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Levin

Meine Zimmertür wurde aufgerissen und mein Vater kam herein. Er sah sauer aus.
"Bist du einfach gegangen, als Julian da war?"
"Ich hab doch gesagt, dass ich Training habe."
"Deine Noten interessieren dich gar nicht oder?!"
"Doch, aber ich bin nicht schlecht in der Schule.", sagte ich ruhig. "Ich schreibe vielleicht nicht durchgehend nur Einsen. Aber meine Noten sind gut. Ich verstehe diese Nachhilfe einfach nicht."
"Du hast Julian sehr gekränkt."
"War nicht meine Absicht.", sagte ich gelangweilt.
"Levin!", schrie er mich plötzlich an. "Was ist los bei dir? Im Leben geht es nicht nur um Sport und Alkohol! Du musst auch was für deine Zukunft tun! So wie Fella."
Ich atmete tief durch um ihn nicht auch anzuschreien. "Ich bin nicht Fella."
"Du solltest dir aber ein Beispiel an ihr nehmen."
"Nö. Es muss ja eine Enttäuschung in der Familie geben."
Verwirrt sah mein Vater mich an. "Was soll das jetzt?"
"Ist doch so.", sagte ich und stand wütend von meinem Bett auf. "Egal was ich tue. Es ist falsch. Ich mache zu viel Sport, ich geh zu viel feiern, ich lerne zu wenig. Ich höre nicht einmal ein Danke von euch. Ihr erzählt mir nicht einmal, dass ihr stolz auf mich seid! Immer muss ich mir irgendwelche Vorwürfe anhören! Ihr seht nur die Leistungen und nicht euer Kind dahinter! Egal was ich tue, es ist nie genug! Immer vergleicht ihr mich mit Fella und versucht mir so Druck zu machen! Ich scheiß darauf! Ich scheiße auf diesen Druck!"
"Fella benimmt sich im Gegensatz zu dir!"
"Siehst du! Schon wieder! Fella hier! Fella da! Aber meine Name fällt nur, wenn wieder irgendwas nicht nach eurer Nase gelaufen ist!"
Ich unterdrückte die Tränen. Ich werde jetzt nicht vor meinem Vater heulen. Denn bevor dies passierte, drückte ich mich an ihm vorbei.
"Levin! Bleib hier!"
Doch ich hörte gar nicht auf ihn. Ich rannte aus der Tür heraus und weiter die Straße entlang. Erst als ich mir sicher war, dass meine Eltern mich in den nächsten paar Stunden nicht finden werden, verlangsamten sich meine Schritte. 
Ich lief nicht ziellos durch die Gegend. Ich wusste genau wo ich hinwollte. Tatsächlich spielte ich schon länger mit diesem Gedanken und jetzt werde ich es durchziehen. Meine Eltern werden danach zwar noch wütender auf mich sein, aber das war mir wirklich egal. 
Als ich den Laden betrat schaute der Besitzer mit seinem schwarzen Vollbart von seinem Handy auf und schaute mich skeptisch an.
"Bist du 18?", fragte er.
"Nein, aber dein Neffe sagte, dass du es trotzdem tust."
Der Typ lachte. "Wenn Billy das weiterhin rumspricht, bin ich bald im Knast. Wie heißt du?"
"Levin."
"Na siehste, jetzt hab ich auch endlich ein Gesicht zu dem Namen. Billy sagte mir, dass du bald mal vorbeischauen würdest. Dann komm mal mit."
Er führte mich in ein Hinterzimmer und ich setzte mich auf den Stuhl.
"Hast du eine genaue Vorstellung was du haben willst?"
Ich nickte und zeigte ihm ein Foto.
"Alles klar, wohin?"
"Auf den Oberschenkel."

(...)

Am nächsten Morgen starrte ich die ganze Zeit auf meinen Oberschenkel. Das Tattoo war der Hammer.
In dicker Schrift stand auf meinen Oberschenkel : "Go your on Way."
Meine Eltern werden ausrasten, wenn sie das sehen. Sie fanden Tattoos nicht schön. Aber sie wussten, dass sie mir dies nicht ausreden konnten. Doch, wenn sie sehen, dass ich mir eins gestochen habe obwohl ich noch nicht volljährig bin, kriege ich richtig Ärger. Aber das bekam ich ja sowieso schon.
"Levin! Emma ist da!", rief meine Mutter.
Emma? Sie hatte mir gar nicht Bescheid gesagt, dass sie kommen würde. Ich hörte wie sie Treppen hochkam und dann mein Zimmer betrat.
"Billy hat mir von deinem Tattoo erzählt.", sagte sie grinsend.
"Sag das nicht zu laut. Meine Eltern wissen nichts davon."
"Das hab ich mir gedacht.", sagte sie lachend und setzte sich zu mir auf das Bett.
Billy war der Einzige, welchem ich gestern noch ein Foto geschickt hatte. Auch, wenn ich eigentlich noch sauer auf ihn sein sollte, ist er trotzdem ein Freund von mir. Und irgendwann musste ich ihnen die Beziehung mit Elian und mir beichten.
"Zeig her.", drängte Emma.
Ich schob meine Shorts etwas höher, damit Emma sich das Tattoo anschauen konnte.
"Krass. Das sieht echt gut aus."
"Billys Onkel wollte mir direkt den nächsten Termin geben. Er meinte, dass Tattoos an mir gutaussehen würden."
"Das glaub ich auch."
Und auch ich glaubte das. Er hatte mir soviel über Tattoos erzählt und welche zu mir passen würden, dass ich Lust auf mehr bekommen habe.
"Wie läuft es mit Elian?", fragte sie.
"Ich denke ganz gut.", antwortete ich und erwischte mich wie ich grinsen musste.
"Definiere ganz gut. Bist du hoffnungslos verknallt und überlegst nun wie du ihn ins Bett bekommst?"
"Das erste Ja. Das zweite Nein."
"Hä? Wieso willst du nicht-"
Sie unterbrach sich selbst und machte große Augen. "Ihr habt es schon getan, was?"
Ich nickte.
"Ist es was ernstes?"
Wieder nickte ich und plötzlich schaute sie mich ernst an.
"Was willst du jetzt tun? Sagst du es deinen Eltern? Sagst du es Billy und den Anderen? Was machst du, wenn die Schule wieder anfängt?"
"Ich werde es nicht leugnen."

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