Kapitel 37: Tod und Trauer
Wenn mir jemand am Anfang des Schuljahres gesagt hätte, das ich meinen besten Freund verlieren würde um ihn wiederzufinden, und das er sich von seiner Freundin endgültig trennt, weil er sich in mich verliebt hatte.
Das Blake, der Playboy schlecht hin eine Wette über mich anschließt, um sich während dessen auch in mich verliebt.
Everil der mein erster Kuss war, sich mehr als sonst irgendjemand für mich einsetzte und liebte und trotzdem so vielen Geheimnisse hat mir so Nahe kommt.
Das meine Eltern nicht meine leiblichen Eltern sind, ich einen kriminellen Vater, einen wunderbaren Bruder und Familie in Norwegen habe, dann hätte ich wohl diesen jemand für verrückt erklären lassen.
Aber jetzt weiß ich wie ungeplant, verwirrend, schmerzlich, erfreulich und durcheinander das Leben sein kann. Wie schnell man sich verändert und anpassen muss und das man um letztendlich an sein Ziel zu kommen oft andere Wege gehen muss.
Doch niemals nicht nach all dem was mir widerfahren ist, damit gerechnet einen Menschen aus meinem Leben für immer Lebewohle zu sagen. Jemanden mit dem ich viel zu wenig Zeit verbringen dürfte, jemanden den ich liebte und der unscheinbar immer an meiner Seite war.
Jetzt hier am Grab zu stehen, nur mit seinen engsten Freunden und seinen Eltern machte dieses Erlebnis noch realer. Das ferne leise Schluchzen seiner Mutter und von Megan ließ mich zittern.
Das tiefe Loch mit dem Sarg und den Blumensträußen, galt meinem Freund Lenny.
Leise rieselte der Regen vor sich hin, während ich den Griff meines Schirmes umklammerte und leise weinte. Ich starrte noch eine Minute in das tiefe Loch bevor ich eine weiße Lillie hineinfallen ließ und mich endgültig verabschiedete.
Danach wandte ich mich ab und stellte mich an meinen vorgesehen Platz, neben Megan.
Blake und Everil waren auch erschienen. Eric dürfte aufgrund seiner Gesundheit das Krankenhaus nicht verlassen, aber er schickte ein duzend weißer Rosen.
Meg klammerte sich Hilfesuchende an meinem Arm fest und ich hielt sie, denn auch wenn mein Schmerz groß war, ihrer war größer.
Als die Zeromonie darauf bald beendet war, verabschiedete ich mich von Meg und Lennys Eltern. Meg bestand darauf zu bleiben und ich wusste das sie in den Händen von Lennys Eltern gut aufgehoben war.
Danach trottete ich alleine über den Weg bis zu meinem Auto.
Als ich mich auf die mittlerweile kalten Lendersitze setzte konnte ich meiner Wut und Trauer über den Verlust eines wichtigen Menschen nur durch einen Schrei und dem endgültigen Kontrollverlust eines Heulkrampfes Ausdruck geben.
Es brannte in meinem Inneren wie ein Feuer, diese Wunde würde bestimmt irgendwann zu einer Narbe werden, doch diese Narbe würde mein Herz für immer bedecken.
Als ich mich endlich etwas beruhigt hatte klopfte es an meiner Scheibe. Die Scheiben waren mittlerweile beschlagen durch meinen eigenen Atem und den herbstlichen Außentemperaturen.
Ich betätigte den Hebel des Beifahrer Seitenfensters nur kurz, um es einen kleinen Spalt zu öffnen.
„Ja?" formulierte ich dieses einfache Wort zu einer Frage und versuchte möglichst normal zu klingen.
„Lass mich rein!" sagte eine tiefe raue Stimme. Diese Stimme hätte ich unter hunderten wieder erkannt.
Es war Ever!
Wie von selbst entriegelte meine Hand die Sicherung der Türe und Everil stieg sofort ein.
Ich sah ihn nicht an, sondern blickte nur Stur gerade aus.
Er griff nach meiner rechten Hand die in meinem Schoß ruhte und zog sie zu sich.
Er sagte nichts, doch mein Bedürfnis die Stille zu brechen, war unglaublich groß.
Mit meinem großen Augen sah ich ihn an, während sich so viele Emotionen in seinem Gesicht wiederspiegelten, das ich keine deuten konnte.
„Er ist weg, für immer!" sagte ich zitternd und viel zu schrill.
Dann brachen die Schleusen wieder auf, doch Everil hielt nur meine Hand.
Irgendwann versiegten die Tränen und Everil stieg aus, er kam zur Fahrertür und öffnete diese wie selbstverständlich. Danach führte er mich auf den Beifahrersitz, und stieg selber auf der Fahrerseite ein.
Er brachte mich nach Hause, wofür ich ihm sehr dankbar war, denn es war sicherlich nicht sonderlich gut in meinem Zustand zu fahren.
Ich schaffte es noch so gerade meine Schuhe abzustreifen, bevor ich mich auf mein Bett fallen ließ. Das schwarze schlichte Kleid rutschte ein wenig mein Knie herauf.
Mein Kopf pochte und ich schloss sofort meine Augen, auch wenn ich wusste das ich jetzt sicherlich nicht schlafen konnte.
Everil war mir gefolgt. Ich hörte sein gleichmäßiges Atmen. Als mein Bett nach gab merkte ich das er sich zu mir gesetzt hatte. Das heute war das erste Mal überhaupt das er hier in meinem Zimmer blieb.
Ich brauchte Trost und wusste nicht was ich tat aber ich nahm seine Hand und zog ihn näher zu mir. Als er sich neben mich gelegt hatte, legte er einen Arm über mich und zog mich auf seine starke, feste Brust.
Das regelmäßig Klopfen seines Herzens beruhigte mich und ehe ich mich versah driftete ich in einen tiefen Schlaf.
**
Die nächsten Wochen waren für uns alle schwer. Lennys Tod veränderte vieles in unserem Leben. Immer wieder dachte ich über den Autounfall nach, ob einer von uns hätte etwas tun können. Warum gerade er sterben musste. Wieso er nicht fünf Minuten später los gefahren war. Dann hätte er dem Reh nie ausweichen müssen und er würde noch leben.
Unsere Direktor ließ es sich natürlich nicht nehmen die gesamte Schülerschaft, in der Woche der Beerdigung zu versammeln und eine Lobrede auf Lenny zu halten.
Megan fehlte die ersten zwei Wochen, doch danach konnte sie es sich nicht mehr leisten zu fehlen. Als sie wieder kam, wurde sie natürlich aus einer Weller von Mitleid und Traurigkeit überrollt.
Es fiel ihr schwer gelassen zu bleiben, aber sie hatte sich in diesen Wochen ein dickes Fell wachsen lassen.
Irgendwann überhäuften unsere Schule Gerüchte und andere Klatschthemen, sodass Megan nicht weiter im Vordergrund der Gespräche stand.
Trotz alldem schweißte das unsere Gruppe nur enger zusammen. Blake und Everil wichen uns nicht mehr von der Seite und vorallem Blake schien ein gutes Gespür für Megan's Bedürfnisse zu haben.
Sie begann nach Wochen wieder zu lächeln.
Auch Eric hatte sich unserer Gruppe wieder angeschlossen und für einen Außenstehenden hätte der Anschein erweckt werden können, das alles in Ordnung war.
Doch das war es nicht.
Kay hatte sich seid dem Tod von Lenny, komplett von unserer Gruppe entfernt. Natürlich unternahmen wir noch einiges zu zweit aber es schien als ob er die anderen miet. Insbesondere Megan, obwohl es wahrscheinlich viel mehr dran lag, das sie ihn nicht ausstehen konnte.
Es tat mir weh zu sehen wie all die Menschen litten, die ich so liebte.
Dann kam der Winter und er war kälter den je. Megan fand unterdessen einen Brief von Ihrem leiblichen Vater, der sie kennenlernen wollte, was sie wieder Wochen zurück warf. Fünf ganze Tage wollte sie nichts essen und verließ ihr Zimmer nicht.
Lenny ihr Schild, ihr bester Freund und ihre große Liebe war nicht da um ihr zu helfen oder sie zu stützen.
Ich versuchte sie so gut es ging zu unterstützen und nach einiger Zeit entschied sie sich dazu ihn doch kennenzulernen, ganz gegen den Willen ihrer Mutter.
Ich konnte noch nicht mal sagen ob sie es tat um ihre Mutter zu ärgern oder weil sie aufrichtig Interesse daran hatte ihren Vater zu sehen.
Doch der Mann den sie traf enttäuschte sie maßlos und sie konnte nicht verstehe, was ihre Mutter an ihm gefunden hatte. Wenigstens konnte sie feststellen vorher sie ihr Aussehen hatte.
Sie entschied sich ihn nicht mehr in ihr Leben zurück zulassen, den dafür kam er 18 Jahre zu spät.
Danach wurde es für uns alle endlich ruhiger. Blake bekam langsam wieder sein fröhliches und kesses Selbst. Er begann sogar wieder hemmungslos mit mir zu flirten und es störte ihn wenig das die anderen dabei waren.
Eric und Everil taten es jedes Mal mit einem Augenrollen ab.
Ich merkte die Blicke die alle drei mir zuwarfen und ich wusste das ich mich bald entscheiden musste, denn es wäre ihnen gegenüber unfair sie weiter warten zu lassen. Auch mein Herz verlangte langsam eine Entscheidung.
Deswegen versuchte ich in der Zeit in denen ich mit ihnen zusammen war, herausfinden wie Kay es mir geraten hatte, wen ich wirklich liebte oder ob es doch nur eine kindliche Schwärmerei war.
Everil sah mich so oft mit seinen hellen grauen Augen an ohne etwas zu sagen. Von den stehen war er immer der stillste gewesen und das war er auch jetzt.
Doch manchmal bildete ich mir einen einen Kampf mit sich selber in seinen Augen zu sehen.
Der Winter verging als bald und der Frühling kündigte sich an. Bald würden unsere Tage an unsere High School enden und sich unsere Wege teilweise vielleicht sogar trennen.
Megan und ich bekamen beide das erlösende Schreibe unserer Traumuni in New York. Megan wollte Design und Mode studieren und ich Kunst und Fotografie.
Eric und Blake wurden an der Nachbaruniversität angenommen und wollten beide Medizin studieren. Wobei „wollen" bei Blake wohl nicht ganz richtig war. Seine Eltern gaben ihm keine andere Möglichkeit. Doch er beschwerte sich selten. Manchmal bemerkte ich den Wehmut in seiner Stimme, doch er ersetzte dies meinst schnell mit einem Witz.
Was er wirklich wollte, verriet er mir leider nicht und ich wollte nicht bohren.
Everil hielt sich immer noch bedeckt. Er war an einer Uni angenommen worden, sogar vor uns allen, doch er verriet und nichts darüber, was mich erneut sehr enttäuschte.
Denn meine Gefühle für ihn wurden von Tag zu Tag stärker, obwohl ich mich dagegen wehrte.
Ich hatte mit selber geschworen mit niemanden zusammen zu kommen, der Geheimnisse vor mir hatte.
**
Kay und ich sahen mal wieder Fernsehen zusammen und diskutieren über den besten Darsteller in der Serie. Meine Eltern waren wie jeden Donnerstag aus und wir beide machten uns diese Abende immer gemütlich.
Es endete mal wieder in einer Kitzelattakte als wir uns nicht einig wurden. Völlig außer Atem gab ich mich geschlagen und Kay sah mit einem siegessicheren Grinsen auf mich herab.
Dann wurde er jedoch ernster.
„TJ ich muss dich etwas fragen!" sagte er etwas schüchtern.
Ich setzte mich sofort auf und hörte ihm aufmerksam zu.
„Ich wollte mich nochmal bedanken bei dir! Dafür das du sich so für mich eingesetzt hast und das ich ein Teil deiner Familie sein darf!"
Ich versicherte ihm mit einer einfachen Handbewegung, dass das wirklich keine große Sache war und wollte mich wider dem Fernseher witmen als er meine Hand nahm und mich zwang ihn wieder anzusehen.
„Ich verstehe mich auch sehr gut mit deinen Eltern und ich habe endlich das Gefühl ein Zuhause zu haben." Fügte er hinzu.
„Deswegen wollte ich dich fragen ob es für dich okay wäre sie auch Mum und Dad zu nennen?" sagte er weiter und sah dabei auf unsere Hände.
Er traute sich kaum diese Frage auszusprechen. Es machte mich einfach nur glücklich zu sehen wie sehr er uns mochte und nahm in direkt in den Arm, um ihm das auch zu zeigen.
„Aber natürlich! Du musst mich sowas doch nicht fragen!"
Ich löste mich von ihm und er sah mich mit nassen Augen an aber er weinte nicht.
„Danke Tilda, du weißt nicht wie viel mir das bedeutet. Ich wollte auf keinen Fall das du denkst ich würde mich in deine Familie drängen. Und natürlich werde ich Niklas und Katherine erst fragen ob sie auch damit einverstanden sind."
Entgegnete er mir.
Ich nickte heftig.
„Das tust du nicht. Und das hier ist unsere Familie, nicht meine. Ich liebe dich Kay und ich will nur das du glücklich bist, so wie ich!"
Versicherte ich ihm und nahm in wieder in den Arm. Wir hielten uns eine Weile so fest als mein Handy klingelte.
Ich löste mich wieder aus der Umarmung und sah auf mein Display.
Ever rief mich an.
„Oooooorrr wer stört da unseren Geschwistermoment?" nörgelte Kay gespielt und lachte darauf hin, weil er den Namen schon gelesen hatte.
Ich musste auch lachen und nahm fröhlich ab.
„Hey..." sagte ich schüchtern und Kay äffte mich ihm Hintergrund nach, so das ich das Zimmer verlassen musste.
Ever lachte auch auf der anderen Seite.
„War das Kay?" fragte er direkt, was ich ihm bejahrte.
„Was gibt es?" Fragte ich neutral.
Everil atmete einmal tief durch am anderen Ende der Leitung, bevor er antwortete.
„Können wir uns sehen?" räusperte er seine tiefe Stimme, was direkt einen Wirbelsturm in meinem Bauch verursachte.
„Okay." antwortete ich knapp.
„Ich hole dich ab, ja?" hackte er nach und ich nickte, bis mir einfiel, das er das nicht sehen konnte.
„Ja gerne." hing ich schnell dran.
„Okay geht in einer halben Stunde?" fragte er erneut.
„Ja das passt." antwortete ich und wir legten auf.
Kay stand hinter mir und erschreckte mich als er mich ansprach.
„Wie war das Gespräch einem deiner Loverboys?"
Ich errötete wie eine Tomate und versuchte mein Gesicht in meinen Händen zu verstecken. Kay lachte mich nur aus und pickst mich in die Seite.
„Weißt du ich mag ihn von allen am liebsten!" er sagte es immer noch mit einem breiten Grinsen aber ich wusste das er es ernst meinte.
Ich nickte nur und flitzte nach oben.
Es war lange her das ich Zeit alleine mit Everil verbracht hatte, ich war gespannt was er mir zu sagen hatte...
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