Kapitel 10
Die Halloweenparty rückte unweigerlich näher und unsere Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Doch irgendwann brauchten auch wir eine Pause, also gingen wir zu viert an den nahegelegenen Strand.
Dort angekommen breiteten wir eine große Decke aus und nahmen darauf Platz. Zum Baden war es inzwischen zu kalt, aber das Wetter war so schön, dass man sich zumindest an den Strand setzen konnte.
Jasper ließ sich direkt neben mir auf die weiche Decke fallen. Der Aufprall seines Hinterns wirbelte ein wenig Sand auf, weswegen ich kichern musste. Jasper ignorierte das gekonnt und rückte etwas näher, sodass er seinen Arm um mich legen konnte. Sanft lächelte er mich an und ich zwang mich ihm zuliebe, dass ich zurück lächelte. Dabei war mir in dem Moment überhaupt nicht nach Lächeln zumute, denn wieder verspürte ich dieses komiche Gefühl, wenn er mich berührte. Ich musste mich sogar zurückhalten, dass ich seinen Arm nicht wieder abschüttelte. Verstehen konnte ich das Ganze immer noch nicht.
"Selfie-Time!", rief Grace plötzlich fröhlich und zog ihr Handy hervor. Sie hockte sich in unseren Vordergrund, damit wir alle auf das Bild passten. Kurz bevor sie grinsend auf den Auslöser drückte, legte Jasper seine Lippen auf meinen Mund.
"Oh mein Gott! Das ist mega süß geworden", quiekte sie, als sie das Bild betrachtete. "Ihr seid so perfekt zusammen. Ein richtiges Traumpärchen." Sie zeigte auf Jasper und mich und formte mit ihren Händen ein Herz. Ich lächelte nur verklemmt, währenddessen Jasper neben mir über das ganze Gesicht strahlte. Er wirkte sichtlich stolz. "Schaut mal da!", rief Jacky plötzlich und mischte sich damit in das Gespräch ein. Sie zeigte aufgeregt auf das Meer, wo gerade ein Junge, ungefähr unser Alter, ins Wasser stapfte. "Ist dem nicht ein bisschen kalt?", fragte ich verwirrt, doch meine Frage ging unter, da jeder nur auf den Unbekannten zu achten schien. "Er ist mega heiß! Oder? Ob ich mir den schnappen kann?", schwärmte Jacky derweil. Grace stupste sie grinsend in die Seite und machte gewisse Anspielungen, wofür sie allerdings nur böse Blicke von Jacky erntete. Entschuldigend hob Grace die Arme und murmelte: "Schon gut. Ich sag ja nur. Wird ja langsam Zeit, dass du unter die Haube kommst!"
"Du kannst dir ja Logan schnappen", witzelte Jasper und mit einem Mal lagen alle Blicke auf ihm. Während Jacky und Grace in Gelächter ausbrachen, starrte ich meinen Freund nur fassungslos an. Jacky bemerkte dies schnell und sagte an mich gerichtet: "Außer du willst ihn dir angeln. So oft wie du mit dem in letzter Zeit zusammenhängst."
Daraufhin gab ich nur ein "Sehr witzig" von mir und wechselte schnell das Thema, da ich Jaspers eifersüchtige Blicke auf mir spürte. Er sagte zwar nichts, aber ich konnte mir vorstellen, was er sich gerade dachte. Um ihm zu zeigen, dass es keinen Grund zur Eifersucht gab, griff ich nach seiner Hand und drückte diese lächelnd. Sofort wurde sein Blick sanfter und er küsste mich zärtlich.
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"Gibst du mir mal bitte die kleine Flasche da drüben?"
Ich befand mich mit Logan im Labor der Academy und wir arbeiteten zusammen an unserem Experiment. Gerade mischte er die vorgegebenen Chemikalien miteinander. Ich drehte mich zu dem Tisch hinter mir um und reichte ihm die besagte Flasche. Er bedankte sich und beugte sich über das Gemisch vor ihm. Vorsichtig ließ er die Flüssigkeit hineinlaufen. Als die beiden Chemikalien aufeinandertrafen und sich vermischten, explodierte es plötzlich und Logan schreckte zurück. Aufgrund seiner Reaktion musste ich mir ein Lachen unterdrücken. Es hatte ziemlich lustig ausgesehen, wie er sich weggeduckt hatte, wobei ihm fast die Schutzbrille von der Nase gerutscht wäre. Er wirkte wie ein richtiger Wissenschaftler, wie er so konzentriert über dem Experiment hing.
"Alles okay?", fragte ich grinsend. Logan nickte zögerlich und richtete sich dann wieder auf. Er bemerkte, dass ich mir ein Lachen unterdrücken musste, und begann zu schmollen. "Das nächste Mal darfst du das Experiment machen, wenn du es so lustig findest. Dann fliegt allerdings wahrscheinlich die ganze Schule in die Luft."
"Wer sagt, dass es ein nächstes Mal gibt?"
Nun war Logan sprachlos. Fieberhaft überlegte er, was er antworten sollte. Dann kam ihm eine Idee. "Deine Note."
Jetzt war ich diejenige, die einfach nur perplex dastand, während er lachte. Deprimiert musste ich zugeben: "Okay, der Punkt geht an dich. Wahrscheinlich würde ich ohne dich eine 6 oder noch schlimmer auf das Ganze hier bekommen." Logan grinste und verbeugte sich mehrmals theatralisch. "Autogramme gibt's später."
Ich lachte und stieß ihm gegen die Schulter. "Idiot." Logan grinste vorerst nur und stimmte aber später in mein Lachen mit ein. "Komm, wir müssen unser Experiment fertigmachen sonst-"
"Was ist los?", fragte ich verwirrt. Logan hatte mitten im Satz abgebrochen und sah mich nun mit einem verzerrtem Gesichtsausdruck an, während er eine Hand an seinen Kopf legte.
"Alles okay?" Meine Stimme klang besorgt. Er schloss seine Augen und nickte zaghaft. "Ja, klar. Nur Kopfschmerzen. Keine große Sache." Ich nickte ebenfalls und fragte, ob ich ihm irgendwie helfen konnte. Aber Logan lehnte nur ab. "Geht bestimmt gleich wieder."
Doch plötzlich fing er sogar an zu schwanken und musste sich an dem Tisch, auf dem unser Experiment aufgebaut war, festhalten, die Augen hatte er noch immer geschlossen.
"Soll ich vielleicht einen Lehrer holen? Oder brauchst du eine Tablette? Sag mir, wenn ich irgendwas tun kann", bot ich ihm meine Hilfe an, aber wieder schüttelte Logan nur mit dem Kopf. "Brauchst du nicht, es ist alles okay. Es geht sicherlich gleich wieder." Nun öffnete er seine Augen und wandte sich den Chemikalien zu. Er tat so, als würde es ihm nichts ausmachen, doch ich konnte genau sehen, dass er Schmerzen hatte. "Wenn du niemanden hier haben willst, okay. Aber dann gehe dich wenigstens ein bisschen frisch machen oder lass mir dir etwas geben. Aber ich will nicht, dass du das hier machst, wenn es dir nicht gut geht", sagte ich mit überzeugter Stimme. Logan gab nach und stimmte schließlich zu. Also ließ er sich von mir auf die Toiletten der Jungen begleiten. In dem Moment war es mir egal, ob mich dort jemand sehen würde.
Logan stellte sich vor ein Waschbecken und spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht. Während er das tat, musterte ich ihn. Von einem Moment auf den anderen war völlig blass geworden. Erst die Grippe und jetzt das hier? Das Ganze verwirrte mich total und ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Was hatte das alles zu bedeuten?
Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich fast nicht mitbekommen hätte, wie Logan erneut anfing zu schwanken. Im letzten Moment hielt ich ihn am Arm fest und zog ihn zu mir. "Was ist los? Und dieses Mal die Wahrheit", fragte ich ihn. Logan seufzte nur und drehte den Kopf weg. "Es ist nichts, weswegen du dir Sorgen machen müsstest. Wahrscheinlich nur Nachwirkungen der Grippe. Vertraue mir. Und jetzt lass uns zurück zu unserem Experiment gehen", sagte er ablehnend und löste sich aus meinem Griff. "Kannst du laufen?"
Logan drehte sich zu mir um und zuckte mit den Schultern. "Denke schon. Wenn nicht, bist du ja da, schätze ich." Lächelnd nickte ich. Dann folgte ich ihm zurück ins Labor und wir taten so, als wäre das eben gar nicht passiert. Aber es war sichtlich zu merken, dass Logan ruhiger geworden war.
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