Kapitel 25
"Hey Chloe, können wir kurz reden?"
"Was willst du?" Genervt drehte ich mich mit einem Stöhnen um. "Du fehlst mir, können wir nicht noch einmal in aller Ruhe reden?" Er schaute mich aus seinen traurigen Augen flehend an. Ein wenig tat er mir ja schon leid, aber ich wollte einfach nicht mehr und sein ständiges Betteln ging mir langsam auf die Nerven.
Warum war es eigentlich so, dass die Menschen kein Nein akzeptieren konnten? Gerade die unglücklich Verliebten; egal wie oft man ihnen sagte, dass man nicht mehr wollte - sie klammerten dennoch weiterhin an der zerbrochenen Beziehung. Als würden sie ertrinken in einem Meer aus Einsamkeit und die Beziehung wäre ihr einziger Anker, an den sie sich noch klammern konnten.
Auch wenn eine Trennung schwer war, man musste lernen, sie zu akzeptieren.
"So leid es mir auch tut, aber nein können wir nicht. Es wäre vielleicht besser, wenn du jetzt gehst. Ich muss gleich in meinen Unterricht", sagte ich mit bedachter Stimme und schulterte meinen Rucksack, der auf dem Boden gestanden hatte.
"Und was wird aus der Party übermorgen? Wir sind doch ein Team!" Jasper griff nach meinem Arm und hielt mich fest, sodass ich nicht gehen konnte. Seufzend schaute ich ihn an. "Das ist nicht wahr. Du, Grace, Ich und Jacky bilden das Team. Außerdem ist doch alles fertig vorbereitet oder etwa nicht?" Ich stemmte die Arme in die Hüften, um meine Aussage zu bekräftigen. Nun war Jasper derjenige, der seufzte. Er ließ mich los und drehte sich dann enttäuscht um. Ein unverständliches "Du hast Recht. Wir sehen uns" murmelnd, trottete er mit gesenktem Blick davon. Ich schaute ihm noch hinterher, bis er um die nächste Ecke verschwunden war und ging dann ebenfalls in meinen Klasse.
"Ich hoffe natürlich, jeder von euch hat schon sein Kostüm besorgt, denn am Freitag ist es wieder so weit! Die alljährliche Halloweenparty der Blackwell Academy findet statt - dieses Mal organisiert von einer kleinen Truppe bestehend aus vier sehr engagierten Schülern. Ich bin schon äußerst gespannt, was dieses Jahr die große Überraschung ist. Unser wertgeschätzter Direktor schwärmt schon seit Wochen von dieser grandiosen Idee! Ich freue mich auf jeden Fall." Mr Edison warf einen Blick auf die Uhr. "Oh je, so spät ist es schon? Okay, hiermit ist die heutige Stunde beendet. Ihr könnt in eure Pause gehen!" Er klatschte einmal in die Hände, bevor er sich seinem Lehrerpult zuwandte und begann, seine Unterlagen einzusortieren. Ich wandte mich ebenfalls meinen Unterlagen zu und schob alles in meinen Rucksack, bevor ich aufstand und meinen Stuhl in die richtige Position brachte.
Kaum hatte ich das Klassenzimmer verlassen, kam Grace auf mich zugestürmt. Mit einem Grinsen schloss sie ihre Arme um meinen Körper und drückte mich fest an sie, sodass ich nur noch schwer Luft bekam. "Entweder du lässt locker oder ich sterbe, weil meine beste Freundin mich zu Tode gewürgt hat", presste ich nach Luft schnappend hervor. Und tatsächlich - die Blondine lockerte ein wenig ihren Griff, sodass ich tief durchatmen konnte. "Danke, sehr nett von dir." Grace grinste und boxte mir spielerisch gegen die Schulter. "Bin ich das nicht immer?" Dann griff sie nach meinem Handgelenk und zog mich mit sich. "Komm, wir gehen ins Diner. Es wird mal wieder Zeit, dass wir was zusammen machen. Außerdem fehlt mir Sharleens heiße Schokolade - es gibt nichts besseres als Kakao aus dem Diner!" Lachend schüttelte ich mit dem Kopf, als ich mich von Grace aus der Schule führen ließ. "Gibt es zufällig einen bestimmten Anlass, von dem ich noch nichts weiß?", hakte ich nach, während wir über den Campus liefen. So langsam hatten alle Bäume ihre bunten Blätter verloren. Kahl stachen die einzelnen Äste in die Luft, umgeben von einem Hauch Trostlosigkeit. Grace drehte sich grinsend zu mir um und strich sich eine kurze Strähne aus dem Gesicht, bevor sie antwortete: "Darf man nicht einfach so Zeit mit seiner besten Freundin verbringen oder ist das heutzutage etwa verboten? Wenn ja, dann wandere ich gerne dafür in den Knast."
"Du bist echt eine Spinnerin, weißt du das?", sagte ich lachend und wollte mich aus ihrem Griff lösen, doch sie ließ es nicht zu, sondern verstärkte ihn nur noch. "Schön hiergeblieben! Wir wollen ja nicht, dass du plötzlich Reißaus nimmst." Ich sah sie verdutzt an. "Wohin sollte ich bitteschön gehen?"
"Naja zum Beispiel zu deinem-"
"Hey, Chloe." Überrascht blieb ich stehen und drehte mich um. Dort stand Logan und lächelte mich schüchtern an, während er sich etwas unbeholfen am Hinterkopf kratzte.
Durch den plötzlichen Halt geriet Grace ins Stolpern und wäre fast hingefallen, sie konnte sich aber zum Glück noch gerade so fangen. Ich hörte, wie Grace hinter mir "-Liebhaber" murmelte, doch versuchte, es gekonnt zu ignorieren. "Hallo Logan, was machst du hier?", fragte ich stattdessen an ihn gewandt und ging einen Schritt auf ihn zu, um ihn zur Begrüßung zu umarmen.
"Ich bin eigentlich vorbeigekommen, um dich zu fragen, ob du vielleicht Lust hättest, heute etwas mit mir zu unternehmen", antwortete er zögerlich und warf einen Blick auf Grace. Diese hatte sich wieder gefangen und kam nun auf uns beide zu, umarmte mich erneut mit einem festen Griff und sagte an Logan gewandt: "Sorry Bro, aber Chloe gehört heute leider mir ganz allein. Aber sie hat sicher bald wieder Zeit für dich."
Mit einem Stöhnen befreite ich mich aus ihrer Umarmung und sah sie skeptisch an. Dann wandte ich meinen Blick auf Logan, der ein wenig enttäuscht wirkte. Er war, als Grace sich eingemischt hatte, automatisch ein-zwei kleine Schritte zurück gegangen und hatte die Hände in die Taschen seines schwarzen Hoodies gesteckt. Ich griff nach seiner Hand und sagte mit einem entschuldigenden Blick: "Tut mir wirklich leid. Nächstes Mal, okay?"
Logan nickte daraufhin nur und wandte seinen Blick ab. "Mir fällt gerade eh ein, dass ich mit Warren noch etwas zu besprechen habe. Wir sehen uns." Damit drehte er sich um und ging ohne ein weiteres Wort zu verlieren davon. Perplex stand ich einfach nur da und starrte ihm hinterher. Lange tat ich dies allerdings nicht, da Grace schon nach kurzer Zeit nach meinem Handgelenk griff und mich mit sich zog. "Komm mit, die heiße Schokolade wartet auf uns!"
Wortlos folgte ich der Blondine zur nahegelegenen Bushaltestelle und fuhr anschließend mit ihr in Richtung Diner.
Im Bus hatte ich dann Gelegenheit, um über alles nachzudenken. Ich stütze mich am Fenster ab und schaute nach draußen auf die Landschaft von Arcadia Bay. Alles wirkte so friedlich, Kinder spielten mit ihren Familien am Strand, einige Geschäftsleute wanderten mit ihren Aktenkoffern durch die Straßen und streunende Katzen suchten in Mülltonnen nach etwas Essbarem. Es war ein kleines Fischerdörfchen, in dem wir lebten, und doch war Arcadia Bay so voller Leben. Ich wusste nicht, wie viele Einwohner hier ihren Wohnsitz hatten, aber so viele konnten es nicht sein. In unser verschlafenes Städtchen verschlug es nicht so viele Menschen, aber vielleicht war es genau das, was dem Ort seine magische Aura verlieh.
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