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Als die ersten Sonnenstrahlen und Hopes Rufe nach mir, mich am nächsten Morgen aus meinem erholsamen Schlaf rissen, wollte ich mir am liebsten das Kissen aufs Gesicht drücken und versuchen weiter zu schlafen. Doch schon nach zwei Minuten gab ich den hoffnungslosen Versuch auf und stieg aus dem Bett um nach meiner Tochter zu schauen. Welche gelangweilt in ihrem Gitterbett hockte und immer wieder Mama rief, weil sie es nicht schaffte heraus zu kommen. Eigentlich schlief sie schon länger nicht mehr darin aber da es mir hier noch zu unsicher war, sie hier auf Erkundungstour gehen lassen, würde das Gitterbett noch für etwas ihr Bett bleiben. Schnell hob ich meine Kleine aus dem Bett, welche einen erfreuten Laut von sich gab, als sie endlich ihrem Gefängnis entkommen konnte. Auf einem Arm trug ich sie runter ins Wohnzimmer.
"Nicht so laut Hope. Oma soll noch schlafen, also lass uns leise sein", flüsterte ich ihr ins Ohr.
Diese nickte ganz leise und drückte ihre kleine Wange an meine. "Was machen wir heute", nuschelte sie mir in mein Ohr.
Ich tat so als würde ich überlegen. "Wie wäre es, wenn wir an den Strand gehen?", fragte ich noch gespielt unschlüssig. Als die Augen meiner Kleinen zum Strahlen begannen, wusste ich was heute anstand. Immer, wenn ich in Hopes Augen sah, fühlte es sich als würde ich direkt in Pauls Augen schauen. Im Nu tippte ich eine Nachricht für Lillian.
Hey, na schon wach? Hast du Lust mit mir und Hope an den Strand zu gehen?
- Lucy
Flink tippte ich auf senden, bevor Hope auch nur versuchen konnte mir mein Handy aus der Hand zu entwenden. Denn sie hatte jetzt schon eine Vorliebe dafür entwickelt, was ich als Mutter nicht gutheißen durfte. Während ich in der Küche verschiedene Essens Sachen in eine große Tüte verstaute, gab mein Handy einen kurzen Ton von sich. Freudig holte ich mein Handy raus, um was ich dachte eine Nachricht von Lill war zu lesen. Doch als ich den Absender sah, fiel mir geschockt das Handy aus der Hand.
Mit einem lauten Krachen fiel das Handy zu Boden. Wie in Trance starrte, ich auf die Stelle wo ich vor ein paar Minuten noch mein Handy gehalten hatte. Es dauerte wenige Sekunden bevor mein Gehirn seine Aufgaben wieder aufnahm. Panisch sammelte ich meine Einzelteile vom Boden auf.
Verdammt,-
"Hope, willst du herkommen, wir gehen jetzt", entwich es mir streng und ich schaute zu meiner Tochter die im Wohnzimmer auf dem Boden saß und mit ihrer Puppe spielte.
"Gleich."
Schnell stopfte ich zwei Wasserflaschen in die Tasche und verschloss sie dann hastig. Ohne auf eine Antwort von Lilian zu warten, zog ich meine Schuhe an. Mit Hopes Schuhen in der Hand machte ich mich auf dem Weg zu ihr. "Komm wir ziehen dir jetzt die Schuhe an."
Ich musste hier raus, denn ich brauchte dringend frische Luft.
Das Klopfen an der Türe ließ mich innehalten. Ich übergab Hope die Schuhe. "Bin gleich wieder da."
Ich ging durch den Flur vor zu der Tür. Wer um diese Zeit wohl hier aufkreuzte? Als ich die Tür öffnete, wollte ich sie am liebsten gleich wieder zuschlagen. "Paul?"
"Nachdem ich dir geschrieben habe, ist mir aufgefallen das ich sowieso fast hier bin. Also warum sollte ich nicht einfach vorbeikommen", der Riese von Mann spazierte einfach an mir vorbei. "Ist doch viel einfach nicht?"
"Ich hab dich nicht reingebeten!"
Fassungslos starrte ich den Riesen mir gegenüber an. Die Wut kochte in mir hoch, er verhielt sich so als wäre das vor vier Jahren nie passiert.
Ohne sich um meine Worte zu scheren, lief er einfach weiter. Eigentlich sollte es mich nicht überraschen, den so war er schon immer gewesen. Jedoch hatte ich mir erhoffte, dass er etwas anderes von sich geben würde. Ich hatte ihn vier Jahre lang nicht gesehen und bekam kein schön, dass du wieder da bist oder wenigstens ein Verschwinde wieder. Irgendwas,- Eine Regung die mir seine Gefühle zeigen würden.
Doch war wohl Sinnlos. Seufzend folgte ich Paul in die Küche.
"Was willst du Paul?"
"Ich wollte einfach mal kurz vorbeikommen", er ließ sich auf einem der Tresensessel nieder. "Wo willst du hin?"
Paul schaute interessiert meine gepackte Tasche mit den Esssachen an.
"Ich geh zum Strand", antworte ich ihm und versuchte meine Ruhe zu bewahren, den Hope war nur zwei Meter von mir entfernt. Doch dann blickte Paul von der Tasche zu mir rüber und ich verlor mich komplett in seinen Augen. Zwar waren es die gleichen wie die von Hope doch seine strahlten etwas Anderes aus. Hopes Augen strahlten kindliche Freude aus während Paul unendliche Liebe und noch etwas anderes, was ich nicht deutend konnte ausstrahlten. Vielleicht war es total dämlich, aber ich dachte, es wäre Angst.
"Kann ich mit?", fragte Paul überraschender Weise sehr freundlich und ich legte meine Stirn in Falten. Seit wann wollte er wieder Zeit mit mir verbringen?
Bevor ich mir jedoch mehr Gedanken um Pauls Handlungen machen konnte, kam Hope auf mich zugelaufen. Als ich nach unten blickte, kehrte mein Lächeln sofort wieder zurück. Ich hob sie hoch und setzte sie neben der Tasche ab, wo sie sofort nach etwas leckeren zum Essen kramte, ohne Paul auch nur einen Blick zu schenken. Als sie aus der Tasche ein halbes Erdbeersandwich zog, wandte sie wieder an mich:"Wann gehen wir zum Strand?"
Erwartungsvoll sah mich Paul an. "Ja Lu, wann gehen wir zum Strand?"
Es war kalt, verdammt kalt. Frustriert, zog ich meine Jacke noch enger. Paul dagegen schritt total glücklich neben mir her und grinste von der einen bis zur anderen Backe. Ich hatte keine Ahnung wie Paul es geschafft hatte mich dazuzubekommen, das er Hope und mich zu unserem Strand Ausflug begleiten konnte. Wenigstens trug Paul die Tasche für uns. Meine kleine Tochter lief lachend vor uns beiden her und sang ein Lied, das sie im Kindergarten gelernt hatte. Was mich daran erinnerte Hope im Kindergarten anzumelden.
Alles würde gut gehen, solange Paul keine Fragen über Hope stellen würde. Wessen Präsenz er bis jetzt auch einfach so hingenommen hatte.
"Also, was machst du jetzt so Paul?", fragte ich bei meinem Gegenüber nach, um die Stille zu brechen, welche mir so langsam unangenehm wurde. Für ein paar Sekunden vergaß ich sogar das ich ihn über alles hasste. Als er die Augenbrauen runzelte, fügte ich hinzu: "Was du jetzt geschäftlich machst."
"Ach so,- ich arbeite als Mechaniker", meinte er und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. Wow, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Bevor ich weiter nachhaken konnte, redete Paul weiter. "Frierst du?", fragte Paul fürsorglich und beobachte mich genau. Was mir irgendwie unangenehm war. Doch bevor ich es verneinen konnte, war Paul schon dabei sein Pulli auszuziehen. Ach du...!
Geschockt schaute ich Paul an. Normalerweise hätte ich mich umgedreht aber Paul zog mich so in den Bann, dass ich meinen Blick nicht abwenden konnte. Himmel warum hatte er kein Unterhemd darunter?
Paul merkte meinen geschockten Blick und fing an zu lachen. Es war ein tiefes und raues Lachen, das mir unter die Haut ging, dass ich nur kurz aber nur ganz kurz lächeln musste. Immer noch lachend reichte er mir seinen Pulli.
Schnell lehnte ich ab: "Nein, danke sonst erkältest du dich noch, wenn du hier so halb nackt rumläufst."
Er winkte ab. "Ach was Lu, ich lauf auch im Winter so rum, du brauchst dir daher um mich keine Sorgen machen", meinte er belustigt und drehte sich zu Meer.
Bevor ich mich meine Entscheidung änderte, nahm den Pulli und zog ihn mir über. Er war warm von Paul und roch so herrlich nach ihm. Ich stutze als ich meine Gedanken hörte. Als Paul sich wieder zu mir drehte, wurden seine Augen kurz größer und sein Lächeln noch breiter was mir eine gewisse röte, ins Gesicht trieb. Schnell drehte ich mich weg und lief in Richtung Hope, welche weiter vorne herumtobte.
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