[17] Lewis Hamilton x Sebastian Vettel
für Katha1003
[17] ,,Weißt du, was ich denke? Dass dir das Auto und Rennen fahren mittlerweile wichtiger ist, als ich es jemals war."
London, 07. Mai 2019
Es war spät am Abend als Lewis die Tür zu dem Appartement aufschloss, in dem er seit Jahren mit seinem Ehemann lebte. Draußen war es dunkel, genauso dunkel wie es war, als er das Appartement verlassen hatte. Seinen ganzen Tag hatte er auf dem Fabrikgelände von Mercedes in Brackley verbracht. Gerade in den letzten Wochen war das Gelände zu seinem zu Hause geworden. Er würde sogar sagen, dass es sich mehr nach zu Hause anfühlte als das Appartement, das er nun betrat.
Die Tür ließ er hinter sich ins Schloss fallen und warf seinen Schlüssel in die kleine Schale auf der Kommode. Während er seine Jacke an den Haken hing und seine Schuhe abstreifte, ertönte auf einmal ein Räuspern. Lewis Kopf schellte hoch und sein Blick glitt zur Wohnzimmertür, direkt in Sebastians Augen. Der Deutsche lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen und musterte Lewis misstrauisch:,,Wo warst du?"
,,Brackley", gab Lewis knapp zurück und wandte seinen Blick wieder ab. Er war müde und wollte nur noch ins Bett. Auf Gespräche konnte er verzichten.
,,Den ganzen Tag lang?", fragte Sebastian weiter nach.
,,Ja." Lewis hielt sich kurz und drückte sich an seinem Ehemann vorbei.
,,Es ist 23 Uhr und du willst mir allen Ernstes erzählen, dass du nur in Brackley warst?", hakte Seb verärgert nach.
,,So war es nun mal", entgegnete Lewis schulterzuckend und lief in ihr gemeinsames Schlafzimmer. Er schaltete das Licht an und suchte seine Klamotten zusammen, um sich bettfertig zu machen.
Sebastian lief ihm hinterher und schien von Minute zu Minute genervter von Lewis Verhalten:,,Du bist um 7 Uhr aus dem Haus gegangen und nach 16 Stunden wiedergekommen. Verlangst du von mir, dass ich dir glaube, dass du 16 Stunden in Brackley warst?"
,,Was willst du von mir hören?", erkundigte sich Lewis und schloss die Türen zum Kleiderschrank.
,,Ich will, dass du für einen Moment stehen bleibst und mit mir redest, mir erklärst, was los ist und wo du wirklich warst", verlangte Sebastian mit fester Stimme.
Lewis tat ihm den Gefallen. Er drehte sich zu seinem Ehemann und blickte ihm emotionslos in die Augen:,,Ich war in Brackley, 16 Stunden lang. Am liebsten wäre ich dort noch länger geblieben, aber Rosa, die Reinigungskraft, mit der ich mich in den letzten Wochen ziemlich gut angefreundet habe, musste die Fabrik abschließen und ich wollte sie nicht länger aufhalten. Wenn du mir nicht glaubst, dann ruf Toto an oder fahr morgen nach Brackley und red selbst mit Rosa."
,,Dann wollte ich es die ganzen letzten Wochen nur nicht wahrhaben", seufzte Sebastian kopfschüttelnd.
,,Was nicht wahrhaben?", wollte Lewis prüfend wissen.
,,Du bist die letzten Wochen kaum zu Hause. Stattdessen verbringst du jeden Tag bei Mercedes in Brackley", setzte der Deutsche an und machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr, ,,ich hatte viel Zeit zum Nachdenken, Lewis. Du warst ja nicht hier und weißt du, was ich denke? Dass dir das Auto und Rennen fahren mittlerweile wichtiger ist, als ich es jemals war."
Lewis fiel die ganze Farbe aus dem Gesicht. Seine Kinnlade klappte herunter und entsetzt von den Worten seines Ehemannes blickte er ihn an. Seine Karriere war ihm wichtig. Brackley war ihm wichtig und Mercedes? Mercedes war ihm unheimlich wichtig. Seitdem er zwölf Jahre alt war, stand er bei dem Rennstall unter Vertrag. Er pflegte eine enge Freundschaft mit den Mitarbeitern, allen voran seinem Teamchef und seinen Ingenieuren, mit denen er seit sieben Jahren erfolgreich zusammenarbeitete. Mercedes war wie seine Familie.
Genauso war Sebastian seine Familie. Der Deutsche ist seit zehn Jahren an seiner Seite, seit fünf Jahren sein Ehemann. Er liebte ihn. Nach all den Jahren, nach all den Höhen, wie die Feiern ihrer Weltmeistertitel, Vertragsverlängerungen, ihrer Verlobung und natürlich ihrer Hochzeit und all den Tiefen, zu denen die Konflikte zwischen ihren Teams, sportliche Niederlagen, Todes- und Krankheitsfälle in der Familie und Streitigkeiten zählten sowie Sebastians Seitensprung vor wenigen Wochen, liebte Lewis Seb trotzdem noch. Er liebte ihn so sehr, dass er ihm den Vertrauensbruch ohne weiteres verziehen hatte, obwohl er nicht ansatzweise mit dem Gedanken, dass Sebastian ihn gerade mit Charles fremdgegangen war, zurechtkam. Immer wieder fragte er sich wieso, denn Sebastians ,,Ich weiß es nicht. Es ist einfach passiert" reichte ihm nicht.
Im Schlafzimmer herrschte Stille, bis Lewis die Worte seines Mannes verarbeitet hatte und in der Lage war, darauf zu reagieren. Der Engländer schüttelte seinen Kopf und blickte zu Boden:,,Ich kann nicht glauben, dass du das gerade wirklich gesagt hast."
,,Wirklich? Du verbringst mehr Zeit in der Fabrik und mit deinem Team als zu Hause. Was soll ich anderes denken?", warf Sebastian ihm vor. Lewis ließ die Klamotten in seiner Hand fallen und hob seinen Kopf wieder. Vermutlich hatte Sebastian recht. Er vernachlässigte ihn und wusste das tief im Inneren selbst, aber er änderte nichts an seinem Verhalten. Lewis wollte und konnte nichts an seinem Verhalten, da er nicht wusste, wie er es anstellen sollte. Wie sollte er sich Sebastian gegenüber Verhalten, wenn er immer wieder an seinen Seitensprung dachte, sobald er ihr gemeinsames Appartement betrat?
,,Keine Ahnung", murmelte Lewis, ,,vielleicht ist es genau das, was du denken solltest. Zwar liebe ich dich und kein Auto, kein Weltmeistertitel oder sonst irgendwas, wird mir jemals so viel bedeuten wie du mir, aber ich habe das Gefühl, dass mir hier in diesem Appartement die Decke auf dem Kopf fällt. In Brackley ist es anders. Ich fühle mich freier."
,,Was ist in Brackley anders als hier?", fragte Sebastian mit vorsichtiger Stimme nach. Es schien, als würde er die Antwort schon selbst kennen, doch sie noch einmal von Lewis hören müssen.
,,Dort gibt es keine Bilder von uns, nichts, was mich an dich oder deine Taten erinnert", gestand der Engländer.
,,An den Seitensprung." Auch wenn es keine Frage war, nickte Lewis leicht. Sebastian schluckte und fuhr sich durch die Haare:,,Du hast gesagt, dass du mir verzeihst und das vergessen willst."
,,Ich weiß. Das wollte ich auch und habe es versucht, weil ich dich liebe und dich nicht verlieren will, aber... es ist schwerer, als ich dachte. Wenn ich bei dir bin, kreisen meine Gedanken um nichts anderes", erklärte Lewis. Seine Augen wurden langsam glasig. Er hatte nie gewollt, dass er sich in der Nähe seines eigenen Mannes einmal so unwohl fühlte, er es nicht mehr zu Hause aushielt und es ihn ständig in die Fabrik zog. Jedoch war es nun so und ändern konnte er es in diesem Augenblick nicht.
Wieder war es still im Schlafzimmer. Nach einiger Zeit stieß sich Sebastian vom Türrahmen ab, gegen den er sich wieder gelehnt hatte, und seufzte:,,Ich werde heute Nacht woanders schlafen."
,,Wo?", hauchte Lewis irritiert.
,,Ich finde sicherlich irgendwo ein Hotel oder sowas", vermerkte Sebastian und zuckte mit den Schultern. Lewis fuhr sich übers Gesicht und schüttelte den Kopf. Damals wollte Lewis London nicht verlassen und Sebastian liebte seine Heimatstadt in Deutschland, von dort wollte er genauso wenig wegziehen. Allerdings stand Seb an einem Abend mit gepackten Koffern vor Lewis alter Wohnung und hatte ihm erklärt, dass er Heppenheim den Rücken kehren würde und unbedingt mit ihm zusammen in London leben wollte. Noch an diesem Abend haben die beiden einen Makler angerufen, der für sie ein neues gemeinsames zu Hause finden sollte, dieses Appartement. Es war ihr zu Hause und ihr Appartement. Lewis wollte nicht, dass Seb seinetwegen durch London streute, auch wenn er ihn verletzt hatte:,,Nein, das ist genauso dein Appartement wie meins. Du solltest hierbleiben."
,,Lewis, das alles ist meine Schuld. Ich werde gehen und erst wiederkommen, bis du bereit bist", stellte Sebastian mit so viel Sicherheit in seiner Stimme klar, dass jeder Widerspruch sinnlos war.
,,Ich weiß nicht, wann das sein wird", murmelte Lewis, was Sebastian mit einem traurigen Lächeln quittierte:,,Das ist okay. Wann immer es sein wird, ich werde auf dich warten. Ich liebe dich noch genauso sehr wie vor zehn Jahren und das wird sich nicht ändern."
Sebastian drehte sich um und ging. Wenig später hörte Lewis die Haustür ins Schloss fallen, womit der Deutsche wohl endgültig gegangen war. Lewis lehnte sich an die Schranktür und ließ sich zu Boden sinken. Der Schmerz in seiner Brust wuchs und war so stark, dass er am liebsten geschrien hätte. Die Tränen, die er versucht hatte wegzublinzeln, liefen ihn nun über die Wange. Sein Blick glitt zu dem schlichten goldenen Ring an seinem linken Ringfinger, seinem Ehering. Er liebte Sebastian. Er liebte seinen Ehemann so sehr, dass er sich nie etwas anderes gewünscht hatte, als auch die kommenden Jahrzehnte an seiner Seite zu verbringen. In ein paar Jahren hätten sie beide ihre Karrieren beendet und sich aus dem Rampenlicht zurückgezogen, sich ein schönes Haus in der Schweiz gesucht, weit weg von der Presse und den Paparazzo, Kinder adoptiert und ein glückliches Familienleben geführt. Das war das, was sich Lewis immer gewünscht hatte.
Doch nun blickte er auf den goldenen Ring und fühlte sich so hilflos wie nie zuvor. Seine Ehe steckte in einer Krise, sein großer Traum war dabei zu zerplatzen und Lewis hatte keine Ahnung, wie sich beides retten ließ.
•••
Ich hoffe der Os gefällt dir, auch wenn er ein offenes Ende hat.🖤
Well, well, well, es ist wieder ganz schön viel Bewegung auf den Fahrermarkt. Seb hört bei Ferrari auf, Carlos soll ihm folgen, Daniel zu McLaren? Crazy.
Lasst mir eure Meinungen gerne zu den Wechseln da, genauso wäre ich euch für Feedback dankbar, da das mein erster Os ist, denn ich nicht als Ich-Erzähler geschrieben habe. Welche Variante ist euch lieber, erste Person oder dritte Person?
Ansonsten wünsche ich euch noch einen schönen Tag und schaut gerne bei OsByLynn vorbei, bei ihr findet ihr seit heute auch ein F1 Os Buch.👀
Lg. T.
Kommentar von stxrygirl_:
[boyyy :((( die beiden tun mir total leid, es ist wirklich traurig, wenn so etwas passiert, aber ich hoffe, dass sie aus dieser Krise irgendwie wieder rauskommen... gut geschrieben, auch wenn es mal was anderes war. Ich mochte es das es aus der dritten Perspektive geschrieben ist]
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