Gasthaus
Hey Leute, erstmal sorry für die lange Pause, ich werde mein Bestes versuchen, dass es ab jetzt wieder regelmäßige Updates geben wird, kann aber nichts versprechen 🙈
Aber jetzt einmal ein Kapitel aus der Sicht der Prinzen😉
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Neros p.o.v.
Nachdem mir Jaguar demonstrativ den Rücken zugekehrt hat, haben wir unsere kleine Rast beendet und sind weiter geritten. Kurz vor Anbruch der Dunkelheit erreichen wir schließlich das Gasthaus Zur goldenen Sonne. Hier werden wir übernachten, bevor wir schließlich morgen früh im Morgengrauen weiter reiten.
Ich beobachte Jaguars steife Bewegungen, als sie ungelenk absteigt. Mir war sofort klar, dass sie keine Nomadin sein kann. Nur...was ist sie dann? Diese Frau gibt mir lauter Fragen auf und das von Anfang an. Sie ist wie ein lebendig gewordenes Geheimnis. Was mich zugegebenermaßen ziemlich reizt. All ihre Geheimnisse aufzudecken, ist wie eine unwiderstehliche Herausforderung, der ich mich einfach nicht entziehen kann.
Und dieser blitzende Kampfeswille, der sich vorhin in ihren Augen gezeigt, ja, ihr aus allen Poren geströmt ist, der hat nur zu offensichtlich gezeigt, dass sie keine weiche Nuss zu knacken ist.
Es wird schwer sein, ihre Geheimnisse aufzudecken.
Aber anders hätte ich es gar nicht gewollt. So würde es mir auf dieser Reise zumindest nicht langweilig werden.
Ein Stallbursche eilt heran und nimmt mir die Zügel ab. Nur einer von vielen netten Nebeneffekten, wenn man Prinz ist. Mit eingezogenem Kopf verbeugt er sich kurz tief, bevor er mein Ross in den Stall neben dem Gasthaus führt. Zwei weitere Stallburschen tun dasselbe mit den Pferden Stelluna und Aurelia.
Ohne ein Wort öffne ich die Tür zum Gasthaus und werde sofort von lautem Stimmengemurmel begrüßt. Kein Wunder, die Sonne geht unter und viele nehmen das Abendessen zu sich. Kaum drehen sich die Köpfe zu den Neuankömmlingen, verstummt auch schon das Gemurmel. Es ist immer dasselbe. Köpfe werden demütig gesenkt und "der Prinz!" verblüfft ausgestoßen. Leute wie Jaguar, die sich von mir nicht einschüchtern lassen, sind selten. Und deshalb auch so reizend. Ohne die anderen zu beachten, laufe ich geradeaus zum Tresen, wo eine korpulente Frau mir bereits drei Schlüssel hinhält.
"Welches davon hat drei Betten?", frage ich und nicke zu den Schlüsseln in ihrer Hand. Verdutzt blinzelt sie, bevor sie mir dann mit gesenktem Blick antwortet:
"Keines, Euer Hoheit. Aber die Nummer 4 hat ein großes Doppelbett und noch ein Einzelbett. Es hat auch genügend Platz, um ein weiteres Bett dort …"
"Nicht nötig", falle ich ihr ins Wort, "wir nehmen das Zimmer."
Noch immer mit gesenktem Blick nickt sie und reicht mir den Schlüssel.
"Die Stallburschen werden sogleich Euer Gepäck bringen."
Ich nicke nur und gehe dann die Treppe rechts hoch. Im ersten Stockwerk angekommen gehe ich bis nach ganz hinten zu Zimmer vier durch, Jaguar und Sterling in meinem Rücken.
Nachdem ich aufgeschlossen habe, mustere ich den sauberen Raum, der zwar klein, aber dennoch der größte hier zu sein scheint.
Ein Fenster gegenüber der Tür lässt das letzte sterbende Licht der Sonne hereinfallen, sodass man die Staubkörner in der Luft schwirren sieht. Rechts von der Tür steht das große Doppelbett, das den meisten Platz im Raum einnimmt. Jeweils daneben ein kleiner Nachttisch, der gerade mal für ein Buch Platz bietet. Darauf steht eine Öllampe und hinten links in der Ecke ein weiteres Einzelbett mit einem Nachttisch daneben. Der Schrank an der Wand rechts von der Tür bietet auch Platz für einen längeren Aufenthalt. Den werden wir aber nicht benötigen. Nachdem ich das Zimmer lange genug betrachtet habe, lasse ich die anderen hereinkommen und nicke zum Einzelbett.
"Sterling, du wirst dort schlafen. Jaguar, wir werden es uns im Doppelbett gemütlich machen."
Ihre hochgezogene Augenbraue und dieser misstrauische Blick sagen mir genug. Sie erinnert sich bestimmt an meine Worte vorhin und fragt sich, ob ich bereits jetzt damit beginnen will, ihr so nahe zu kommen, dass sie ihre Geheimnisse ausplaudert. Ich verziehe die Lippen nur zu einem geheimnisvollen, sardonischen Grinsen, bleibe aber stumm. Soll sie denken, was sie will. Noch werde ich diesen Schritt nicht gehen.
Aber das heißt nicht, dass ich Skrupel davor hätte. Ich habe bereits eine Frau so gründlich um die Finger gewickelt, dass sie mir alles verraten hat, was ich wissen wollte. Und das war eine ältere Königin gewesen, an der ich kein Interesse gehabt hatte. Jaguar hingegen…mit der großen, muskulösen, aber schlanken Statur, den langen braunen Haaren, dem ausdrucksstarken Gesicht und besonders diesen faszinierenden grüngoldenen Augen weckt mehr als nur mein Interesse. Ich wäre nicht abgeneigt, ihr näher kommen zu müssen, um ihre Geheimnisse aufzudecken. Wenn sie sie denn wirklich so einfach preisgibt, was ich bezweifle.
Aber jetzt ist nicht die Zeit dafür. Im selben Bett zu schlafen, hat einen viel funktionelleren Charakter: ich werde merken, wenn sie abhauen will. Und schnell einschreiten können. Denn obwohl sie einen Eid geschworen hat, traue ich ihr dennoch nicht ganz über den Weg. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass man niemandem wirklich trauen kann. Und dass es besser ist, Vorsicht als Nachsicht walten zu lassen.
Nachdem ein Stallbursche mit unseren Taschen gekommen ist und sie neben das Bett gelegt hat, nehme ich eine Karte daraus hervor und breite sie auf dem Bett aus. Ohne dass ich etwas sagen muss, treten die anderen beiden näher.
"Hier sind wir."
Ich deute auf die Hauptstadt, die im Südwesten des Kontinents Desarada liegt. Dann lasse ich den Finger ein wenig nördlich und östlich gleiten, in die Nähe des Dorfes Simbra.
"Und hier wurde erst vor wenigen Tagen eine Handelskarawane überfallen. Dort reiten wir als erstes hin."
Das sollte noch leicht vonstatten gehen, da wir in der Nähe der Hauptstadt und von meinen Untertanen waren. Wenn wir erst auf die Handelswege durch die Wüste und den Regenwald gingen, würde sich das schwieriger gestalten. Nicht nur Wegelagerer lauern dort, sondern auch Raubtiere.
Aber auch da konnte uns ja Jaguar zu Hilfe sein, schließlich hatte man sie in der Wildnis erwischt.
Ich werfe ihr einen eindringlichen Blick zu, aber ihre Augen verraten nichts. Dennoch trifft das alte Nomadensprichwort zu, das besagt, die Augen seien die Türen zur geheimen Innenwelt eines jeden Menschen. Jaguars Augen mögen nichts verraten, aber ich erkenne die Härte und das Alter in ihnen, die im bizarren Kontrast zu ihrem jungen Äußeren stehen. Diese Frau hat bereits viel erlebt in ihrem kurz währenden Leben. Und nicht alles davon sind gute Erfahrungen. Aber sie hat überlebt und ist daran nicht zugrunde gegangen.
Ich erkenne Stärke, wenn ich sie sehe. Und Jaguar strahlt sie aus wie die Sonne Wärme.
Ich rolle die Karte aus Pergament wieder zusammen.
"Wir reiten morgen bei Morgengrauen los. Wenn wir wenige Rasten einlegen, sollten wir zur Mittagszeit in Simbra sein. Doch jetzt waschen wir uns erst einmal und essen dann etwas in der Gaststube."
Gesagt, getan. Während des Essens wird nicht geredet. Jaguar hat offensichtlich keine Lust dazu, Sterling ist sowieso ein schweigsamer Mensch und ich begnüge mich lieber damit, den anderen Gesprächen zu lauschen und Jaguar zu beobachten.
Diese scheint sich gänzlich auf ihr Essen zu konzentrieren, doch anhand der leichten Körperanspannung kann ich ihre Wachsamkeit wahrnehmen und bin mir sicher, dass sie ebenfalls den Gesprächen an den Nebentischen lauscht. Schließlich kann man nie wissen, wann und wo man auf wertvolle Informationen stößt. Aber man kann sich immer dafür wappnen und Ohren und Augen offen halten.
Als wir unsere Mahlzeit beenden und wieder auf unser Zimmer gehen, spüre ich die Blicke der anderen Gäste im Rücken. Sie fragen sich, warum sich der Prinz höchstpersönlich aus seinem Schloss herausgewagt hat, mit nichts mehr als vermeintlich zwei Wachen. Sie fragen sich, wohin er geht, was sein Ziel ist. Aber sie wissen es nicht. Jedoch werden sie die Neuigkeit gleich morgen früh weiter verbreiten. Ich lächle still in mich hinein. Genau das ist meine Absicht. Die Überfälle auf die Handelskarawane sind zu vielzählig, um bloßer Zufall zu sein. Sie sind ein Affront gegen mich. Und wenn sich der Prinz höchstpersönlich in die Wildnis wagt….wer würde sich da die Chance entgehen lassen, ihn zu schnappen?
Als wir auf unserem Zimmer sind, schiebe ich ein Nachttischchen vor die Tür.
Jaguar hebt fragend eine Augenbraue. Ich zucke nur mit der Schulter.
"Man kann nie wissen, wer in diesen Gasthäusern verkehrt und ich ziehe es vor, gewarnt zu werden, bevor man mir eine Waffe an den Hals legt."
Ich erwähne nicht, dass es ebenfalls eine weitere Vorsichtsmaßnahme für Jaguar ist. Das brauche ich nicht. Sie scheint intelligent zu sein, ihr ist bewusst, dass ich ihr trotz des Schwurs nicht vorbehaltlos glaube. Und sie täte gut daran, auch mir nicht wirklich zu trauen, nicht einmal in Bezug auf die kleinsten Absichten.
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