Kapitel 14
Logan kam nur wenige Minuten nach mir. Schon von weitem konnte ich sehen, wie er lächelte, was mich unglaublich froh machte. Ich lächelte ebenfalls und begrüßte ihn mit einer Umarmung, auch wenn es noch gar nicht so lang her war, dass wir uns gesehen hatten. Gemeinsam schlenderten wir gemütlich über den Campus. Die Sonne schien hell und wärmte meine Haut. Dadurch, dass zudem kaum Wind ging, war es für Oktober noch ziemlich warm. Samuel, der Hausmeister, fegte gerade die heruntergefallenen Blätter zu einem Haufen zusammen. Er grüßte uns freundlich, als wir an ihm vorbeikamen.
Nachdem wir eine Weile gelaufen waren, setzten wir uns schließlich auf den Rand des Springbrunnens, der sich in der Mitte des Campus' befand. Die Vögel, die vorher da gesessen hatten, flogen davon, als wir kamen. "Und jetzt?", fragte Logan belustigt. Ich zuckte mit den Schultern und sagte: "Keine Ahnung. Reden? Erzähle mir doch was von dir." Logan schien eine Weile zu überlegen, bevor er sagte: "Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich bin nicht so interessant."
"Das glaube ich dir nicht." Ich lächelte, doch er blieb bei seiner Meinung. Während ich also darauf wartete, dass er irgendetwas erzählte, spielte ich mit den Fingern im Wasser des Brunnens herum. Da kam mir plötzlich eine Idee. Logan sah mich gar nicht an, sondern blickte nachdenklich in die Ferne. Ich nutzte die Gelegenheit, indem ich ihn grinsend vollspritzte. Erschrocken zuckte er zusammen und wirbelte herum.
"Das hast du gerade nicht getan." Lachend nickte ich. "Doch, ich denke schon." Zur Bestätigung spritzte ich wieder, sodass Logan erneut zusammenzuckte.
"Ist da jemand wasserscheu?", fragte ich provozierend. "Nein, aber weißt du wie verdammt kalt das Wasser ist?" Scheinheilig schüttelte ich mit dem Kopf. "Nö." Jetzt begann Logan zu schmunzeln und sagte herausfordernd: "Soll ich es dir zeigen?" Bevor ich reagieren konnte, hatte er schon seine Hand im Wasser und spritzte es mir direkt ins Gesicht. Es war tatsächlich eiskalt, sodass ich kurz aufschrie und schützend die Arme hob. Doch Logan hatte keine Gnade mit mir und machte einfach munter weiter. Ich versuchte so gut es ging, ohne meine Deckung aufzugeben, ihn ebenfalls nass zu spritzen, doch meine Versuche waren ziemlich jämmerlich. Bei ihm kamen höchsten kleine Tropfen an, während ich schon ziemlich durchnässt war. Das Ganze hätte sicherlich mehr Spaß gemacht, wenn es Sommer wäre.
Und so kam es, dass ich langsam anfing zu frieren. Logan bemerkte mein Zittern und stoppte sofort. "Ist dir kalt?", fragte er mit besorgter Stimme. Zögerlich senkte ich meine Arme wieder, nicht wissend, ob er nicht noch einen Angriff plante, doch zu meinem Glück hatte er nicht vor, mich weiter nass zu machen.
Auf seine Frage hin nickte ich leicht. Sofort zog Logan seine Jacke aus und legte sie mir behutsam über die Schultern. Schüchtern lächelte ich ihn an. "Danke." Ich rückte noch ein wenig näher, und zu meiner Überraschung legte Logan seinen Arm um mich. Sofort breitete sich in meinem ganzen Körper Wärme aus und ich fühlte mich geborgen. Da war dieses seltsame leichte Kribbeln in meinem Bauch, das ich nicht ganz zu ordnen konnte. Ich sah zu Logan, der jetzt nur noch im T-Shirt dasaß, und fragte mich, ob er nicht auch fror.
Da fiel mein Blick durch Zufall auf seine linke Hand, welche er locker auf seinem Bein liegen hatte. Ich war mir nicht sicher, was genau es war. Doch wenn ich mich konzentrierte und genau hinsah, konnte ich an seinem inneren Handgelenk dickere, dunkle Striche erkennen. Ich wollte nicht zu offensichtlich draufstarren, aber ich war zu neugierig, um es einfach vergessen zu können. Also wagte ich erneut einen Blick, und da war ich mir sicher; Logan hatte da definitiv Narben. Doch was hatte das zu bedeuten?
Ich wollte ihn nicht danach fragen, weil ich Angst hatte, dass er sofort wieder abblocken würde. Also versuchte ich das Bild in meinen Gedanken beiseite zu schieben und es einfach zu vergessen. Es hatte mich eh nicht zu interessieren, denn es war Logans Sache.
Unbewusst legte ich, während des Nachdenkes, meinen Kopf auf seine Schulter. Da es ihn nicht zu stören schien, schloss ich meine Augen und genoss einfach den Moment der Ruhe und Geborgenheit. Ich wusste nicht, wie es ihm ging, doch ich könnte mich an die Situation gewöhnen. Bei Logan fühlte ich etwas, das mir bei Jasper schon seit langem fehlte. Ich wünschte nur, dass Logan nicht so kompliziert wäre. Zwar machte genau das ihn interessant, aber ich hatte immer Angst, etwas falsches zu sagen.
Vielleicht lag es aber auch an mir. Vielleicht machte ich mir einfach nur zu viele Gedanken. Ich wusste es nicht. Woher auch?
"Na ihr Turteltäubchen!"
Erschrocken fuhr ich hoch und sah mich panisch um. Die plötzliche Stimme hätte mir beinahe einen Herzinfarkt beschert. Logan musterte mich nur belustigt, weshalb ich beleidigt die Arme vor der Brust verschränkte. Vor uns stand Warren und grinste über beide Ohren. Sein Blick huschte zwischen Logan und mir hin und her, während er fragte: "Störe ich?" Verlegen rutschte ich ein Stückchen von Logan weg und schüttelte zur Antwort nur mit dem Kopf. "Ich wollte euch eigentlich nur fragen, ob ihr Max gesehen habt. Aber so wie ihr ausseht, seid ihr mit anderen Dingen beschäftigt."
"Darf man jetzt nicht einmal mehr zusammen rumsitzen?", fragte Logan. Warren grinste und zuckte mit den Schultern. "Doch klar. Ist ja auch egal. Also, habt ihr sie gesehen?"
"Nein tut mir Leid. Ist sie nicht sonst meistens bei dir?", antwortete ich mit einem Schmunzeln. Warren überging meine Anspielung gekonnt und sah sich um. "Ich glaube, ich habe sie soeben gefunden! Danke für eure Hilfe. Und noch viel Spaß bei... was auch immer ihr gerade macht." Er machte mit Logan zur Verabschiedung irgendeinen Handschlag und umarmte mich danach kurz. Dann eilte er davon. Ich sah ihm noch hinterher, und als er endgültig weg war, drehte ich mich zu Logan.
"Und, war es gemütlich?", fragte dieser schmunzelnd. Ich spürte, wie ich rot wurde und senkte unsicher den Kopf, während ich ein leises "Sorry" murmelte. Doch Logan legte einen Finger unter mein Kinn und drückte es nach oben, sodass ich ihn ansehen musste. "Warum entschuldigst du dich? Ist doch nichts schlimmes. Außerdem fand ich es auch.. schön."
Logan lächelte und nach kurzem Zögern erwiderte ich dies. So saßen wir eine ganze Weile da, sahen uns durchweg an. Ich musste ziemlich aufpassen, dass ich mich nicht in seinen Augen verlor. Sie zogen mich regelrecht in ihren Bann, in ihnen lag so viel Tiefe.
Auf einmal hatte ich das Gefühl, als würden wir uns näher kommen. Ich spürte, wie plötzlich mein Herz anfing, schneller zu schlagen und ich nervös wurde. Doch ich konnte mich nicht dagegen wehren, selbst wenn ich wollen würde. Und mit einmal Mal waren wir uns so nah wie noch nie, ich konnte fast schon seinen Atem spüren. Mein Herzschlag wurde erneut schneller, Unsicherheit machte sich in mir breit, und das Kribbeln kam wieder.
Als auf einmal eine Stimme hinter uns ertönte.
"Finger weg von meiner Freundin!"
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