[Come On Mess Me Up] Charles Leclerc x Max Verstappen
für sarah200331
》I fell in love with avoiding problems
But I want this, you know I want this
So come on, mess me up
A
nd you can break me if you'll still take me
Ruin me, if you'll let me be one of the ones you say you won't forget《
- Cub Sport
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Trope: Forbidden Love
Pov. Max
Bahrain, 20. März 2022
Erschöpft verzog ich mich nach dem Teambriefing in mein Fahrerzimmer und begann, meinen Rucksack zu packen. Kaum konnte ich es erwarten, zu Charles ins Hotel zu fahren und den misslungen Tag endlich hinter mir zu lassen. Zwar hatte ich einen guten Start ins Rennen gehabt, konnte mit meinem Monegassen lange Zeit um den Sieg kämpfen und kurzzeitig die Führung übernehmen, jedoch musste ich in Runde 55 schließlich zum zweiten Mal an die Box und meinen Wagen wegen technischer Probleme abstellen. Ein Saisonstart zum Vergessen.
Kopfhörer, Ladekabel, Tablet - Prüfend warf ich einen Rundumblick durch den Raum, um sicher zu gehen, dass ich wirklich alles hatte, und schloss danach den Reißverschluss. Lässig warf ich mir meine Tasche über die Schulter und schnappte mir den Autoschlüssel meines Leihwagens vom Tisch, ehe ich mich zur Tür drehte. Erschrocken blieb mir für einen Moment die Luft weg, als ich eine Person im Türrahmen stehen sah, die ich zuvor nicht bemerkt hatte. Jesus. Fucking. Christ.
„Dad", atmete ich erleichtert aus. Anschleichen konnte er sich schon immer gut. „Ich wollte gerade..."
„Du warst heute zu nachgiebig“, fiel er mir scharf ins Wort und trat einen Schritt nach vorn, womit die Zimmertür hinter ihm ins Schloss fiel.
„Nachgiebig?", wiederholte ich irritiert. Als er mich das das letzte Mal so bezeichnet hatte, war ich vermutlich 12 Jahre alt gewesen.
„Ja, die Ferraris konnten mit dir spielen, wie sie wollten", fuhr er streng fort, was mich empört schnauben ließ: „Ich habe mein bestes gegeben, um meine Positionen zu verteidigen oder zu verbessern."
„Nein, ich habe dein bestes letzte Saison gesehen und das heute ist damit definitiv nicht gleichzusetzen", gab er so brutal ehrlich, wie er nun einmal war, zurück.
„Ich kann nichts dafür, dass ich mit technischen Problemen ausgeschieden bin!", setzte ich murrend zu Protest an. Selbstverständlich konnte ich mir eingestehen, dass ich in der Vergangenheit weitaus bessere Rennverläufe hatte, allerdings war es nicht meine Schuld, dass wir heute keine Punkte geholt hatten.
„Das habe ich auch nicht behauptet", stellte er gefährlich ruhig klar. „Jedoch wärst du mit deiner heutigen Leistung so oder so nicht auf das Podium gekommen."
Gekränkt wandte ich meinen Blick von ihm ab und fasste japsend den Boden ins Augen. Es war lange her, dass er mich zuletzt so gnadenlos, so skrupellos mit meinen Schwächen konfrontiert hatte und ich musste zugegeben, dass mich das in diesem unvorbereiteten Augenblick deutlich härter traf, als mir lieb mir.
„Danke für die aufbauenden Worte, Dad. Genau das, was ich gebraucht habe", brummte ich sarkastisch.
„Sei kein Baby, Max Emilian. Du warst heute weit hinter deinem Niveau. Das ist Fakt und daran ändert sich nichts, nur weil du das nicht hören willst", warnte er kühl.
„Okay. Nachricht angekommen. Steigerung im nächsten Rennen. Verstanden", erwiderte ich bemüht nicht allzu eingeschnappt zu klingen und hob meinen Kopf. Ich hatte Hoffnung, Dad damit zumindest vorerst zufrieden gestellt zu haben, allerdings verschränkte er kopfschüttelnd die Arme vor der Brust und setzte entschieden hinterher: „Ich glaube nicht, dass du das schaffen wirst."
„Bitte?", entwich es mir entsetzt. Bitte was?
„Es ist klar, dass diese Saison Ferrari anstelle von Mercedes dein Hauptkonkurrent ist, dein Loverboy anstelle des großkotzigen Hamilton", fuhr er seine Worte verbittert aus. Mich kostete es einiges an Kraft in diesem Moment nicht die Augen zu verdrehen oder laut los zu lachen. Denn nun war klar, weshalb er mich so erbarmungslos mit seinen Worte strafte und worauf er eigentlich hinaus wollte. Auf meinen Loverboy, meinen Freund, Charles.
„Was hat das eine mit dem anderen zu tun?", wollte ich schnaufend wissen und hoffte inständig, dass mein Dad keine Fortsetzung von all den „Der Kerl ist nicht gut für dich"-Gesprächen geplant hatte, die wir in den letzten Jahren immer und immer und immer wieder geführt hatten.
„Das weißt du ganz genau, Max. Du hast eine tiefgehende emotionale Bindung zu dem einem, weshalb du im Rennen ihm gegenüber gnädiger und harmloser agierst", bemerkte er kühl.
„Das ist nicht wahr!", platzte es ernüchternd aus mir heraus.
„Doch, ist es. Das hat man heute gesehen. Und wenn du glaubst, dass du so deinen Weltmeistertitel verteidigen kannst, dann bist du dümmer und naiver, als ich dachte", knurrte er vorwurfsvoll.
Aufgebracht biss ich mir auf die Unterlippe und blickte an meinem Dad vorbei zur Wand. Angestrengt versuchte ich meine aufsteigende Wut unter Kontrolle zu bringen und die Fassung zu bewahren. Alles konnte er mir vorwerfen, alles, aber nicht, dass ich mein Team auf diese Weise hintergehen und dadurch unprofessionell sein würde.
„Charles und ich gehen nicht erst seit gestern aus, Dad", entgegnete ich nun ebenfalls kaltherzig und richtete mich wütend zu ihm. „Wir sind seit Jahren zusammen und das hat sich nie auf unsere sportliche Leistungen ausgewirkt, nie!"
„Ihr seid beide auch noch nie gleichzeitig um die Formel 1 Weltmeister gefahren. Und wenn du diese Saison so weitermachst wie heute, wird das auch nie wieder passieren, nie."
„Das war das erste Rennen, verdammt!", schrie ich frustriert.
„Oh, bitte! Muss ich dir jetzt auch noch erklären, wie bedeutend es ist, von Anfang an auf Höchstleistung zu sein, Max? Ich habe dich besser erzogen!", warf er mir genauso laut entgegen. Dann herrschte Stille.
Ich hätte am liebsten weiter geschrien und geschrien. Dass er mich nicht erzogen hatte, sondern mit biegen und brechen zu dem geformt hatte, was er niemals geworden ist. Dass er im wahrsten Sinne des Wortes seine Ansichten in mich hineingeprügelt hatte und ich dennoch zu dem homosexuellen Sohn geworden bin, den er nie gewollt hatte und er es bei Gott endlich akzeptieren sollte.
Doch ich blieb still. Ich blieb still, weil ich wusste, dass die Anschuldigungen ihm gegenüber nicht angemessen oder fair waren, zumindest nicht gänzlich.
„Max", ergriff Dad nach einiger Zeit seufzend das Wort und schritt langsam auf mich zu. „Ich will, dass du diese Saison deinen Titel verteidigst und der beste Fahrer der Welt bleibst. Denn das bist du. Der beste Fahrer der Welt."
„Das weiß ich. Und ich werde meinen Titel verteidigen", gab ich knurrend zurück. Das Ziel stand außer Frage, selbst wenn mein direkter Konkurrent der Mensch war, den ich bedingungslos liebte.
„Gut. Ich erwarte von dir, dass du alles dafür tust, um das zu erreichen. Alles", erklärte er erwartungsvoll und kam vor mir zum Stehen. Er hob seine Hände und legte sie auf meinen Schultern ab, suchte meinen Blick und fuhr rügend fort: „Und das heißt auch deine kleine Romanze mit dem Monegassen zu beenden, um auf der Strecke dein volles Potential auszuschöpfen."
„Dad...", schnappte ich ungläubig über die Leichtigkeit seiner Worte, die Entschlossenheit in seiner Stimme nach Luft.
„Ich weiß, dass der Kerl dich in den letzten Jahren so verwirrt hat, dass du glaubst, ihn zu mögen und zu brauchen, aber das tust du nicht, Max. Das einzige, was du brauchst, bist du selbst und nichts anderes. Du bist der beste Fahrer der Welt. Du bist Weltmeister. Die Formel 1 gehört dir. Also, lass sie dir nicht von einem manipulativen Psychopathen wegnehmen. Du bist besser als das."
Schmerzlich schüttelte ich den Kopf und nickte dann. Woher ich die Kraft nahm, mich aus Dads Griff zu lösen und ohne ein weiteres Wort an ihm vorbeizustürmen, wusste ich nicht. Mit jeden seiner Worte hatte er mir ein Stück mehr meiner restlichen Energie geraubt, die sich nach dem Rennen ohne schon rapide minimiert hatte, und mehr war nicht übrig.
Eilig drang ich durchs Motorhome, verabschiedete mich nicht einmal von den übrigen Mitarbeitern des Teams, und flüchtete durch die Eingangstür nach draußen. Augenblicklich kam mir eine Brise frische Abendluft entgegen, die so verflucht guttat, dass ich mir einen Moment nahm, um tief durchzuatmen und Dads Worte Revue passieren zu lassen.
Er hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er Charles nicht leiden konnte. Immerhin sah er meinen Monegassen als denjenigen an, der seinen perfekt geformt Sohn zu einer ekelhaften Schwuchtel gemacht hatte. Und es war auch nicht das erste Mal, dass er meinen Freund vor mir schlecht gemacht, unsere Beziehung sabotiert oder mich aufgefordert hatte, ihn sitzenzulassen, aber... Fucking. Christ. In den vorgegangen Monaten hatte er unsere Beziehung zumindest unkommentiert gelassen und Charles beim Weihnachtsessen bei meiner Schwester sogar verbal nicht einmal angegriffen. Es waren kleine, minimale Schritte, jedoch waren es Schritte und diese haben mir Hoffnung gegeben, dass wir uns nach etlichen Streitereien endlich Stück für Stück aufeinander zu bewegen würden. Doch innerhalb weniger Sekunden hatte Dad bewiesen, dass ich tatsächlich nur dümmer und naiver war, als angenommen. Er würde meine Liebe zu Charles niemals akzeptieren oder respektieren. Niemals.
Frustriert über diese Erkenntnis schnaufte ich und lief schnellen Schrittes durch den Paddock zu meinem Leihwagen. Sollte mein Dad zum Hotel laufen, mir war es egal. Es gab lediglich einen Ort, an dem ich in diesem Augenblick sein wollte, lediglich eine Person, die ich in diesem Augenblick bei mir haben wollte.
Aufgelöst stand ich einige Minuten später vor der Zimmertür meines Monegassen und klopfte. Von drinnen war ein dumpfes Rascheln zu hören, ehe das Türschloss knackte und mein Freund grinsend die Tür aufzog: „Hey Hübscher!"
„Hey", erwiderte ich murmelnd und rang mir für seine liebevolle Begrüßung ein schwaches Lächeln ab. Gott, ich liebte diesen Mann.
„Ist alles okay?", erkundigte sich Charles zaghaft und musterte mich sorgsam. Sein Grinsen war schlagartig verblasst.
Überwältigt von seiner Aufmerksamkeit, seinem Interesse, seiner Zuneigung zog ich scharf die Luft ein, trat einen Schritt auf ihn zu und verband unsere Lippen zu einem gefühlvollen Kuss. Ich liebte diesen Mann und musste ihm zeigen wie sehr.
„Max", keuchte Charles überrascht, doch ließ sich verlangend auf den Kuss ein. Wie automatisch wanderten seine Finger in meine Haare, während ich meine Hände an seiner Hüfte platzierte und uns bedächtig ins Innere seines Hotelzimmers manövrierte. Mit einem zarten Klicken fiel die Tür hinter mir ins Schloss.
„Babe...", stöhnte mein Monegasse angeregt und löste sich im nächsten Moment. Langsam wich er ein Stück zurück und runzelte besorgt er die Stirn. „Was ist los?"
„Können wir bitte nicht reden, nicht jetzt?", stieß ich flehender aus, als ich wollte.
Schweigend sah er mir in die Augen und überlegte, bis er schließlich besänftigend nickte und mich in einen fordernden Kuss verwickelte, den ich dankbar erwiderte. Mein Dad hatte unrecht, denn das war alles, was ich brauchte. Charles. Seine Nähe. Seine Liebe. Seine Zuneigung. Ich brauchte ihn.
Minuten verstrichen, vielleicht sogar Stunden. Mein Monegasse hatte sich mittlerweile an meinen nackten Oberkörper gekuschelt und genüsslich die Augen geschlossen, während ich ihm sanft durch die Haare strich und meine Gedanken schweifen ließ. Unbeabsichtigt glitten diese zu den Ereignissen des Rennens, dem Ergebnis, dem Teambriefing und meinem Dad.
„Herzlichen Glückwunsch zum Sieg", flüsterte ich in die friedvolle Stille hinein und hauchte meinem Freund einen zärtlichen Kuss auf den Ansatz. „Du warst heute großartig."
So sehr ich den ersten Platz auch gewollt hatte, gönnte ich Charles jeden seiner Erfolge genau wie er mir meine. Eifersucht war zwischen uns in den letzten Jahren nie ein Problem gewesen. Meinungsverschiedenheiten und ein Hauch Neid vielleicht, aber nie Eifersucht.
„Ich weiß", schmunzelte er neckend und drehte sich auf seinen Bauch, wodurch er nun einerseits halb auf mir drauf lag, ich ihm andererseits in seine funkelnden braunen Augen schauen konnte. „Die Zweikämpfe mit dir waren elektrisierend und haben echt Spaß gemacht. Ich bin mir sicher, dass sie den Zuschauern genauso gefallen haben."
„Nicht allen", entwich es mir schneller, als ich die Worte hätte stoppen können. Ahnend legte Charles den Kopf schief: „Lief das Teambriefing so schlecht?"
Einen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken, die Vorlage meines Monegassen anzunehmen und das Thema rundum meinen Dad ruhen zu lassen, allerdings reichte es, dass ich meine richtigen Gefühle schon vor einem der bedeutendsten Menschen in meinem Leben zurückhalten musste. Noch einen verkraftete ich nicht.
Gequält schüttelte ich den Kopf: „Nein, das Briefing war okay. Der folgende Pep-Talk meines Dads... der tat weh."
„Was hat er gesagt?", hakte Charles zögerlich und sah mir alarmiert in die Augen. Schon beim Erwähnen meines Dad verkrampfte er sich komplett. Wie sollte ich ihm dann erklären, dass mein Dad mich wieder einmal dazu aufgefordert hatte, mit ihm Schluss zu machen, weil er aus seiner Sicht nicht gut genug für mich war?
Ich konnte es nicht und bereute meinen Moment der Schwäche eben bitterlich.
„Nicht so wichtig", winkte ich rasch ab und lehnte mich vor, um meinen Freund mit einem sanften Kuss abzulenken, jedoch wich er zuvor zurück und setzte sich auf.
„Babe, was hat er gesagt?", hakte er noch einmal mit festerer Stimme nach.
Murrend vergrub ich mein Gesicht in den Händen und suchte eilig nach einer passenden Antwort, mit der ich meinen Monegassen weder anlügen noch verletzen würde. Gottverdammt.
„Er wollte, dass du mit mir Schluss machst, richtig?", fragte Charles weiter nach, bevor ich mir überhaupt ein Wort zurecht gelegt hatte. Verdutzt über seine schnelle Schlussfolgerung ließ ich meine Hände sinken und blinzelte ihn an: „Woher...?"
„Dein Dad hasst mich. Dass er mich los werden will, ist nichts neues", merkte er emotionslos an und zuckte mit den Schultern, als würde ihm die Tatsache nichts ausmachen, allerdings kannte ich ihn mittlerweile zu gut und wusste es besser, als das zu glauben.
„Ich denke, dass es das beste ist, wenn ich ihm seinen Wunsch erfülle oder besser gesagt, dass ich ihm in dem Glauben lasse, seinen Wunsch erfüllt zu haben", stieß ich seufzend aus und richtete mich nun ebenfalls auf. Das schien die einzige Möglichkeit zu sein, um weitere Pep-Talks meines Dad zu vermeiden und seinen Fokus von Charles zu nehmen.
„Was bedeutet das?", wollte mein Monegasse misstrauisch wissen.
„Dass ich ihm erkläre, dass wir Schluss gemacht haben, obwohl es nicht so ist", fügte ich knapp hinzu, wofür ich von meinem Freund einen entsetzten Blick erntete. Dieser reichte, um zu wissen, dass er mit dem Plan überhaupt nicht einverstanden war.
„Du willst dich vor ihm wieder verstecken?", entgegnete er schnaubend.
„Ich will uns beschützen", verbesserte ich ihn bedächtig.
„In dem du unsere Beziehung verleumdest?"
„Es ist nicht so, als hätte ich eine andere Wahl, oder? Du kennst meinen Dad. Er lässt nicht locker, wenn er sich auf etwas festgebissen hat. Und ich habe keine Lust, mir nach jeder Session anhören zu dürfen, dass ich nicht gut genug war, weil ich mit einem meiner Konkurrenten ausgehe."
„Klasse", murmelte Charles verdrossen und rutschte zur Bettkante. „Wirklich großartig."
Mit einem mulmigen Gefühl beobachtete ich ihn dabei, wie er seine Klamotten vom Boden fischte und sich überstreifte. Ich hatte nicht vorgehabt, mich jetzt auch noch mit ihm zu streiten, vor allem nicht über meinen Dad.
„Baby, komm zurück uns ins Bett und mach daraus bitte kein großes Ding", forderte ich ihn besänftigend auf in der Hoffnung, einen folgenden Streit doch noch aus dem Weg zu gehen.
„Es ist aber ein großes Ding, Max!", warf Charles mir frustriert vor und machte damit jegliche Hoffnung auf einen restlichen besinnlichen Abend zunichte. „Du erwartest von mir, dass wir zurück in die Vergangenheit springen. Zurück ins Jahr 2019, 2020, in dem du davon überzeugt warst, dass wir vor allen so tun müssen, als würden wir uns nicht ausstehen können, damit keiner merkt, dass wir in die Kiste steigen!"
„Das ist nicht das, was ich verlange. Ich verlange gar nichts von dir! Ich habe dir lediglich erklärt, dass mein Dad wieder einmal einen Grund dafür gefunden hat, mich zu tyrannisieren, und damit nicht aufgeben wird, bis ich seinem Willen nachgekommen bin. Und ich sehe keinen anderen Weg, als ihn denken zu lassen, seinen Willen nachzukommen", stellte ich scharf klar und ignorierte das aufkommende Schamgefühl bei den Erinnerungen an 2019, 2020, dem Anfang unserer Beziehung.
„Die Lüge zieht aber mit sich, dass wir wieder einmal so tun, als könnten wir uns nicht ausstehen. Und das will ich nicht", protestierte mein Monegasse trotzig.
„Ich will das auch nicht, okay?", merkte ich aufgebracht an. „Mir macht die Vorstellung ebenso wenig Spaß wie dir. Und nur weil ich damals dachte, dass wir uns öffentlich nicht einmal anschauen durften, heißt das nicht, dass ich das immer noch so sehe. Die nächsten zwei, vielleicht drei Rennen müssten möglicherweise so tun, als könnten wir nicht miteinander umgehen, aber danach können wir zumindest miteinander reden und uns mit den anderen unterhalten. Mein Dad glaubt ohnehin, dass ich dich nicht wirklich liebe, sondern du mich nur manipuliert und verwirrt hast. Wenn ich ihm vormache, dass ich dich innerhalb weniger Wochen vergessen habe, wird er überzeugt sein, dass er recht hatte."
„Autsch", wisperte Charles so leise, dass es selbst in der Stille fast untergegangen wäre. Mit schimmernden Augen wandte er seinen Blick von mir ab und trottete kopfschüttelnd ins Badezimmer.
„Charly...", murmelte ich und sah ihm reuevoll hinterher. Genau das, genau das war das, was ich vermeiden wollte. Fuck.
Brummend schlug ich mir die Decke von den Beinen und stand auf, zog mir meine Boxershorts über und folgte meinen Freund ins Bad. Ich würde nicht zu lassen, dass mein Dad es schaffte, sich zwischen uns zu stellen, nicht noch einmal.
Im Türrahmen blieb ich stehen und betrachtete meinen Monegassen. Er stand mit dem Rücken zu mir am Waschbecken, stützte sich mit beiden Händen an der Kante des Unterschranks ab und hatte den Kopf gesenkt.
„Er hat unrecht. Das weißt du, richtig?", erklärte ich sanft und wartete einen Moment auf eine bestätigende Antwort, ein wissendes Murren, ein stumpfes Nicken, jedoch rührte sich Charles nicht.
„Ich liebe dich", setzte ich entschlossen hinter.
Mein Monegasse stieß einen kläglichen Seufzer aus und hob seinen Kopf. Mit glasigen Augen blickte er mich durch den Spiegel an: „Ich liebe dich auch und deshalb ist es so hart, dass dein Vater... dass er dich zu solchen Aktionen verleitet. Du redest davon, als wäre es das normalste und belangloseste der Welt."
Schwer schluckte ich.
„Er ist mein Dad. Er will nur das beste für mich", erwiderte ich und konnte nicht sagen, ob das eine rechtfertigende Erklärung für ihn oder mich sein sollte.
„Und unsere Beziehung vor ihm zu verheimlichen, um ihn glücklich zu machen, ist das beste für dich?", warf Charles zweifelnd in den Raum.
Darauf hatte ich keine Antwort.
„Was ist mit deiner restlichen Familie? Meiner Familie? Unseren Freunden? Sollen wir uns vor ihnen ebenfalls wieder verstecken, damit dein Vater zufrieden ist?", hakte er weiter nach und drehte sich um, sodass wir nun zueinander standen.
Fordernd funkelte er mich an und erwartete ein einsichtiges „Nein. Nein, natürlich nicht." Denn nein. Nein, natürlich sollten wir das nicht tun, aber alles in mir schrie: „Ja. Ja, das würde ich in Kauf nehmen."
„Max, du kannst einer Person nicht erlauben so einschneidend dein Leben zu bestimmen, nicht einmal deinem Vater", fuhr mein Freund eindringlich fort.
„Du hast keinen Vater! Du verstehst das nicht!", kam es mir schließlich verzweifelt über Lippen. Wie unangebracht die Worte waren, wurde mir nicht einmal eine Sekunde später bewusst.
„Ja, da hast du wohl recht", hauchte Charles verletzt und richtete mit verschränkten Armen vor der Brust seinen Blick zu Boden
Oh fuck.
„Baby, ich...", stammelte ich schuldbewusst und trat fluchend einen Schritt auf ihn zu. „Fuck, tut mir leid. Ich meinte, dass du nicht so einen Vater hattest. Mein Dad hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Formel 1 Weltmeister. Ich habe ihm alles, absolut alles zu verdanken. Mag sein, dass der Weg dorthin nicht einfach war, aber letztendlich war er derjenige, der mich immer unterstützt und gefördert hat. Ohne meinen Dad wäre nirgendwo."
„Auch wenn dein Vater deine Karriere finanziert hat, gibt ihm das kein Recht darüber zu entscheiden, mit wem du zusammen bist oder nicht", bemerkte Charles schwach, sein Blick noch immer zum Boden gewandt.
„Das hat er auch nicht", versicherte ich ihm besänftigend und schloss die übrige Lücken zwischen uns. Behutsam streckte ich meine Hand aus und fuhr über seine Wange, nahm erleichtert zur Kenntnis, dass er die Berührung zu ließ, und hob langsam sein Kopf an, sodass ich ihm in die Augen sehen konnte. „Ich liebe dich und ich will mit dir zusammen sein."
„Aber du willst nicht dazu stehen", hielt er enttäuscht fest.
„Ich sehe für mich keine Möglichkeit, vor ihm dazu zu stehen", stimmte ich entschuldigend zu. „Er toleriert unsere Beziehung nicht, Charly. Und ich weiß, wie harsch und herzlos sich das anhört, aber er tut es nun einmal nicht und wird es in diesem Leben vermutlich auch nicht mehr tun. Wenn ich ihm in den Glauben lasse, dass wir uns trennen, wird aufhören, mir ein schlechtes Gewissen machen zu wollen und jeden meiner Fehler oder möglichen Fehler auf unsere Beziehung zu schieben. Und vor allem wird er aufhören, dich als Person schlecht zu machen, und seinen Fokus auf jemand anderen legen."
Meine Worten überzeugten ihn nicht, das machte sein zweifelhafter Blick mehr als deutlich, jedoch sprach Charles das nicht aus. Stattdessen schmiegte er sich trostlos gegen meine Hand und zwang sich ein versöhnendes Lächeln auf die Lippen: „Okay. Gib mir Zeit, um darüber nachzudenken, ja?"
Zustimmend nickte ich und zog meinen Monegassen danach in eine feste Umarmung, die er klammernd erwiderte. Auch wenn wir uns nicht endgültig darauf geeinigt hatten, was ich meinem Dad nun erzählen würde, hatten wir zumindest unsere gegenteiligen Meinungen verstanden und das war in diesem Moment genug.
Schlafen konnte ich in dieser Nacht trotzdem kaum. Die Worte meines Dad verfolgten mich selbst in meinen Träumen, sodass ich früh am nächsten Morgen mit rasendem Herzen und der Angst, Charles für immer verloren zu haben, aufwachte. Erschrocken setzte ich mich auf und blickte zur anderen Betthälfte. In der Dunkelheit konnte die Silhouette meines Monegassen erkennen und atmete erleichtert durch. Es war ein Traum, nur ein Traum.
Ein Auge kriegte ich danach dennoch nicht mehr zu, womit Stunden vergingen, in denen ich meinen Freund beim Schlafen betrachtete, endlos durch meine Timeline auf Instagram scrollte und letztendlich aufstand, um mich fertig zu machen. Mein Flug nach Monaco stand um 8 Uhr an und in meinem Hotelzimmer wartete noch mein ungepackter Koffer auf mich.
So leise wie möglich schlich ich ins Bad, sprang unter die Dusche und schlüpfte in meine Klamotten, ehe ich zurück ins Innere von Charles Zimmers trat.
„Max?", erklang die verschlafene Stimme meines Freundes, kaum dass ich die Badezimmertür hinter mir zugezogen hatte.
„Hier Baby", vermerkte ich sanft und schritt zurück zum Bett.
„Wie spät ist es?", wollte er schlafgetrunken wissen und setzte ich langsam auf.
„Ungefähr 6 Uhr", antwortete ich leise und ließ mich neben ihm auf die Bettkante fallen. ,,Ich fahre gleich in mein Hotel, packe meinen Koffer und fliege dann nach Monaco. Du hast noch etwas Zeit, bis zu deinem Flug, deswegen habe ich dich schlafen lassen."
„Du wärst gegangen, ohne dich zu verabschieden?", warf er mir murrend, nahezu schmollend vor. Er wurde launisch, wenn er müde war, und so Paradox es klingen mochte, war das verdammt süß.
„Natürlich nicht, du Idiot. Ich hätte dich gleich geweckt", schwor ich schmunzelnd und hauchte ihn einen beruhigenden Kuss auf die Lippen.
Zufrieden grummelte mein Freund, ehe er einen Arm um meinen Hals schlang und unsere Lippen zu einem erneuten Kuss verband. Seufzend lehnte er dann seine Stirn gegen meine und nuschelte: „Sag deinem Dad, dass du nach dem Rennen zu mir gefahren bist, um Schluss zu machen, und danach bei Daniel oder Lando übernachtet hast."
„Was?", entwich es mir überrascht über seinen Vorschlag.
Nickend wich mein Monegasse ein Stück zurück und strich mir liebevoll über die Wange: „Ich werde damit klarkommen, dass wir vor allen wieder so tun müssen, als wären wir nicht zusammen. Solange es dir damit besser geht und dein Dad dich in Frieden lässt, werde ich damit klarkommen."
„Ehrlich?", hakte ich noch einmal ungläubig nach.
„Ja“, stimmte Charles schmunzelnd zu. „Ich liebe dich und würde alles für dich tun."
„Gott, ich liebe dich auch“, erwiderte ich dankbar und verwickelte meinen Freund in einen weiteren zärtlichen Kuss. So hart es werden würde, unsere Liebe erneut vor unseren Familien und Freunden zu verbergen, hatten wir das schon einmal jahrelang geschafft und würde auch es ein weiteres überstehen. Wir waren mittlerweile ein Team und nichts könnte das zerstören, nicht einmal der Hass meines Dads.
Mit einem guten Gefühl ließ ich Minuten später das Hotelzimmer meines Monegassen hinter mir, würde ihn schon heute Abend bei ihm in Monaco wiedersehen, und fuhr mit meinem Leihwagen zu meinem Hotel. Im Fahrstuhl fischte ich meine Zimmerkarte aus dem Portemonnaie und lief mit dieser den Gang entlang zu meinem Zimmer. Bereits von weitem sah ich eine Person vor meiner Zimmertür stehen, bei der sich alles in mir zusammenzog und das gute Gefühl verschwand. Jesus Fucking Christ. Ich hatte eine Nachricht, vielleicht ein Anruf nach unserem gestrigen Gespräch von ihm erwartet, aber nicht dass er schon am frühen Morgen vor meinem Zimmer auf mich wartete.
„Wo warst du?“, fragte mein Dad wütend nach, als er mich erblickte. Und los ging’s…
„Bei Lando“, antwortete ich bemüht distanziert und kam vor ihm zum Stehen.
„Lüg mich nicht an, Max!“, schnaufte er drohend. „Du warst deinem Loverboy, nicht wahr?“
Fest umklammerte ich die Zimmerkarte in meiner Hand, verdrängte all meine Liebe zu Charles und brachte zischend über die Lippen: „Ja, Dad, da war ich gestern nach deinem Pep-Talk, um ihn zur Rede zu stellen. Und du hattest recht. Er liebt mich nicht, sondern hat mich nur benutzt, um mich von meiner Karriere abzulenken und zu manipulieren. Zufrieden?“
Augenblicklich wurde seine Miene weicher, seine Stimme wärmer: „Du… du hast meinen Rat befolgt und bist dann zu Lando gefahren?“
„Ja, weil ich mich dafür geschämt habe, auf seine Masche reingefallen zu sein“, gab ich gespielt gekränkt zurück und senkte zur Verstärkung den Kopf.
„Ich habe es dir die ganze Zeit gesagt, Sohn“, merkte Dad monoton an und mein Gott, war es bei dem Kommentar schwer, nicht aus der Rolle zu fallen und die Augen zu verdrehen. Nicht einmal, wenn es den Anschein hatte, dass es mir mies ging, konnte er ein wenig Empathie zeigen?
Nach einem Augenblick der Stille legte er seine Hände auf meine Schulter und seufzte: „Max, du kannst jetzt wenigstens froh sein, dass du ihn los bist und dich endlich wieder vollkommen auf deine Karriere konzentrieren. Denk daran: du brauchst niemanden außer dich selbst.“
Und dann tat er es doch. Er schloss mich in seine Arme und drückte mich bedächtig an sich.
Auch wenn meine Worte gelogen waren, ich Charles bereits heute Abend wieder in meinen Armen haben würde und es mir mit der Tatsache verdammt gutging, tat das seltene Mitgefühl und die wärmende Umarmung meines Dads so gut, dass ich nicht anders konnte, als sie sehnlich zu erwidern. Ich liebte und brauchte Charles mehr als alles andere, aber ebenso galt das für meinen Dad. Er war nicht perfekt, war weit davon weg, aber er war immer noch mein Dad und ich würde ihn immer brauchen.
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Ich hoffe, dass ich deinem Wunsch gerecht werden konnte, und dir der Os gefällt.🥰
Auch wenn es eigentlich klar sein sollte, möchte ich noch einmal deutlich machen, dass alles in diesem Os frei erfunden ist und ich keine Person bewusst schlecht machen möchte. Die Rolle von Max Vater hätte ich genauso gut auf einen Verantwortlichen des Teams übertragen können, aber ich hatte das Gefühl, dass ich so etwas ähnliches schon einmal geschrieben hatte, deswegen ist der Os nun so verlaufen.🤷🏼♀️
Falls das noch nicht deutlich geworden ist, lebe ich für's Drama. Also, wenn ihr Lust auf einen zweiten Teil habt, lässt es mich gerne wissen.👀
Habt morgen einen guten Start in die Woche!🧡
Lg. T.
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