Über den Wolken (Max Verstappen x Mick Schumacher)

Es ist passiert, endlich geht es hier mal weiter. Ich hatte mir in den letzten Wochen eine Auszeit vom schreiben genommen. Ich bin viel rumgereist und musste mir über einige Dinge klar werden, aber jetzt bin ich wieder da und hoffe euch in nächster Zeit wieder regelmäßiger mit Geschichten versorgen zu können. Ich hab euch nicht vergessen, zu den meisten Wünschen stehen auch schon die Idee und das Grundgerüst, es geht also weiter.

Hier kommt jetzt erstmal der OS für die liebe @Schnaddi3008, welche sich Mick x Max gewünscht hatte. Ich hoffe, er gefällt dir!

Er ist nicht gegengelesen, also falls ihr Fehler oder Ungereimtheiten entdeckt, lasst es mich wissen. Ich hab mich hier mal auf meine eigenen Erfahrungen mit dem Thema bezogen, also nehmt es mir nicht übel, falls ihr auch Erfahrungen damit haben solltet und es bei euch anders aussieht. 

Ganz viel Liebe!


„Max! Warte mal bitte kurz!"

Max lief gerade durch den Paddock, vertieft in seine eigenen Gedanken. Es war Sonntag, das Rennen in Barcelona war vorbei und wie es nicht anders zu erwarten gewesen war, hatte Lewis das Rennen gewonnen. Wenigstens hatte er Valtteri hinter sich halten können, aber genug, war das trotzdem nicht, wenn er jemals Weltmeister werden wollte. Dementsprechend wütend war sein Vater auch gewesen, hatte ihn zwischen der Siegerehrung und der Presserunde in seinem Fahrerzimmer abgefangen und mit wütender Stimme gezischt, dass sie sich zurück in Monaco über das Rennen unterhalten würden. Zum Glück hatte er zu Beginn des Rennwochenendes darauf bestanden, mit Daniel zurückzufliegen, so hatte er wenigstens ein paar Stunden Ruhe. Das der Australier sich entschieden hatte noch ein paar Tage länger in... zu bleiben, musste sein Vater ja nicht wissen. So konnte Max konnte wenigstens alleine in seinem Elend baden.

Als der Niederländer jetzt die Stimme von Mick hinter sich hörte, sträubte sich alles in ihm, sich zu dem Schumacher-Spross umzudrehen. Er mochte den Haas Piloten gerne, sogar mehr als das. Schon damals, als ihre Familien zusammen in den Urlaub gefahren war hatte Max gemerkt, dass er ihm verfallen war. Leider war aber auch seinem Vater aufgefallen, wie sich sein Verhalten Mick gegenüber geändert hatte und seitdem hatte Max kaum noch einen Moment alleine mit dem Deutschen verbracht. Nicht dass er jemals vorgehabt hatte, es ihm zu sagen. Es reichte schon, dass er auf der Strecke nichts hinbekam, da musste er nicht noch privat aufgrund einer dummen Schwärmerei in die Schlagzeilen geraten. Denn dass irgendjemand etwas mitbekommen würde und seine Neigungen, wie sein Vater es immer nannte, nicht lange unentdeckt bleiben würde, das war sicher.

Dennoch blieb Max jetzt stehen und ließ es zu, dass Mick einen Arm um seine Schultern schlang. Er ignorierte das schmerzhafte Pochen seines Herzens und konzentrierte sich stattdessen auf die Stimme des anderen.

„Wie kann ich dir behilflich sein?"

„Daniel meinte, du hättest eventuell noch einen Platz im Flieger frei, weil er ja noch länger hierbleibt. Ich muss spontan nach Monaco und wollte fragen, ob ich mich dir anschließen kann."

Unschuldig lächelnd sah Mick ihn an und in Max zog sich alles zusammen. Auf gar keinen Fall! Nein! Wenn sein Vater davon erführe. Und selbst wenn sein Vater es gutheißen würde, gab es da noch ein ganz anderes Problem. Und das wusste Daniel, weswegen er dem Verräter nächstes Mal auch erstmal ein paar Takte erzählen würde. Wie kam sein ehemaliger Teamkollege darauf, Mick so einen Vorschlag zu machen? Der wusste nämlich sowohl von Max Affinität für den Deutschen als auch von seiner anderen Lage, schließlich waren sie schon oft genug zusammen geflogen.

Alles in ihm sträubte sich dagegen, Mick zuzusagen, doch der schaute ihn immer noch so freundlich und engelsgleich an, dass er überhaupt nicht verhindern konnte, dass ihm eine Zustimmung über die Lippen rutschte.

„Super, vielen Dank Max, du rettest mir gerade echt den Arsch."

.'Und ich bin richtig am Arsch', dachte er, lächelte aber einfach nur und ließ es zu, dass Mick ihn in eine Konversation über das heutige Rennen verwickelte.

Scheiße.

Die Fahrt zum Flughafen dauerte nicht lange, eine halbe Stunde vielleicht und Max spürte, wie die Unruhe in seinem inneren immer weiter wuchs, auf der einen Seite wegen der Nähe zu seinem deutschen Kollegen und der Angst, sich durch irgendeine Geste zu verraten, auf der anderen Seite wegen dem, was nun unweigerlich folgen würde. Denn so oft, wie er sich schon mit seinem Vater darüber gestritten hatte und sich hatte anhören dürfen, dass er endlich zu einem Mann werden sollte, so konnte er nie verhindern, dass seine Hände anfingen zu zittern, sein Atem schneller wurde und sein Gehirn sich mit schlimmen Gedanken füllte. Denn auch wenn Max es niemals vor jemand anderem als Daniel – mit dem er sich häufiger mal ein Flugzeug teilte, der also unweigerlich mitbekommen hatte, was in ihm vorging – oder seiner Familie dazu stehen würde, so war es ein Fakt, dass er unter panischer Flugangst litt.

Max selber wusste, dass es keine begründete Angst war, schließlich war er in seinem Leben schon so unzählige Male in einem Flugzeug gesessen und hatte doch nie negative Erfahrungen gemacht. Aber Ängste waren leider nicht rational und so konnte er auch dieses Mal mit jedem Kilometer, den sie näher zum Flughafen gelangten spüren, wie seine Anspannung wuchs. Immerhin hatte er mittlerweile hinter dem Rücken seines Vaters mit seinem Teamarzt gesprochen und sich von diesem leichte Beruhigungsmittel verschreiben lassen, mit denen es erträglicher geworden war, in ein Flugzeug zu steigen und die seitdem immer versteckt in seinem Kulturbeutel steckten.

Mick neben ihm verwickelte ihn immer noch aktiv und ziemlich effektiv in ein Gespräch und so vergaß Max tatsächlich für einige Momente, wohin er auf dem Weg war. Selbst das Einchecken und Abgeben seines Gepäcks ging an ihm vorüber, so angenehm fand er es, sich endlich mal wieder im privaten mit dem Deutschen zu unterhalten. Doch dann saßen sie in dem Privatjet, welchen er sich für dieses Wochenende gemietet hatte und hörte dem Piloten zu, welcher ihnen gerade eine kurze Auskunft über die erwartete Flugdauer gab, während er das Flugzeug langsam auf die Startbahn lenkte und ihm fiel siedend heiß wieder ein, wo er sich befand und was er noch nicht getan hatte. Hektisch löste Max den Sitzgurt, ignorierte dabei Micks verwunderten Blick, warf der Stewardess einen entschuldigenden Blick zu und kramte schnell seinen Rucksack aus dem Gepäckfach über seinem Sitz. Erleichtert ließ er sich wieder auf seinen Sitz fallen, schloss den Gurt wieder und begann dann eilig, in dem Rucksack nach seinem Kulturbeutel zu suchen.

Doch er fand nichts. Verwundert wühlte er noch einmal durch den Rucksack und spürte, wie Panik in ihm aufstieg. Das konnte nicht sein, er hatte seinen Kulturbeutel doch eingepackt. Die verwirrten Blicke von Mick ignorierend begann er jetzt eilig, Stück für Stück den Inhalt seines Handgepäcks auszupacken und auf den Sitz gegenüber von sich zu legen, doch als er das letzte Teil ausgepackt hatte, musste er einsehen, dass sein Kulturbeutel nicht da war. Und dann viel ihm siedend heiß ein, dass Brad an diesem Morgen seine Sachen gepackt hatte, weil er verschlafen hatte und zu einem Interview gemusst hatte. Und sein Personal Coach wusste nichts von seiner Kondition. Hatte seinen Kulturbeutel also wahrscheinlich in den Koffer gepackt, wie es jeder normale Mensch vermutlich tut.

Scheiße.

Max spürte, wie die bisher latent vorhanden gewesene Panik sich breit machte und raufte sich nervös die Haare. Er brauchte diese Tabletten, er...

Er musste an seinen Koffer! Jetzt!

Und so schnallte er sich wieder ab und stand auf, taumelte einige Schritte vorwärts und wurde dann von einer Stewardess aufgehalten, welche sich ihm bestimmend in den Weg stellte.

„Sir, sie müssen sich wieder hinsetzten, wir befinden uns im Startvorgang."

„Nein, ich...ich muss an meinen Koffer!"

„Sir, das ist nicht möglich. Wir sind schon auf der Startbahn."

„Ich...Sie verstehen das nicht, ich brauche meinen Koffer, ich...können wir nochmal zurück?"

„Max, was...", konnte er Mick hören.

„Tut mir leid, dazu besteht keine Möglichkeit. Die Slots sind unfassbar knapp bemessen und wenn wir jetzt nicht starten, dann wird es zu einer Verzögerung im ganzen Flugbetrieb kommen. Und sie werden sicher einsehen, dass wir das nicht verantworten können."

„Ja. Natürlich. Aber..."

„Cabin Crew, prepare for takeoff.", schallte in diesem Moment die Stimme des Piloten durch die Kabine und Max spürte, wie ihm die Tränen in die Augen schossen und ihm schwindelig wurde. Dass konnte nicht passieren, nicht heute. Nicht hier in Gegenwart von Mick. Er musste sich zusammenreißen, durfte keine Schwäche zeigen, und so atmete er tief durch, entschuldigte sich bei der jungen Flugbegleiterin und lief dann zittrig zurück durch den Gang, spielte mit dem Gedanken, sich wieder auf seinen Platz neben Mick fallen zu lassen und entschied sich dann doch für einen anderen Platz, einige Meter hinter dem Deutschen. Der Vorteil eines Privatjets.

Panik befiel ihn erneut, als er sich auf den Sitz plumpsen ließ und mit seinen zittrigen Finger so schnell wie möglich den Sicherheitsgurt schloss. Die Aussage des Piloten war unmissverständlich gewesen und so konnte er nichts anderes tun, als wenige Momente später von den wirkenden Kräften – welche er in seinem Boliden so liebte und hier so hasste – in den Sitz gepresst zu werden und dabei die heißen Tränen zu spüren, welche unkontrolliert sein Gesicht hinunter liefen. Hektisch schnappte der junge Niederländer nach Luft, versuchte seine Fassung wieder zu erlangen und wusste gleichzeitig, dass er dazu nicht in der Lage sein würde. Viel zu tief saß die nagende Panik, welche jetzt auch dafür sorgte, dass sein Brustkorb sich viel zu eng anfühlte und somit einen tiefen Atemzug unmöglich zu machen schien. Immer mehr Tränen liefen aus seinen Augen und er krallte seine Hände so gut es ging in die Armlehnen, versuchte sich so im hier und jetzt zu halten und nicht vollkommen der sich anbahnenden Panikattacke zu verfallen. Seine Hände kribbelten, sein Gesicht fühlte sich merkwürdig taub an und der Rest seines Körpers war komplett versteift, während das Flugzeug immer höher stieg.

Max war sich sicher, er würde in diesem Käfig aus Metall mehrere Kilometer über der Erde sterben. Dieser Gedanke löste eine neue Welle der Panik aus, auf welche eine neue Wellen an Tränen folgte und er presste die Augen fest zusammen. Er fühlte sich als würde er fallen, als wäre alle Hoffnung dieser Erde verloren und wenn er schon sterben würde, dann wollte er wenigstens nicht dabei zu sehen.

Und dann war da plötzlich Druck an seiner Hand und ein warmes Gefühl breitete sich aus. Sein Verstand konnte nicht verarbeiten, was gerade passierte, war immer noch zu tief gefangen in seiner Panik und so handelte er instinktiv und klammerte sich so fest er konnte an die neu gewonnene Quelle der Stabilität, welche ihm das Gefühl gab, immer mehr ins Hier und Jetzt zurückzukommen.

„Max? Max, kannst du bitte die Augen aufmachen?"

Die Stimme, welche plötzlich neben ihm aufgetaucht war, lullte ihn ein und gab ihm ein Gefühl der Sicherheit, weshalb er so tief er konnte durchatmete und dann der Aufforderung nachkam. Doch kaum, dass er die Augen geöffnet hatte fühlte es sich an, als wäre ein Eimer mit Eiswasser über seinem Kopf entleert worden. Neben ihm auf dem Gang kniete Mick, hielt seine Hand umschlossen und sah ihn aus großen, sorgevollen blauen Augen an.

Er hatte sich bis auf die Knochen blamiert, er war ein Verstappen, er durfte nicht so die Fassung verlieren. Wenn sein Vater das erfahren würde...

Eilig entzog Max dem Jüngeren seine Hand, schnallte sich trotz des dumpfen Gefühl in seinem Inneren immer noch zitternd ab und drängelte sich eilig mit erneut feucht werdenden Augen an dem Deutschen vorbei. Er kam ein paar sehr wacklige Schritte weit, dann schloss sich erneut eine Hand um sein Handgelenk und hinderte ihn am Weiterkommen.

Der junge Holländer spürte wie ein Wimmern in seiner Kehle hochstieg und die Tränen drohten zu fließen. Er war erbärmlich, er war...

„Max..."

„Es tut mir leid. Es tut mir leid. Es geht gleich wieder. Gib mir einen Moment, ich kann mich kontrollieren, ich kann..."

Er presste die Augen fest zusammen und fühlte die heiße Tränenflüssigkeit über seine Wangen laufen, während er weiterhin vor sich hin stammelte.

„Max, du brauchst dich doch für nichts zu entschuldigen. Was ist los? Wie kann ich dir helfen?"

„Ich...ich..."

„Komm, setz dich erstmal."

Sanft drückte Mick seinen Kollegen in einen der gepolsterten Sitze, kniete sich dann vor diesen, um auf Augenhöhe zu sein und verschränkte ihre Hände wieder miteinander, schließlich hatte er gefühlt, wie Max sich vor seinem Ausbruch an seine Hand geklammert hatte.

„Max, kannst du bitte einmal tief durchatmen? Du musst versuchen, etwas ruhiger zu werden."

Stumm nickte sein Gegenüber und nach einigen noch sehr kurzen und abgehackten Atemzügen schien es so, als würde sich die Lunge des Holländers wieder ausreichend mit Luft füllen.

„Sehr gut, ich bin stolz auf dich. Kannst du mir jetzt sagen, was los ist?"

„Gott, das ist so lächerlich."

„Max, nichts ist lächerlich, wenn es so eine Reaktion in dir auslöst."

„Aber mein Vater..."

„Dein Vater geht mir ehrlich gesagt am Arsch vorbei. Deine Gefühle sind valide Max. Egal, was Jos versucht hat dir einzureden."

Max wirkte einige Momente so, als würde er überlegen, was er als nächstes tun sollte, dann seufzte er ergeben auf und ließ den Kopf sinken.

„Ich hab Flugangst."

Zerknirscht blickte er durch seine blonden Wimpern zu Mick auf, wartete darauf, dass dieser anfangen würde ihn auszulachen, doch der junge Deutsche schaute ihn nur weiter aus diesen sorgevollen Augen an und ihm wurde etwas warm ums Herz.

„Du kannst ruhig drüber lachen."

„Und warum sollte ich das tun?"

„Vielleicht weil es absolut erbärmlich ist, wie ich mich aufführe?"

„Ist es nicht. Ich weiß nicht, was dein Vater dir erzählt hat, aber es ist vollkommen normal, Ängste zu haben. Du darfst Emotionen haben Max. Du darfst ängstlich sein und glücklich und sauer. Du bist ein Mensch. Jeder Mensch hat Angst vor irgendwas."

Max blieb stumm.

„Ich nehme an, in deinem Koffer war irgendwas, um dir zu helfen?"

„Ja...ich hab mir vom Arzt Tabletten verschreiben lassen."

„Okay, da kommen wir jetzt nicht dran. Können wir sonst noch was machen?"

„Wir?"

„Natürlich. Ich will dir helfen?"

„Aber warum?"

„Das ist ein Scherz, oder? Weil du mir verdammt wichtig bist. Was du wüsstest, wenn du in den letzten Monaten auch nur einmal mit mir alleine gesprochen hättest. Ich mach dir keine Vorwürfe, ich kenn deinen Vater und ich weiß, wie...speziell Jos sein kann. Also nochmal: gibt es was, was ich tun kann, um dir zu helfen?"

Jetzt lag es an Max, den Haas Piloten mit großen Augen anzustarren, während sein Kopf versuchte zu verarbeiten, was er gerade gehört hatte. Mick mochte ihn. Er war Mick wichtig. Die Wärme, welche zuvor zaghaft durch seine Brust gekrochen war breitete sich nun rasend schnell aus, verdrängte den letzten Rest des Gefühls der Panik und zum ersten Mal, seit sie dieses Flugzeug betreten hatten, hatte Max das Gefühl, wieder klar denken zu können.

„Könntest du dich neben mich setzt und...einfach meine Hand halten? Du gibst mir ein Gefühl von Sicherheit."

Er lächelte scheu zu seinem Gegenüber, auf dessen Gesicht sich jetzt auch ein Lächeln geschlichen hatte. Mick erhob sich aus seiner hockenden Position und ließ sich neben Max in einen der gepolsterten Sessel fallen, verfestigte den Griff um dessen Hand nochmal und führte ihre verschränkten Hände dann in Richtung seines Gesichtes. Stumm und mit angehaltenem Atem verfolgte Max die Bewegung und sah zu, wie der Jüngere einen sanften Kuss auf seinen Handrücken hauchte, eher er die Hände auf dessen Oberschenkel ablegte.

„Ich bin bei dir."

„Bleibst du auch?"

„Wenn du das willst."

Stumm nickte Max und ließ dann seinen Kopf auf die Schulter des Deutschen sinken. Und zum ersten Mal konnte er den Text des Liedes, welches er als kleines Kind immer gehört hatte, verstehen. Über den Wolken schien die Freiheit wirklich grenzenlos zu sein.


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