Kapitel 17
Logan stand vollkommen perplex da und starrte mich regungslos an. Mehrmals öffnete er den Mund, schloss ihn aber jedes Mal wieder. Schon jetzt bereute ich es, ihn darauf angesprochen zu haben. Was, wenn er jetzt gar nicht mehr mit mir reden wollte? Ich hätte es einfach ignorieren und warten sollen, bis er es von selbst erzählen würde. Hatte ich damit jetzt alles kaputt gemacht, ohne das überhaupt irgendwas passiert war?
"Chloe ich...", begann er nach einer gefühlten Ewigkeit zu reden.
"Du musst nichts sagen, wenn du nicht willst", sprach ich sofort und hob beschwichtigend die Arme. Doch Logan schüttelte mit dem Kopf.
"Schon gut", sagte er. Erneut Stille. Dann seufzte er. Mit einem Nicken fuhr er schließlich leise fort: "Ja, es stimmt. Ich habe eine akute lymphatische Leukämie und das schon eine Weile, um ehrlich zu sein. Eigentlich schien sie besiegt zu sein, doch dann erlitt ich einen Rückfall und ja- Das Leben ist nicht immer fair."
Man konnte sehen, wie nervös er beim Reden war. Das musste ihn viel Überwindung gekostet haben.
"Weiß es sonst noch irgendjemand?", fragte ich zögernd. Logan schüttelte den Kopf. "Niemand außer dir und Warren. Und ich würde dich bitten, es für dich zu behalten. Ich möchte nicht, dass es bald die ganze Schule weiß." Ich nickte stumm. Das war mir gerade ein bisschen viel auf einmal. Logan hatte tatsächlich Krebs und dann auch noch so etwas spezielles. Zumindest klang es für mich speziell, aber ich hatte allerdings auch keine Ahnung von Krebs. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Das schien er auch zu merken, denn er sagte: "Behandele mich deswegen jetzt bitte nicht anders, okay? Ich möchte nicht, dass das irgendwie zwischen uns steht. Deswegen habe ich dir auch nichts erzählt. Ich will einfach nur nicht bemitleidet werden."
Wieder nickte ich. Dann zog ich ihn mit einem Mal näher zu mir. Logan lächelte und legte seine Arme um mich. Ich schloss die Augen und drückte mich an seinen Körper. Er strich mir derweil sanft durch die Haare. Ich genoss die Berührungen von ihm und spürte, wie sich das mir inzwischen schon vertraute Kribbeln in meinem Körper breit machte. Ich liebte diese Umarmungen so sehr, dabei gab es noch gar nicht so viele davon.
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Seitdem ich nun von seiner Krankheit wusste, versuchte ich so gut wie möglich, es zu ignorieren. Doch ich erwischte mich selbst immer wieder dabei, wie ich mir das Schlimmste ausmalte. Das bereitete mir Sorgen, aber ich hatte ihm versprochen, ihn deswegen nicht anders zu behandeln, also versuchte ich die Gedanken zu unterdrücken.
Grace hatte schnell bemerkt, dass mich etwas beschäftigte. Anfangs hatte sie mich noch gedrängt, mit ihr darüber zu reden. Doch inzwischen hatte sie es aufgegeben, wofür ich ihr ziemlich dankbar war. Sie verstand es, dass ich nicht reden wollte. Jacky hingegen war beleidigt gewesen, als ich ihr nichts gesagt hatte. Seitdem redete sie nicht mehr mit mir.
Dann war da noch Jasper. Ich hatte ihn vorerst eine Weile nicht gesehen. Nachdem er dann schließlich wieder aufgetaucht war, hielt er sich von mir fern und ich mich auch von ihm. Doch ich wusste, dass das so nicht weitergehen konnte. Ich musste mit ihm reden; und zwar bald. Aber irgendwie ergab sich nie so wirklich die Gelegenheit dazu. Immer wenn ich soweit war, dass ich genau wusste, was ich sagen wollte, war Jasper nicht aufzufinden. Und jedes Mal wenn ich ihn sah, traute ich mich nicht. Aber wovor hatte ich eigentlich Angst?
Es war inzwischen ein Freitag und ich hatte soeben meine letzte Stunde hinter mich gebracht. Nun stand ich im Flur der Schule und räumte die Bücher, die ich nicht brauchen würde, in meinen Spind ein, als ich plötzlich jemanden hinter mir spürte. Zwei Arme legten sich um meinen Körper, sodass ich sofort eine Gänsehaut bekam. Ich drehte mich um und erkannte, dass es Logan war, der mich grinsend ansah. "Na, wie geht's?"
Sofort machte sich ein breites Lächeln auf meinen Lippen breit, als ich seine beruhigende Stimme hörte. "Gut und dir?", antwortete ich. Da ließ Logan mich -leider- wieder los und stellte sich vor mich. Lächelnd sagte er: "Ebenfalls. Hast du am Wochenende schon was vor?" Ich überlegte kurz und antwortete dann: "Abgesehen von dem Date mit meinen Schulbüchern, eigentlich nicht. Warum fragst du?" Logan grinste. "Würdest du mir die Ehre erweisen, dich vom Lernen abhalten zu dürfen?" Ich musste kichern. Die Art, wie er das sagte, war einfach zu komisch. "Aber natürlich. Nichts lieber als das." Logan strich sich ein paar Haare aus dem Gesicht, bevor er grinsend sagte: "Super! Kommst du am Samstag so, sagen wir gegen 14 Uhr zu meinem Zimmer?"
"Hast du schon irgendwas bestimmtes geplant?", fragte ich neugierig. Logan schmunzelte jedoch nur. "Da du nun über mich Bescheid weißt, wird es Zeit, dass wir herausfinden, was mit dir nicht stimmt." Als er meinen verwirrten Blick sah, fügte er noch hinzu: "Deine Blackouts? Würdest du denn nicht gerne wissen, was die zu bedeuten haben?"
"Ach das meinst du", sagte ich leicht lachend. "Doch, würde ich schon gern. Also ist das abgemacht. Dann sehen wir uns Samstag."
"Ich freue mich", sagte Logan lächelnd. Dann beugte er sich vor und gab mir einen kleinen Kuss auf die Stirn. Mit einem Zwinkern ging er danach wieder so schnell wie er gekommen war. Ich hingegen stand regungslos da und grinste wie eine Irre vor mich hin. Vorsichtig berührte ich mit den Fingern die Stelle, auf der soeben noch seine Lippen gelegen hatten, und grinste noch mehr. Dann schloss ich meinen Spind und ging in Richtung der Mädchenwohnräume.
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Am nächsten Tag wachte ich schon früh auf und konnte nicht mehr einschlafen. Ich war viel zu nervös wegen dem Treffen mit Logan. Ein Blick auf den Wecker neben mir verriet mir, dass es erst acht Uhr war. Stöhnend ließ ich mich wieder in mein Kissen fallen und starrte die Decke an, als sich auf einmal alles drehte.
Es war der Abend der Halloweenparty vom letzten Jahr. Die Party war vorbei und Jasper hatte mich mit auf mein Zimmer begleitet. Anfangs hatten wir nur nebeneinander auf meinem Bett gesessen und miteinander herumgealbert, doch inzwischen lag ich, tief eingesunken in meine Decke, auf meinem Bett. Jasper hatte sich über mich gebeugt und grinste mich an. "Habe ich dir schon einmal gesagt, wie wunderschön du bist? Auch wenn du gerade aussiehst wie eine Hexe", hauchte er, wobei mir der Geruch von Alkohol entgegenkam. Ich versuchte dies zu ignorieren und kicherte: "Ich bin ja auch eine Hexe, Romeo. Warte nur ab, bald komme ich und brate dich in meinem Ofen!" Jasper lachte und kam mir dann auf einmal näher. Als er mir so nah war, dass kaum etwas zwischen uns gepasst hätte, schloss er eine Augen. Doch anstatt ihn zu küssen, was er nun wohl erwartete, grinste ich schelmisch und begann, ihn durchzukitzeln. Erschrocken zuckte er zusammen und wäre fast auf mich draufgefallen, doch ich konnte mich rechtzeitig zur Seite rollen. "Das hast du jetzt nicht getan!", rief er und überfiel nun mich mit einer Kitzel-Attacke. Ich windete mich unter ihm und flehte lachend um Gnade, doch er ließ sich nicht unterbringen. "Jasper- Stopp! Ich-ich kann nicht mehr." Inzwischen tat mir schon der Bauch weh vom Lachen. "Bitte!"
Irgendwann hatte er dann genug und ließ sich neben mich fallen. Er sank so tief in mein Kissen ein, dass ich ihn kaum noch sehen konnte. "Das war gemein", schmollte ich. Grinsend drehte er sich zu mir und strich mir sanft eine Strähne aus dem Gesicht. "Rache ist süß."
"Du bist süß", entgegnete ich kichernd, woraufhin er eine Hand ausstreckte und meine Wange streichelte. "Ich weiß", sagte er, bevor er seine Lippen auf meine legte.
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