[66] Pierre Gasly x Max Verstappen

für diavolo-giallo

[66] ,,Du bist eifersüchtig richtig?"

Monaco, 13. Dezember 2019

Rasch kippte ich den Scotch in meiner Hand herunter und stellte das leere Glas wieder auf dem Tresen ab. Meine Kehle brannte augenblicklich, was mich zumindest von dem Schmerz in meinem Herzen ablenkte. Emotionslos richtete ich mich zu dem Barkeeper und deutete auf mein Glas:,,Noch einmal auffüllen, bitte."

,,Geht sofort los", stimmte er nickend zu, war gerade dabei einen Cocktail für einen anderen Gast zu zubereiten. Während ich warten musste, wandte ich mich von der Bar ab und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, in dem die diesjährige Saisonabschlussfeier der FIA stattfand. Wie automatisch fanden meine Augen zwischen all den Fahrern und Mitarbeitern verschiedenster Rennserien die Person, die mich alleinig dazu brachte, mich mit Alkohol abschießen und all meine Gefühle vergessen zu wollen, Pierre.

Mit einem Drink in seiner Hand, den er den ganzen Abend lang nicht angerührt hatte, stand er am Rand des Saals, trug einen schwarzen Anzug, der perfekt an ihm saß und ihn unheimlich attraktiv machte. Das schien auch die braunhaarige Frau zu sehen, die ihm nicht einmal von der Seite gewichen war. Prächtig amüsierten sich die beiden, unterhielten sich angeregt und lachten viel. Ab und an fuhr die Brünette ihm über den Arm, hatte ihm auch schon über die Wange gestrichen, als hätte er etwas im Gesicht gehabt, was sie hatte wegwischen wollen, und dabei hauchzart seine Lippen berührt, sie anschließend geküsst. Die Lippen, die bis vor ein paar Wochen einzig und allein mir gehört hatten, hatte sie geküsst.

,,Du bist eifersüchtig, richtig?", meldete sich auf einmal eine listige Stimme neben mir zu Wort. Irritiert drehte ich mich zu Charles, der auf den nebengelegenen Barhocker geklettert war und mich verschmitzt angrinste. ,,Denn das solltest du auch. Die beiden verstehen sich gut und sind ein süßes Paar. Sie heißt Diana und arbeitet in der PR-Abteilung von Ferrari. Ich habe sie ihm vorgestellt."

,,Und das erzählst du mir, weil?", wollte ich wissen, versuchte möglichst abgebrüht zu klingen, doch konnte nicht abstreiten, dass sich mit seinen Worten ein kaum auszuhaltender Schmerz durch meinen Körper zog. Ein Paar. Pierre und diese Diana waren auch noch Paar.

,,Weil du, nach allem was du ihm angetan hast, es verdienst, ihn glücklich zu sehen und dabei stillschweigend zu leiden. Du bist ein Arschloch, Max. Das warst du schon immer und daran wird sich nie etwas ändern. Ich habe es die ganze Zeit gewusst, allerdings für Pierre meine Klappe gehalten und versucht, mich für ihn zu freuen. Er war Hals über Kopf verliebt in dich, hat nichts anderes getan als von dir zu schwärmen, aber wie zu erwarten, hast du ihn am Ende fallen und mit gebrochenen Herzen zurückgelassen", warf mir der Monegasse giftig vor. Dass er mich nicht ausstehen konnte, war mir bewusst und beruhte auf Gegenseitigkeit. Zu oft waren wir auf und abseits der Strecke aneinander geraten, als dass wir jemals Freunde werden könnten. Dennoch hatte er kein Recht, mir Vorwürfe zu machen oder meine Entscheidungen nachzuhalten. Er hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Er hatte keine Ahnung davon, dass ich keine andere Wahl gehabt hatte.

,,Du weißt absolut gar nichts", murrte ich abwertend und sah sehnlichst nach meinem Glas auf dem Tresen. Der Barkeeper hatte es mittlerweile wieder aufgefüllt. Gott sei Dank.

,,Ich weiß, dass sich mein bester Freund zwei Wochen lang auf meiner Couch die Augen ausgeheult hat und kein anderer als du daran Schuld warst. Schämst du dich nicht selbst dafür, dass du einem Menschen erst über Monate Gefühle vorgespielt hast, um ihn danach zu verlassen und dich an seinem Leid zu amüsieren? Jetzt sitzt du hier und betrinkst dich, siehst Pierre glücklich mit einer anderen an seiner Seite und urplötzlich fällt dir auf, dass du doch etwas für ihn empfindest. Das ist erbärmlich, selbst für dich", fuhr er abfällig fort, was allmählich Fassungslosigkeit und Wut in mir aufstiegen ließ. Ich hatte Pierre nie etwas vorgespielt, ihn all die Monate, die wir zusammen verbracht hatten, mit jeder Faser meines Körpers geliebt und tat es immer noch.

,,Halt die Klappe, Charles", zischte ich entnervt und leerte mein Glas in einem Zug wieder.

,,Wieso? Tut die Wahrheit etwa so weh?", schnaubte der Ferrari-Fahrer provokant. ,,Ich hoffe, dass du genauso endest, einsam und alleine an einer Bar. Derweil ist Pierre glücklich in einer Beziehung, heiratet vielleicht oder gründet eine Familie. Dann bist du nicht mehr als ein kurzes, unbedeutendes Kapitel seiner Vergangenheit, einer migrier Fehler. Er wird sich nicht einmal an deinen Namen erinnern können. Das ist das, was du verdienst, Max, komplett aus seinem Leben verschwunden zu sein und vergessen zu werden. Pierre braucht dich nicht. Das tut niemand."

Ob es der angestaute Frust der vergangenen Wochen war, der sich mit jedem von Charles Worten noch einmal verdoppelt hatte, oder der Alkohol in meinem Blut, wusste ich nicht. Vermutlich hatte mich beides dazu veranlasst, mich ruckartig zu dem Monegassen zu drehen und ihn mit einem kräftigen Faustschlag ins Gesicht auf den Boden zu befördern. So erleichternd es zunächst auch war, die angestauten Gefühle rausgelassen zu haben, realisierte ich im nächsten Moment, was für eine verflucht idiotische Aktion das gewesen war. Die gesamten Blicke der Gäste lagen nun auf uns.

,,Scheiße Charles!", ertönte Georges erschrockene Stimme. Der Brite war der erste gewesen, der an die Seite des Monegassen gestürzt hatte und besorgt seine deutlich gerötete Wange, sowie die aufgeplatzte Lippe begutachtete.

,,Bist du bescheuert, Max? Du hast sie nicht mehr alle!", kam es nun entsetzt von meinem Teamkollegen, der seinem Freund gefolgt war. Aufgebracht sprang ich von meinem Barhocker und gab empört zurück:,,Ich? Er hat doch..."

,,Wir beide gehen nach draußen", schnitt mir Daniels scharfe Stimme das Wort ab. Entgeistert wandte ich mich zu meinen besten Freund, der mittlerweile neben mich getreten war, und setzte missverstanden zu Protest an:,,Aber ich..."

,,Jetzt!", unterbrach mich der Australier ein weiteres mal harsch, packte mich unsanft an der Schulter und schob mich an den anderen Gästen vorbei Richtung Ausgang.

Kommentarlos ließ Daniel mich vor der Eingangstür des Gebäudes los und setzte sich auf die Treppe der Veranda, gab nicht einmal ein Laut von sich. Zu gut wusste er, dass mir selbst bewusst war, dass mein Handeln nicht richtig gewesen und meine Emotionen überkocht waren, dass ich von mir aus zu ihm kommen würde, wenn ich reden oder ihn brauchen würde. Und das tat ich gerade, so sehr wie noch nie. Allmählich verblasste das berauschende Gefühl des Alkohols und der zurückgehaltene Schmerz nach der Trennung von Pierre durchströmte meinen Körper, endloser Schmerz.

,,Er hat mich provoziert", murmelte ich kleinlaut und ließ mich neben meinen besten Freund fallen, sah selbst ein, dass das kein gerechtfertigter Grund war, um jemand anderen zu schlagen.

,,Womit?", hakte der Australier mitfühlend nach und warf mir einen seitlichen Blick zu.

,,Pierre", entgegnete ich kraftlos. ,,Charles hat gesagt, dass ich ihm die ganze Zeit nur etwas vorgemacht und zu meinem Vergnügen benutzt hätte."

,,Kannst du ihm verübeln, dass er so denkt?", bemerkte Daniel zögerlich.

,,Wie bitte?", entwich es mir perplex. Immerhin hatte sich mein bester Freund in der Vergangenheit mein gesamtes Gefühlschaos angehört, wusste ganz genau, was ich für den Franzosen empfand und weshalb ich mich von ihm trennen musste.

,,Max, du hast Pierre von heute auf morgen verlassen, jeglichen Kontakt zu ihm abgebrochen und ihn ignoriert. Würde das jemand mit dir abziehen, hätte ich genauso einen Hass auf diese Person wie Charles auf dich", fügte er schulterzuckend an, was mich ungläubig zum Schnauben brachte:,,Aber ich habe das nur getan, weil Helmut es verlangt hat und Pierre andernfalls seinen Platz in der Formel 1 endgültig verloren hätte! Es hat mir selbst das Herz gebrochen, ihn wegstoßen zu müssen."

,,Das weiß ich, aber Charles und Pierre tuen es nicht", stellte Daniel nun wieder sanfter klar. Murrend drehte ich mich von ihm weg, betrachtete betrübt meine Hände. Auch wenn an seinen Worten wohl einiges Wahres dran war, war es nicht so, dass ich eine andere Wahl gehabt hätte. Das hatte mir mein Motorsport-Chef mehr als deutlich gemacht.

Behutsam legte Daniel seine Hand auf meine Schulter und zog meinen Fokus damit wieder auf sich. Bedächtig setzte er hinter:,,Du solltest ihm die Wahrheit sagen."

,,Das kann ich nicht", hauchte ich kopfschüttelnd, spürte wie meine Augen bei den Erinnerungen an das Gespräch mit Helmut Marko und seinen herzlosen Worten glasig wurden. Verdammt hasste ich es zu weinen, war definitiv kein Mensch, der nah am Wasser gebaut war, aber verdammt taten diese Erinnerungen und deren Folgen weh.

,,Das braucht er auch nicht mehr", mischte sich plötzlich eine dritte Stimme ein, die mein Herzschlag für einen Moment aussetzen ließ. Erschrocken huschte ein Blick zur Eingangstür hinter uns, in der Pierre stand und uns mit verschränkten Armen musterte.

,,Ich lasse euch mal alleine", verkündete Daniel hastig und schenkte mir ein zuversichtliches Lächeln, ehe er aufstand und zurück ins Gebäude lief. Dagegen schritt Pierre langsam auf mich zu und steuerte den vorherigen Platz des Australiers an. Nervös fasste ich wieder meine Hände ins Augen, wusste ich nicht, was ich sagen oder tun sollte. Ehrlich zu dem Franzosen sein? ,,Darf ich nicht" schrie mein Kopf. Ihm stattdessen weiterhin ausweichen? ,,Will ich nicht" schrie mein Herz.

,,Du schlägst nie wieder jemanden, verstanden?", begann Pierre monoton, hatte sich derweil neben mich gesetzt und blickte mich erwartungsvoll an. Schuldbewusst sah ich ebenfalls zu ihm und brachte lediglich bemüht eine Erklärung hervor:,,Ich wollte eig..."

,,Nie. Wieder.", fiel mir der Alpha Tauri Fahrer todernst ins Wort, sodass ich nicht anders konnte, als scheu zu nicken:,,Nie wieder. Versprochen."

Als wäre es das gewesen, was er zuvor unbedingt geklärt haben wollte, atmete er befreit durch. Dann wurde sein Blick weicher, seine Stimme unsicherer:,,Wieso hast du es mir nicht gesagt, das mit Dr. Marko?"

,,Er hat verlangt, dass zwischen uns alles aus und vorbei ist", gestand ich schwach und konnte meine Gefühle nicht länger zurückhalten. Mein Herz hatte gewonnen. ,,Ansonsten hätte er höchstpersönlich dafür gesorgt, dass du aus dem Fahrerprogramm von RedBull fliegst und bei keinem anderen Team ein Cockpit bekommst, nicht einmal in einer anderen Rennserie. Für Schwuchteln bliebe im Motorsport keinen Platz und mich würde er nur behalten, da das Team von meiner Leistung und meinen Sponsoren genauso abhängig ist wie ich von ihren."

,,Fuck", fluchte Pierre sprachlos und fuhr sich angestrengt durch die Haare. Er schien meine Erzählung erst einmal verdauen zu müssen, bis er nach einiger Zeit leise nachfragte:,,Wie hat er es überhaupt herausgefunden?"

,,Erinnerst du dich daran, wie wir uns nach der Pressekonferenz in Brasilien weggeschlichen haben, um für einen Moment alleine zu sein und unsere Podien zu genießen?", wollte ich zaghaft wissen. Der Franzose nickte.

,,Wie sich herausgestellt hat, hat das nicht ganz so gut funktioniert, wie wir gedacht haben. Helmut hat uns bemerkt und ist uns gefolgt", erklärte ich schluckend. Zwar war der Österreicher nicht mit uns auf dem Podium gewesen, allerdings hatte er uns direkt nach der Zeremonie abgefangen und beglückwünscht. Dass er während der anschließenden Pressekonferenz, sowie nach dieser immer noch im Gebäude der FIA gewesen war und ein Auge auf uns gehabt hatte, hatten wir beide nicht gemerkt. ,,Zwei Tage später hat er mich nach einem Interview in Milton Keynes damit konfrontiert und ist total ausgerastet. Hat mit den Ende unserer, vor allem deiner Karriere gedroht, wenn wir weiterhin zusammenbleiben. Also habe ich..."

,,Über eine simple Nachricht mit mir Schluss gemacht", vollendete Pierre meinen Satz, wozu ich vor Scham und Schuld nicht in der Lage gewesen war.

,,Es tut mir leid", schwor ich reuevoll.

,,Ja, das sollte es auch. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Schmerz empfunden und Tränen vergossen wie an diesem Abend und all den folgenden Tagen. Durchgehend habe ich Charles die Ohren zu getextet, dass deine Nachricht keinen Sinn machen und nicht zu dir passen würde, du mich wirklich lieben würdest und mehr dahinter stecken müsste. Jedoch hat er mich jedes Mal auf den Boden der Tatsache zurückgeholt, mir verdeutlicht, dass du mich verlassen hast und ich damit abschließen müsste. Und fast, fast hätte ich es auch getan, wäre da nicht dieser eine Teil in meinem Herz gewesen, der tagtäglich die Hoffnung behalten hatte, dass du irgendwann zu mir zurückkommen würdest", gab der Franzose zurück und trug zum Ende hin ein trauriges Lächeln auf den Lippen. Damit wandte er sich zu mir und setzte erschöpft hinterher:,,Charly hat mir Diana vorgestellt und war der Meinung, dass sie ein liebenswerter Mensch ist und mir guttun würde. Er hatte recht. Sie ist ein liebenswerter Mensch, klug und aufmerksam, aber sie ist eben nicht du. Sie ist nicht der Mensch, den ich liebe oder jemals lieben könnte. Mein Herz gehört dir und ich habe sie mehr als Mittel zum Zweck gesehen, um dich eifersüchtig zu machen."

Erleichtert darüber, dass er nicht wütend auf mich war und mich immer noch liebte, vor allem darüber, dass Diana ihm so wenig bedeutete, formten sich auch meine Lippen zu einem schüchternen Lächeln. Tief sah ich ihm in die Augen und seufzte hilflos:,,Es hat funktioniert. Ich bin wahnsinnig geworden, als ich euch zusammengesehen habe, und hatte vor, meinen Kummer für den restlichen Abend an der Bar wegzutrinken."

,,Dr. Marko ist nicht hier, oder?", hakte Pierre auf einmal leise nach. Da das somit das letzte war, was ich als Antwort auf meine Worte erwartet hatte, verzog ich verwirrt mein Gesicht und musste über seine Frage erst nachdenken, bis ich mich dunkel daran erinnern konnte, dass Christian erwähnt hatte, dass Alex und ich neben ihm und zwei Juniorfahren das Team bei der Abschlussfeier ohne Helmut repräsentieren müssten. Dieser hatte zu viele Termine in Spielberg, als dass er sich einen Zwischenstopp in Monaco erlauben könnte.

,,Nein, ich meine, dass...", wollte ich dem Franzosen mein Wissen mitteilen, doch soweit kam ich nicht. Bevor ich überhaupt meinen Satz beendet hatte, hatte er seine Lippen sehnsüchtig auf meine gepresst. So unerwartet der Kuss auch kam, fing ich mich schnell und erwiderte ihn gefühlvoll. Gottverdammt, hatte ich diese weichen Lippen und das geliebte, wohlige Kribbeln in meinem Körper vermisst.

,,Was hältst du davon, wenn wir zu mir fahren und das Gespräch sowie alles andere dort fortsetzen?", schlug ich glücklich vor, nachdem wir uns aus Atemnot gelöst hatten. Einverstanden nickte Pierre und stand schließlich auf. Lächelnd hielt er mir seine Hand hin, die ich liebend gern entgegennahm. Und eines war beschlossen: so schnell würde ich sie nicht mehr loslassen. So schnell würde ich die Liebe meines Lebens nicht mehr gehenlassen.

•••

Hey Leute!

Nach wochenlangem Drücken habe ich es doch tatsächlich mal wieder geschafft einen Os hochzuladen. Es tut mir total leid, dass es so lange gedauert hat. In den letzten Wochen bin ich in ein Tief gerutscht, aus dem ich noch immer noch nicht ganz heraus bin. Daher kann ich euch nicht versprechen, dass von nun an wieder regelmäßige Updates kommen, aber ich bin stetig bemüht und habe zudem nun zwei Wochen Urlaub, in den ich hoffentlich etwas abschalten kann und mir Zeit für eure Wünsche nehmen möchte.🧡

Danke an alle, die trotz der Pause noch immer am Start sind und den Os gelesen haben. Ich hoffe, dass er euch, vor allem dir, gefallen hat und wünsche euch ein schönes Wochenende!

Lg. T.

Kommentar von OsByLynn:

[oh man... also ich kann Max schon verstehen, dass er Charles eine reingehauen hat, seine Worte waren echt fies🤭 Charles wird sich sicher freuen, dass sie wieder zusammen sind, yayyyy☺️ well, well, well....ich hätte lieber Daniel x Max gehabt, aber der Oneshot ist trotzdem toll geworden<3]

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