Jüri x Liam
MoNiQuE-23 "Herzlichen Glückwunsch du hast überlebt. Jetzt leb mit dem Trauma"
f1_oneShots "Dir geht es nicht gut!"
Hanschi04 "Du bist in Sicherheit. Dir passiert nichts"
KathaD97 "Du musst damit nicht alleine klar kommen"
TW: Selbst verletztendes Verhalten
Jüri
Ich saß neben Liam im Flugzeug und hatte meinen Kopf auf seine Schulter gelegt. Ich wollte den Flug mit schlafen verbringen, da ich da in der letzten Nacht nicht dazu gekommen war.
"Ist das okay?", fragte ich sicherheitshalber nach. Liam nickte "Klar", damit kuschelte ich mich zufrieden näher an ihn und schloss die Augen.
Dank des Schlafmangels schlief ich noch bevor das Flugzeug auf der Startbahn angekommen war. Neben Liam schlief ich wie erwartet gut.
Ich stand schon lange auf ihn und hatte das Gefühl, dass wir uns langsam näher kamen. Wir hatten sogar schon ein Date hinter uns, was eigentlich wirklich gut lief.
Durch Turbulenzen wurde ich wieder wach. Ich störte mich nicht an einem unruhigen Flug, aber zum schlafen war das eher unpraktisch. Ohne was an meiner Position zu verändern öffnete ich die Augen.
Ich sah, dass Liam seine Finger in seinen Oberschenkel vergraben hatte. Irritiert beobachtete ich das eine Weile. Als das Flugzeug das nächste Mal absackte traten seine Knöchel weiß hervor.
Sanft legte ich meine Hand auf seine und sah zu ihm auf. Ich stellte fest, dass er echt blass war und weinte. Schnell richtete ich mich auf und zog ihn an mich. Jetzt schluchzte er auch auf und krallte sich an mich.
"Mach das es aufhört", flehte er unter Tränen. "Was ist denn los?", wollte ich wissen. Liam antwortete nicht, er klammerte sich weiter an ich und weinte.
Ich begann auf ihn einzureden und über seinen Rücken zu streichen. Irgendwann legten die Turbulenzen sich und auch Liam beruhigte sich etwas.
Er löste sich langsam von mir und wischte sich über die Augen. Er war immer noch zu blass für meinen Geschmack aber wenigstens weinte er nicht mehr.
Stattdessen griff er jetzt nach meiner Hand "Ist das okay?", fragte er. Sofort nickte ich. Gerade war alles okay, was ihm half sich zu beruhigen. "Was war gerade los?", wollte ich wissen.
Er presste verbittert die Lippen zusammen und sah aus dem Fenster "Liam?", fragte ich vorsichtig nach. Sein Gesichtsausdruck war hart geworden und wenn ich es nicht besser wüsste hätte ich jetzt vermutlich Angst vor ihm "Herzlichen Glückwunsch du hast überlebt. Jetzt leb mit dem Trauma", seine Stimme war ohne jegliche Emotionen und stand so sehr im Gegensatz zu seinem Ausbruch von vor wenigen Minuten.
"Was meinst du?", wollte ich irritiert wissen. Sein ganzes Auftreten gerade passte nicht zu ihm. Er sah mich mit angespannter Kiefermuskulatur an - was nebenbei gesagt wirklich heiß aussah.
"So spielt das Leben Jüri. Plötzlich findest du dich in einer Situation wieder auf die dich keiner vorbereitet hat. Du überlebst es und musst mit dem Trauma klarkommen", ich sah ich schockiert an "Was für eine Situation war das?", wollte ich vorsichtig wissen.
"Das musst du nach eben noch fragen?", ich nickte leicht und sah auf unsere Hände, die nach wie vor verschränkt waren.
"Hab ich dir mal erzählt, dass ich als Kind mit meinen Eltern in einem Flugzeug abgestürzt bin?" Mit aufgerissenen Augen sah ich ihn an "Du bist was?", fragte ich etwas zu laut.
"Wir waren nicht auf Flughöhe. Genau genommen waren es nur wenige Meter und eine sehr holprige Landung. Wenige Sekunden nach dem Start waren die Motoren ausgefallen, weshalb wir wieder 'gelandet' sind und haben die Startbahn etwas überschritten", ich hörte ihm schweigend zu.
"Scheinbar war es für alle anderen keine große Sache und meine Eltern erinnern sich auch nicht mehr dran, aber scheinbar bin ich empfindlicher was sowas angeht", am Ende lachte er rau auf.
Ich verstand was dieser harte Gesichtsausdruck und die abgebrühte Erklärweise sollten. Es war ein Schutz. Er fühlte sich missverstanden und alleine, weil es für alle anderen keine große Sache war und ihn nach wie vor beschäftigte.
Ich drehte mich auf meinem Sitz etwas mehr zu ihm und löste meine Hand aus seiner um sein Gesicht in meine Hände zu nehmen. "Du musst damit nicht alleine klar kommen. Ich verstehe, dass es für dich nicht so einfach abgetan ist und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dich die Turbulenzen eben innerhalb kürzester Zeit dahin zurück versetzt haben. Das ist in Ordnung. Es ist okay ein Trauma zu haben", erklärte ich und beobachtete zufrieden, wie seine Gesichtszüge sich langsam wieder entspannten.
"Du bist glaube ich der erste, der mich ernst nimmt", gab er zu. Ich lächelte ihn liebevoll an und strich ihm sanft eine Träne von der Wange. "Ich würde dich immer ernst nehmen", stellte ich klar. Liam lächelte leicht "Danke", murmelte er.
Ich zog ihn sanft an mich und strich ihm durch die Haare. Ein weiteres Mal fiel das Flugzeug durch eine Luftschicht. Sofort krallte Liam sich wieder an mich und kniff die Augen zu.
"Hey, es ist in Ordnung. Du bist in Sicherheit. Dir passiert nichts", erklärte ich ihm ruhig und fuhr kontinuierlich über seinen Rücken "Ich bin nicht in Sicherheit. Ich bin Kilometer weit über dem Boden und wir fallen durch die Luftschichten, die das einzige sind was uns vor einem Absturz schützt", stellte er klar.
"Okay, vergiss das mit der Sicherheit. Was du auf jeden Fall bist ist bei mir und auch wenn ich nichts gegen einen Absturz ausrichten kann, verspreche ich dir, dass wir das zusammen hinkriegen", versuchte ich weiterhin ihn zu beruhigen.
Irgendwann saß er nur noch an mich gelehnt da. Ich dachte eigentlich er wäre eingeschlafen, als er leise "Jüri?", murmelte. Ich sah zu ihm runter und nickte leicht "Ja?", sanft fuhr ich durch seine Haare und genoss die Nähe die gerade von ihm ausging "Darf ich dir noch ein Geheimnis anvertrauen?", fragte er zaghaft nach. Ich nickte "Natürlich", lächelte ich.
"Bitte mach dich nicht drüber lustig", murmelte er. "Wieso sollte ich?", fragte ich irritiert nach. Er zuckte mit den Schultern "Wärst nicht der erste", murmelte er undeutlich.
Danach zog er sein T Shirt Ärmel soweit hoch, dass ich seine Rippen sehen konnte. Dort zeichneten sich feine Narben ab, manche alt, andere frisch. Sofort zog ich ihn wieder nah an mich.
"Wieso?", wollte ich tonlos wissen. Es tat weh zu wissen, dass er sich selbst verletzte, das er offenbar nicht wusste wie er sich sonst helfen sollte. Genauso sehr tat es weh zu wissen, dass ich es nicht bemerkte hatte. Sowohl als sein bester Freund, als auch als sein 'es ist kompliziert' hätte ich das mitbekommen sollen oder? Ich hätte doch merken müssen, dass es ihm nicht gut ging.
Liam sah zu mir hoch "Der Druck", murmelte er leise. Ich sah ihn mit Tränen in den Augen an "Wieso hast du mir nie gesagt, dass es dir so schlecht geht?", fragte ich und strich mir eine Träne weg.
Liam zuckte mit den Achseln "Mir geht es gut", sagte er mit so einem unfassbar echt aussehendem Lächeln. "Dir geht es nicht gut!", stellte ich etwas zu laut fest, doch ich konnte nicht fassen wie echt ein gestelltes Lächeln aussehen konnte.
Liam lächelte traurig "Je nachdem wen du fragst", murmelte er. Ich schüttelte den Kopf und drückte ihn nich näher an mich "Versprichst du mir dass du damit aufhörst?", bat ich.
Liam schüttelte den Kopf "Kann ich nicht", stellte er fest. Ich seufzte frustiert "Okay, dann versprich mir, dass du mich anrufst wenn du es wieder tun willst", forderte ich.
"Was soll das bringen?", wollte ich wissen. "Dann komme ich zu dir und werde dir irgendwie helfen", erklärte ich. "Wie willst du das anstellen?", wollte er wissen und klang so unfassbar hoffnungslos das es mir Tränen in die Augen trieb.
"Ich finde einen Weg", versprach ich ihm.
•••
Ich hoffe es hat euch gefallen :)
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