>11<

Nervös schaute ich auf den leeren Stuhl hinter mir. Paul war nicht gekommen, wieder nicht.

Wie konnte er krank geworden sein, an dem Tag nachdem ich rausgefunden habe, dass ich schwanger bin. Vor allem jetzt brauchte ihn, wir beide und ein Kind, wie sollte das funktionieren? Ich wusste das ich ihn liebte und er mich, dennoch waren wir gerade mal sechzehn und in keinem Zustand ein kleines menschliches Wesen groß zu ziehen.

"Hat Paul dir geschrieben, warum er nicht da ist?", fragte mich Lillian von dem Tisch neben mir. 

Beunruhigt schüttelte ich meinen Kopf. "Nein, aber Jared hat mir gesagt das er krank ist."

"Jared, wie in deinem Cousin Jared?"

Ich nickte.

"Seit wann reden die beiden wieder miteinander?", fragte Lill schockiert.

Ich hatte keine Ahnung, warum diese beiden nun wieder miteinander redeten und es hatte mich auch ziemlich zurückversetzt als mein Cousin zu mir gekommen war, um mir zu sagen, dass Paul krank war, doch was konnte ich machen. Paul antwortete mir nicht.

Schulterzuckend wandte ich mich wieder meinem Aufgabenblatt in Geometrie zu. Vielleicht konnte ich ihm etwas Hühnersuppe vorbeibringen und etwas Medizin?  Das wäre ein guter Vorwand vorbeizuschauen und zu schauen wie es ihm ging. Vielleicht würde es auch das seltsam enge Gefühl aus meiner Brust vertreiben, das seit heute Morgen dort war. Es war einfach zu seltsam das Paul auf meine SMS nicht antwortete und dafür Jared wusste was mit ihm los war. 

Ich erhob mich von meinem Platz und lief zu meinem Cousin, der auf der anderen Seite des Klassenzimmers auf seinem üblichen Platz saß. "Hey Jared."

"Lu", Jared sah von seinem Geometrieaufgaben Blatt auf und schaute mich interessiert an. "Was gibt es?"

"Weißt du was Paul genau hat? Ich würde ihm gern etwas Medizin vorbeibringen."

Jareds Gesichtsausdruck wurde weich. "Ich glaube nicht, dass so eine gute Idee ist."

"Warum geht es ihm so schlecht oder ist es sehr ansteckend?", hakte ich alarmiert nach.

"Ähm,-", nervös schaute er seine Finger an. "Bin mir selber nicht sicher was genau es ist , daher solltest du dich besser erstmal von ihm fernhalten."

Verwirrt zog ich meine Augenbraue zusammen. Was?

Ich ging wieder zurück zu meinem Platz. Das hielt mich nicht ab, ich würde trotzdem vorbeischauen und ihm eben nur eine Suppe vorbeibringenden, denn irgendwas stimmte da nicht. 

Nach der Schule kaufte ich Hühnersuppe und ging rüber zu Pauls Haus, doch sein Vater sagte er sei nicht da und ich sollte einfach die Suppe da lassen und er würde sie seinem Sohn geben. Ich übergab ihm die Suppe und verließ Pauls Haus sowohl wütend als auch genervt.

Gerade als ich den Wald zu meinem Haus durchquerte, erreichte mich eine Nachricht von meinem Freund

Hey, ich glaube es besser, wenn wir Schluss machen. Sprich bitte nicht mehr mit mir und halte dich von mir fern.



Als er sich wieder von mir löst, schaute ich mit großen Augen zu Paul hoch. Dieser grinste mich nur schelmisch an und schob mir eine Haarsträhne hinter meine Ohren.

Sein Kuss hatte mich zurückversetzt, in die Vergangenheit, zurück an den Tag, an dem er mein Herz gebrochen hatte. Konnte ich das wirklich vergessen und dort wieder mit ihm ansetzten? Hilflos blickte ich Paul an. Was sollte ich jetzt tun? Nahmen wir mal meinen Schmerz aus der Gleichung, wartete daheim immer noch ein Mann auf mich. Der mir vertraute, der für Hope wie ein Vater war. Und was tat ich? Ich küsste jemand anderen und war auf dem besten Weg meine Vergangenheit zu wiederholen. Erneut rannte ich blind vor Liebe Paul hinterher und sah die Mauer nicht, bis ich dagegen rannte.

"Hey", murrte Paul und umfasste mein Kinn. "Alles wird gut werden. Wir bekommen das hin, zusammen."

Ein Teil von mir schmachtete ihn bei seinen Worten an, schrie mich an auf mein Herz zu hören und Will hinter mir zu lassen. Doch der anderer Teil von mir sagte, ich sollte auf meinen Verstand hören. Paul würde mich erneut verletzten, Missverständnis hin oder her und Hope brauchte eine konstante Familie.

"Ich..ich weiß nicht, was ich denken soll... ich liebe dich immer noch und werde das immer tun. Doch ich kann mir das im Moment nicht antun, die Unsicherheit. Meine Mutter braucht mich im Moment, Hope braucht mich. Die beiden verlassen sich auf mich", versuchte ich ihm meine Situation nah zu bringen. Doch Paul sah nicht so aus, als würde er mich einfach gehen lassen.

"Hör auf das wie ein Abschied klingen zu lassen,- Jetzt nachdem wir endlich das Missverständnis aus der Welt geschafft haben."

"Ich werde dir Hope vorstellen und du kannst Teil ihres Lebens sein, aber ich bin in einer Beziehung, Will hat es nicht verdient", flüsterte ich und versuchte mich von ihm zu lösen.

,,Hope ist meine Tochter, weder du noch sie braucht Wilson in euren Leben. Bitte Lu, ich will das wieder gut machen, will die Zeit aufholen, die ich bei euch beiden verpasst habe. Ich verspreche für euch zu Sorgen,.. Einfach alles, nur lass mich nicht los."

"Das mit der Schwangerschaft war ein Missverständnis, aber du hast dennoch mit mir Schluss gemacht."

Das musste war noch in meinen Gedanken, doch ich brauchte eine genaue Antwort. Ich konnte nicht zusammenfügen welchen Grund er gehabt haben könnte mit mir Schluss machen zu müssen. 

Wie ein verprügelter Hund schaute er mich flehend an. Sodass mein Herz schmerzhaft schlug und mir war bewusst, dass ich mich nur selber weiter anlügen würde, wenn ich zu Will zurückgehen würde. Und ich wollte endlich aus diesem Lügen Gebilde raus. Hin- und hergerissen schaute ich Paul an.

"Lucy", flehend schaute er mich an. "Ich werde dir erklären, warum ich Schluss gemacht habe, doch ich brauche etwas Zeit. Es ist nichts so einfach, das zu erklären."

"Du wirst es mir aber sagen."

"Ja ich verspreche es, bitte gib uns noch eine letzte Chance."

Will war all den Weg hergekommen und Paul wollte das ich Schluss machte? Ich liebte Paul mehr als ich Will je geliebt hatte, doch er war für mich da gewesen.

"Ich werde dich glücklich machen, ich verspreche es."

Vorsichtig beugte ich wieder zu ihm vor, bis ich wieder seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spürte. "Wieso fühlt das, was zwischen uns ist so intensive an? Egal was ich tue, ich glaube, ich könnte dich nie vergessen oder es schaffen einen Anderen mit meinem ganzen Herzen zu lieben", flüsterte ich sanft. Es war Will gegenüber nicht fair, dass ich ihm nie das zurückzugeben konnte, was er wollte und ich würde es auch nie können. Mein Herz gehörte Paul, das hat es schon immer und wird es auch immer.



Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top