Prolog
Hinweis: Leichte Triggerwarnung bezüglich des Themas Depression. Ab dem ersten Kapitel wird es nicht mehr so stark thematisiert, ist aber immer wieder mal präsent.
"Forever Together" ist meine erste Fanfiction, die ich geschrieben habe (Kindheitssünden zählen hier mal nicht...). Gerne nehme ich konstruktive Kritik entgegen, seid aber zu meinem Baby lieb (mittlerweile kann ich einiges besser. Hoffe ich ^^').
Prolog
Wenn ich zurückblicke, würde ich sagen, dass alles schleichend mit der Verleihung für die Grammys anfing.
Wir alle hatten uns sehr darüber gefreut, als koreanische Gruppe überhaupt für diesen Musikpreis in Erwägung gezogen zu werden. Es war für uns und unser Team eine riesige Ehre. Auch, dass wir als erste koreanische Gruppe dort auftreten durften, war fast surreal.
Manche würden behaupten, dass die Nominierung zu Recht geschah, hatten wir doch so viel Arbeit in den letzten Jahren in unsere Musik gesteckt. Gerade unsere Fans, die Army standen sehr hinter uns, wie immer. Fast schon konnten wir uns an ihre Unterstützung gewöhnen, jedoch war sie alles andere als selbstverständlich für uns. Auch die gute Beziehungen zu unseren Fans war harte Arbeit.
Die Chancen den amerikanischen Preis zu gewinnen waren gering, das wusste jeder von uns. Dennoch standen wir mitten in der Nacht auf, um per Internetschalte an der Verleihung teilzunehmen.
Es fiel mir schwer richtig wach zu werden. Als sich jemand um mein Make-up kümmerte, war ich bereits schon wieder dabei einzudösen. Es war wirklich eine kurze Nacht gewesen.
„Jimin, du musst langsam wach werden." Leicht wurde ich an der Schulter gerüttelt.
Ich war tatsächlich eingeschlafen, Make-up und meine Haare waren schon längst fertig. Verschlafen blinzelte ich Namjoon an, der mich geweckt hatte. Ich nickte ihm leicht zu, kaum im Stande meine Augen offenzuhalten.
Offensichtlich zufrieden mit meiner Erwiderung ging er zu dem Stuhl an meiner rechten Seite und versuchte, nun auch Jungkook zu wecken.
Voller Vertrauen in unseren Leader, dass er ihn wach bekäme, schaute ich mir diese schwierige Prozedur nicht weiter an und stand auf.
Das Interview, das gleich stattfinden würde, würde international ausgestrahlt werden. Live.
Der Gedanke daran ließ mich ein wenig nervös werden. Die Grammys hatten eine wirklich große Reichweite.
Das Video zu unserem Lied hatten wir im Vorfeld aufgenommen. Es war nichts wirklich forderndes für mich gewesen, jedoch tanzte endlich Yoongi wieder mit uns, nach einer langen Pause. Er hatte sich bei den Aufzeichnungen nicht im geringsten geschont, was uns andere sechs auch zu Höchstleistungen antrieb.
Das Video würde ein Meisterwerk sein, das wusste ich. Diese aufwändige Kulisse, die extra nachgebaut wurde, würde Aufmerksamkeit erregen.
Ich widerstand dem Reflex mir durch die Haare zu fahren und versuchte richtig wach zu werden.
Langsam ging ich zu dem Sofa und den Stühlen hinüber, auf dem wir den frühen Morgen verbringen und auf dem auch das Interview stattfinden würde. Bis auf Namjoon und Jungkook waren alle schon anwesend und hatten sich einen Platz ausgesucht. Auch sie mussten hundemüde sein, ließen es sich aber nicht anmerken. Hatte überhaupt jemand von uns in dieser Nacht geschlafen?
Alle übrigen freien Plätze waren in der ersten Reihe. Typisch.
„Na Jimin, bist du auch endlich wach?", konnte ich mir auch sogleich einen Kommentar von Yoongi anhören. Das sagte echt der Richtige, war er doch selbst oft derjenige, der es gar nicht erwarten konnte endlich ins Bett zu kommen.
Ich verkniff mir einen Kommentar und nahm neben Hoseok ganz vorne Platz. Yoongi war sicher nur aufgeregt. Diese Kommentare waren eigentlich nicht seine Art. Er hatte von uns allen dieser Verleihung am Meisten entgegen gefiebert und war sicher sehr nervös.
Ich war es ebenso, als ich mich umsah. Die vielen vertrauten Gesichter der Agentur wuselten um uns herum, damit die Videoübertragung auch möglichst perfekt werden würde. Als ich mir aus reiner Gewohnheit durch meine Haare fuhr, stöhnte das Team unisono auf und sogleich wurden meine Haare wieder gerichtet. Geradeso konnte ich mir es verkneifen die Augen zu verdrehen. Eigentlich war ich unserem Team sehr dankbar, dass sie immer versuchten mich im besten Licht darzustellen. Manchmal war es mir aber auch ein wenig zu viel. So wie gerade.
Endlich stießen nun auch Namjoon und Jungkook zu uns. Die Müdigkeit, die eben noch bei unserem jüngsten Mitglied zu sehen gewesen war, war wie weggewischt. Auch bei ihm machte sich nun Nervosität breit.
Kurz musterte ich meine Bandkollegen. Unser Stylingteam hatte sich mal wieder selbst übertroffen. Ich mochte meinen Anzug sehr. Nur Hoseok mit diesem riesigen Puschel an seiner linken Brust, fand ich etwas sehr extravagant. Aber einer musste eben immer herhalten und diesmal hatte es ihn getroffen. Wir waren zu lange in diesem Geschäft tätig, um uns über so etwas wie komische Puschel auf der Weste zu beschweren.
Das Interview kurze Zeit darauf brachten wir souverän, wie wir es gewohnt waren, hinter uns. Es war sehr kurz und es fraß zusätzlich Zeit, dass immer alles aus dem koreanischen ins Englische übersetzt werden musste. Es wurde wirklich Zeit für uns, dass wir uns besser auf Englisch verständigen konnten.
Kurz darauf hieß es warten. Es würde eine lange Veranstaltung werden.
~+~+~+~
Es kam letztlich, wie es kommen musste. Lady Gaga und Ariana Grande gewannen den Preis, den wir so gerne gewonnen hätten.
Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, so war ich doch zutiefst enttäuscht. Hatte je überhaupt die Möglichkeit bestanden, dass wir gewinnen konnten?
Wohl wissend, dass wir gefilmt wurden (es hätte ja auch der Moment unseres Triumphes sein können, den wollten wir natürlich festhalten), versuchte ich nicht so enttäuscht auszusehen, wie ich es tatsächlich war. Ich wusste, dass wir keine guten Chancen auf den Preis gehabt hatten. Dennoch hatte ich mir ein wenig Hoffnung gemacht. Wie wir alle.
Ich beugte mich zu RM herüber, J-Hope tat es mir gleich und wir schlossen unseren Leader in unsere Arme. Ich wollte ihn ebenso sehr trösten, wie ich selber Trost brauchte.
Auch die anderen ließen sich kaum etwas anmerken.
Nachdem wir sicher waren, dass wir nicht mehr gefilmt wurden, sackten wir alle in uns zusammen.
Das Kamerateam packte seine Sachen zusammen und ein reges Treiben begann. Wir sieben blieben einfach dort sitzen wo wir waren.
Ich starrte in die Luft vor mir, ohne wirklich etwas zu sehen. Was für eine Enttäuschung. Auch, wenn ich damit gerechnet hatte...
Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, schließlich rissen mich zwei Arme, die sich um meine Schultern legten, aus meinen trüben Gedanken.
Ich sah auf und erkannte Taes dunkelbraune Lockenmähne dicht an mir. Dankbar lehnte ich mich an ihn und ohne, dass ich etwas dagegen machen konnte, liefen mir die ersten Tränen über die Wangen.
Es war albern, ich wusste es. Wir hatten so gut wie jeden Musikpreis gewonnen, der irgendetwas bedeutete. Unsere Fans standen geschlossen und als eine Einheit hinter uns, ihnen war es egal, ob wir diesen Preis bekommen hatten oder nicht. Sie liebten uns auch so. Dennoch fraß sich die Enttäuschung unaufhörlich tiefer in mich hinein.
Meine linke Hand wurde kurz gedrückt- ich war mir nicht ganz sicher von wem- und es kam Bewegung in die Gruppe. Auch ich löste mich aus der Umarmung, wischte meine Tränen weg und versuchte mich zusammen zu reißen. Zumindest bis ich Zuhause war. Ich war immer noch ein Idol und somit ein Vorbild. Wir mussten stark sein für unser Team und jetzt war Professionalität gefragt. Als hätte jemand einen Schalter umgelegt, bahnte sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen. Wir verabschiedeten uns anständig von unserem Team, das so unermüdlich für uns arbeitete. Schließlich zogen wir uns wieder um in unsere eigene Kleidung und machten uns auf dem Weg nach Hause in den Dorm.
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Es machte mir wirklich nichts aus ein Zimmer mit Hoseok zu teilen. Er hatte ein angenehmes Wesen und wusste, wann ich meine Ruhe brauchte. Wir kannten uns nun schon sehr lange und wussten um die Eigenheiten des Anderen. Ich hätte mir keinen anderen Zimmerpartner wünschen können.
Zwar fühlte ich mich im Moment ein wenig einsam, aber ich brauchte Zeit für mich.
Sehr lange zum Grübeln kam ich jedoch nicht, da war ich schon eingeschlafen.
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Es war nie einfach mich zu wecken, darum wusste jeder meiner Mitbewohner.
Scheinbar hatte Tae beim Auslosen mit Stein, Schere, Papier verloren, jedenfalls war er es, der mich wecken kam.
Seine zunächst sehr netten Versuche mich wach zu bekommen gipfelten bald in Verzweiflung, als ich mich lediglich umdrehte und ihn einfach ignorierte. Kurzerhand zog er mir schließlich die Bettdecke weg. Er wusste, dass ich spätestens dann aufstehen würde.
„Jimin, jetzt steh doch endlich auf, wir gehen gleich online bei vlive!"
Verschlafen guckte ich ihn endlich an. Stimmt, es fiel mir wieder ein. Wir hatten beschlossen live zugehen um mit der Army den Kontakt zu halten, egal wie der Ausgang der Verleihung wäre.
Müde kämpfte ich mich aus meinem Bett, was Tae scheinbar zufrieden stimmte. Er warf mir eine rote Kapuzenjacke zu, die ich auffing.
Ich hatte keine Lust. Die Enttäuschung lag immer noch schwer auf mir und machte mich träger, als ich sonst war. Mir lag nichts ferner, als jetzt online zu gehen. Zwar sehnte ich mich nach der Army, aber so ganz verdaut hatte ich das ganze dann doch noch nicht.
Dementsprechend teilnahmslos schlurfte ich dann in das Wohnzimmer und ließ mich auf den letzten freien Stuhl in der hinteren Reihe nieder. Meine Kapuze hatte ich mir tief über meinen Kopf gezogen, über dem Gesicht trug ich eine Maske. Army sollte nicht meine Enttäuschung sehen. Yoongi, der neben mir saß, warf mir einen leicht verwirrten Blick zu, den ich versuchte zu ignorieren. Auch Namjoon maß mich mit einem abwartenden Blick, den ich ebenfalls nicht erwiderte.
„Ist bei dir alles gut?"
Ich nickte wortlos und hoffe, dass sich das Thema damit erledigt hatte.
Er sah mich zwar zweifelnd an, jedoch startete Jungkook dann auch das Vlive und es blieb keine Zeit mehr, mir näher auf den Zahn zu fühlen.
Wie auf Knopfdruck wurde aus Taehyung V, aus Namjoon RM. Wenn wir öffentlich auftraten, dann immer unter unserem Pseudonym. Wir ließen nie unsere ganz private Seite sehen. Die würde den Fans sicher nicht allzu sehr gefallen.
Die Erschöpfung und die Enttäuschung saß mir dermaßen in den Knochen, dass ich scheinbar einen desolaten Eindruck erweckte. RM fragte mich während der kurzen Zeit, in der wir online waren zwei Mal, ob es mir gut ginge. Ich beteuerte, dass alles gut sei. Er entschuldigte dann meine Teilnahmslosigkeit mit meiner Müdigkeit. Ich wusste, dass dies nicht der einzige Grund war, dennoch versuchte ich mich zusammenzureißen. Als dann schließlich jeder ein paar Worte allein In die Kamera sagen sollte, gelangen mir sogar ein paar zusammenhängende Sätze. Ich war fast ein wenig stolz auf mich.
Als die Übertragung beendet wurde, herrschte wieder Stille im Raum. Jeder hing seinen Gedanken nach.
Yoongi stand als erster auf und schlurfte zu seinem Zimmer zurück. Ich schaute ihm nachdenklich hinterher. Yoongi hatte sich von uns allen den Preis am meisten gewünscht, zeigte aber kaum, wie sehr es ihn traf, nicht gewonnen zu haben. Zwar zog er sich in sei Zimmer zurück, jedoch war er noch nie der Geselligste von uns gewesen und wir akzeptierten es.
Ich ergatterte mir einen freien Platz auf der Couch und nahm mein Handy aus der Hosentasche. Ich hatte einige Nachrichten bekommen, viele von Freunden und einige von meiner Familie. Sie wollten mich sicher trösten.
Ich ging die Nachrichten durch und schrieb hier und da ein paar Antworten zurück. Links von mir ließ sich jemand ebenfalls auf die Couch sinken und legte seinen Kopf auf meine Schulter.
Es war die einzige Person, die ich im Moment von allen bei mir dulden würde. Kookie verstand es mich wieder aufzumuntern und ich hatte es bitternötig. Er hatte ein Gespür dafür, wie es mir ging. In all den Jahren, seitdem wir zusammen Musik machten, waren wir beide uns besonders nahe. Zwar war Tae mein bester Freund, aber manchmal konnte auch er mich nicht trösten.
Ich legte meinen Kopf an seinen und genoss seine stille Gesellschaft.
„Wie geht es dir?", durchbrach seine Stimme die Stille.
Wie konnte ich ihm diese Frage beantworten, wenn ich selbst es nicht wusste?
Ich zuckte leicht mit den Schultern.
Jungkook akzeptierte, dass ich nicht reden wollte, zu gut kannte er meine Eigenheiten.
Ihn in diesem Moment so nah bei mir zu wissen war Balsam für mich.
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Die nächsten Wochen zogen rasend schnell an mir vorbei, sodass ich mich später nicht mehr wirklich an sie erinnern konnte. Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, dann erschlägt mich ein Gefühl der Erschöpfung. Diese Zeit war trotz der Pandemie gut mit Terminen gefüllt, sei es mit Fotoshootings, Interviews für die Presse oder Clips für Weverse. Wir streamten viel live, jedoch fingen unsere Fans irgendwann an zu fragen, ob es mir gut ginge. Sie mussten meine Kraftlosigkeit mitbekommen haben. Wie so oft waren sie viel zu aufmerksam. Schließlich zeigte ich mich kaum noch, um der ständigen Flut von besorgten Fragen zu umgehen.
Das wiederum war auch wieder ein falsches Zeichen, jedoch konnte ich nicht mehr. Scheinbar sah man mir zu deutlich an, dass etwas nicht stimmte, auch wenn ich versuchte, es so gut es ging zu verstecken.
Natürlich fragten mich auch die Member, ob alles gut sei, ich wischte ihre Bedenken aber immer beiseite. Sie gaben irgendwann auf. Sie kannten mich zu gut, als dass sie wussten, dass ich erst darüber reden würde, wenn ich soweit war.
In dieser Zeit dachte ich viel nach. Über die schwierige Situation, in der wir uns wegen der Pandemie befanden. Über die Zukunft der Gruppe. Und natürlich auch über mich. Was dieses Gefühl der Erschöpfung für mich bedeutete. Ich wusste, was es hieß, sich bis zur kompletten Erschöpfung zu verausgaben, bis der Körper nicht mehr wollte. Diesmal war es jedoch anders. Ich konnte einfach mental nicht mehr. Ich kam mir vor, als würde ich in einem Hamsterrad laufen, voller Kraft, aber nie am Ziel ankommen. Wir arbeiteten und arbeiteten, aber was wollten wir noch erreichen? Wo wollten wir hin? Jahr und Jahr eine Tour nach der anderen? Wir würden in der westlichen Musikindustrie wohl nie vollkommen akzeptiert werden. Es kam mir alles irgendwann so ... sinnlos vor. Die nicht vorhandenen Auftritte derzeit wegen der Pandemie verschärften meine Gefühle nur zusätzlich.
Ich suchte mir Rat bei einem Experten - bei einem Psychologen, um genau zu sein. Alleine konnte ich die Situation schon längst nicht mehr händeln. Ich hatte keinen Antrieb mehr.
Depression, sagte er.
Natürlich wusste ich darüber mehr, als mir lieb war. Viele Mitglieder unserer Gruppe hatten da schon mal durchgemusst. Mir war es bisher bloß erspart geblieben. Es fühlte sich verdammt scheiße an.
Schweren Herzens traf ich eine Entscheidung. Ich wusste, was sie für mich und für die ganze Gruppe bedeuten würde. Für unsere Fans. Aber es ging einfach nicht mehr. Ich brauchte eine Pause von allem.
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