Kapitel 24: Die Wahrheit!
Die kühle Nachtluft brachte mich zum frösteln.
Ich zog meine Sommerjacke noch ein bisschen enger um meine Schultern.
Ich saß alleine auf einer Parkbank in der Nähe unseres Treffpunktes.
Ich hatte extra darauf geachtet das mir niemand gefolgt war. Zu der Zeit war zum Glück nicht viel auf den Straßen los.
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es gleich Mitternacht sein würde.
Außer einer kleinen Wegleuchte, war keine andere Lichtquelle in der Nähe. Sie spendete nicht gerade viel Licht, nur genug um einen Umkreis von 50 Metern genau so erkennen.
Ich konnte nicht ahnen aus welcher Richtung Everil auftauchen würde, falls er es überhaupt tat.
Nervös wackelte ich mit meinen Beinen und versuchte den Überblick über meine Umgebung zu behalten.
Warum hatte ich nur diesen verdammt unheimlich stillen und leeren Ort gewählt?
Immer wieder sah ich auf meine Uhr. Es war mittlerweile schon viertel nach zwölf.
Wo blieb er nur?
Hatte er es sich wieder anders überlegt?
War ich ihm doch wieder egal?
Gegen halb eins beschloss ich zugegen. Gerade als ich aufstand hört ich jedoch Schritte auf mich zukommen. Eine dunkle Gestalt nährte sich von Rechts.
„Ever?, bist du es?" fragte ich kaum öhrbar.
Er hob den Kopf und die sonst so hellen Augen von Everil waren in der Dunkelheit kaum zu erkennen.
Seine weißen Zähne blitzen auf als er lächelte.
Erleichtert ging ich auf ihn zu. Unschlüssig wie ich ihn begrüßen sollte blieb ich vor ihm stehen und sah ihn nur an.
Er trug eine Schwarze Jeans und einen dunkelgrauen Kapuzenpullover, der einen Teil seines schönen Gesichtes versteckte. Er sah wie immer unverschämt gut aus!
Er zog mich an seine Brust und drückte einen sanften Kuss auf meine Lippen. Sofort wurde mir heiß und das obwohl ich vor ein paar Minuten noch so gefroren hatte. Meine Zehn kribbelten und ich konnte nichts gegen die Schmetterlinge die in meinem Bauch tanzten unternehmen.
Er löste sich wieder von mir. Unser Kuss war ganz unschuldig, nichts im Vergleich zu gestern Nacht. Bei dem Gedanken daran würde mir wieder ganz heiß im Gesicht und ich wusste das ich rot wie eine Tomate war. Gut das es dunkel war, so konnte ich meine Gesichtsröte verstecken.
Er hatte seinen Kopf schief gelegt und sah mich erwartungsvoll an. Dabei blieb ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen stehen.
„Ich dachte schon du kommst nicht mehr!" wisperte ich.
Ich nahm seine große Hand und zog ihn zu der Parkbank.
„Es tut mir leid. Meine Tante war noch so lange wach!" antworte er ehrlich als er sich neben mich setzte. Dabei zog er mich eng an sich. Mein Bauch kribbelte wieder glücklich.
Ich konnte nicht anders als Lächeln, wenn ich ihm so nahe war.
Doch wir waren wegen etwas sehr ernstem hier und als mir das klar wurde holte mich die Realität schneller ein als mir lieb war.
Mein Lächeln verschwand augenblicklich und ich sah Ever ernst an.
„Ich werde weit ausholen müssen, damit du alles verstehst. Dabei werde ich dir Dinge erzählen die dich vielleicht verletzten, wütend machen und auch schockieren. Ich hoffe das du mich nicht verachten wirst!"
Er sah mich geweiteten Augen an.
Ich begann zu zittern.
„Wenn du danach nichts mehr mit mir zu tun haben willst kann ich das verstehen und werde das respektieren aber bitte rede mit niemanden darüber."
Er nahm meine Hand und drückte sie kurz.
„Versprochen!" sagte er knapp
Aber er gab mir mit diesem einen Wort so viel Vertrauen, das ich ruhiger wurde und einfach anfing ihm alles zu erzählen. Ich begann mit dem großen Streit bei Rics Eltern, wo auch er anwesend war. Ich erzählte ihm einfach alles und ließ nichts weg. Auch die Sache mit Blake und meinen Gefühlen zu ihm. Was zwischen uns passiert ist und was ich jetzt empfand.
Dabei löste er seine Hand von meiner und ich wusste augenblicklich das ich ihn damit verletzt hatte.
Doch ich wollte das nichts mehr zwischen uns stand.
Er hörte mir weiter zu ohne ein Wort zu sagen. Als ich ihm dann von meinem leiblichen Vater erzählte und was er mir angetan hatte, wozu er mich zwang und was er von mir wollte, knackte sein Kiefer bedrohlich und er fing an vor Wut mit den Zähnen zu knirschen.
Mein Körper begann wieder von alleine zu zittern. All das zu erzählen strengte mich enorm an. Es zeigte mir einmal mehr wie aussichtslos die Lage erschien.
Everil zog mich wieder enger an sich und nahm wieder meine kleinen Hände in seine.
Dabei strich er mir beruhigten mit dem Daumen über meinen Handrücken.
Ich erzählte auch warum ich mit Damian zusammen sein musste und das ich ihn hasste, es aber niemanden zeigen konnte.
Alles führte mich bis zum heutigen Tag, an dem ich dabei zusehen musste wie ein Mann erschossen wurde.
Aber das schlimmste war das ich ihm sagen musste das mich mein Vater vorher erprobt hatte es selber zu tun. Den Mann der fast totgeschlagen war zu erschießen. Ich konnte nicht sagen ob ich ihn erschossen hätte, denn ich hatte den Abzug gedrückt.
Ein Schauer lief mir über den Rücken als ich an das Klicken der leeren Pistole dachte.
Natürlich hatten sie mir keine geladenen gegeben. Sie wusste das ich schießen konnte. Es war alles ein Test!
Ever's leeren Blick zu urteilen hatte er mit vielen gerechnet nur nicht damit.
Er fuhr sich durch das Gesicht. Eine Geste die ich schon öfter bei ihm beobachtet hatte, wenn er verzweifelt war.
Er stürzte seinen Kopf in die Hände und ließ den Blick gesenkt.
„Scheiße, Scheiße, scheiße..." fluchte er zwischen zusammengepressten Zähnen.
Er sah auf, blickte mir direkt ins Gesicht. So viele Emotionen zeichneten sich in seinem schönen Gesicht ab, das ich sie nicht deuten konnte. Ich wusste nicht was er dachte.
Dann sah er wieder weg und stand ruckartig auf. Er lief hin und her und machte mich ganz nervös.
„Man Tilda das ist keine Kleinigkeit!" sagte er aufgebracht.
Was sollte das jetzt? Machte er mir etwa Vorwürfe?
„Meinst du nicht das ich das selber weiß? Was hättest du denn an meiner Stelle getan?" sagte ich wütend.
Ich konnte ja schließlich mein Blut nicht bestimmen!
Er blickte mich wieder an und kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Er packte mich bei den Schultern und zog mich zu sich.
„So war das nicht gemeint! Das ist nur ein wirkliche scheiß Situation, für die ich im Augenblick keine Lösung weiß!"
Unsere Nasenspitzen berührten sich fast als er sich zu mir runterbeugte und sich erklärte.
„Ever es geht hier nicht nur um eine Lösung, das alles hier ist verdammt gefährlich und ich will niemand mit in den Abgrund ziehen!"
Er raufte sich die Haare und ließ von mir ab.
„Wieso hattest du eigentlich was mit Blake?"
Fragte er wütend.
Man was sollte das? Wieso kam er jetzt damit, es gab viel größere Probleme? Außerdem war ich frei. Ich war zu der Zeit mit niemanden zusammen gewesen und es war auch nichts passiert.
Warum legte ich mir denn jetzt schon Rechtfertigungen zurecht?
Er hatte mich wochenlang ignoriert. Ich dachte ich sei ihm egal und auch unser beinah Kuss.
„Verdammt Everil, darum geht es jetzt nicht. Verstehst du nicht das ich aus dieser Gang muss ohne jemanden dabei zu verletzen."
Ich sah ihn verzweifelt an,
Er mich dagegen zornig.
„Empfindest du was für Blake?"
„Was tut das jetzt zur Sache?"
Erwiderte ich trotzig.
„Bitte antworte mir. Das ist wichtig. Er ist mein Freund."
Sagte er langsam.
Ich seufzte.
„Ich weiß es nicht!"
Antwortete ich wahrheitsgemäß.
Ich war mir ziemlich sicher, das ich Gefühle für ihn hatte, doch nach der Sache mit der Wette, wusste ich nicht mehr ob alles ein Spiel war - auch meine Gefühle. Deswegen log ich Everil auch nicht an. Ich wusste es wirklich nicht.
„Und was ist mit Eric?"
War das sein Ernst? Ich ließ ein zischendes Geräusch vor Verachtung aus meiner Kehle entkommen.
„Schließlich liebt er dich. Das kann etwas in einem auslösen."
Er sah mich eindringlich an.
„Nein!" sagte ich fest.
Das Stimmt. Egal was ich für Ric damals empfunden hatte, es war komplett verschwunden.
Er sah mich prüfend an, als ob er abwägen würde, ob das stimmte was ich sagte.
Doch jetzt wurde es mir zu bunt. Das hier musste ich mir nicht geben. Ich dachte er wollte mir helfen, aber da lag ich wohl falsch.
Er war wahrscheinlich wie die anderen. Er wollte nur sein Ego puschen und sehen, das er der einzige war den ich mochte oder sogar liebte um vor den anderen anzugeben.
Ich machte auf dem Absatz kehrt und ließ ihn stehen.
Doch kurz vor meinem Motorrad packte er mich und zog mich an seinen harten muskulösen Bauch. Ich krachte gegen ihn, wie in eine Wand.
„Es tut mir leid!" hauchte er an mein Ohr.
Ich rührte mich nicht sondern versuchte mein pochendes Herz unter Kontrolle zu bringen als ich seinen unwiderstehlichen Geruch einatmete.
Mit wurde ganz schwindelig.
Bei den anderen beiden waren meine Gefühle wie auf einen Schlag verschwunden als ich erfuhr was sie wirklich waren. Bei Ever war es anders!
Ich schien ihm auch jetzt immer noch nicht widerstehen zu können. Meine Hormone spielten wie immer verrückt und am liebsten würde ich mich an ihm reiben, wie eine rollige Katze.
„Meine Eifersucht ist mit mir durch Gegangen."
Er war eifersüchtig gewesen. Mein Herz flatterte in meinem Inneren.
Ich drehte mich langsam um und sah in seine unglaublichen Augen. Sie waren so dunkel das man sich darin verlieren konnte.
Voll Mitgefühl sah er mich an und sagte: „Wir werden für alles eine Lösung finden, versprochen!"
„Ich brauche nur etwas Zeit um etwas zu planen!"
Ich nickte und er zog mich an sich.
Diesmal küsste ich ihn und das schien ihn angenehm zu überraschen. Für einen Moment blieb er wie erstarrt stehen. Doch dann legte er seine Hände an meine Hüfte und schloss den letzten Platz zwischen uns.
Unsere Kuss wurde intensiver. Er strich mit der Zunge an meine Lippen und der kühle Ring an seiner Unterlippe berührte sanft meine. Ich öffnete meine Lippen bereitwillig und gewährte ihm Einlass.
Vorsichtig erkundete er alles und ich konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Ich wollte mehr und griff nach seinem Kragen indem ich mich fest gekrallte hatte. Jetzt übernahm ich die Führung.
Er ließ mich gewähren und aus seiner Kehle drang ein tiefes gurren. Genau so eines hatte ich schon gestern gehört und es machte mich an, das in ihm zu bewirken.
Ich konnte nicht anders als gegen seine Lippen zu lächeln. Kurze Zeit später musste ich mich schweren Herzens von ihm lösen.
Doch bei seinem Anblick wäre ich fast wieder schwach geworden.
„Ich will nicht aber ich muss gehen."
Sagte ich leise und strich mit meiner Hand über seine Wange.
Er nickte wie in Trance.
Bevor ich meinen Helm aufsetzte sah ich ihn wieder ernst an. Ich wusste nicht, ob ihm klar war das mein Theater mit Damian nach außen hin weiter gehen musste. Deswegen sagte ich es ihm nochmal.
Er schluckte schwer.
„Ich weiß, auch wenn ich es hasse dich mit ihm zu sehen, weiß ich das es im Moment keine andere Lösung dafür gibt."
Er sah gebeutelt aus.
Ich hasste es noch mehr wieder so tun zu müssen, als sei ich mit Damian zusammen. Dieser Typ widerte mich an. Doch ich wollte es Everil nochmal deutlich zeigen, das ich ihn sehr gern hatte.
Ich saß schon auf meinem Motorrad als ich ihn zu mir zitierte. Er grinste schief als er auf mich zu kam.
Erneute küsste ich ihn und legte so viel Gefühl in den Kuss wie es ging.
Er endete deutlich schneller, doch ich sah direkt das er die gewünschte Wirkung erziehst hatte.
Bevor ich meinen Helm erneut aufsetzte sagte ich noch schnell: „Kein Wort zu niemanden! Auch nicht zu Meg und Lenny!"
Everil nickte und ich startete den Motor. Ich sah ihn noch kurz in meinem Seitenspiegel, doch dann war er weg.
Zurück blieb nur ein mulmiges Gefühl. Hoffentlich hatte ich keinen Fehler damit gemacht mich ihm anzuvertrauen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top