkollegen durch die besagte Kurve anzeigten besser studieren zu können. "Ollie bremst trotz Clean Air früher, als ich.", zeigte ich auf den unterscheid zwischen dem grünen und lilanen anfallenden Graphen, die eine erkennbare Zeitverzögerung beim Bremsbeginn aufzeigten. "Ja, du bist am Apex sogar etwas schneller auch wenn der Geschwindigkeitsunterschied dort kaum mehr auszumachen." deutete er auf den Tiefpunkt der Graphen, an welchem sich alle drei Linien nahezu berührten und zoomte die Stelle etwas hin, so dass erkennbar wurde, dass meine Geschwindigkeit dort einen minimalen Tick schneller war als die meiner beiden jüngeren Teamkollegen. Mit einem kurzen Handzeichen waren es die beiden, welche sich in dem Moment auch gemeinsam mit ihren Ingenieuren aus unserem provisorischen Meetingraum, im hinteren Teil der Box verabschiedeten. "Du bremst später, aber kannst durch deinen leicht früheren Apex und deine höhere Geschwindigkeit auch deutlich schneller wieder beschleunigen, wie Jak und Ollie.", "Rein von der Geschwindigkeit dürfte ich also eigentlich an der Stelle keine Zeit liegen lassen, obwohl ich im Auto immer das Gefühl hatte dort Zeit liegen zu lassen.", fasste ich die Erkenntnis der Daten vor uns zusammen, die mein Gefühl aus dem Auto nicht vollständig widerspiegelten. "Ja, genau du gewinnst zumindest auf Ollie und Jak in der Kurve sogar noch Zeit. Es kann natürlich sein, dass es ein oder zwei Runden gab, als du vielleicht durch Überholmanöver anders in die Kurve reingefahren bist etwas verloren hast, aber grundsätzlich gewinnst du in der Kurve eher, zumindest auf Ollie und Jak", zeigte er auf das Ende der Grafik, an dem meine grüne Linie steiler nach oben verlief, wie die meiner Teamkollegen, nickend griff ich zu meinem Tablet, wo ich mir bereits vorhin aus einigen Kurven, meine Linie im Vergleich zu der meiner Teamkollegen abgespeichert hatte, um mir das Ganze heute Nachmittag noch einmal ansehen zu können, um auch mögliche Stellen zum überholen für morgen ausmachen zu können, wenn andere Fahrer möglicherweise in manchen Kurven ähnlicher fuhren. "Okay, dann werde ich da bei meiner Linie bleiben?", "Ich würde sagen, dass es nicht hilfreich ist, wenn du versucht deine Linie dort zu ändern, rein von den Daten gewinnst du dort und das härtere Bremsen schont dir eher noch deine Reifen. Wenn du dich damit wohlfühlst würde ich an deiner Stelle bei deiner Linie bleiben.", fasste auch mein Renningenieur zusammen, als irgendjemand hinter uns in den Raum trat und bei über eines der etlichen Verlängerungskabel stolperte, die zur Stromversorgung unserer Laptop und Tablets durch den ganzen Raum verlegt waren und riss damit fast den Laptop vor uns vom Tisch. "Sorry, ich wollte euch nicht stören.", entschuldigte sich die Person, welche der Stimme nach Dennis sein müsste, noch bevor wir uns umdrehen konnten. "Alles gut, wir waren gerade soweit fertig.", blickte ich kurz fragend zu meinem Renningenieur, ob er noch etwas für mich hatte, da ich selbst nun eigentlich keine Fragen mehr hatte, die ich gerade besprechen wollte. "Wenn du nichts mehr hast, sind wir durch.", bestätigte er mir und machte sich nach meinem Kopfschütteln daran seinen Laptop und die ausgedruckten Informationen zusammen zu räumen. "Wolltest du zu mir?", wandte ich mich neugierig an den Jüngeren und sammelte dabei meine Sachen zusammen, um mein wohl inzwischen kaltes Mittagsessen draußen hinter der Box zu essen. "Ja, also eigentlich nicht ich, aber du scheinst heute wohl nicht zu erreichen zu sein.", zwinkerte er mir zu, weshalb ich auch ohne die Erwähnung eines Namens wusste, dass er damit meinen Freund meinte, welcher mich wohl versucht hatte zu erreichen. "Ich hab direkt nach dem Rennen kurz auf mein Handy geschaut, da war nur eine SMS von meiner Oma drauf, die ich eigentlich jetzt ganz in Ruhe beantworten wollte.", traten wir gemeinsam nach draußen, wo ich es mir auf einem der Klappstühle bequem machte und die Pasta, mit meinem Tablet als Unterlage auf meinen Oberschenkeln platzierte. "Er hat dir wohl direkt nach der Zieleinfahrt geschrieben und sich so langsam Sorgen gemacht, ob alles in Ordnung ist.", hielt er mir sein Handy mit dem Chatverlauf von Dino und sich entgegen. Die Nachrichten meines Freundes klangen am Anfang ziemlich verwundert und am Ende dann durchaus besorgt, weshalb Dennis wohl selber zu mir gekommen war, nachdem er mich laut des Chats vergeblich versucht hatte anzurufen. Völlig irritiert, zog ich mein Handy nun doch aus der Hosentasche, da ich eigentlich im Kopf hatte, dass mein Handy auf Vibration gestellt hatte, dann hätte ich doch selbst wenn mein Internet aus hätte die Anrufe registrieren müssen. Mit schnellen Fingern brachte ich den Bildschirm zum leuchten und zog quasi zeitgleich die Benachrichtigungsleiste von oben herunter, die weiterhin nur eine SMS anzeigte. Das die mobilen Daten ausgeschalten waren erklärte zumindest wieso die Whatsappnachrichten nicht durchgekommen waren. "Ich hab keine Anrufe bekommen.", drehte ich meinen Bildschirm noch immer reichlich verwirrt zu dem Norweger und musste zugeben, dass gerade überhaupt nichts mehr verstand. Nach Dennis Chat hatten sowohl er als auch Dino mich in den letzten zweieinhalb Stunden mehrfach angerufen, wie konnte es dann sein, dass auf meinem Handy trotz Empfang keine Anrufe waren. "Seit wann hast du denn bitte Charlotte als Hintergrund?", riss mich Dennis nicht minder verwirrte Stimme aus meinen Gedanken und brachte mich dazu mein Handy wieder umzudrehen. "Ich hab ein Bild....", setzte ich zeitgleich zum Protest an, da ich ganz bestimmt nicht die Freundin meines Bruders als Hintergrund hatte. Ich hatte es doch erst vor wenigen Wochen in das Bild von Dino und mir nach unserem gemeinsamen Podium in Dubai geändert, da ich ein unverfängliches Bild von mir und dem Jüngeren nehmen wollte, dass nicht jeder beim Blick auf meinem Handy sofort sah, dass der Schwede und ich seit etwas mehr als drei Wochen eine Beziehung führten nachdem wir uns während der Formula Regional Asia im Winter näher gekommen waren. Dennis und Paul waren bisher tatsächlich die einzigen die von uns beiden wussten, da sie mehr oder weniger dafür verantwortlich waren, dass wir uns getraut hatten einander unsere Gefühle zu gestehen. "...scheise... Das ist Charlies Handy.", warf ich selbst einen Blick auf den Hintergrund, da ich dem Jüngeren nur schwer glauben konnte. Doch er hatte recht. Niedergeschlagen ließ ich meine Hand sinken. Wenn ich Charles Handy hatte, dann bedeutete das im Umkehrschluss, dass Charles heute morgen vor dem Rennen mein Handy eingepackt hatte. "Dann wird er dein Handy haben und hat es sich wohl noch nicht bemerkt...Das ist doch kein Problem..", konnte Dennis meinen Stimmungsabfall wohl nicht so ganz nachvollziehen, was irgendwie verständlich war. Das Problem war ja auch nicht das Charles mein Handy hatte, es hätte schlimmer kommen können, aber mein Bruder wusste weder von Dino noch das ich überhaupt schwul oder bi oder was auch immer war. Auch wenn ich es eigentlich nicht glaubte, dass er darauf schlecht reagierte, dann wollte ich nicht, dass er es so erfuhr. "Eigentlich nicht... aber er weiß weder, dass ich bi oder schwul bin noch, dass Dino und ich... Ich wollte es ihnen ganz in Ruhe sagen...", erklärte ich ihm mit leiser Stimme und vergewisserndem Blick nach links und rechts, was mein Problem war. "Ich kenne ihn nicht gut, aber so weit wie ich ihn kenne und wie eng eure Beziehung ist, glaube ich nicht, dass darauf negativ reagieren wird. Er ist doch dein Bruder.", griff er aufmunternd nach meiner freien Hand und schenkte mir ein ermutigendes Lächeln. "Kann ich Dino kurz eine Nachricht von deinem Handy aus schreiben, dass er sich keine Sorgen mehr machen muss.", blickte ich den Norweger noch immer nicht ganz überzeugt an, natürlich hatte er recht und wirklich glauben, dass Charles nichts mehr mit mir zutun haben könnte, tat ich auch nicht. Viel mehr war es die Angst, dass er enttäuscht war, weil ich nicht mit ihm geredet hatte oder erst einmal Zeit zum Nachdenken brauchte. "Klar... aber ich glaube das ist nicht mehr nötig.", reichte mir Dennis sein entsperrtes Handy. 'Es hat sich erledigt. Er hat sein Handy wohl mit Charles vertauscht, zumindest hat Charles das gerade am Telefon gemeint. Er bringt Arthur sein Handy... tut mir leid, dass ich dich so verrückt gemacht hab.', las ich die neuste Nachricht meines Freundes und spürte sofort, wie mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich. Verzweifelt raufte ich mir durch meine Haare und erhob mich ruckartig von dem schwarzen Klappstuhl auf dem ich noch immer saß. "Vorsicht.", fing Dennis in letzter Sekunde mein Tablet und die Pasta auf, für welche mir trotz des anstrengenden Rennens sämtlicher Appetit vergangen war. "Charlie soll sich doch jetzt auf sein Qualifying konzentrieren.", murmelte ich ohne auf Dennis Ausruf wirklich zu registrieren. "Ich will nicht, dass er jetzt sauer auf mich ist...so wie ich Dino eingespeichert hab, kann er jetzt bestimmt eins und eins zusammen zählen.", blickte ich verzweifelt zu dem RedBull Junior, welcher mein Tablet und die Schale mit der Pasta auf dem Stuhl abstellte und auf mich zu ging. "Hey ganz ruhig Arthur, jetzt mal doch nicht den Teufel an die Wand. Charles ist dein Bruder und es gibt wenige Geschwister die ein so gutes Verhältnis haben wie ihr drei und daran wird auch deine Beziehung nichts daran ändern.", sprach der amtierende Formel 3 Champion weiterhin völlig ruhig auf mich ein, als sich von hinten urplötzlich ein Arm um mich legte und ließ mich schreckhaft zusammen zucken und leise aufschreien. "Dein écureuil volant hat sich wirklich Sorgen um dich gemacht?", erklang die leise Stimme meines Bruders auf französisch direkt neben meinem Ohr. Unsicher wandte meinen Blick zu ihm und versuchte in seinem Gesicht zu erkennen, wie er dazu stand. Auf seinen Lippen lag ein leichtes Lächeln und seine Augen funkelten fast schon ein wenig neugierig. "Ich freu mich für euch zwei, auch wenn es wirklich überraschend kam. Lass uns heute Abend in Ruhe darüber reden. Ich will unbedingt wissen, wie du auf den Namen kamst.", schien Charles sofort zu spüren, dass ich unsicher war wie er reagierte und schenkte mir ein beruhigendes Lächeln, während er seine Hand von meiner Schulter löste und mir stattdessen durch mein Haar wuschelte. "Ich wollte mit Mama, Lorenzo und dir zusammen reden, das ist alles noch ganz frisch...", hatte ich trotz seiner durchweg positiven Reaktion das Bedürfnis mich ihm zu erklären, schenkte ihm dabei einen fast schon entschuldigend Blick. "Alles gut Tutur. Jetzt lass deinen Freund mal nicht länger auf dich warten. Ich wollte vor dem Qualifying sowieso noch kurz mit Charlotte telefonieren.", hielt er mir mein eigenes Handy hin, während ich seines, welches genau die identische Hülle hatte aus meiner Hosentasche nestelte und ihm im Gegenzug hinhielt. "Danke. Viel Erfolg bei der Quali, zeig den anderen was im Ferrari steckt.", zog ich erleichtert in einen feste Umarmung, wie er es heute morgen vor meinem Rennen bei mir getan hatte.
"Komm mal her", breitete Charles seine Arme aus, kaum das ich am Abend die Tür zu seinem Hotelzimmer hinter mir geschlossen hatte, weshalb ich mich nur zu gern in seine Arme flüchtete. Auch wenn er mir heute Mittag bereits gesagt hatte, dass er sich für mich freute, war ich doch den ganzen Nachmittag etwas angespannt, wegen dem Gespräch. Wir hatten noch nie wirklich über das Thema gesprochen. Mama und Papa war es immer wichtig uns zu offenen toleranten Menschen zu erziehen, doch es war wohl nochmal etwas anderes, wenn eigene Bruder plötzlich mit einem anderen Mann zusammen. "Bist du glücklich?", fragte Charles leise ohne unsere Umarmung zu lösen, weshalb wir weiter in dem kleinen Flur seines Hotelzimmers standen. "So glücklich, wie lange nicht mehr.", gab ich vollkommen ehrlich und kaum lauter, wie er zuvor zurück und genoss einfach das vertraute, schützende Gefühl der Umarmung. Die Beziehung zu meinen Brüdern war einfach schon immer unglaublich eng und auch wenn Charles mich im Rennsport mein Ding machen ließ, mich meine eigenen Fehler und Erfahrungen machen ließ, war ich unglaublich froh, dass ich jederzeit zu ihm genauso wie zu Lorenzo kommen konnte, wenn ich ihren Rat brauchte. "Ich bin stolz auf dich.", löste sich mein Bruder nach einigen Momenten schließlich von mir und schenkte mir einen Blick, welcher wirklich einen unglaublichen Stolz in seinen Augen widerspielgelte, weshalb ich nun selbst etwas verwundert ansah, da ich seine Gedankengänge zu dieser Aussage nicht so ganz nachvollziehen konnte. "Weil du mutig genug warst dir deine Gefühle einzugestehen und dann dafür gekämpft hast glücklich zu sein.", erklärte er mir genauer, wie er seine Worte gemeint hatte und machte es sich danach auf dem ausladenden Bett bequem, dass den Großteil des modern eingerichteten Hotelzimmer einnahm. "Eigentlich war Dino der mutigere von uns beiden.", ließ ich mich langsam neben ihn auf die weiche ordentlich gemachte Decke sinken und konnte mir bei der Erinnerung an unseren ersten Kuss ein verliebtes Lächeln nicht verkneifen. "Wie seid ihr zusammen gekommen?", wollte Charles bei meiner Reaktion sofort mit neugierigem, ehrlich interessiertem Blick wissen und ging dabei überhaupt nicht weiter darauf ein, dass es Dino war mit welchem ich nun zusammen war und nicht irgendein Mädchen. "Dich stört es überhaupt nicht das ich mit einem Jungen zusammen bin?", brach es nun doch etwas überfordert darüber, dass er darauf mit keinem Wort einging aus mir heraus, da ich während der Wochen in Dubai wirklich lange damit gekämpft hatte den Gedanken wirklich zuzulassen. "Sollte es?", rutschte Charles verwundert etwas näher zu mir um mich erneut in eine halbe Umarmung ziehen zu können. "Das Wichtigste für mich ist, dass es dir mit der Person an deiner Seite gut geht und du wirklich glücklich bist mit dieser Person und so wie du bei der Erwähnung von Dinos Namen strahlst, macht er dich glücklich. Außerdem ist Dino echt cool.", versuchte Charles am Ende mir zuzuzwinkern, was leise Auflachen ließ, da es einfach zu komisch aussah. "Erzählst du mir jetzt, wie ihr beide zusammengekommen seid?", wollte er erneut neugierig und über mein Lachen etwas schmollend wissen, weshalb ich kichernd nickte. "Klar, seid wann bist du so ungeduldig?" gab ich feixend zurück und deutlich erleichterter als vor ein paar Minuten zurück und schlug Charles dabei leicht gegen die Schulter, was ihn empört ausatmen ließ. "Nicht ungeduldig, neugierig.", erklärte mir Charles mit versucht ernster Miene, was mich nur noch mehr Grinsen ließ. "Wir sind uns während der Zeit in Dubai näher gekommen. Sind immer wieder bei Filmen im Zimmer des anderen eingeschlafen und am nächsten Morgen aneinander gekuschelt aufgewacht. Als wir in am ersten Morgen in Dubai so aneinander gekuschelt aufgewacht sind hat mich total überfordert. Es hat sich so schön, so vertraut angefühlt. In mir hat alles gekribbelt und ich konnte meinen Blick kaum von seinem schlafenden Gesicht abwenden. Er hat so friedlich gewirkt, so entspannt und dann hat sich seine Nase immer wieder so süß gekräuselt. Ich hab Panik bekommen, konnte das ganze so gar nicht einordnen... ich hab einfach nicht verstanden, wieso sich das Kuscheln und ihn beim Schlafen zu beobachten so viel besser angefühlt hat, wie früher bei Carla. Ich hab Panik bekommen...", "Sag mir jetzt aber nicht das du bist geflüchtet?", unterbrach Charles meine Erzählung fast schon schockiert, während sich auf meinen Lippen fast schon automatisch ein Lächeln bildete, wenn ich daran dachte wie süß Dino beim Schlafen aussah. "Jein, ich bin ins Bad verschwunden. Ich war in dem Moment einfach völlig überfordert mit der ganzen Situation, konnte die Gefühle nicht zuordnen. Dino war immer ein guter Freund, wir waren schon ziemlich eng befreundet, aber ich wusste einfach nicht, was dieses Kribbeln, dieses glückliche Gefühl nach dem Aufwachen plötzlich zu bedeuten hatten, oder wollte es wohl viel mehr nicht wahr haben, was es bedeutet. Dino ist irgendwann aufgewacht und hat total verschlafen gefragt, wo ich sei, dass es kalt werden würde.", schüttelte ich auf Charles Frage den Kopf, wobei ich wohl auch nur nicht fluchtartig das Zimmer verlassen hatte, weil es sich um mein eigens Zimmer handelte und ich nicht gewusst hätte, wo ich hin gesollt hätte, es war außer uns schließlich noch niemand angereist und außer dem Speisesaal und dem Pool hatte ich zu dem Zeitpunkt vom Hotel auch noch nicht viel gesehen. "Ich hab gespült, als wäre ich auf der Toilette gewesen und bin zurück ins Zimmer gegangen. Dino lag im Bett, war noch total verschlafen und hat nur die Decke hochgehoben, als ich etwas unbeholfen im Raum gestanden hatte, weshalb ich mich einfach wieder zu ihm ins Bett gelegt hatte, es war immerhin noch relativ früh und ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Kaum das ich wieder im Bett lag hat sich Dino wieder wie selbstverständlich an mich gekuschelt und hat weitergeschlafen. Es war auf der einen Seite das Schönste überhaupt und auf der anderen Seite einfach nur schrecklich, weil es völlig überfordert hat...", versuchte ich Charles die Situation irgendwie zu beschreiben. Noch nie hatte ich mich in einer Situation so wohl und angekommen und zugleich so unwohl und überfordert gefühlt, es war die absolute Hölle. Alles in mir hatte danach geschrien wieder ins Badezimmer zu verschwinden und nicht mehr rauszukommen, bis Dino verschwunden war und dann hatte ich Dino angesehen, wie er ganz eng an mich gekuschelt, völlig entspannt und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen vor sich hin geschlummert hat. Ganz langsam und völlig unsicher hatte ich meine Hand gehoben und schüchtern auf seinem weichen, völlig verstrubelten Haar platziert. Ganz leise war ihm ein zufriedenes Seufzen über die Lippen gekommen. "Ach Tutur ...", zog Charles mich nun wieder vollständig in seine Arme und drückte mich ein wenig an seinen Oberköper. "Ich hab mich irgendwann getraut ihm durch sein Haar zu streichen, was ihn geweckt hat. Er hat langsam blinzend die Augen geöffnet und dabei seinen Kopf etwas gedreht, so dass wir uns anschauen konnten. Ich war glaube ich noch nie so rot. Dino hat mich aus kleinen Augen aber mit einem strahlenden Lächeln angeschaut und gemeint, dass er so jeden Tag geweckt werden könnte. Wir haben nie darüber gesprochen, was das zwischen uns ist, aber haben wenn wir unter uns waren wie von automatisch die Nähe zu einander gesucht, haben gekuschelt, zusammen in einem Zimmer geschlafen, hier und da den anderen in der Garage einmal öfter zufällig gestreift. Es war einfach schön, ich hab es genossen. Mich gewollt, geliebt, einfach wohl gefühlt, auch wenn ich nicht so ganz wusste, was das alles zu bedeuten hatte.", löste ich mich wieder von Charles, als mein Handy zum wiederholten mal durch Vibrieren, auf eine Nachricht von Dino aufmerksam machte, weshalb ich es kurzerhand hervor zog. 'Ich liebe dich❤... Du kannst mich jederzeit anrufen.', 'Wie lief es? Ist alles gut?', las ich mit einem Lächeln auf den Lippen die liebevoll, besorgten Nachrichten meines Freundes, dem ich vorhin beim Telefonieren davon erzählt hatte, das ich mit Charles treffen würde, welcher ja heute Mittag schon ziemlich neugierig gewesen war. 'Danke, es ist alles gut. Er ist noch cooler damit, als ich erwartet hatte. Ich ruf dich an, wenn ich wieder auf meinem Zimmer bin. Ich liebe dich auch❤.', tippte ich sofort eine Antwort, dass er sich keine Gedanken mehr machen musste, da er genau wusste, wie unglaublich nervös ich vor dem Treffen war, obwohl Charles gegenüber Dino echt cool war am Telefon und auch bei mir völlig entspannt reagiert hatte. "Und wie ging es dann weiter? Wenn ihr nicht darüber gesprochen hättest, dann würdest du jetzt nicht dein Handy angrinsen, als hättest du die Meisterschaft gewonnen.", hielt Charles mir sein Handy hin auf dessen Display ein Bild zu erkennen war, wie ich überglücklich mein Handy angrinste, was mich erneut zum Lächeln brachte. "Naja geredet haben wir erstmal nicht. Als wir wieder bei Prema waren hab ich mich im Treppenhaus mit Dennis unterhalten, als Paul und Dino die Treppe runtergekommen, wobei es Paul wohl cool fand Dino auf einer der letzten Stufen einen kleinen Schubs zu geben, weshalb mir Dino buchstäblich in die Arme geflogen ist.", "Deswegen mon écureuil volant?", fiel mir Charles ins Wort und sah dabei aus als hätte er die Erleuchtung des Jahres gehabt, weshalb ich einfach nicht anders konnte als zu lachen. Er sah einfach zu komisch aus. "Ja genau deswegen.", gab ich lachend zurück und hatte ihm damit auch gleich seine Frage von heute Mittag beantwortet, woher der Kosenamen kam. "Sag jetzt nicht, dass ihr euch dann ganz klassisch, wie in diesen ganzen Liebesschnulzen geküsst habt.", blickte mein Bruder mich fast schon schockiert an, weshalb ich nur schüchtern nickte: "Plötzlich waren sich unsere Gesichter total nah... und dann wir haben uns einfach geküsst. Es war wirklich wie in diesen klischeehaften Liebesfilmen und ich bin total zusammengezuckt als Paul auf einmal ein leises endlich gemurmelt hat. Hätte Dino mich danach nicht festgehalten, wäre ich vermutlich erstmal wieder geflüchtet. Er hat mich einfach geschnappt und wir sind zu ihm nach Hause. Haben Sushi bestellt und einfach über alles geredet, was in den Wochen davor passiert ist.", beendete ich meine Erzählung darüber wie Dino und ich zusammen gekommen waren und blickte in die glücklich, stolz funkelten Augen von Charles, welcher inzwischen wieder seitlich am Kopf des Bettes lehnte, so das wir einander. "Ich freue mich für dich und ich werde immer hinter euch stehen, versprochen.", wechselte sein Gesichtsausdruck während der zweiten Hälfte zu einem völlig ernsten Blick, welcher mir sofort klar werden ließ in welche Richtung er abzielte, weshalb ich nicht anders konnte als leicht zu lächeln, da ich einfach froh und glücklich war, dass Charles bedingungslos hinter mir und auch hinter Dino stand. "Danke, wir wollten es eigentlich erstmal nur unsren Familien sagen, nächstes Wochenende fliegen wir zu seiner Familie nach Schweden und danach wollte ich eigentlich mit euch reden, bevor ich Dino mitgebracht hätte.", teilte ich unseren eigenen Plan mit meinem älteren Bruder.
Sonntag 20.03.2022, Bahrain
"Hey Champion. Ich bin so stolz auf dich.", strahlte mich Dino an, kaum das ich den Face Time Anruf gestartet hatte. "Danke, das Rennen war wirklich cool.", konnte ich nicht anders, als überglücklich zurück zu grinsen. Ich hatte am ersten Wochenende der Saison in beiden Rennen Punkte geholt, sogar ein Podium und jetzt sah ich sogar noch meinen Freund. Es gab nicht viel was die aktuelle Situation noch toppen konnte, höchstens wenn Dino jetzt hier bei mir wäre und nicht tausende Kilometer entfernt. "Das glaube ich dir, du bist wie eine Rakete durch das Feld gepflügt.", schenkte mir der Schwede eines seiner ganz speziellen Dino-Lächeln und ließ mich damit nur noch mehr strahlten, dass er und auch Charlie stolz auf mich waren bedeutet mir einfach unglaublich viel, auch wenn es bestimmt noch die ein oder andere Möglichkeit für ein noch besseres Ergebnis gegeben hätte. "Deine Rakete. Ich liebe dich mon écureuil volant und ich kann es gar nicht erwarten wieder nach Italien zu fliegen und dich in die Arme zu schließen.", gestand ich ihm ehrlich, dass ich ihn vermisste, zwar hatte ich mir vor meiner Abreise einen seiner Pullis geklaut , aber ihn in meinen Armen zu halten war einfach tausend mal schöner. "Ich liebe dich auch und vermisse dich am liebsten würde ich dich mit zu meinen Tests nehmen, dass wir uns länger sehen. Wo sitzt du eigentlich?", wechselte Dino zügig das Thema, bevor unsere gute Stimmung wirklich getrübt werden konnte, weil uns beiden klar war, dass wir nicht viel gemeinsame Zeit hatten, bevor es für ihn am Dienstagabend nach Barcelona ging für die FRECA Tests. "In Charlies Fahrerzimmer. Er hat meinen Paddockpass für sein Zimmer freischalten lassen, das wir unsere Ruhe haben um zu telefonieren und ich gerade hier keine Angst haben muss, dass mich jemand belauscht.", drehte ich mein Handy ein wenig, das Dino den kleinen gemütlich eingerichteten Raum erkennen konnte, wo ich es mir mit meinem Pokal in der einen und meinem Handy in der anderen Hand in dem angenehm kühlen Ledersessel bequem gemacht hatte. "Er ist neben Paul wirklich unser größter Fan oder?", kicherte Dino nur und machte es sich dabei auf der Couch in seiner kleinen Wohnung in Maranello bequem, zog die Beine an die den Oberkörper. "Ja, ich bin wirklich froh, dass er so entspannt reagiert hat und sich einfach nur gefreut hat.", blickte ich den Schweden einfach nur glücklich verliebt an, als es plötzlich leise an die Tür klopfte, weshalb ich alarmiert aus meiner eigentlich sehr bequem Position auffuhr. "Ja?" gab ich so sicher wie möglich, froh darüber, dass meine Stimme der von Charles sehr ähnelte auf das Klopfen zurück, während Dino mich verwundert über den Bildschirm anblickte. Mit einem leisen Klicken wurde die Tür geöffnet und mein älterer Bruder trat in den Raum, weshalb ich wieder zurück in den Sessel sank. "Erschreck mich doch nicht so Charlie.", blickte ich ihn fast schon vorwurfsvoll an, während Charles nur mit einem Grinsen neben mich trat und Dino begrüßte. "Ich wollte euch zwei Turteltauben ja nur ungern stören, aber draußen wartet Angelina auf dich Tutur.", erklärte mein Bruder den Grund seines plötzlichen Auftauchens und blickte dabei erst mich und dann auch meinen Freund entschuldigend an. "Telefonieren wir, wenn du im Hotel bist?", kam sofort die hoffnungsvolle Frage von meinem Freund. "Auf jeden Fall. Ich liebe dich mon écureuil volant.", hauchte ich zum Abschied einen Kuss durch die Kamera nach Italien, welchen Dino grinsend auffing und sofort erwiderte. "Ich liebe dich auch und ich bin unglaublich stolz auch dich."
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mon écureuil volant= mein Flügelhörnchen
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