22
Elian
"Kein Hausarrest."
Ich zuckte erschrocken zusammen und drehte mich um. Levin stand grinsend vor mir.
"Gar nicht?", fragte ich ihn.
"Nö, nicht mal einen Tag. Ich hab einfach auf die Tränendrüse gedrückt. Meine Eltern sind leicht zu überzeugen."
"Levin, du Wichser!", schrie Dominik über den ganzen Flur.
"Scheiße...", murmelte Levin, entfernte sich etwas von mir und ging auf Dominik zu.
"Wo warst du am Wochenende?"
"Ich war... unterwegs."
Die beiden entfernten sich von mir, während sie weiterredeten. Ich wollte gerade in die andere Richtung laufen, als Billy plötzlich vor mir stand.
"Ich hab gesehen wie du Levin hinterher geglotzt hast.", sagte er mit einem fiesen Grinsen.
Er schubste mich gegen meinen Spind und baute sich vor mir auf. "Wenn ich das noch einmal sehen sollte, dann werde ich dir dein schwules Gehirn so aus dem Kopf prügeln, dass du nie wieder klar denken kannst, hast du mich verstanden?"
Ich schluckte schwer und schaute auf den Boden. Billy machte mir wirklich Angst und ich wusste, dass er es ernste meinte.
"Hast du mich verstanden!?"
Ich nickte schnell und endlich entfernte er sich ein paar Schritte von mir.
"Gut. Scheiß Schwuchtel."
Bei den letzten Worten haute er meinen Kopf gegen den Spind, sodass ein stechender Kopfschmerz mich durchzog.
Und da war er wieder. Der Alltag den ich über das Wochenende mit Levin nach langer Zeit ausblenden konnte.
(...)
Seufzend schloss ich den Kühlschrank wieder und fand mich wohl einfach damit ab, dass ich heute ohne Abendessen schlafen gehen musste. Denn wir hatten nichts mehr zuhause und ich hatte noch nicht die Zeit gehabt wieder einkaufen zu gehen. Um mich vom Hunger abzulenken, beschloss ich ein wenig das Haus aufzuräumen und die Wäsche zu machen. Meine Eltern schrien sich schon wieder im Wohnzimmer an, aber ich versuchte das zu ignorieren.
Was würde ich nur dafür geben einmal eine normale Familie zu haben...
Nachdem ich die Wäsche sortiert hatte, nahm ich meine eigene mit ins Zimmer um sie einzusortieren. Doch dazu kam ich nicht, denn plötzlich klingelte mein Handy.
Es war Levin.
"Hallo?", meldete ich mich.
"Elian.", flüsterte er.
"Ja?"
"Weiß du... ich hase mei Eltern..."
"Levin, bist du betrunken?"
"Mhh... Viellei ei büsschen..."
"Levin-"
"Neiiin, sag nichts, okeee? Ich muss dir wa sagen... Und zwar... ich..." Seine Stimme wurde wieder leise. "Ich mag dich..."
Darauf wusste ich keine Antwort. Doch ich musste auch nicht antworten, denn Levin sprach schon weiter.
"Das Gras hier... is echt weich... un nass..."
"Wo bist du?"
"Na, im Park... Hier isses ruhig und nass und bissen kalt... Aber das Gras is weich... Kommst du dazu?"
Ich seufzte. "Bleib da. Ich bin auf dem Weg."
"Okay, ich lieg hier weiter."
Dann legte er auf.
Schnell rannte ich die Treppen hinunter, rauf auf die Straße, Richtung Park.
Dieser war zum Glück nicht weit von unserem Haus entfernt, sodass ich innerhalb von 5 Minuten dort ankam. Jetzt musste ich nur noch Levin finden. Es war verdammt dunkel im Park und ich konnte Levin nirgends erkennen.
Wahrscheinlich ist er einfach losgelaufen. Langsam überkam mich die Angst, dass ihm etwas schlimmes zugestoßen ist, denn in diesem Park war auch ein kleiner See. Was ist, wenn er aus Versehen reingefallen ist?
Meine Schritte beschleunigten sich und ich scannte jeden Millimeter mit meinen Augen.
Endlich sah ich eine Silhouette im Gras liegen. Als ich näher kam, sah ich, dass es Levin war.
"Levin!", rief ich erleichtert.
Langsam und wackelig setzte er sich aufrichtig hin.
"Elian, du bis ja ech gekomm."
Ich holte eine Wasserflasche aus meinem Rucksack und reichte sie ihm. "Trink das, bitte."
Während er die Flasche trank, setzte ich mich neben ihn.
Levin seufzte und lehnte seinen Kopf an meine Schulter.
"Warum betrinkst du dich mitten in der Woche?", fragte ich.
"Meine Eltern... sie sin solche Arschlöcher... es is... es is grad alles bissen viel..."
Ich sagte nichts und legte nur einen Arm um Levin. Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut.
Und so saßen wir hier jetzt ein paar Minuten, stillschweigend. Doch ich merkte schnell, dass es hier viel zu kalt war.
"Ich bring dich nach Hause.", sagte ich zu Levin. "Hier wird es zu kalt. Außerdem ist morgen Schule."
"Ich will nich na Hause..."
"Bitte Levin, du holst dir hier den Tod."
Levin stand langsam und wackelig auf, dabei lief er drei Schritte nach hinten und fiel fast hin, wenn ich ihn nicht festgehalten hätte.
Wir bewegten und langsam vorwärts, doch ich hatte das Gefühl, dass die frische Luft und das Wasser Levin gut tat.
"Danke, dass du mir hilfst."
"Kein Problem."
Ohne weitere Worte nahm er meine Hand in seine. Mein Herz beschleunigte sich und ich spürte ein Kribbeln in meinem Bauch.
War ich gerade wirklich dabei mich in Levin zu verlieben?
"Wir müssen von hinten ins Haus rein. Meine Eltern sollen nicht mitkriegen, dass ich betrunken bin."
Ich nickte nur und folgte ihm in sein Zimmer. Dort angekommen, schmiss er sich sofort in sein Bett. Er drehte sich auf den Rücken und streckte seine Hand zu mir aus.
"Ich sollte wieder gehen.", erwiderte ich.
"Nein, bleib bitte.... Ich brauche dich..."
Okay, mit diesem Satz überzeugte er mich wirklich. Ich nahm seine ausgestreckte Hand entgegen und er zog mich in sein Bett. Meine Hand ließ er nicht los. Er drehte sich zur Seite und schaute mich lächelnd an. Er strich mir durch die Haare, kam mit seinem Gesicht immer näher und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss, auch wenn er etwas nach Alkohol schmeckte. Das blendete ich einfach so gut es ging aus.
Wir legten uns gemeinsam ins Bett. Levin nahm mich in den Arm und es dauerte nicht lange bis er einschlief.
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