[54] Charles Leclerc x Max Verstappen

für fraugoretzka

[54] ,,Nur damit du es weißt: ich bereue nichts."

Spielberg, 30. Juni 2019

Mehr als froh war ich, als ich nach dem Teambriefing zurück in meinem Fahrerzimmer war und endlich meine Ruhe hatte. Erschöpft vom heutigen Rennen und den vielen Interviews lehnte ich mich gegen meine Zimmertür und schloss für einen Moment die Augen, um runterzufahren. Max, wieso musste es Max sein, mit dem ich um den Rennsieg gekämpft hatte? Wieso musste es Max sein, gegen den ich meine Position Rad an Rad verteidigen musste, bis er in der 69. Runde so spät bremste, dass mir nichts anderes übrigblieb, als die Strecke zu verlassen, um eine schlimmere Kollision zu vermeiden? Wieso musste es gerade Max sein, an den ich meinen ersten Rennsieg verlor?

Murrend öffnete ich meine Augen wieder und stieß mich von der Tür ab. Die ganzen Fragen und Kommentare der Reporter hatten das Rennergebnis sowie das grenzwertige Überholmanöver meines Freundes nicht gerade erträglicher gemacht. Genauso wenig wie die Tatsache, dass ich mir im Teambriefing die Szene immer und immer wieder ansehen musste. Ich war genervt. Ich war genervt von all den Analysen, von der Tatsache, dass ich drei Runden vor Schluss meinen ersten Platz verloren hatte, nachdem ich das ganze Rennen über geführt hatte und es Max unfaires Überholmanöver war, was mir ein perfektes Rennwochenende ruiniert hatte.

Da ich nach dem Rennen bisher keine Chance dazu gehabt hatte, zog ich nun meinen Rennoverall aus und schlüpfte in meine Klamotten, mit denen ich heute zur Strecke gekommen war, einer grauen Shorts sowie einem Poloshirt von Ferrari. Anschließend nahm ich meinen Rucksack und räumte all den Kram zusammen, der nun verstreut in meinem Fahrerzimmer herumlag. Nebenbei dröhnte Musik aus der Box, die ich mit meinem Handy verbunden hatte, um den Kopf freizubekommen. Als die Musik jedoch auf einmal stoppte, sah ich irritiert von meiner Tasche auf und blickte zu meiner Box, die nun Max in der Hand hielt. Er stellte sie wieder ab und schmunzelte:,,Endlich habe ich deine Aufmerksamkeit. Ich habe dreimal geklopft und dich genauso oft angesprochen, aber du hast mich scheinbar nicht gehört."

,,Ja, scheint so", murmelte ich und wandte mich wieder zu meiner Tasche. Zwar konnte ich durch die Musik abschalten, aber dazu beigetragen, meine Laune zu steigern, hatte sie trotzdem nicht.

,,Können wir dann los?", erkundigte sich Max, da es unsere Routine an Rennwochenenden war, zusammen vom Hotel zum Paddock sowie vom Paddock zurück zum Hotel zu fahren und den Abend in eines unserer Zimmer ausklingen zu lassen. Allerdings war es genau das, was ich nun nicht konnte. Ich war noch viel zu abgenervt vom heutigen Rennen, von Max Überholmanöver und dem verlorenen Sieg.

,,Ja... nein...", stammelte ich unsicher und schloss meinen Rucksack. Auf die Schnelle versuchte ich mir eine Ausrede auszudenken, da ich meine schlechte Laune nicht an ihm auslassen oder mich mit ihm streiten wollte:,,Ich hatte George zugesagt, mit ihm nach dem Rennen essen zu gehen. Wir haben uns lange nicht mehr getroffen."

,,George hat den Paddock schon verlassen. Er ist mir entgegenkommen, als ich hierhergelaufen bin", gab Max perplex zurück. Verdammt...

,,Ja, wir... wir treffen uns im Restaurant", fügte ich unüberlegt hinzu, um meine Ausrede aufrecht zu halten. Misstrauisch legte der Niederländer den Kopf schief:,,In welchem Restaurant?"

Wieder wollte ich zu einer Antwort ansetzten, doch wusste nicht, was ich sagen sollte. Immerhin hatte ich keine Ahnung, was für Restaurants es hier gab, geschweige denn wie sie hießen. Wissend, dass ich ihm etwas vorspielen wollte, nickte Max und verschränkte seine Arme vor der Brust:,,Was soll das, Charles? Wieso lügst du mich an?"

,,Um nichts zu sagen, was ich später bereuen könnte", murmelte ich und senkte meinen Blick.

,,Wegen des Rennens", leitete er selbst ab und seufzte, ,,wir hatten gesagt, dass alles, was auf der Strecke passiert, dortbleibt und keine Auswirkungen auf unsere Beziehung hat."

,,Da wusste ich aber noch nicht, dass du mich von der Strecke drängen und mir damit meinen ersten Rennsieg nehmen würdest", vermerkte ich schnaubend und blickte nun wieder auf.

,,Okay, ich weiß, dass du deinen ersten Sieg mit Ferrari endlich holen willst und die verpasste Chance weh tut, aber...", erwiderte Max sanft und schien nach den passenden Worten zu suchen. Nach einer kurzen Pause zuckte er mit den Schultern:,,Was erwartest du von mir? Es war mein Job dich zu überholen und diesen habe ich souverän erledigt."

,,Souverän erledigt?", wiederholte ich entsetzt. Die Bilder der Wiederholungen schossen mir wieder in den Kopf: Max, der mich eindeutig von der Strecke drängte, was mich nur noch fassungsloser werden ließ:,,Wäre ich nicht von der Strecke gefahren, wären wir beide schlimmer kollidiert und hätten unsere Autos abstellen können. Du bist wie der größte selbstsüchtigste Idiot gefahren und hast mir keinen Platz gelassen!"

,,Zugegeben habe ich spät gebremst, aber ich hatte die Innenseite und war vor dir, als wir aus der Kurve kamen. Ich habe keinen Fehler gemacht und die Stewards sehen das genauso", rechtfertigte sich der Niederländer, was ich mit einem Augenverdrehen quittierte:,,Ja, die Stewards würden ihrem Formel 1 Superstar ohnehin nie eine Strafe geben."

Max sah mich einen Moment entgeistert an, bis er leicht den Kopf schüttelte:,,Das wird mir zu lächerlich, ernsthaft. Ich fahre alleine zurück ins Hotel und wünsche dir viel Spaß mit George im Restraunt."

Damit drehte er sich weg und verließ mein Fahrerzimmer. Kaum fiel die Zimmertür hinter ihm ins Schloss, ließ ich meinen Rucksack fallen und vergrub mein Gesicht in den Händen. Genau das war das Gespräch gewesen, was ich vermeiden wollte. Es waren die Worte, die ich nicht sagen wollte und mir wegen meinem Frust und meiner Wut über den heutigen Tag doch rausgerutscht waren.

Fluchend darüber, dass der Tag tatsächlich noch grauenhafter werden konnte, nahm ich meine Hände vom Gesicht und hob meine Tasche wieder auf. Danach räumte ich meine Box in den Rucksack und warf ihn mir über die Schulter, ehe ich wie mein Freund zuvor mein Fahrerzimmer verließ. Da ich mit Max zur Strecke gefahren war, nahm ich mir ein Taxi, was mich zurück zum Hotel brachte. Schon auf der Fahrt wurde mir immer bewusster, wie unfair mein Verhalten Max gegenüber war und mein schlechtes Gewissen wuchs.

Letztendlich hielt ich es nicht mehr aus, als ich nach einer Dusche alleine in meinem Hotelbett lag und an die Decke starrte. Kein Rennen der Welt war eine Funkstille mit Max wert. Entschlossen, mich bei dem Niederländer zu entschuldigen, stand ich von meinem Bett auf und verließ in einer Boxershorts sowie einem schlichten T-Shirt mein Hotelzimmer. Auf Socken machte ich mich auf den Weg zu Max Zimmer zwei Stockwerke höher. Tief atmete ich durch, bevor ich zögerlich an die Tür klopfte, die mir wenig später von ihm geöffnet wurde. Schüchtern lächelte ich, als ich in Max blaue Augen blickte:,,Hey."

,,Ist dein Essen mit George etwa schon vorbei?", wollte Max missmutig wissen und machte mir damit deutlich, dass es meine misslungene Ausrede war, die ihn am meisten verletzt hatte. Schwer schluckte und fragte flehend nach:,Können wir reden, bitte?"

,,Meinetwegen", grummelte er und öffnete die Tür weiter, sodass ich eintreten konnte. Ich kam seiner Aufforderung nach und lief seinen kleinen Zimmerflur entlang, bis ich beim Bett angekommen war. Derweil schloss Max die Tür und folgte mir. Murrend setzte er dabei nach:,,Aber nur damit du es weißt: ich bereue nichts. Ich habe mit meinem Überholmanöver das getan, was mein Team von mir erwartet hat und zwar alles für sie zu geben. Das würde ich jederzeit wieder tun."

,,Ich weiß und das wollte ich dir auch niemals vorwerfen", schwor ich schuldbewusst und sah ihm tief in die Augen, ,,außerdem tut es mir leid, dass ich dir eine Ausrede aufdrücken wollte, als du mich abholen wolltest und dich dann blöd angemacht habe. Ich war so frustriert und wütend über mein Rennen, über die Tatsache, dass ich ein Rennen wieder so lange angeführt habe, aber es am Ende doch nicht für den Sieg gereicht hat."

Max seufzte und sein Blick wurde nun sanfter. Langsam kam er auf mich zu und entgegnete aufmunternd:,,Ich kann verstehen, dass das Rennende für dich frustrierend war. Du hattest ein wirklich tolles Wochenende und du hättest den Sieg genauso verdient. In den nächsten Rennen wirst du weitere Chancen bekommen und so wie ich dich kenne, wirst du diese auch nutzen. Du bist ein unglaublicher Fahrer und wirst deinen ersten Sieg definitiv holen."

,,Danke", hauchte ich und legte behutsam meine Hand an seine Wange. Liebevoll lächelte ich ihn an:,,Ich hoffe, dass dir bewusst ist, dass ich dir den Sieg ebenso gönne und wirklich stolz auf dich bin. Du hast beim Start einige Plätze verloren, doch hast dich zurück gekämpft und abgeliefert."

,,Das bedeutet mir viel", gestand Max und erwiderte mein Lächeln. Er schlang seine Arme um meine Hüfte, um mich näher zu sich zu ziehen und wurde noch einmal ernster:,,Ich denke, dass uns beiden heute noch einmal bewusst geworden ist, wie wichtig unsere Regel ist: Was auf der Strecke vorgefallen ist, bleibt auf der Strecke. Wenn du trotzdem erst Zeit für dich brauchst, dann sei einfach ehrlich zu mir."

,,Das werde ich, versprochen. Ich liebe dich", versicherte ich ihm, was sein Lächeln noch breiter werden ließ:,,Ich liebe dich auch, Babe."

Glücklich überbrückte ich die letzten Zentimeter zwischen uns und verband unsere Lippen zu einem zarten Kuss. Nie wieder würde ich zu lassen, dass ein Rennen zwischen uns kam.

•••

Ich hoffe, dass er dir gefällt.🧡

Verzeiht mir, wenn ein paar mehr Fehler drin sind als sonst. Ich bin heute irgendwie etwas neben der Spur. Zeit fürs Wochenende!😂

Habt noch einen schönen Abend.🥳

Lg. T.

Kommentar von OsByLynn:

[well, das hat Charles ja mal ganz toll hinbekommen. Ich kann ja verstehen, dass er nach dem Rennen seine Ruhe braucht, aber er muss den armen George doch nicht da mit reinziehen, poor boy hat nichts damit zu tun :(
Alternativ kann man nämlich zu seinem Partner auch ehrlich sein (lol, ich muss mir hier echt einen Kommentar verkneifen). Er hat es wenigstens am Ende eingesehen und sich entschuldigt (thank god). Nicht mein Pair, aber toll geschrieben <3] 

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