[4] Pierre Gasly x Max Verstappen
für juleeeesvb
[4] ,,Er hätte mich niemals fahren lassen, wenn er davon gewusst hätte."
Baku, 28. April 2019
Gelangweilt legte ich mein Handy auf meinen Nachttisch und blickte zur offenen Badezimmertür, durch die Max vor fast zehn Minuten gegangen war. Wie lange konnte ein Mensch brauchen, um sich die Zähne zu putzen und bettfertig zu machen? Langsam setzte ich mich auf und fragte ungeduldig nach:,,Babe, kommst du endlich?"
,,Ich bin sofort da!", rief er zurück, was ich mit einem Seufzen quittierte. Ich wollte nicht länger auf ihn warten. Entschlossen krabbelte ich aus dem Bett und lief selbst ins Bad, um nachzusehen, was genau er dort so lange machte.
Max stand mit seiner Zahnbürste im Mund am Waschbecken und hielt sein Handy in seiner rechten Hand, das erklärte einiges. Ich schlich mich von hinten an meinen Freund heran und schlang meine Arme um seinen nackten Oberkörper. Anschließend hauchte ich ihm einen sanften Kuss in die Halsbeuge und murmelte:,,Du lässt mich wegen deiner Social Media Seiten warten?"
,,Nein, nein", entgegnete der Niederländer und spannte sich etwas an, was mich zuerst irritierte, jedoch dachte ich mir nichts weiter dabei, da er sich wieder entspannte, als er sein Handy sperrte und es auf einer Ablage im Bad ablegte. Mit der gleichen Hand griff nach seiner Zahnbürste und putzte seine Zähne weiter:,,Tut mir leid. Ich bin gleich fertig."
,,Schon gut", winkte ich ab und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Den ganzen Tag hatte ich im Paddock auf seine Nähe verzichten müssen und wollte es nun nicht mehr. Da ich mein Auto wegen eines Defekts abstellen musste, war mein Rennsonntag eine reine Katastrophe. Max und seine Nähe waren das einzige, was diesen grauenhaften Tag noch retten konnten.
Als er seine Zähne geputzt hatte, wollte er den Wasserhahn anstellen und benutzte dazu seine andere Hand. Dass er dabei leise auf zischte, hatte ich kaum wahrgenommen. Erst als er den Wasserhahn wieder zu drehen wollte, fiel mir sein schmerzendes Zischen deutlicher auf. Diesmal zog Max seine Hand zurück und benutzte zum Abdrehen die andere Hand. Irritiert löste ich mich von ihm und musterte ihn durch den Spiegel prüfend:,,Was ist los?"
,,Nichts, alles gut", erklärte der Niederländer und richtete sich zu mir, ,,jetzt bin ich fertig. Hast du dir schon überlegt, welchen Film du schauen willst?"
,,Falls du denkst, mich so abschütteln zu können, liegst du falsch. Hast du dich an der linken Hand verletzt?", erkundigte ich mich fürsorglich und griff, ohne darüber nachzudenken, nach der besagten Hand. Ich hatte sie nur leicht berührt, schon entwich Max ein schmerzendes Fluchen und er zog sie weg. Das war wohl eindeutig.
,,Wann ist das passiert? Wieso sagst du nichts?", wollte ich entsetzt wissen. Ich hatte gedacht, dass wir nach einem knappen Jahr Beziehung ehrlich zu einander sein konnten und uns vertrauten. Nun log er mich bei einer Verletzung an?
,,Keine Ahnung. Es tut kaum weh", schwor er monoton. Seine Worte quittierte ich mit einem Schnauben:,,Es tut kaum weh? Du kannst nicht einmal den Wasserhahn ausstellen oder meine Hand nehmen. Was verschweigst du mir?"
,,Nichts, ich weiß nicht, was du nun von mir hören willst", entgegnete Max schulterzuckend.
,,Ich will, dass du mir meine Fragen beantwortest. Seit wann tut deine Hand weh? Wie ist das passiert? Und sag mir nicht, dass du es nicht weißt. Das glaube ich dir nicht", forderte ich ihn warnend auf und verschränkte meine Arme vor der Brust. Es konnte doch nicht sein, dass es ihm so schwerfiel, mir die Wahrheit zu sagen.
,,Ich weiß nur, dass mein Handgelenk seit meinem kleinen Crash im zweiten Freien Training weh tut, mehr nicht", beteuerte er, wobei mir die Kinnlade herunterklappte. Seit dem Freien Training? Das waren zwei ganze Tage.
,,Wie bitte? Du bist das Qualifying und Rennen mit den Schmerzen gefahren? Weiß Christian davon?", hakte ich erschrocken nach. Max wandte seinen Blick von mir ab und schüttelte den Kopf:,,Nein, er hätte mich niemals fahren lassen, wenn er davon gewusst hätte. Ich habe es nur mit meinem Trainer abgesprochen."
,,Und er hat es zu gelassen, dass unter Schmerzen ins Auto steigst? Konntest du das Lenkrad überhaupt richtig greifen?", fragte ich fassungslos nach. Immerhin war eine Verletzung am Handgelenk keine Kleinigkeit, vor allem nicht, wenn er damit einen 300km/h schnellen Wagen kontrollieren sollte.
,,Ja, ich habe vorher Schmerzmittel genommen, die scheinbar langsam nachlassen. Es tat im Rennen nicht weh. So blöd bin ich auch nicht", merkte er selbstverständlich an, was ich mit einem weiteren abwertenden Schnauben quittierte:,,Das bezweifle ich gerade."
Max blickte wieder zu mir und legte seinen Kopf schief:,,Baby, komm schon. Ich würde niemals in Auto steigen, wenn ich mich damit in Gefahr bringen würde."
,,Aber das ist genau das, was du heute getan hast! Du hast nicht nur dich damit in Gefahr gebracht, sondern auch alle anderen! Du weißt ganz genau, dass Baku einer der schwersten Strecken im Kalender ist. All die engen Kurven und Streckenabschnitte... man kann leicht die Kontrolle verlieren und mit einer Verletzung noch schneller", verdeutlichte ich ihm. Es war nicht so, dass ich ihm Vorwürfe machen wollte. Viel mehr bereitete es mir Sorgen, dass Max so ein großes Risiko für ein Rennen einging und es hinter dem Rücken von Christian tat, vor allem mir es verschwieg. Ich wüsste nicht, was ich getan hätte, wenn ihm etwas passiert wäre.
,,Natürlich weiß ich das und wie du siehst, habe ich es trotzdem geschafft", erklärte er. Ich verdrehte die Augen:,,Es hätte auch viel schlimmer ausgehen können."
,,Ist es aber nicht. Also würdest du dich jetzt beruhigen und es dabei belassen", bat mich Max. Nun war ich derjenige, der mich von ihm abwandte und aus dem Badezimmer lief. Er verstand nicht, was mich an der ganzen Situation verärgerte und so wie ich ihn kannte, würde er es in nächster Zeit auch nicht nachvollziehen, egal wie lange wir noch diskutierten.
,,Baby", seufzte mein Freund und kam mir hinterher, ,,wieso regst du dich so darüber auf? Es ist alles gut gegangen."
,,Wir bringen uns bei jedem Rennen in Lebensgefahr. Ein Fehler kann uns zum Verhängnis werden und dann steigst du mit Schmerzen ins Auto, die deine Fähigkeiten und Leistung einschränken! Das regt mich auf!", warf ich ihm aufgebracht vor.
,,Ich hatte keine Schmerzen. Die Medikamente...",,Die Medikamente hätte sich trotzdem auf dein Durchhaltevermögen und deine Reaktionszeit auswirken können! Schon mal etwas von Nebenwirkungen gehört?", schnitt ich ihm scharf das Wort ab und setzte nach einem tiefen Atemzug ruhiger fort, ,,außerdem hast du das alles nicht einmal mit der FIA oder deinem Teamchef abgesprochen. Du hast es nicht mal mir erzählt."
,,Weil du dir keine Sorgen machen und dich auf dein Rennen konzentrieren solltest", rechtfertigte sich Max, was mich ironisch auflachen ließ:,,Bullshit, du wolltest nur nicht, dass ich es Christian erzähle und er dich ins Medical Center schickt, weil du ganz genau weißt, dass die Schmerzen an deinem Handgelenk größer sind als du zugeben willst."
,,Das ist nicht wahr!", protestierte er.
,,Ach nein? Und wieso warst du dann nicht im Medical Center? Wieso hast du Christian nichts erzählt?", stellte ich aufgebracht eine Frage nach der anderen. Max sah zu Boden und schwieg, was für mich Antwort genug war. Er hatte sein Ego über seine und die Sicherheit der anderen gestellt. Dass er mir zusätzlich zwei Tage vorspielt hatte, dass alles in Ordnung war, und ich ihn dazu drängen musste, mir von seiner Verletzung zu erzählen, war zu viel.
Ich griff nach meinem Rucksack, den ich mit zur Strecke genommen hatte und noch gepackt war, sowie nach meinem Handy und meinen Schuhen, die ich mir anschließend überzog. Max musterte mich dabei wieder und hakte irritiert nach:,,Was hast du vor?"
,,Ich schlafe heute lieber in meinem Zimmer", vermerkte ich kühl und ging an ihm vorbei zur Zimmertür. Bevor ich die Türklinke herunterdrückte, drehte ich mich ein letztes Mal zu meinem Freund:,,Du kannst zu mir kommen, wenn du deinen Verstand wieder eingeschaltet und dein Ego zurückgestellt hast."
Damit zog ich die Zimmertür auf und ließ sie hinter mir wieder ins Schloss fallen. In meiner kurzen Schlafhose und einem schlichten schwarzen Shirt von Max lief ich den Hotelflur entlang zu meinem Zimmer. Dort angekommen, kramte ich meine Zimmerkarte aus meinem Rucksack und betrat den Raum. Schnell schlüpfte ich aus meinen Schuhen und ließ meine Tasche achtlos auf den Boden fallen, ehe ich mich in mein Bett schmiss, in dem ich nicht einmal geschlafen hatte, seitdem wir in Baku waren. Immer war ich bei Max gewesen.
Jedoch musste ich nun erstmal den Schock über seine Verletzung und unseren damit verbundenen Streit verdauen. Als ich mich unter die Decke gekuschelt hatte, brauchte ich eine Weile, um einzuschlafen, da sich in meinem Kopf die schlimmsten Szenarien bildeten. Was wäre passiert, wenn Max auf Grund seiner Verletzung die Kontrolle verloren hätte? Wenn er einen schweren Unfall gehabt und sich weiter verletzt hätte?
Nach einer ziemlich harten Nacht wurde ich am nächsten Morgen von einem Klopfen an der Tür geweckt. Verschlafen öffnete ich langsam die Augen, da das Klopfen nicht aufhörte und immer stärker wurde. Ohne zu wissen, wie spät es überhaupt war, stand ich auf und rieb mir die Augen. Für mich war es nach dem langen Wachliegen definitiv zu früh. Ich drückte die Türklinke herunter und öffnete anschließend die Tür. Vor mir stand Max, der mich schüchtern anlächelte:,,Hey, darf ich reinkommen?"
Um ehrlich zu sein, brauchte ich erstmal eine Weile, bis ich überhaupt realisiert hatte, dass es wirklich der Niederländer war, der vor mir stand, und die Bedeutung seiner Worte verstanden hatte. Müde musterte ich ihn und wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, bis mein Blick bei seiner linken Hand hängen blieb. Er trug eine Schiene.
Max schien meinen Blick zu merken und hob leicht seinen linken Arm:,,Ich war im Medical Center."
,,Dann sind meine Worte bei dir angekommen?", erkundigte ich mich überrascht und öffnete meine Tür weiter, sodass er eintreten konnte. Max nickte und kam meiner Einladung nach:,,Ja, du hattest recht. Ich habe mich unnötig in Gefahr gebracht und hätte dort schon viel früher hingehen müssen. Mein Siegeswille war größer als mein Verstand, weshalb ich leichtsinnig und unprofessionell war. Ich wollte unbedingt das Rennen fahren und Punkte holen. Dabei habe ich nicht daran gedacht, was alles passieren könnte. Tut mir leid."
,,Was ist mit deiner Hand?", wollte ich interessiert wissen und musste zugegeben, dass mich sein schneller Sinneswandel beruhigte und besser fühlen ließ.
,,Das Handgelenk ist verstaucht. Ich soll es eine Woche lang komplett schonen und danach meinen Hausarzt in Monaco aufsuchen. Der entscheidet dann, wie sich die Heilung entwickelt hat und ob ich es wieder belasten dar. Christian und Helmut wissen Bescheid", gab er zurück.
,,Hast ihnen die Wahrheit erzählt?", hakte ich weiter nach. Er biss sich leicht auf die Unterlippe:,,Uhm... mehr oder weniger."
,,Max...", murmelte ich und hatte genau verstanden, dass unserem Teamchef und dem CEO von RedBull Racing damit nicht Wahrheit gesagt hatte.
,,Ich will nicht, dass sie Jake die Schuld für alles geben. Immerhin habe ich ihn angefleht, mir die Medikamente zu besorgen und niemanden etwas zu sagen. Er war genauso dagegen wie du, doch ich habe nicht lockergelassen. Dafür soll er nicht bestraft werden", erklärte sich der Niederländer. Er wollte also seinen Trainer schützen. So gut wie sich Max mit ihm verstand, konnte ich zumindest das nachvollziehen.
Kopfschüttelnd lehnte ich mich gegen die Wand im Flur und seufzte:,,Du bist so ein Vollidiot, ehrlich."
,,Ich weiß", gestand er und kam zögerlich zu mir, ,,tut mir leid, dass ich dir nichts erzählt habe. Du hast nur schon so eine schwere Saison und warst auf der Strecke ziemlich schnell. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen um mich machst und sich das auf deine Zeiten auswirken könnte."
,,Wenn es um dich geht, ist mir alles andere egal. Ich liebe dich und will für dich da sein, wenn du dich verletzt hast oder es dir schlecht geht", bestimmte ich und ließ Max Nähe von nun an wieder zu. Der Niederländer legte seine rechte Hand an meine Wange und lächelte leicht:,,Ich liebe dich auch, Baby, und verspreche dir, nicht noch einmal so leichtsinnig zu sein oder dir etwas zu verschweigen."
,,Danke", hauchte ich und konnte nicht vermeiden, dass sich auch auf meinen Lippen ein zartes Lächeln ausbreitete. Max überbrückte die letzten Zentimeter zwischen uns und zog mich in einen Kuss, den ich gefühlvoll erwiderte.
•••
Auch wenn ich nicht ganz zufrieden bin, hoffe ich, dass dir der Os gefällt.🧡
Lasst gerne Feedback da und genießt das Rennwochenende.🏁
Lg. T.
Kommentar von OsByLynn:
[ach Max...wie dämlich kann man sein? Damn, wenn ihm was passiert wäre wegen der Schmerzmittel oder so, dann hätte das eine Schelle gegeben (von mir lol). Aber das Ende ist süß und auch, dass er seinen Trainer schützen und Pierre nicht ablenken wollte. Gut geschrieben!!]
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