39
Levin
Während ich mit Elian am telefonieren war, versuchte ich gleichzeitig meine Hausaufgaben zu lösen.
Das war jedoch nicht so einfach, weil meine Konzentration eher dem Gespräch galt.
"Willst du morgen nach der Schule mit zum Basketballtraining kommen?", fragte ich ihn. "Du kannst mir zugucken und staunen wie toll ich bin."
Elian lachte. "Klar. Ich komme gerne. Dann kann ich mir auch die anderen hübschen Typen da ansehen."
"Hey, so war das aber nicht gemeint."
"Bist du etwa eifersüchtig?"
"Vielleicht ein bisschen."
Elian lachte wieder.
"Das brauchst du nicht. Ich finde, dass du-"
"ELIAN DU WICHSER!"
Erschrocken hielt ich inne.
"Was war das?", fragte ich ihn.
"Nichts... Ich ruf dich später wieder an. Ich muss nur-"
Ein Knallen war zu hören. "DU SCHWUCHTEL! WIE DUMM BIST DU?!"
Scheiße, wer war das? Was geht da ab?
"Dad...", sagte Elian leise.
Sein Vater? Schrie sein Vater ihn immer so an?
Ich erinnerte mich an das was Railey damals zu mir sagte.
Mein Onkel und meine Tante... Also seine Eltern... Sind die größten Wichser.
Irgendwas stimmte da ganz gewaltig nicht. Vielleicht war Elian gerade wirklich in Gefahr?
"Elian?", fragte ich panisch.
"Ich... mach das...", sagte er. Doch er sprach nicht zu mir.
"DU BIST SO EIN DUMMER HUND!"
"Dad bitte..."
"Elian!"
Plötzlich hörte ich nur noch ein Tuten. Die Verbindung wurde unterbrochen. Er hatte einfach aufgelegt.
Scheiße!
Sofort sprang ich von meinem Bett auf und zog mir meine Schuhe an.
"Mom? Dad?!", rief ich durchs Haus, doch ich bekam keine Antwort.
Sie waren noch nicht wieder zuhause. Gott sei Dank.
"Mom und Dad sind noch beim Essen.", sagte Fella.
"Zum Glück."
Ich rannte zum Schlüsselkasten und holte mir die Schlüssel vom Zweitwagen.
"Levin, was tust du da?", fragte Fella geschockt.
"Du wirst Mom und Dad nichts erzählen. Sonst bist du tot!", schrie ich sie an.
Ich hatte keine Zeit auf eine Antwort von ihr zu warten. Ich musste einfach hoffen, dass sie Mom und Dad nicht erreicht bis ich wieder da bin.
Ich fuhr so schnell es ging durch die Stadt. Trotz allem achtete ich darauf nicht zu sehr gegen die Straßenverkehrsregeln zu verstoßen. Ich durfte schließlich immer noch nicht legal alleine Auto fahren. Wenn sie mich erwischen, war ich dran. Wahrscheinlich war ich tot, weil meine Eltern mich umbringen werden, wenn sie erfahren, dass ich erneut ihr Auto klaute.
Elian wohnte nicht allzu weit von mir weg, weswegen ich recht schnell bei ihm ankam. Ich ließ das Auto an der Straße stehen und rannte die Auffahrt hoch. Da ich keine Klingel sah, klopfte ich einfach an die Tür. Von drinnen hörte ich laute Stimmen.
Scheiß drauf! Ich wartete jetzt garantiert nicht bis jemand die Tür aufmacht.
Ich nahm die Türklinke in die Hand und öffnete die Tür. Mein Glück, dass sie nicht abgeschlossen war. Mein nächster Plan wäre nämlich gewesen die Polizei zu rufen.
"ICH WERDE DAS GELD UND DEINE MANIEREN AUS DIR RAUSPRÜGELN! DU SCHWUCHTEL! DU KLEINES STÜCK SCHEIßE!"
Wo verdammt kam die Stimme her? Und wo war Elian?
Elian
Bist du etwa eifersüchtig?"
"Vielleicht ein bisschen."
Ich lachte erneut.
"Das brauchst du nicht. Ich finde, dass du-"
"ELIAN DU WICHSER!"
Ich unterbrach mich selbst und schaute zur Tür.
Scheiße, war mein Vater gerade auf dem Weg zu mir?
"Was war das?", fragte Levin.
Ich hörte wie er langsam die Treppen hochkam.
Fuck, was hab ich jetzt schon wieder falsch gemacht?
"Nichts... Ich ruf dich später wieder an. Ich muss nur-"
Mein Vater schlug die Tür auf, sodass sie gegen die Wand flog.
"DU SCHWUCHTEL! WIE DUMM BIST DU?!"
Er sah verdammt wütend aus und kam langsam auf mich zu.
"Dad...", versuchte ich ihn zu beruhigen, doch ich wusste, dass es sowieso nichts bringen wird.
Seit der Testamentseröffnung waren er und Mom noch aggressiver mir gegenüber. Ich wusste, dass es die Eifersucht war die aus ihnen sprach.
Doch dieses Haus würden sie nur über meine Leiche bekommen.
"Warum hast du vom Einkaufen weder Nudeln noch Tabak mitgebracht?"
"Das Geld hat nicht gereicht..."
"Lüg mich nicht an! Das Geld reicht jedes Mal! Und Bier hast du auch SCHON WIEDER keines mitgebracht!"
Er kam mit jedem Satz noch näher auf mich zu.
"Ich... mach das...", sagte ich und wollte noch hinzufügen, dass ich nun losgehe und erneut einkaufen gehe.
Doch mein Vater schrie mich direkt wieder an.
"DU BIST SO EIN DUMMER HUND!"
Er ballte seine Fäuste und kam immer weiter auf mich zu. Ich hatte keine Fluchtmöglichkeit. Er hatte mich total in der Mangel. Er würde mir gleich eine reinhauen. Das wusste ich ganz genau.
"Dad bitte...", sagte ich leise und hob abwehrend die Hände.
"Elian!", hörte ich plötzlich Levin.
Scheiße, mein Handy!
Schnell griff ich nach diesem und legte auf. Hoffentlich hatte er nicht zu viel gehört.
"Ich geh jetzt Einkaufen.", sagte ich schnell.
"Ach, jetzt willst du einkaufen? JETZT?! OBWOHL DU DAS SCHON LÄNGST HÄTTEST TUN SOLLEN?"
"Es tut mir leid."
"Ach, halt die Fresse mit deinen dummen Entschuldigen! Du bist so ein Weichei! Wenn wir kein Geld haben, dann nimm doch was von deinem Geld. Was du von deiner dummen Großmutter bekommen hast!"
Es zerriss mir innerlich das Herz, dass er Omas Namen so in den Dreck zog. Doch ich durfte mir diesen Schmerz nun nicht anmerken lassen.
"Okay.", sagte ich. "Ich mach das jetzt."
Langsam und mit zitternden Knien stand ich auf. Ich wollte gerade an ihm vorbeigehen, als er nach meinem Handgelenk griff und es festhielt.
Er drückte fest zu und schaute mir tief in die Augen.
"Du Stück Scheiße. Nichts kannst du richtig machen!"
Er drückte doller an meinem Handgelenk, sodass es anfing zu Schmerzen. Sein Atem roch nach Alkohol und er spuckte beim Reden. Er widerte mich einfach nur an. Doch ich wusste, dass wenn ich mich jetzt wehren würde, dass ich alles nur noch schlimmer mache.
"Guck dir den ganzen Wäscheberg an. Guck dir die Küche an. Warum machst du nichts?!"
Ich wollte ihm gerade antworten, doch er redete einfach weiter: "Du denkst auch, dass dir die Welt gehört, seit du dieses hässliche Haus von deiner Oma bekommen hast, oder? Aber ich sag dir eins! Du bist NICHTS! EIN LOOSER!"
Ich nickte nur und löste mich nun aus seinem Griff.
"Ich geh jetzt einkaufen."
Er schaute mich weiterhin mit wütend funkelnden Augen an.
"Du bist Abschaum."
Und bevor ich gehen konnte, schubste er mich. Er schubste mich so hart, dass ich mit meinem ganzen Körper auf den Boden landete.
Mein Vater fing an zu Lachen.
"Du bist so schwach! Und weißt du woher ich weiß, dass du schwach bist?"
Langsam stand ich wieder auf. Er beobachtete mich mit einem fiesen Grinsen. Ich schluckte die Tränen runter und ignorierte meine zitternden Knie.
"Ich sehe deine Narben.", sagte er lachend.
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