Oscar x Theo
Warnung: Depressionen
Sätze von Fanfictionseins
Was wenn ich's mehr heim schaffe? Wie lange würd es dauern, bis es jemand, dem ich wichtig bin, merkt?
In meinem Abschiedsbrief den ich nicht schreibe, steht "Du liebst jemanden, der sich leider manchmal selbst nicht liebt"
Idee: aus einem Brainstorming mit Fanfictionseins und PhiHi20
Satz von LadySoccer455: "Ich kann das heute nicht" "Zu viel?" "Ja, viel zu viel"
Oscar
"Hey", lächelte ich sanft in mein Handy. Ich war gerade in Australien bei meiner Familie, während Theo in unserer gemeinsamen Wohnung in England saß. Ich wusste, dass es durch den Zeitunterschied bei ihm schon später Nachmittag war, weshalb ich einen Anruf als passend empfunden habe.
Ein mattes Lächeln erreichte mich. Augenblicklich wurde mir klar, dass heute ein schlechter Tag war. Genau genommen war vorgestern der einzig gute Tag in den letzten zwei Wochen, seit ich hier war. "Wie geht es dir?", fragte ich trotzdem nach.
Theo zuckte mit den Schultern und verlor das Lächeln, welches eh mehr wie eine Maske gewirkt hatte, welche nicht auf sein Gesicht passte. "Bist du heute schon aufgestanden?", fragte ich nach um abschätzen zu können, wie schlimm es heute war. Theo war depressiv, dass wusste ich. Daraus hatte er mir gegenüber nie ein Geheimnis gemacht und ich wusste, dass es gute Tage gab, an denen man meinen könnte er wäre vollkommen gesund.
Doch es gab eben auch schlechte Tage an denen überhaupt nichts okay war und an denen selbst das Aufstehen eine Herausforderung darstellte. Doch seit ich nach Australien geflogen war, fand man die schlechten Tage wie Sand am Meer. Zu meiner Erleichterung nickte er leicht "Ich musste auf Klo", erklärte er.
Ich beschloss ihm keinen Vortrag zu halten, dass würde jetzt sowieso nichts bringen. "Okay, hast du Lust mit mir zu reden, oder wollen wir einen Film gucken?" Ich würde ein Gespräch definitiv bevorzugen, aber ich hielt den Film für realistischer. "Film", erwiderte Theo wie erwartet leise. Ich nickte und öffnete schon einmal Netflix.
Er ließ mich einen Film aussuchen und schaute ihn dann schweigend mit mir. Mir fiel auf, dass seine Gedanken immer wieder abschweiften und er nicht wirklich beim Film war. Doch auch das ließ ich unkommentiert. Solche Tage gab es und es gab auch solche Phasen. Solange er noch aß und schlief war alles im Rahmen.
"Was gibt es heute bei dir zum Abendessen?", holte ich ihn aus seinen Gedanken, als der Film schon gute zwanzig Minuten zu Ende war und er es nicht merkte. "Hm?", murmelte er und sah mich fragend an "Was du heute Abend isst?", fragte ich erneut. Er zuckte mit den Schultern "Keine Ahnung", blieb er ungenau.
Irgendwann hatte ich mich verabschiedet, weil meine Eltern einen Ausflug mit mir machen wollten. Theo hatte nur genickt und "Viel Spaß", gemurmelt. Ich hatte ihn daran erinnert, dass ich ihn liebte und er mir wichtig war, doch darauf kam keine nennenswerte Reaktion. Er hatte aufgelegt und ich mit einem frustrierten Seufzen mein Handy weggelegt.
Ich wurde den Gedanken nicht los, dass der Besuch bei meiner Familie ihn weiter in sein Loch trieb und seiner Krankheit den Sauerstoff zum weiterbrennen gab. Alles schrie danach wieder nach England zu fliegen und Theo aus diesem Tief zu helfen. Doch mein Aufenthalt hier war noch für drei weitere Wochen geplant gewesen. Natürlich konnte ich den Flug vorverlegen. Meine Eltern würden es verstehen und mir nicht böse sein.
Nur wollte ich nicht zurück nach England. Ich war jetzt das erste Mal seit 22 Monaten wieder in meiner Heimat und es hatte mir verdammt gefehlt hier zu sein. Ich mochte England keine Frage, aber mit Australien konnte es eben doch nicht mithalten. Ich schüttelte den Kopf. Ich würde hierbleiben. Ich hatte auch ein Recht mal an mich zu denken und ein paar Wochen in meiner Heimat zu verbringen.
Außerdem hatte Theo mir versprochen mit Bescheid zu sagen, wenn es nicht mehr ging. Würde es wirklich schlimm werden, würde er mir Bescheid sagen und ich würde meinen Besuch hier abbrechen. Doch solange das nicht der Fall war, würde ich mir zum ersten Mal in den letzten 22 Monaten erlauben an mich selbst zu denken.
Denn natürlich hing das lange Fernbleiben von Zuhause auch mit der Pandemie zusammen. Doch eben nicht nur. Es wäre möglich gewesen früher herzukommen, doch Theo zur Liebe hatte ich es nicht getan. Ich würde ihm das nie vorwerfen, immerhin war es meine eigene Entscheidung gewesen. Doch jetzt gerade wollte ich auch mal mich selbst nach vorn setzten.
Ich verließ mein Zimmer und lächelte meiner Mutter entgegen "Bist du soweit?", wollte sie wissen. Ich nickte und ließ mir einen Kuss auf die Wange geben "Wie geht es Theo?", wollte sie wissen, während wir zum Auto ging, wo mein Vater schon wartete. "War schon mal besser, aber es wird schon werden"
Zwei Tage später saß ich im Wohnzimmer meiner Eltern, als ich durch mein Instagram Feed ging. Erschrocken öffnete ich innerhalb von Sekunden WhatsApp 'Stimmt das?' tippte ich ein und schickte die Nachricht an Theo.
Während ich auf eine Antwort wartete ging ich auf Google und gab in die Suchleiste 'Theo Pourchaire Corona' ein. Sofort wurden mir mehrere Schlagzeilen angezeigt. Wieder öffnete ich den Chat mit meinem Freund 'Hast du Corona?' Mir fiel auf, dass das fieser klang als gewollt. Also schickte ich eine weitere Nachricht hinterher 'Ist es schlimm?'
Theo antwortete mir nicht. Auch eine Stunde später kam nichts von ihm. Ich rief ihn an und wurde weggedrückt. Verblüfft sah ich mein Handy an. Er hatte mich noch nie weggedrückt. Ich rief erneut an, wieder drückte er mich weg. Bei viertem Anruf war sein Handy aus.
Nervös wippte mein Bein viel zu schnell auf und ab und machte meine Mutter kirre. "Hör auf damit", verlangte sie. Ich zwang mich mein Bein still zuhalten und bemerkte nicht, dass es keine dreißig Sekunden dauerte, bis es wieder auf und ab wippte. Zwei Mal sah sich mein Vater das noch mit an, dann stand er auf und hielt mein Bein fest "Was ist los?", wollte er wissen.
Ich seufzte und wusste, dass ich keinen der beiden anlügen konnte. Sie hatten beide schon vor Jahren gelernt meine Lügen zu durchschauen. "Theo hat Corona und ignoriert mich", sofort wurde der Gesichtsausdruck meiner Mutter sanfter "Der schläft bestimmt nur. Kein Grund zur Sorge", lächelte sie sanft.
Ich schüttelte den Kopf "Nein, er hat mich aktiv weggedrückt", erklärte ich und sah die kleine Sorgenfalte auf der Stirn meiner Mutter auftauchen. "Vermutlich möchte er gerade alleine sein und nicht mit dir sprechen", schlussfolgerte mein Vater. Ich verdrehte die Augen "Ja, offensichtlich", murrte ich und bekam einen strafenden Blick für das Augendrehen und den Tonfall.
Drei weitere Tage ließ ich mich von Theo ignorieren. Dann wurde meine Sorge zu groß. Ich hatte ihm mittlerweile hunderte Nachrichten geschickt und ich hatte ihn mindestens halb sooft angerufen. Doch alles ohne Erfolg. Es kam kein Lebenszeichen von ihm. "Das wars, ich fliege zu ihm", beschloss ich.
"Schatz, dass ich Schwachsinn. Er ist so oder so in Quarantäne. Du könntest auch von England aus nichts ausrichten", hielt meine Mutter mich zurück. "Nein, du verstehst das nicht. Er hatte schon vor der Infektion eine schwere Phase und das wurde durch meine Abwesenheit nur noch schlimmer. Wenn es ihm jetzt zusätzlich auch noch körperlich schlecht geht, weiß ich nicht zu was er im Stande ist", fuhr ich meine Mutter an.
"Theo hat sich noch nie selbst verletzt", hielt sie dagegen "Du übertreibst Oscar. Er ist ein erwachsener Mann und kann auf sich selbst aufpassen", ich schüttelte den Kopf und griff nach meiner Jacke. Es stimmte, Theo hatte sich noch nie selbst was angetan, aber irgendwann war immer das erste Mal und es wäre nicht untypisch für sein Krankheitsbild. "Ich muss zu ihm", stellte ich klar und griff nach meinem Rucksack.
Meinen Koffer ließ ich hier, den könnte ich nächstes Mal mitnehmen. "Oscar", rief mein Vater mir hinterher. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. Entgegen meiner Erwartungen nahm er mich in den Arm "Tu was du für richtig hältst und hör auf den Bauchgefühl", murmelte er. Ich nickte "Danke Dad", damit verließ ich das Haus.
Mein Bauchgefühl schrie mich schon seit zwei Tagen an, dass ich endlich nach England sollte. Genau das tat ich jetzt. Ich setzte mich in den nächsten Flieger und wartete ungeduldig, bis ich endlich wieder englischen Boden unter den Füßen hatte. Dadurch dass ich nur den Rucksack mit hatte musste ich nicht auf einen Koffer warten und verließ innerhalb weniger Minuten den Flughafen.
Ich hatte mir ein Taxi genommen und während der Fahrt erneut mehrfach versucht Theo zu erreichen. Doch sein Handy war aus, genau wie die letzten Tage. Ich wusste nicht ob ich übertrieb. Unter Umständen war sein Handy nur kaputt gegangen und wegen seiner Infektion konnte er sich kein neues kaufen gehen und musste warten bis ein bestelltes ankommen würde.
Doch innerlich wusste ich, dass das nicht der Fall war. Theo hatte weder ein neues Handy bestellt, noch hatte er seins kaputt gemacht. Er hatte einfach nur aktiv sein Handy ausgeschaltet, nachdem er mir durch wegdrücken deutlich gemacht hatte, dass er nicht mit mir reden wollte.
Bei jedem anderen würde es mich nicht so sehr stören, wie bei Theo. Doch andere waren auch nicht mein Freund und bei anderen formten sich in meinem Kopf auch nicht schon seit Tagen Gedanken, dass es Theo schlechter denn je ging und ich nicht da war um aufzupassen. Mag sein, dass meine Reaktion übertrieben war, doch ich würde es mir nie verzeihen, wenn er sich etwas antat und ich es nicht verhindern konnte, nur weil ich auf die Meinung anderer gehört hatte.
Ich bezahlte den Fahrer und kramte meinen Schlüssel raus. Im Inneren der Wohnung war es dunkel. Alle Rollläden waren unten und die Fenster geschlossen. Es war stickig und stank. Ich stellte meinen Rucksack neben der Tür ab und tastete nach dem Lichtschalter. Wenige Sekunden später wurde der Flur von grellem Licht durchflutet. Ich sah mich um. Im Wohnzimmer fand ich den Grund für den Gestank.
Theo hatte eine Pizza bestellt und diese offensichtlich weder aufgegessen, noch weggeworfen. Ein pelziger Schimmel hatte sich auf dem Belag abgesetzt und mir wurde augenblicklich schlecht. Während ich mir die Nase zuhielt öffnete ich die Wohnzimmerfenster zusammen mit den Rollläden.
Tageslicht erhellte den Raum und ein kalter Luftstrom spülte Sauerstoff herein. Ich ging in die Küche um einen Müllbeutel zu holen und entdeckte eine weitere Gestanks Quelle. Die Spüle war voller benutztem Geschirr und die daran klebenden Reste schimmelten ebenfalls in aller Ruhe vor sich hin.
Ich spürte wie mir ein wenig Magensäure hochkam, als ich daran dachte, dass wir von diesen Tellern wieder essen würden. Schnell schluckte ich und öffnete dann auch hier das Fenster. Ich ließ Wasser in die Spüle laufen und tat so, als würde dass das Problem irgendwie lösen. Mit einem Müllbeutel bewaffnet und spitzen Finger entsorgte ich die Pizza inklusive Karton. Ich ging wieder in die Küche und benötigte alle Willenskraft mich nicht tatsächlich zu übergeben, als ich die Essensreste abkratzte und ebenfalls in den Beutel beförderte.
Das Geschirr stellte ich in den Geschirrspüler, welcher jetzt mit dem heißesten und längsten Programm lief. Den Beutel mit dem schimmelnden Essen band ich angewidert zu und stellte ihn an die Straße. Ich wusste, dass die Müllabfuhr erst in drei Tagen kommen würde, aber ich wollte den Inhalt des Sackes nicht länger im Haus haben.
Danach ging ich durch alle Räume und öffnete die Fenster, während ich Theo suchte. Finden tat ich diesen Schlussendlich im Schlafzimmer. Auch hier war es dunkel, stickig und viel zu warm. Ich schloss die Tür hinter mir und öffnete ebenfalls die Fenster. Theo regte sich nicht. Ich hatte mit Protest gerechnet, weswegen ich mich verwirrt zu ihm umdrehte.
Er schlief, stellte ich fest. Sein äußeres Erscheinungsbild passte zu dem Zustand der Wohnung. Sein Bartwuchs, welcher im letzten Jahr eingesetzt hatte, sorgte für einen unregelmäßigen Flaum in seinem Gesicht, der stellenweise recht lang war. Seine Haare waren definitiv schon eine Weile nicht gewaschen wurden und dem Geruch seines Körpers nach zu urteilen traf das auch im Allgemeinen auf ihn zu.
Ich zog meine Hose und den Pulli aus, dann legte ich mich nur in Boxershorts und Shirt unter ihn und zog ihn sanft an meine Brust. Mir war bewusst, dass ich mich gerade höchstwahrscheinlich ansteckte, aber es konnte mir nicht egaler sein.
Die Wohnung und Theos Erscheinungsbild hatten meine Befürchtungen bestätigt. Dass es ihm schon schlecht ging bevor ich geflogen war, wusste ich. Dass ihm während ich weg war noch schlechter ging hatte ich auch gewusst und die Diagnose hatte ihm offensichtlich jeglichen Boden unter den Füßen weggezogen. Noch nie war es so schlimm, dass er es tagelang nicht schaffte duschen zugehen, aufzuräumen und was weiß ich was zu tun.
Theo schien meine Anwesenheit wahrzunehmen. Er kuschelte sich an mich und gab zufriedene Laute von sich. Lächelnd hauchte ich ihm einen Kuss auf die Stirn und strich zärtlich über seine Wange "Oscar?", murmelte er leise und drehte sich um.
Ich bemerkte, dass er dünner geworden ist und notierte mir innerlich ihn wieder etwas aufzupäppeln. "Ich bin hier", erwiderte ich zärtlich. "Ich träume", murmelte er und vergrub trotzdem sein Gesicht an meinem Hals. Ich strich sanft über seinen Rücken und nahm wahr, wie sein Körper anfing zu zittern.
"Schh", murmelte ich leise und strich weiter über seinen Rücken "Ich vermisse dich so Os, bitte komm wieder. Ich kann das nicht ohne dich", weinte er leise. Ich spürte wie sich mein Herz schmerzhaft zusammen zog bei dem gebrochenen Klang seiner Stimme. "Ich bin doch hier", versuchte ich ihn zu beruhigen, doch Theo krallte sich einfach näher an mich.
"Ich will nicht aufwachen, kannst du nicht einfach hierbleiben?", schluchzte er. Ich drückte ihn fester und realisierte, dass er nicht zwischen Realität und Traum unterscheiden konnte. "Ich bin bei dir Cherie, es ist okay. Ich lasse dich nicht alleine", redete ich leise auf ihn ein.
Es dauerte, doch irgendwann hatte Theo sich in den Schlaf geweint und ich fragte mich wie oft er das in letzter Zeit getan hatte. Er schlief zwei Stunden. Zwei Stunden in denen ich ihn fest im Arm hielt und einfach seine Nähe genoss.
"Träume ich immer noch?", murmelte Theo irgendwann leise. Ich lächelte ihn an und strich ihm sanft eine Strähne aus dem Gesicht "Nein, du bist wach Cherie", erklärte ich ihm und beobachtete wie seine Mimik von erleichtert zu entsetzt wechselte.
Er löste sich von mir und rutschte so weit weg wie möglich "Was machst du hier? Oscar ich habe Corona, du kannst nicht hier sein", erklärte er panisch. Ich nickte leicht "Ich weiß, aber ich bin schon seit ein paar Stunden hier, ich habe mich vermutlich eh schon angesteckt, also ist es jetzt eh zu spät. Komm wieder her", er schüttelte den Kopf "Vielleicht ist es noch nicht zu spät", hielt er dagegen.
Ich kam ihm entgegen und kniete mich vor ihn. Er presste sich in die Ecke des Raumes und versuchte Abstand zwischen uns zubringen. Sanft umschloss ich seine Hand mit meiner. "Theo, ich wusste, dass ich mich anstecken würde, wenn ich herkomme und es ist okay. Du bist mir wichtiger. Ich hatte Angst um dich, ich musste einfach bei dir sein und sicher gehen, dass du klar kommst."
Eine Träne löst sich aus seinem rechten Auge "Mir geht es gut", murmelte er und ich wusste nicht wann ich etwas Unglaubwürdigeres gehört hatte. Ich zog ihn in meine Arme und blieb still. Er weinte leise und klammerte sich an mich. Ich hielt ihn fest und ließ ihn weinen.
Irgendwann löste er wieder und strich sich über die nassen Wangen "Kann ich dich was fragen?", wollte er leise wissen. Ich nickte "Immer", er nickte leicht "Was wenn ich's mehr Heim schaffe? Wie lange würd es dauern, bis es jemand, dem ich wichtig bin, merkt?", seine Stimme klang leise und ich wusste instinktiv, dass er sich über diese Frage schon länger den Kopf zerbrach.
Ich legte meine Hände um sein Gesicht und wartete bis er mich ansah "Es würde mir sofort auffallen. Ich denke immerzu an dich. In den letzten Tagen, als dein Handy aus war habe ich dir stündlich Nachrichten geschrieben. Ich habe mir so Sorgen um dich gemacht. Ich hatte Angst das sonst was mit dir passiert ist und habe auf nichts mehr gehofft, als auf eine Nachricht oder einen Anruf von dir. Ich habe keine Ruhe gefunden, weil ich die ganze Zeit daran gedacht habe, wie es dir geht. Ich verspreche dir, dass es mir innerhalb einer Stunde auffallen würde. Vermutlich früher."
Theo nickte leicht und deutete auf seinen Nachtisch "Mein Handy lag die ganze Zeit da, aber ich habe es nicht geschafft es anzumachen. Ich wusste, dass du mir geschrieben haben würdest, aber mit jeder neuen, verstrichenen Stunde wusste ich, dass neue Nachrichten darauf sein würden und umso schwerer fiel es mir es wieder anzumachen. Ich hab's nicht geschafft, tut mir leid", murmelte er. Ich lächelte sanft "Ist okay, jetzt bin ich hier und kann mich selbst davon überzeugen wie es dir geht."
Theo stiegen wieder Tränen in die Augen "Es geht mir nicht gut Oscar", hauchte er und sah mich verzweifelt an. Ich nickte leicht "Ich weiß." "Ich wollte dich nicht von deiner Familie fernhalten, deswegen habe ich dich nicht gebeten zurück zukommen", erklärte er. Ich nickte wieder "Ich weiß", versicherte ich ihm ein weiteres Mal.
"Bitte sei nicht sauer auf mich", hauchte er und fing wieder richtig an zu weinen. Dass er so heute so nah am Wasser gebaut war, war wohl das beste Indiz dafür wie es in ihm aussah.
Ich zog ihn an meine Brust und strich sanft über seinen Kopf "Ich bin nicht sauer, ich bin einfach nur froh jetzt hier zu sein", versicherte ich ihm. Theo weinte in mein Shirt und ich hielt ihn, während wir immer noch auf dem Biden in der Ecke des Schlafzimmers saßen.
Es dauerte doch Theo schaffte es ein weiteres Mal sich zu beruhigen, während ich geduldig darauf wartete. Irgendwann lehnte er nur noch an mir. Immer wieder verteilte ich liebevolle Küsse auf seinen fettigen Haaren und genoss seine Nähe "Wollen wir vielleicht duschen gehen?", fragte ich sanft nach.
Er schüttelte leicht den Kopf "Ich kann das heute nicht", murmelte er "Zu viel?", hakte ich verständnisvoll nach und küsste weiter sanft seine Haare. "Ja, viel zu viel", hauchte er schwach und mit zittriger Stimme. Ich konnte hören, dass er schon wieder Tränen in den Augen hatte und beschloss fürs erste nichts mehr zu sagen um ihn nicht ein weiteres Mal an diesem Tag zu überwältigen.
Ich hatte mittlerweile begriffen, dass heute fast alles zu viel sein würde. Deswegen reduzierte ich meine Pläne für den heutigen Tag auch darauf, dass wir nur noch was essen würden. Sein Körper zeigte deutlich, dass er das in den letzten Tagen nicht geschafft hatte, aber jetzt war es notwendig.
"Lass uns ins Bett gehen", schlug ich vor. Theo nickte leicht und ließ sich von mir hochziehen. Ich brachte ihm zum Bett und küsste dann sanft seine Stirn "Ich bin gleich wieder da", versprach ich und wartete auf sein bestätigendes Nicken.
Ich verließ das Schlafzimmer und machte alle Fenster wieder zu. Es herrschte eine deutliche bessere Luft vor und auch der Gestank hatte sich verabschiedet. Ich lief in die Küche, schloss auch dort das Fenster und öffnete dann den Kühlschrank. Dieser gab nichts essbares mehr her. Dafür stand zehn Minuten ein zweiter Sack an der Straße, welchen ich mindestens genauso angewidert gepackt hatte.
Der Geschirrspüler war fertig, aber ich traute dem ganzen nicht und stellte dasselbe Programm noch ein zweites Mal an. Mit meinem Handy ging ich wieder ins Schlafzimmer "Was willst du essen?", fragte ich während ich mich neben Theo auf das Bett setzte. "Ich habe keinen Hunger", erklärte er sofort. Ich nickte "Habe ich mir gedacht, aber du musst trotzdem was essen", Theo schüttelte den Kopf "Ich will nicht, ich will nur schlafen", murmelte er.
Das war immer so, wenn Theo einen besonders schlechten Tag hatte. Dann konnte er nie genug geschlafen haben. Wie oft hatte er schon einen ganzen Tag inklusive Nacht geschlafen und trotzdem verkündigt er wolle weiter schlafen? Mir war bewusst, dass das mehr Flucht vor dem Wachsein, als Müdigkeit war.
"Wir machen einen Deal okay?", er nickte zaghaft "Du suchst dir jetzt was zu essen aus, ich bestelle es und dafür können wir von mir aus den ganzen Tag schlafen und kuscheln", sofort nickte er. Ich lächelte und hielt ihm mein Handy hin, auf welchem schon die Speisekarte eines Lieferdienstes offen war.
Bis es klingelte kuschelten wir und ich bemühte mich Theo Sicherheit zu vermitteln. Irgendwann klingelte es, ich teilte dem Lieferanten über die Gegensprechanlage mit, dass er das Essen einfach vor die Tür stellen sollte und legte dann passend Geld raus.
Durch den Türspion beobachtete ich ihn und wartete bis er wieder weg war, dann holte ich das Essen und brachte es hoch zu Theo. Dieser hatte wieder begonnen zu weinen. Perplex, weil ich nicht wusste, was dafür verantwortlich war.
Ich stellte das Essen neben das Bett und zog ihn in meine Arme. Er klammerte sich an mich und schluchzte auf. Ich hielt ihn fest in meinem Arm und begann ruhig auf ihn einzureden. Theo sah mich aufgelöst an "Wieso liebst du mich?", wollte er wissen. Ich strich ihm die Tränen weg und als neue nachkamen küsste ich sie liebevoll weg.
"Ich liebe dich, weil du ein guter Mensch bist. Ich kann es nicht beschrieben, aber du hast einfach eine Ausstrahlung die gut ist. Du hast mir vom ersten Tag an das Gefühl gegeben, dass du mich nie verurteilen würdest. Du bist loyal und ehrlich. Du sagst was du denkst und malst meine Welt nicht rosarot aus, sondern bliebst realistisch. Du bist zielstrebig, egal wie es gerade in deinem Leben aussieht, du findest immer die Energie um für deinen Traum zu finden. Vollkommen egal, ob es für alles andere nicht ausreicht und du am liebsten den ganzen Tag schlafen würdest. Wenn es ums fahren geht findest du immer genug Energie um dir selbst nicht im Weg zustehen. Mit genau der gleichen Hartnäckigkeit hast du dafür gekämpft, dass ich mit dir zusammen komme und genauso hartnäckig bist, wenn es darum geht Energie und Zeit in unsere Beziehung zu investieren. Du hast mich nie hängen gelassen oder versetzt, sondern immer deutlich gemacht, dass ich dir wichtig bin. Du hast es innerhalb weniger Wochen geschafft mich so gut zu kennen und zu durchschauen, wie kein anderer. Du hast dich nie von meinen Fehlern abschrecken lassen und du hast mich immer vor anderen verteidigt. Du hast noch nie etwas verboten und du hast mich noch nie davon angehalten etwas zu tun, wenn ich es tun wollte. Du hast mich immer unterstützt und du zeigst Verständnis, wenn ich es brauche. Du bist ein sicherer Hafen für mich und ich versuche dir al das zurückzugeben in dem ich dich ebenfalls liebe."
Theo weinte immer noch, doch es hatte sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen geschlichen. Ich küsste erneut seine Tränen weg und zog ihn an mich "Wieso fragst du?", wollte ich wissen. "Ich habe eben nur daran gedacht, dass in meinem Abschiedsbrief den ich nicht schreibe, steht 'Du liebst jemanden, der sich leider manchmal selbst nicht liebt' und dass hat mich zu der Frage geführt, wieso du mich liebst, wenn ich es doch nicht mal schaffe mich selbst zu lieben", erklärte er.
Ich wusste, dass es nichts gab, dass ich darauf antworten könnte und drückte ihn deswegen einfach nur fester an mich, bis mir doch etwas einfiel, dass ich dazu sagen könnte "Ich werde dich für uns beide lieben, bis du es selber wieder kannst", Theo erwiderte nach diesen Worten den Druck und ich zeigte ihm ein weiteres Mal an diesem Tag durch Küsse auf seine Haare meine Zuneigung.
Irgendwann hatte er sich wieder beruhigt und sah zu mir auf "Können wir essen, damit ich schlafen kann?", ich nickte und holte das Essen hoch. Es waren gebratene Nudeln für uns beide und Frühlingsrollen. Stumm aßen wir. Theo schob nach der Hälfte seine Portion von sich. Ich schenkte ihm ein sanftes Lächeln und aß meins auf. Dann stellte ich alles weg und zog ihn in meine Arme "Schlafen?", fragte ich nach. Er nickte und kuschelte sich näher an meine Brust.
"Danke dass du hier bist"
°°°
Das hat deutlich länger gedauert als erwartet, aber jetzt ist der os fertig. Ich hoffe ich bin niemandem zu Nahe getreten und falls doch tut es mir leid. Ansonsten möchte ich auch hier darauf aufmerksam machen, dass es nur langsam und unregelmäßig zum Upload kommen wird, weil ich mit dem lernen fürs Abi beschäftigt bin. Habt eine schöne Rest Woche und passt auf euch auf :)
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