für WendyMucki

Monaco, 19. November 2019

Nach einer weiteren Runde PUBG schob ich die Maus und Tastatur beiseite und griff nach meinem Handy. Ich öffnete den Chat mit meinem Freund und fragte ihn, wann er ungefähr nach Hause kommen würde. Es war schon spät am Abend und langsam bekam ich Hunger. Würde er gleich von dem Treffen mit seinem Bruder nach Hause kommen, würde ich etwas für uns beide bestellen. Sollte er allerdings noch länger wegbleiben wollen, bestellte ich nur etwas für mich und würde es mir mit ein paar Filmen im Wohnzimmer bequem machen.

Als ich die Nachricht abgeschickt hatte, legte ich mein Handy wieder auf den Schreibtisch und startete eine weitere Runde PUBG. Bis mein Freund antwortete, würde ich mit Sicherheit noch eine kurze Runde schaffen.

Es dauerte keine fünf Minuten, ehe ein helles ,,Bing" im Raum ertönte. Ich warf einen Blick auf das Display meines Handys, ehe ich mich wieder dem Spiel widmete, ein neues Bild von My Love❤🔒 . Etwas verwundert darüber, dass mir mein Freund gleich ein Bild anstelle einer einfachen Nachricht schickte, spielte ich schnell die Runde zu ende.

Danach entsperrte ich mein Handy und öffnete das Bild. Entsetzt betrachtete ich das Foto, was eine Art Selfie von einer jungen brünetten Frau war, die Charles Hoodie trug, mit dem er heute Mittag aus dem Haus gegangen war. Erst beim zweiten Hinsehen erkannte ich, um welche Frau es sich auf dem Bild handelte. Es war Fiona, Charles Exfreundin. Unter dem Bild stand ,,es kann noch dauern, Kleiner. Wir sind ziemlich beschäftigt. Wenn du verstehst, was ich meine😘".

Mein Herz zerbrach in tausende einzelne Teile und ich war in einer Schockstarre gefangen. Charles hatte mir gesagt, dass er sich mit seinem Bruder traf und sie zusammen endlich Mal wieder Zeit außerhalb der Rennstrecke verbringen wollten. Doch stattdessen war er bei seiner Exfreundin und... was er da tat, wollte ich gar nicht wissen. Die schlimmsten Szenarien spielten sich in meinem Kopf ab, ohne dass ich es verhindern konnte.

Ein unendlicher Schmerz breitete sich in mir aus und zog sich durch meinen ganzen Körper. Es tat weh von dem Menschen, den man liebte und vertraute, so hintergangen zu werden. Charles hatte mir immer wieder gesagt, dass ich der einzige für ihn war und er noch niemanden so sehr geliebt hat wie mich. Ich kam mir so unfassbar dumm und naiv vor, dass ich ihm all seine Worte geglaubt hatte. Nichts davon war ernst gemeint. Wie konnte ich nur glauben, dass jemand wie Charles auf einen kleinen jüngeren Fahrer stehen würde, der niemals erwachsen werden wollte? Von Anfang an war für ihn alles nur ein Spiel gewesen, ein kleiner Zeitvertreib für zwischendurch. Das nun zu realisieren, tat weh. Ich antwortete nicht und sperrte mein Handy wieder. Was sollte man auf so etwas auch schon antworten?

Mein Handy schob ich in die Hosentasche und machte mich auf den Weg ins Schlafzimmer. Ich holte meine große Tasche hervor, die ich nur für Rennwochenenden benutzte, und stopfte meine sämtlichen Klamotten darein, während mir die Tränen über die Wangen strömten. In diesem Moment wollte ich einfach nur weg, weit weg von Charles und der schmerzlichen Wahrheit.

Als ich meine Tasche fertig gepackt hatte, warf ich sie mir über die Schulter und lief die Treppe runter. Genau in diesem Moment ging die Haustür auf und Charles betrat das Appartement. Verdattert musterte er mich und trug den Hoodie, den seine Exfreundin auf den Bild an hatte:,,Was hast du vor?"

,,Wo warst du?" wollte ich wissen, ohne auf seine vorherigen Worte einzugehen, und versuchte stark zu klingen, was mir kaum gelang.

,,Bei meinem Bruder, das weißt du doch" entgegnete Charles irritiert und legte seinen Schlüssel auf die Kommode neben der Tür. Meine Augen wurden bei seiner Antwort wieder glasig. Ich konnte es nicht glauben, dass er mich weiterhin anlügen wollte.

,,Sag mal, ist alle in Ordnung? Hast du geweint?" fragte Charles besorgt nach, als ich still blieb. Ich versuchte angestrengt die Tränen zurückzuhalten, doch schaffte es nicht. Der Schmerz saß viel zu tief.

,,Baby..." hauchte Charles mitfühlend, als mir die ersten Tränen über die Wangen liefen, und ging ein Stück auf mich zu. Allerdings wich ich kopfschüttelnd zurück:,,Nein, komm mir nicht näher."

,,Was ist los?" erkundigte sich mein Freund ein weiteres Mal und wirkte nach meiner Abfuhr ein wenig gekränkt.

,,Ich will wissen, wo du warst. Was hast du den ganzen Tag gemacht?" verlangte ich und strich mir die Tränen von der Wange.

,,Ich war beim Training. Danach bin ich zu Arthur gefahren und habe mit ihm etwas gezockt. Das war's" versicherte mir Charles.

,,Das war's?" wiederholte ich seine Worte skeptisch. Er log mich immer noch an. ,,Bin ich ein Scherz für dich? Denkst du, dass ich ein naiver Idiot bin, mit dem du machen kannst, was du willst?"

,,Lando, was..." setzte Charles an, doch ich unterbrach ihn und holte mein Handy aus der Hosentasche:,,Um deinem Gedächtnis mal etwas auf die Sprünge zu helfen, du warst bei deiner Exfreundin und ihr hattet scheinbar sehr viel Spaß."

Nachdem ich das Bild und die Nachricht geöffnet hatte, hielt ich ihm mein Handy unter die Nase. Charles schloss für einen Moment wissend die Augen, ehe er sie wieder öffnete und sie wütend funkelten:,,Diese verdammte... Baby, hör mir zu. Es ist nicht das, was du denkst."

,,Ach wirklich? Ich denke, dass du dich mit deiner Exfreundin getroffen hast, obwohl du mir gesagt hast, dass du dich mit deinem Bruder triffst. Du hast mich angelogen. Es ist ganz genau das, wonach es aussieht" fasste ich die Situation angestrengt zusammen. Ich senkte meinen Arm und verstaute mein Handy wieder in der Hosentasche.

,,Das stimmt nicht. Ich..." ,,Wie weit seid ihr gegangen?" schnitt ich Charles ein weiteres Mal das Wort ab.

,,Was?" hakte Charles verwirrt nach und fuhr sich verzweifelt durch die Haare.

,,Hast du sie geküsst? Habt ihr miteinander geschlafen?" fuhr ich meine Frage weiter aus und schluckte. So genau wusste ich selbst nicht, ob die Antwort darauf überhaupt wissen wollte oder nicht.

,,Nein!" platzte es direkt aus dem Monegassen heraus, ,,nein, nein, nein, wir haben gar nichts gemacht. Es ist nichts passiert. Das verspreche ich dir."

,,Genauso wie du mir versprochen hast, dass wir immer ehrlich zueinander sind?" Vielleicht war es nicht ganz fair so kühl zu reagieren, aber ich hatte es satt. Ich hatte so satt, mir von ihm eine Lüge nach der anderen anzuhören.

,,Lando, bitte. Hör mir einen Moment zu" flehte mich Charles hilflos an.

,,Wozu? Damit du mir die nächste Lüge auftischen kannst? Ich bin kein kleines Kind, Charles" murrte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

,,So habe ich dich nie gesehen und das weißt du" vermerkte er und versuchte wieder ein paar Schritte auf mich zu zugehen.

,,Tu ich das?" erkundigte ich mich überrascht und schüttelte leicht den Kopf. Meine Trauer und Enttäuschung waren weit nach hinten gerückt. Mittlerweile fühlte ich nur noch Wut und Fassungslosigkeit. ,,Das einzige, was ich weiß, ist, dass du ein Lügner bist."

Damit ließ ich Charles stehen. Ich ging an ihm vorbei und verließ das Appartement. Auf seine vielen Lando Rufe reagierte ich nicht. Weitere Ausreden und Erklärungen konnte und wollte ich mir nicht anhören. Ich war an dem Moment angekommen, an dem ich keines von Charles Worten glauben konnte, selbst wenn es die Wahrheit wäre.

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Pov. Charles

Bristol, 25. November 2019

Mit einem Strauß Rosen in der Hand stand ich nervös vor der Tür von Landos Elternhaus. Seit einer Woche herrschte Funkstille zwischen Lando und mir. Zwar hatte ich versucht ihn anzurufen und ihm unzählige Nachrichten geschickt, doch er ignorierte alles. Somit entschloss ich mich nach England zu fliegen und mit ihm persönlich zu reden, sodass er mich nicht einfach abschütteln konnte.

Mit zitternden Fingern betätigte ich die Klingel, auf der ,,Norris" stand. Zwar war ich schon oft bei Lando in England gewesen, doch nie zuvor war ich an seinem Elternhaus oder hatte seine Familie kennengelernt. Geoutet war Lando vor seiner Familie und er hatte immer wieder erzählt, dass seine Eltern mich gerne kennenlernen würden, aber die Möglichkeit hatte sich noch nicht ergeben.

Nach einiger Zeit öffnete sich die Tür. Lando stand vor mir, womit sich meine Ängste, dass ich möglicherweise direkt auf einen seiner Elternteile stoßen würde, verblassten, und blickte mich überrascht an:,,Was machst du hier?"

,,Ich... ähm..." stotterte ich unschlüssig. Wo waren nur all die Worte hin, die ich mir zurechtgelegt hatte? ,,Also, ich war bei deiner Wohnung, aber niemand war zu Hause. Dann habe ich Carlos gefragt, ob du bei ihm bist und er hat mich hierhergeschickt. Außerdem hat er gesagt, dass er mich im nächsten Rennen von der Strecke abdrängt, wenn ich dich nochmal verletze."

,,Carlos interessiert sich wenigstens für meine Gefühle" murmelte Lando, der müde und erschöpft aussah. Von seiner energievollen und glücklichen Art war nichts mehr zu erkennen.

,,Können wir reden?" bat ich ihn schüchtern. Es versetzte mir einen kleinen Stich ins Herz, dass er dachte, dass ich mich nicht für interessieren würde oder er mir nicht wichtig wäre. Denn genau das Gegenteil war der Fall. Lando bedeutete mir mehr als jeder andere auf dieser Welt.

,,Meinetwegen, aber nicht drinnen" entgegnete Lando und steckte sich einen Schlüssel in die Hosentasche, ehe er aus der Tür trat und die hinter sich schloss, ,,ich will nicht, dass meine Eltern davon etwas mitkriegen."

,,Wissen sie nicht von uns?" fragte ich verwirrt nach, da Lando sich doch schon geoutet hatte.

,,Doch schon, aber ich habe ihnen nichts von unserem Streit erzählt. Ich wusste nicht, was ich ihnen sagen sollte. Ich weiß nicht mal, was ich denken soll" gab Lando verletzt zurück und ließ sich auf die Stufen der Veranda nieder.

Ich tat es ihm gleich und setzte mich dazu. Die Rosen legte ich neben mich:,,Ich schwöre dir bei allem, was mir lieb und heilig ist, dass zwischen Fiona und mir nichts gelaufen ist. Es gab keinen Kuss oder sonst irgendwas."

,,Was ist dann passiert?" wollte Lando wissen und warf mir einen traurigen seitlichen Blick zu, ,,wieso warst du bei ihr? Wie kommt sie an dein Handy und deinen Hoodie?"

,,Ich war nicht bei ihr. Ich war bei Arthur. Arthur und ich haben geredet und gezockt, bis Simon auf einmal spontan vorbeikam. Erinnerst du dich noch an ihn? Du hast ihn auf meinem Geburtstag einmal getroffen" machte ich eine kurze Pause.

Lando überlegte einen Moment und nickte zögerlich:,,Der mit den blonden Haaren und den bereiten Schultern?"

,,Ja, genau der" stimmte ich zu und fuhr mir durch die Haare, ehe ich fortfuhr, ,,Simon hat sich selbst eingeladen und meinte, dass gleich noch ein paar andere unserer alten Schulfreunde vorbeikommen würden, unter anderem auch Fiona. Ich wusste nicht, dass Simon das geplant hatte, genauso wenig wie Arthur. Als die anderen da waren, saßen wir alle im Wohnzimmer und haben uns unterhalten, ein wenig in Erinnerungen geschwiegen. Den ganzen Abend lang saß ich zwischen Arthur und Simon und habe mich von Fiona ferngehalten. Ich habe nicht einmal mit ihr alleine geredet. Wie sie an mein Handy kam oder meinen Hoodie, weiß ich nicht genau. Bei Arthur hatte ich den Hoodie nach einiger Zeit ausgezogen, weil es so warm war. Sie muss die Sachen einfach genommen haben."

,,Wieso hast du mir das nicht direkt erzählt, als ich dich gefragt habe?" erkundigte sich Lando vorsichtig.

,,Keine Ahnung, ich wollte nicht, dass du dir Gedanken machst und dachte nicht, dass es so wichtig wäre. Danach wollte ich es dir erklären, aber du hast mir nicht mehr zugehört" gab ich zu und richtete mich zu dem Briten, ,,nachdem du gegangen bist, habe ich Fiona einen Kopf kürzer gemacht und ihr deutlich gemacht, dass es egal ist, was sie jemals tut. Meine Gefühle für dich werden immer dieselben bleiben. Daran kann niemand etwas ändern und sollte ich irgendwo noch einmal auf Fiona treffen, werde ich mich sofort umdrehen und gehen. Es tut mir leid, dass das alles passiert ist."

,,Deine Exfreundin hat echt einen Dachschaden" merkte Lando monoton an, was ich mit einem Schmunzeln erwiderte. Er rutschte langsam zu mir rüber und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab:,,Tut mir leid, dass ich dachte, dass zwischen euch etwas lief. Das Bild und die Nachricht haben mir Angst gemacht."

,,Ist schon okay. Wäre es andersrum gewesen, hätte ich genau dasselbe gedacht" gab ich zu. Für einen Moment war es still und wir beide hingen unseren Gedanken nach, bis ich irgendwann die Stille unterbrach:,,Du weißt, dass ich dich nie als naiv oder kindisch gesehen habe, oder?"

Lando hob seinen Kopf und sah mich mit einem leichten Lächeln an:,,Das weiß ich. Ich habe das nur gesagt, weil ich verletzt und gekränkt war."

,,Ich liebe dich, mon amour" gestand ich und strich Lando behutsam über die Wange, ,,ich liebe dich so sehr und nichts wird sich jemals daran ändern."

,,Ich liebe dich auch, Babe" erwiderte Lando lächelnd und überbrückte die letzten Zentimeter zwischen uns zu einem gefühlvollen Kuss. 

•••

Etwas mehr Drama, aber ich hoffe, dass er dir gefällt.🥰

Oh man, was war das bitte für ein Rennen in Brasilien? Wenn ihr Wünsche speziell zum Rennen habt, schreibt sie mir gerne (einige sind ohnehin geplant).🏁

Ansonsten wünsche ich euch noch einen schönen Abend.💖

Lg. T.

Kommentar von KleinesEinhorn17:

[Awww Babys😍 Lando tat mit zwischen durch echt leid, wenn du geschrieben hast, wie schlecht es ihm geht, aber wenigstens haben die beiden sich wieder eingekriegt. Echt schön geschrieben und Notiz an Carlos: Charles bleibt schön auf der Stecke, danke]