Kapitel 28: Der Plan
Gebannt sah ich ihn an. -KAY-MEINEN BRUDER
„B...bru...Bruder?" stotterte ich mit zitternde Stimme.
Alle sahen mich stumm an!
Kay war die ganze Zeit schon so tapfer aber jetzt standen ihm die Tränen in den Augen. Er nickte immer wieder und bekam kein Wort mehr heraus. Ich sah in seine grünen Augen und ohne es Prüfen zu müssen, wusste ich das es stimmte. Das er mich nicht anlog. Er hatte genau die gleichen Augen wie ich und obwohl wir die von unserem Vater hatten, störte es mich nicht mehr, denn es verband uns. Er verband mich mit MEINEM Bruder!
Langsam breitete er seine Arme aus und ich lief langsam auf ihn zu und versteckte mein Gesicht in seine Brust. Ich ließ alles raus und weinte vor Freunde, Glück, Trauer und Wut.
Vor Freude, weil ich einen Teil von mir gefunden hatte!
Vor Glück, das ich ihn kennen lernen durfte!
Vor Trauer, weil uns unsere Vater auseinander gerissen hatte!
Wut auf diese unfaire Welt!
Er hielt mich ganz fest und so standen wir einige Zeit eng umschlugen, bis ich ein leises Räuspern hinter meinen Rücken hörte. Everil war auf uns zugetreten und hatte mittlerweile seine Hand auf meinen Rücken gelegt.
Es ist schon spät wir sollten weiter am Plan arbeiten. Kay und ich nickten und setzten uns nebeneinander auf Kissen, die auf dem Holzboden lagen.
Dann erzählte Kay von seinem Plan. Er würde die Fäden hinter den Kulissen ziehen. Damit meinte er, das er mich in alle Details unseres Vaters einweihen würde. Was er liebt, was er hasst, einfach gesagt wie man ihn durchschaut. Denn wir mussten ihn manipulieren damit unser Plan funktionierte. Mindestens einer der Jungs sollte, sich zusätzlich der Gang anschließen um mich zu unterstützen oder mir gegebenenfalls zu helfen.
Unser Ziel war es an all die Informationen zu kommen, die die Mitglieder und vorallem meinen Vater extrem Belasten würden.
Dann erst könnte Kay die CIA mit verschlüsselten Nachrichten um Hilfe bitten.
Das Problem an der ganzen Sache war nur, das niemand, nicht mal mein Bruder sagen konnte wo er diese Unterlagen hatte.
Wären wir in Florida wüsste er wo er suchen müsste aber hier in New York leider nicht.
Doch er versicherte das wir es heraus bekommen würden, ich müsste ihm nur ganz genau beschreiben was ich wo sehe.
Alle waren mit dem groben Plan einverstanden. Dann mussten wir fest legen, wer sie wie in die Gang einschleust. Sofort traten alle vor.
Sie begannen direkt zu streiten, mehr sich am besten von Ihnen eignete mich innerhalb der Gang zu unterstützen. Jeder begann seine eigenen Vorteile und Qualitäten herauszustellen und die anderen schlecht zu machen.
Ich vergrub überfordert meine Hände in mein Gesicht. Kay zog mich näher an sich heran und donnerte in einem Moment laut. "Ruhe!"
Sofort beruhigten sich die drei. Wütend starrte mein Bruder alle drei an.
"Wenn es nach mir ging würde keiner von Tilda begleiten, so wie ihr euch verhaltet. Versteht ihr es immer noch nicht. Das hier ist kein Spaß. Das ist bittere Ernst, jeder von euch kann dabei sterben."
Ich schluckte schwer bei dem Gedanken, das es Tote geben könnte.
Kay ließ seinen Blick nochmal überall schweifen, aber keiner wagte es noch ein Wiederwort zu geben. Dann sah er mich an.
"Tilda, es ist an der Zeit dir jemanden auszusuchen."
Er zog mich etwas abseits und sagte normal.
"Das musst du selber wissen, aber ich an deiner Stelle würde Blake wählen. Er stand bis jetzt am wenigsten mit dir in Verbindung, seine Eltern sind wenig zuhause, deswegen würde es nicht so auffallen wenn er fehlte. Und er wirkt auch gut trainiert. Er macht wahrscheinlich schon Jahre lang irgendeinen Kampfsport."
Ich seufzte.
Natürlich nannte mein Bruder gerade den, mit dem ich am schlechtesten klar kam. Aber ich dachten intensiv über seine Worte nach. Everil hatte seinen kleinen Neffen und seine Tante die ihn brauchten. Auch wenn ich noch nicht viel über ihn uns seine Familie wusste, war mir klar das sie ihn nicht entbehren konnten. Außerdem könnte ich es nie mit meinem Gewissen vereinbaren, wenn ihm etwas zustoßen würde.
Dann sah ich zu Ric. Er kannte mich schon mein ganzes Leben. Sicher war das ein Vorteil aber Damian war es bestimmt nicht entgangen, das er mal mein bester Freund war und damit war er direkt in der Schusslinie. So sehr ich ihn im Moment nicht leiden konnte, doch konnte ich ihn nicht ins offene Messer laufen lassen.
Als letzte sah ich zu Blake. Jemanden von dem ich dachte das er mich wirklich liebte. Von dem ich dachte das ich mich in ihn verlieben könnte. Einer der mich zu verstehen schien und mit dem ich gelacht und geweint hatte. Aber auch jemand der mein Vertrauen schamlos ausgenutzt hatte und mich betrogen und belogen hatte.
Er erwiderte meinen Blick und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen als ich erkannte das Kay wohl recht hatte.
Er war der beste Kandidat für den Job.
Ich reckte mein Kinn ein wenig höher und sprach es laut aus: "Blake!"
**
Für einen Moment herrschte eine seltsame Stille, doch Kay unterbrach sie.
"Ihr sollte nach Hause und euch ein wenig ausruhen. Ab morgen wird es dann ernst. Je schneller wir den Dreckskerl hinter Gitter bringen desto schneller endet das hier alles!"
Wir nickten alle und trotteten zusammen aus dem Haus. Ich zog Kay nochmal in eine tiefe Umarmung und er küsste mich auf den Scheitel.
"Es wird alles gut Schwesterherz, das verspreche ich dir!"
Ich lächelte schief und Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln.
"Wusstest du das ich schon immer Geschwister haben wollte und am lieben einen großen Bruder der mich beschützt!"
Ich lachte sofort als ich daran dachte.
Auch er lächelte jetzt schief und sah mich liebevoll an.
"Und ich wollte immer eine kluge und schöne Schwester. Da haben wir wohl doch noch beide das bekommen was wir wollten."
Ich nickte und wir lösten uns schließlich voneinander.
"Morgen um 20:00 hier!" rief er uns nach und wir machten uns auf den Weg.
Es war ruhig und keiner sagte etwas. Everil hatte wieder meine Hand genommen und damit hatte ich nicht gerechnet, ich dachte er wäre wütend auf mich weil ich nicht ihn ausgewählt hatte. Ric war sichtlich geknickt und lief uns allen voraus. Er wollte wohl heute mit niemanden mehr reden. Er verstand es wohl am aller wenigsten warum ich mich für Blake entschieden hatte.
Blakes Blick ruhte wie immer auf mir.
Kurz bevor wir das Auto erreichten tippte er mir auf die Schulter. Wie war er mir so schnell so nahe gekommen?
"Tilda können wir kurz sprechen?" fragte er hoffnungsvoll.
Ich blieb abrupt stehen und Everil tat es mir gleich. Seine Frage war Everil natürlich nicht entgangen. Sein Kiefer knackte bedrohlich doch ich löste meine Hand von seiner und legte sie auf seinen Arm.
"Geh schon vor ich komme gleich nach!"
Wiederwillig verließ uns Everil aber nicht ohne Blake nochmal wütend nieder zu starren.
Als er zwischen den dichten Blättern des Unterholzes verschwand sah ich wieder zu Blake und verschränkte meine Arme vor der Brust.
"Was ist?" forderte ich ihn auf zu sprechen. Ich war ganz ruhig.
"Es tut mir leid Cupcake..." sagte er traurig. Ich erwiderte nichts sondern sah ihn einfach nur weiter an.
"Ich wollte dich nicht verletzten! Ich war einfach dumm und habe die Wette im besoffenen Zustand abgeschlossen." versuchte er sich zu verteidigen.
"Außerdem kannte ich dich da noch nicht so wie jetzt!" fügte er hinzu. Als ob es die Situation verändern würde.
Bei dem Gedanken an die Wette schnürte es wieder meinem Hals zu. Ungewollte Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln und drohten herauszulaufen.
"Glaub ich hasse mich selbst am meisten dafür, was ich dir angetan habe aber alles was ich dir gesagt habe und alles was ich für dich fühle das war, nein das ist echt! Ich habe mich in dich verliebt Cupcake."
Zwei Tränen liefen über meine Wange. Ich wollte ihm glauben, das das alles echt war und er mich wirklich so mochte wie er es beschrieben hatte und in seine klaren grünen Augen zeigten das auch aber der Vertrauensmissbrauch war einfach zu groß gewesen. Ähnlich wir bei Ric, nur das es beim ihm wieder ganz anders war.
Er trat einen Schritt auf mich zu und wollte die nassen Stellen in meinem Gesicht trocknen doch ich schob seine Hand weg.
"Nicht...!" brach meine Stimme.
"Ich kann das nicht. Wir können nicht da weiter machen wo wir aufgehört haben, dazu ist einfach zu viel passiert."
Traurig und enttäuscht sah er mich an.
"Bitte gib mir noch eine Chance." flehte er mich an.
Alles in mir schrie mich an sich in seine Arme zu werfen, denn egal wie tief er mich verletzt hatte die Gefühle die ich für ihn hatte waren leider noch da, das konnte ich nicht leugnen. Mein Kopf und mein Herz führten einen inneren Kampf, doch ich dachte an Everil. Für ihn hatte ich auch starke Gefühle und in Eric war ich auch verliebt gewesen oder hatte zu mindestens für ihn geschwärmt. Ich musste erstmal meine Gefühle sortieren bevor ich entschied was ich wollte.
Langsam schüttelte ich den Kopf.
"Bitte dräng mich nicht..." sagte ich zitternd.
Traurig nickte er.
"Kannst du mir denn verzeihen?" fragte er bevor ich gehen konnte.
Konnte ich das? Konnte ich ihm verzeihen?
Doch ich hatte auch Ric vergeben. Und ich wusste ich würde die nächste Zeit eng mit ihm zusammenarbeiten musste. Deswegen nickte ich nur still.
"Danke Cupcake!"
Er umarmte mich, doch ich befreite mich schnell.
"Fass mich nicht unerlaubt an!" knurrte ich ihm entgegen und wand mich aus seinen Armen heraus.
Für so viel Körperkontakt war ich einfach noch nicht bereit. Ich wusste noch nicht mal ob ich es je wieder sein würde.
Hey,
das war viel für ein so kurzes Kapitel.
Tilda hat also einen Bruder.-Kay! Wie findet ihr Kay?
Hat sie Blake wirklich verziehen oder glaubt sie das nur? Es bleibt spannend. Die nächsten Kapitel werden intensiv...
Bis dann 👊🏼
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