Dennis x Arthur
KathaD97 "Warum googlest du nicht einfach?"
Sicherheitshalber spreche ich hier eine TW für Depressionen aus
Arthur
Viel zu müde war ich aufgewacht. Nicht das müde, dass man mit Schlaf wegbekommen könnte. Ich war mental müde. Ich hatte keine Energie für gar nichts und wollte am liebsten einfach immer weiter schlafen.
Allgemein war Schlaf mein bester Freund geworden. Trotzdem zwang ich mich jeden Tag aufs neue zumindest aufzustehen. Ich versuchte mein Leben so normal wie möglich weiter zu leben, denn ich wusste, dass da die Depression aus mir sprach und ich wollte ihr nicht diese Gewalt über mich geben.
Also atmete ich auch jetzt einmal tief durch, nachden ich schon mindestns eine Stunde nicht aufgestanden war, würde ich mich jetzt dazu zwingen. Somit zählte ich hinter geschlossenen Augen stumm bis fünf. Dann zwang ich mich dazu meinem Körper einen Ruck zu geben und so zumindest schonmal zu sitzen.
Augenblicklich wollte ich mich wieder hinlegen, einfach weiter schlafen und mich vor der Realität verstecken. Doch das fühlte sich für mich wie aufgeben an. Aufgeben war keine Option.
Trotzdem gab ich mir noch kurz Zeit um mein Kissen in den Arm zu nehmen und dran zu riechen. Es roch nach Dennis.
Dennis war im Moment meine treibende Kraft. Er war mit meinem Therapeuten der einzige, der überhaupt von meiner Krankheit wusste und wusste immer genau was zu tun war. Fast als hätte er eine sehr genaue Ahnung davon wie es mir ging und was ich brauchte.
Ich hatte schon ein paar Mal überlegt ob er vielleicht tatsächlich bereits Erfahrungen mit Depressionen hatte, doch bisher hatte ich nicht gefragt. Selbst wenn es so war, schien es ja ein sensibles Thema zu sein und ich würde ihn nicht drängen darüber zu sprechen.
Mit dem Gedanken an Dennis, den ich hoffentlich heute noch sehen würde, stand ich schließlich auf. Im Bad sah ich in den Spiegel und stand vor dem nächsten Kampf mit mir selbst.
Ich hatte das Duschen jetzt schon seit drei Wochen heraus gezögert. Man sah es mir an und ich war mir relativ sicher, dass man es auch roch. Ich stützte mich am Waschbecken auf und musterte mein Spiegelbild. Ich wusste, dass ich duschen musste und doch sprach soviel dagegen.
Es kostete mich eine halbe Stunde, bis ich schließlich entschieden hatte zumindest meine Haare zu waschen. Das ersetzte zwar das Duschen nicht, aber mehr war heute einfach nicht drin.
Also beugte ich mich über das Waschbecken und tat genau das. Fast schon ein bisschen stolz musterte ich meine frisch gewaschenen Haare im Spiegel.
Eine Rasur würde wohl auch nicht schaden. Ich wusste nicht, wann ich dass das letzte Mal getan hatte und durch meinen eher lückenhaften Bartwuchs sah mein Gesicht recht zerpflückt aus.
Von einem plötzlichen Motivationsschub geleitet rasierte ich mich und zog mir etwas vernünftiges an. Das war praktisch, denn meinem Familie wollte heute vorbei kommen.
Wenig später standen sie auch schon vor der Tür. Ich ließ sie rein und zog alle nach einander in eine Umarmung. Charles und Lorenzo verschwanden direkt in die Küche und begannen meinen Kühlschrank zu plündern.
Meine Mutter sah sich um und beäugte kritisch den Wäscheberg und das dreckige Geschirr. "Sei nicht immer so faul Arthur", rügte sie mich und begann dann die Teller in die Küche zu bringen, weil sie nicht anders konnte.
Ihr Kommentar tat weh. "Das ist nicht fair", murmelte ich leise und zwang mich nicht zu emotional zu reagieren. Ich tat wirklich mein bestes mich selbst und den Haushalt auf Vordermann zu halten und trotzdem reichte es ihr nicht.
Doch ich wusste auch, dass es fies war ihr daraus einen Vorwurf zu machen. Sie wusste nichts von meiner Krankheit und dachte es würde mir leicht fallen. Trotzdem tat es weh zu hören, dass sie mich für faul hielt.
Ich fuhr mir durch die Haare und fragte mich augenblicklich wofür ich mir die Mühe gemacht hatte sie zu waschen, wenn es eh nicht anerkannt wurde. Schlussendlich nahm ich mir eine kurze Minute, bevor ich ebenfalls die Küche betrat.
Drei Stunden später gingen sie wieder. Ich verabschiedete mich ordnungsgemäß und atmete dann erleichtert durch. Besuche von meiner Familie fühlten sich aktuell mehr wie Termine an und waren viel zu Kräfte zerrend.
Umso mehr freute ich mich auf gleich, denn Dennis hatte zugesagt vorbei zukommen. Er war aktuell in Monaco und schlief im Hotel, weil es mich stresste ihn ständig hier zu haben.
Ich legte mich auf die Couch und vertiefte mich in social Media. So sehr, dass ich das Klingeln nicht wahrnahm. Erst Dennis Anruf erinnerte mich an meinen Freund.
Aus irgendeinen Grund fiel es mir überhaupt nicht schwer aufzustehen um ihm die Tür zu öffnen, doch das war immer so. Mit Dennis war alles leichter.
Er lächelte mir entgegen und zog mich in eine feste Umarmung. Zufrieden atmete ich seinen Duft ein und schloss die Augen. Es fühlte sich an als wenn ich endlich an einem ruhigen Ort angekommen wäre, wo ich nicht ständig darum kämpfen musste nicht unterzugehen.
Dennis war mein sicherer Hafen und meine Verbindung zur Normalität. Er löste sich leicht und fuhr durch meine Haare "Du hast deine Haare gewaschen", stellte er lächelnd fest. Wenige Sekunden später legten sich seine Hände um meine Wangen "Und rasiert auch, ist heute ein guter Tag?", ich lächelte einfach nur und kuschelte mich wieder an ihn, anstatt zu antworten.
Mein Herz schien vor Freude, darüber, dass es ihm aufgefallen war und das er die Bedeutung dahinter kannte, etwas schneller zu schlagen. "Danke das du hier bist", murmelte ich leise und genoss seine Streicheleinheiten.
"War es so schlimm mit deiner Familie?", wollte er wissen. Ich seufzte und deutete aufs Wohnzimmer "Mama hat hier aufgeräumt und meinte ich sei nur zu faul es selbst zu tun", faste ich die Ereignisse zusammen.
Sofort festigte sich Dennis Griff. "Du weißt, dass das nicht stimmt oder? Das dir diese Dinge schwerfallen hat nichts mit Faulheit zu tun und ich bin unfassbar stolz darauf, dass du dich rasiert hast und zusätzlich noch die Kraft hattest deine Haare zu waschen. Das ist nicht so selbstverständlich wie sie denkt und sie hat keine Ahnung wie viel dahinter steckt. Bitte nimm dir nicht zu Herzen, wie sie sich verhalten hat, sie weiß es einfach nicht besser", begann Dennis sofort auf mich einzureden.
Seine Worte waren wie Balsam und ich genoss, mich näher an ihn kuschelnd, das Verständnis, welches er mir entgegen brachte. "So, genug gekuschelt, wollen wir an den Strand?", löste er sich plötzlich enthusiastisch.
Überrascht sah ich ihn an. Bei dem Leuchten in seinen Augen nickte ich schließlich. "Sehr gut, dann los", ich schmunzelte über seine Begeisterung.
Während der Strand für mich das normalste der Welt war, war er für Dennis jedes Mal wieder ein absolutes Highlight. Die Strände von Norwegen und Monaco waren wohl nicht wirklich zu vergleichen, vor allem wenn es um die Temperatur des Wassers ging.
Draußen berührten sich unsere Hände immer wieder ausversehen und ich konnte gar nicht darauf warten, dass wir in der kleinen, abgelegenen, privaten Bucht ankamen, welche einem Freund meiner Familie gehörte.
Kaum waren wir dort griff nach seiner Hand und blieb überrascht stehen, als ich das Picknick sah, welches dort stand. "Dennis?", murmelte ich fragend und kniete mich neben den Korb in den Sand.
"Ich dachte ein kleines Date wäre eine nette Idee", erklärte der Norweger hinter mir und küsste meinen Kopf sanft.
"Was ist das?", wollte ich abgelenkt wissen und zog eine merkwürdig aussehnde Frucht heraus. "Warum googlest du es nicht einfach?", wollte er wissen. Wenig später bekam ich eine ernsthaft Antwort "Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, aber die Frau meinte, es sei eine Spezialität aus Monaco."
Ich lachte auf "Die hat dich sowas von verarscht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich alle 'Spezialitäten' kenne und das hier gehört nicht dazu", lachte ich ihn aus.
Dennis begann zu schmollen, was mich bloß noch mehr lachen ließ. Wenn ich bei Dennis war, war es als waren alle Sorgen und Probleme aus der Welt verschwunden und als würde die Zeit stehen bleiben.
Ich kuschelte mich an ihn und legte die Frucht wieder weg "Ich liebe dich, auch wenn du dich von Verkäuferinnen verarschen lässt", fügte ich schmunzelnd hinzu. "Ich dich auch", erwiderte er und küsste mich sanft.
•••
Ich hoffe es hat euch gefallen :)
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