Kapitel 52

Kapitel 52
Am liebsten wäre ich am nächsten Morgen länger in meinem Bett liegen geblieben.
Mittlerweile lag ich mehr auf Jungkook, als neben ihm, es schien ihn aber nicht zu stören. Als ich aufwachte und mich so wiederfand, schlief Jungkook unter mir seelenruhig und ich war versucht noch einmal selbst die Augen zu schließen und mich weiter weg zu träumen.
Allerdings war die Realität gerade viel besser, als es jeder Traum sein konnte und so verbrachte ich meine Zeit schlicht damit, auf Kookie zu liegen und in sein friedliches Gesicht zu gucken, das durch den Schlaf entspannt vor mir lag.

Seine gleichmäßigen Atemzüge waren tatsächlich ein wenig einschläfernd, als ich allerdings vorsichtig auf mein Telefon sah und mit Entsetzen feststellte, wie spät es schon war, war an eine zweite Runde Schlaf nicht mehr zu denken.
Wir würden bald aufstehen müssen. Ich wollte die restliche kurze Zeit noch mit meiner Familie verbringen, bevor wir auch schon weiter mussten, um wiederum Jungkooks Eltern zu sehen.
Ich machte mir nicht so viele Gedanken darüber, dass seine Eltern unsere Beziehung und somit sein Outing schlecht aufnehmen würden. Ich kannte zumindest seine Mutter, wusste, dass Kookies Beziehung zu ihr gut war. Wenn er sich keine Sorgen machte, dass sie unsere Beziehung schlecht aufnehmen würde, brauchte ich mir auch keine machen.

Ich brachte es kaum über mich, Jungkook aufzuwecken. Noch immer besah ich ihn, sein hübsches Gesicht, sein Augenbrauenpiercing, seine vollen Lippen, seine Haare, die ihm bis in die Augen fielen.
Bei seinem Anblick kribbelte es wunderbar in meinem Bauch, die Schmetterlinge gaben sich alle Mühe und flatterten förmlich vor Glück in meiner Körpermitte um die Wette.
Noch nie zuvor hatte ich dieses intensive Gefühl des Verliebtseins erlebt, erst seit ich mir meiner Gefühle für Jungkook wirklich bewusst geworden war, konnte ich es in vollen Zügen genießen und wahrnehmen.

Meine kurzen Liebeleien zuvor hatten nie bei mir diese Emotionen ausgelöst und für einen Moment versank ich in diesem wunderschönen Gefühl. Ohne dass ich es verhindern konnte, breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus, eine Seltenheit zu dieser Uhrzeit.
Sanft strich ich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die ihm in die Augen gefallen war, fuhr ihn liebevoll über seine Wange, was ihn langsam aus den Tiefen seines Schlafes riss. Er kräuselte niedlich seine Nase, eine Angewohnheit, die er nur noch selten tat, ich aber umso mehr liebte.

Das T-Shirt, das er für die Nacht angezogen hatte, war ihm im Schlaf ein wenig hochgerutscht, ich konnte nicht anders, als mit meiner Hand über seinen Bauch zu streichen, der so durchtrainiert war, dass ich mich manchmal fragte, wann er die Zeit zum Trainieren fand. Auf der anderen Seite, hatte ich auch seit der Vertragsunterzeichnung einiges für meinen Körper getan und konnte mich sehen lassen.
Wahrscheinlich war meine Hand etwas kalt gewesen, jedenfalls zuckte Jungkook unter der Berührung merklich zusammen. Anstatt sich jedoch aus meiner kalten Berührung zu lösen, war seine Reaktion, mich einfach dichter an sich heran zu ziehen. Ich fühlte mich wie in einem Schraubstock.

"Mor...gen...", brachte ich mit der wenigen Luft heraus, die mir noch geblieben war.
"So früh am Morgen schon so sprachlos?", hörte ich ihn unter mir giggeln, während er seine Nase in meinem Haarschopf vergrub und dabei seine Arme ein wenig lockerer hielt, als vorher, sodass ich wieder vernünftig Luft holen konnte.
"Haha", machte ich nur trocken, bewegte mich aber keinen Millimeter von seiner Seite, viel zu schön war es, seine Nähe noch ein paar weitere Momente zu spüren.

Er war mittlerweile dazu übergegangen, mit langsamen Bewegungen über meinen Rücken zu streichen, es lag aber keineswegs etwas Anzügliches oder Sexuelles in diesen Berührungen, wir genossen beide nur die Anwesenheit des jeweils anderen.
"Wie spät ist es?"
"Um zehn", erwiderte ich, es blieb mir nur zu hoffen, dass meine Eltern nichts gegen ein spätes Frühstück einwenden würden. Zur Not starteten wir halt mit dem Mittagessen in den Tag, es war mir auch recht, solange ich noch ein paar Minuten hier liegen bleiben konnte.
"Mhh", brummte er unter mir, machte aber seinerseits auch keine Anstalten, aus dem Bett zu kommen.
"Weißt du eigentlich, wie glücklich ich in diesem Moment bin?", wollte ich ihm unbedingt mitteilen und grinste von Ohr zu Ohr, als die Schmetterlinge in meinem Bauch wieder anfingen angenehm zu kribbeln.

Es stimmte, ich konnte mir kaum etwas vorstellen, das mich derzeit glücklicher machen konnte. Meine Eltern und mein Bruder wussten über uns Bescheid, sie hatten nichts dagegen, dass wir zusammen waren. Sie mochten Kookie sogar.
Bangtan wusste Bescheid und unterstützte uns und der wie ich fand, schönste Mann auf diesem Planeten, gehörte zu mir und ich lag derzeit dezent auf ihm drauf. Was sollte mich in diesem Moment bitte noch glücklicher machen?
"Ist das so, ja?, neckte er mich und forderte mich auch zu einem kleinen Teil heraus. Ich tat ihm den Gefallen und ging darauf ein.
"Hmmh", stimmte ich brummend zu und nickte zur Bekräftigung.
"Wie glücklich denn?", fragte er nach und strich mir weiter über den Rücken, näherte sich langsam aber sicher meinem Hintern.
Wenn unsere Zweisamkeit eben noch ganz unschuldig gewesen war, bekam unser Zusammensein in diesem Moment eine ganz andere Wendung.

"Wahnsinnig", brachte ich mittlerweile mehr keuchend heraus, als Kookie seine Hand in meiner Hose vergrub, um einen besseren Zugang zu meinem Po zu bekommen.
"Und dich... könnte man nicht noch glücklicher machen?", neckte er mich weiter, pausierte nur kurz, um mir einen Kuss auf die Stirn zu geben.
"Kaum", meinte ich nur atemlos und schüttelte leicht den Kopf.
Dieser Mann machte mich vollkommen kirre. Im positiven Sinne. Ich genoss jede Minute davon.
"Und wenn ich", er unterbrach sich und hatte mal wieder meinen Hals gefunden, den er mit unendlich vielen Küssen bedachte. Seine Lieblingsstelle, "so weitermache?"
"Jungkook", versuchte ich ihn zumindest ein bisschen zu maßregeln. Noch immer hatte ich meinen guten Vorsatz nicht vergessen, dass hier unter dem Dach meiner Eltern, nichts großartig laufen sollte. Gestern hatte ich diese Regel schon großzügig ausgelegt.
"Ja?", fragte er zwischen zwei Küssen nach und ich war für einen kurzen Moment versucht, seine Frage zu ignorieren und ihn einfach weitermachen zu lassen. Aber die Vernunft in mir war stärker.
"Jungkook", brachte ich ein zweites Mal keuchend hervor, diesmal allerdings ein wenig bestimmter als zuvor, "stopp."

Ich war tatsächlich stolz auf mich, dass ich so viel Willenskraft gezeigt hatte und diesem Abbild eines Gottes nicht vollkommen verfallen war.
Als ich allerdings seinen irritierten Gesichtsausdruck sah, tat es mir wiederum fast schon leid, ihn so abzuweisen.
Ich nahm sein Gesicht in meine Hände, reckte mich und gab ihn einen Kuss auf die Lippen, versuchte so viel Gefühl wie möglich in ihn zu legen und ihm so zu zeigen, wie sehr ich ihn liebte.
"Wir müssen langsam aufstehen", versuchte ich zu erklären und ich sah, wie Kookies eben noch gefasste Vorsätze, langsam in sich zusammen brachen.
"Hmm", brummte er wieder vor sich hin, gab sich mit meiner Antwort kaum zufrieden und war wieder im Begriff, sich meinem Hals zu widmen.

"Jungkook, hör bitte auf."
Er sah mir lange in die Augen. Ich hoffte, dass er sah, dass es auch mir schwer fiel, mich hier von ihm zu lösen. Wir hatten schon so vieles gemeistert, so oft während Drehs auf diese etwas intimen Berührungen verzichtet, die Pärchen oft selbstverständlich miteinander austauschten, da würden wir auch noch diese zwei Tage hier schaffen. Zumal es momentan nur darum ging, hier keine größere Sache zwischen uns anzufangen.
Ich löste mich von ihm, stemmte mich geräuschvoll aus dem Bett hoch und suchte in meiner Tasche nach etwas Brauchbarem zum Anziehen, nachdem ich mir mein Schlafshirt vom Körper geschält hatte.
Mir fiel die Tasche von Kookie ins Auge und da er noch immer keine Anstalten machte, aufzustehen, griff ich kurzerhand nach einem Oversizedpullover, der alleine Jungkook schon mindestens drei Größen zu groß war. Ich war mir sicher, dass ich regelrecht in ihm versank, es musste wahrscheinlich sogar grotesk aussehen, als ich ihn anzog. Jedenfalls half es und Kookie setzte sich im Bett auf. Ich hatte endlich seine volle Aufmerksamkeit.

"Hier!", meinte ich etwas lauter und warf ihm im gleichen Moment einen anderen Pulli aus seiner Tasche zu, den er gekonnt auffing.
"Komm, lass uns sehen, ob wir etwas Essbares von Eomma schnorren können." Ihr Kimchi war das Beste in ganz Busan, dessen war ich felsenfest überzeugt. Ich zog mir meine Pyjamahose aus und quälte mich in die vergleichsweise unbequeme Jeans, noch immer lagen Kookies Augen prüfend auf mir.
Vielleicht war mein Argument, etwas zu essen, überzeugend genug, eventuell hatte er auch nur Mitleid mit mir, jedenfalls bequemte er sich endlich aus dem Bett und suchte sich ebenfalls neue Kleidung für den Tag heraus. Den Pullover, den ich ihm so wahllos hingeworfen hatte, zog er sich an, wie ich mit einem zufriedenen Grinsen feststellte.
"Komm, noch die eine Nacht bei deinen Eltern, dann sind wir wieder ganz ungestört", versuchte ich ihn zu beschwichtigen, als er sich gerade seine Hose anzog und am Hosenknopf herumfummelte, um ihn zu schließen.

Zusammen gingen wir schließlich ins Wohnzimmer. Ich hörte dort schon leise meinen Bruder mit meinem Vater reden, Sumi werkelte zusammen mit meiner Mutter in der Küche herum.
"Morgen", grüßte ich allgemein in den Raum und mein Gruß wurde zwar erwidert, jedoch sah ich die ein oder andere skeptische Miene.
"Habt ihr gut geschlafen?", rief meine Mutter aus der Küche. Ich spürte jedoch nur die Augen meines Bruders auf mir, der mich mit einem schelmischen Grinsen ansah.
"Ja, danke", brachte ich mit dünner Stimme heraus, versuchte den Blick meines Bruders zu deuten, ohne ihn wirklich zu erwidern.
"Kann ich mir vorstellen", murmelte er nur leise vor sich hin, ich überging den Kommentar einfach und hoffte, er würde es damit auf sich beruhen lassen. Es war für mich offensichtlich, dass unsere kurze Zeit zu zweit gestern Abend wohl doch nicht so unbemerkt geblieben war, wie ich es mir gewünscht hätte.
"Ich habe euch Kimchi gemacht, wenn ihr welches wollt", rettete meine Mutter den Morgen für mich, ohne es vermutlich zu wissen und dankend stürzten wir uns auf unser Frühstück.

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Die restliche Zeit mit meiner Familie verging viel zu schnell, rückblickend weiß ich gar nicht, wohin die Zeit verflog. Es dauerte nur gefühlte fünf Minuten, da mussten wir auch schon unsere wenigen Habseligkeiten wieder zusammensuchen, um zu Kookies Familie aufzubrechen.
"Und dass du mir gut auf Jiminie aufpasst", hörte ich meine Mutter zu Jungkook sagen, als sie ihn zur Verabschiedung umarmte.
"Jiminah", zog mein Vater meine Aufmerksamkeit auf sich, weshalb ich Kookies Antwort nicht mehr mitbekam.
"Du weißt hoffentlich, wie stolz ich auf dich bin", fing er leise an und ich merkte jetzt schon, wie mir langsam die Kehle zuschnürte.

Es war selten, dass mein Vater so vollkommen offen mit mir sprach, wir sahen uns aber auch ehrlicherweise viel zu selten, damit es mehr Gelegenheiten dafür hab. "Ich hoffe, dass das mit euch beiden auch so klappt, wie ihr es euch vorstellt. Jungkook ist ein toller junger Mann und ich bin froh, ihn zu meiner Familie zählen zu können."
Er hatte es mir gestern Abend schon einmal gesagt, es jetzt hier nochmal zum Abschied zu hören, trieb mir vollends die Tränen in die Augen und ließ mich in die Arme meines Vaters fallen.
"Danke", brachte ich halb erstickt aus und merkte nur, wie er mir ein wenig mit der Situation überfordert, über den Rücken tätschelte.
"Fahrt vorsichtig", meinte er nur zu uns, als ich mich von ihm löste, um mich nun von meiner Mutter zu verabschieden, natürlich nicht ohne mir vorher mit den viel zu langen Ärmeln, des von Kookie ausgeliehenen Pullovers, über mein Gesicht zu wischen, um die verräterische Feuchtigkeit loszuwerden.
"Melde dich ruhig ein wenig öfter", kam natürlich der Satz, der kommen musste und der mich die Augen verdrehen ließ.
"Mach ich."

Schließlich drückte auch mein Bruder unsere Eltern zum Abschied, Sumi gesellte sich dazu.
Er hatte wunderbarerweise angeboten uns zu fahren, ihre Wohnung, die sie vor kurzen erst zusammen bezogen hatten, lag sowieso etwas außerhalb und so würde das Elternhaus von Kookie mehr oder weniger auf ihrem Weg liegen, sodass sie uns brachten.
"Danke, dass du uns fährst", versuchte ich ein seichtes Gespräch in Gang zu bringen, als wir ins Auto stiegen und ich mich auf die Rückbank neben Kookie fallen ließ.
"Na klar, es liegt ja eh fast auf unserem Weg", wiegelte er gleich ab und schnallte sich an.
Er fummelte kurz an der Stereoanlage herum, bis sie Töne von sich gab.
Ich musste lachen, Sumi versuchte gleich die Musik wieder auszustellen, die uns entgegen schallte, aber ich hatte natürlich gleich erkannt, was da für eine Playlist lief.
Mit einem Army als baldige Schwägerin, sollte es mich eigentlich nicht wundern, dass sie eine BTS Playlist anhatten.

Auch Kookie neben mir lachte auf, Sumi brauchte viel zu lang, um die Anlage auszuschalten, selbst der langsamste hätte bis jetzt gehört, was da lief.
"Ach lass es doch an", versuchte ich sie aus der ihr unangenehmen Situation zu retten, schließlich sah ich ihr puterrotes Gesicht und wusste, dass es ihr unangenehm war.
"Wenn es euch nicht stört...", gab sie zweifelnd und leise von sich, was mich nur ein wenig mehr in mich hineinkichern ließ.
"Nein", meinte ich nur schlicht. Es gab für mich deutlich Schlimmeres, als Jungkooks wunderbare Stimme zu hören, es störte mich nicht. Ich hörte die Musik von uns meistens sogar echt gern, solange es nicht die uralten Schinken aus unserer Rookie Zeit waren.
Tatsächlich erwischte ich mich dabei, wie ich nach einigen Minuten leise mitsang. Erst als ich die Blicke von Sumi auf mir spürte, merkte ich, was ich da eigentlich tat.
"Ah, nicht aufhören!", brachte sie entsetzt hervor, als ich ins Stocken kam.
Jungkook grinste, als er meinen entsetzten Gesichtsausdruck sah und nahm es mir einfach ab und sang lautstark weiter. Schließlich fasste auch ich wieder Mut, sang wieder mit. Als auch Sumi lautstark loslegte, war bei mir alle Scheu vergessen.

"Wisst ihr...", begann sie leise und es klang ein wenig bedauernd, als 'Idol' ein Ende fand, "ich war tatsächlich noch nie auf einem Konzert von euch."
Sie war so ein offensichtlich großer Army, dass ich davon ausgegangen war, dass sie auch schon einmal uns live auf der Bühne gesehen hatte.
"Wieso nicht?", fragte ich ehrlich überrascht.
"Naja...", begann sie langsam und versuchte die richtigen Worte zu finden, "ich bin erst vor zwei Jahren auf euch aufmerksam geworden, in eurer Pause. Seitdem gab es natürlich keine Konzerte mehr."
"Aber du hast doch bestimmt für das Konzert in zwei Wochen Karten bekommen?", fragte Jungkook fürsorglich.
Sie sah ihn an, als wäre ihm gerade ein dritter Arm gewachsen und fing aus voller Kehle an zu lachen, was meinen Bruder wegen der Lautstärke etwas zusammenzucken ließ. "Sumi!", schimpfte er vor sich hin, wurde aber von uns dreien geflissentlich ignoriert.
"Natürlich nicht", brachte sie zwischen zwei Lachsalven hervor, "es ist einfach absolut unmöglich, an Karten zu kommen." Sie stockte kurz, ehe sie leise hinzufügte: "Aber ich habe mich Online für das Konzert angemeldet."

"Wieso sagst du denn nichts!", fuhr ich sie nun auch leider etwas zu laut an, ihr Grinsen erstarrte unsicher auf ihrem Gesicht. Ich merkte, dass ich ein wenig zu laut gewesen war, versuchte etwas ruhiger weiterzureden.
"Wir setzen dich natürlich auf die Gästeliste", bot ich ihr an und daran, dass ihre Augen förmlich anfingen vor Freude zu funkeln, wusste ich, dass es genau das Richtige gewesen war.
"Wirklich?", freute sie sich und hibbelte aufgeregt auf ihrem Platz herum.
Meinem Bruder entwich nur ein Stöhnen, bedankte sich dann aber bei mir.
"Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr sie am Boden zerstört war, als sie keine Tickets bekam", meinte er neckend und bekam daraufhin einen leichten Klaps von seiner Freundin ab.

Ich verstand nicht, wieso sie mich nicht einfach gefragt hatten.
Vermutlich hatten sie nicht so erscheinen wollen, als würden sie die Beziehung zu mir ausnutzen, aber es war für mich eine Selbstverständlichkeit. BTS brachte so viele Probleme mit sich, auch für meine Familie, da waren Konzerttickets, die ich für sie auftreiben konnte, wohl das Mindeste.
"Hier ist es irgendwo, oder?", fragte mein Bruder in Jungkooks Richtung und auch ich begann, mich ein wenig neugieriger umzusehen.
In all den Jahren, die ich ihn nun schon kannte, war ich noch nie in seinem Elternhaus gewesen. Er war wiederum ja vorher auch noch nie bei mir gewesen, es hatte einfach keinen Grund dafür gegeben.
Wir kannten zwar die Eltern der anderen, hatten sie oft genug auf Konzerten gesehen und in Jungkooks Fall kamen wir sogar aus der gleichen Stadt, sodass ich sie ab und zu nach kurzen Besuchen auch zur Verabschiedung gesehen hatte, wenn Jungkook und ich gemeinsam nach Seoul zurück fuhren.

"Genau, dort vorne links rein", lotste mein Freund uns sicher durch die ihm recht bekannten Straßen. "Hier ist es."
Wir blieben vor einem kleinen Haus stehen, die Nachbarschaft sah gut und gepflegt aus, eine gute Gegend.
Jungkook hatte seinen Eltern vor einigen Jahren ein Haus in dieser etwas besseren Gegend von Busan gekauft. Es war größer als das Haus, in dem er aufgewachsen war.
Bevor ich ausstieg, hatte ich jedoch noch ein Anliegen, dass ich unbedingt noch ausführlich klären wollte, bevor ich Sumi und Jihyun ziehen ließ.
"Sumi, ich..."
Sie sah mich aufmerksam an, sah mein Zögern, verstand aber scheinbar sofort, was ich von ihr wollte.
"Schon klar, sag nichts. Meine Lippen sind versiegelt. Ich weiß doch, dass ich nicht darüber reden darf, worüber wir gestern gesprochen haben." Sie grinste mich gequält an.
Ich grinste strahlend zurück, Erleichterung durchflutete mich. Natürlich hatte ich gehofft, dass sie so reagieren würde, aber ich musste nunmal auf Nummer sicher gehen.
"Du bist ein Schatz, danke!"

Sumi war bereits wieder in ihrem Handy versunken. Gestern hatte ich den Kontakt mit John hergestellt, einfach weil ich gedacht hatte, dass die beiden sich gut verstehen würden, waren sie beide Armys und kannten mich persönlich. Scheinbar hatte ich recht gehabt: Sie textete bereits die ganze Autofahrt über mit ihm, hatte ihm sicher stolz geschrieben, dass sie bei dem Konzert in zwei Wochen dabei sein würde, da war ich mir ganz sicher.
Ich drückte die Schulter meines Bruders, verabschiedete mich und bedankte mich für den Tür-zu-Tür-Transport. Bequemer ging es wirklich kaum.
Von hier würden uns morgen wieder Mitarbeiter von Hybe abholen, vermutlich zusammen mit einem Bodyguard, was ich ein wenig überflüssig fand. Was sollte schon auf der Autofahrt von hier nach Seoul groß passieren?
Wenn sie uns allerdings schon entgegen kamen und uns nur einen Bodyguard zum Abholen zuteilten, anstatt zwei, blieb ich lieber ruhig und beschwerte mich nicht.

"Kommt gut nach Hause", verabschiedete ich die beiden, ehe ich meine Tasche schnappte und aus dem Auto stieg.
Kookie wartete bereits auf mich und egal wie sehr er versuchte, mir etwas vorzuspielen, ich merkte ihm deutlich seine Nervosität an.
Genauso hatte ich gestern bei meinen Eltern vor der Tür gestanden, die vertauschten Rollen jetzt, hatten schon etwas groteskes. Ich suchte stumm nach seiner Hand, drückte sie schließlich liebevoll als ich sie fand und versuchte so viel Zuversicht gegenüber Kookie auszustrahlen, wie es mir in diesem Moment möglich war.
"Wie seh ich aus?", flirtete ich ein wenig mit ihm, natürlich wollte ich so passabel wie möglich meinen potentiellen Schwiegereltern gegenüber treten, auch wenn sie mich heute wahrlich nicht zum ersten Mal sahen.
Meine versucht fröhliche Art entlockte ihm zumindest ein kleines Schmunzeln.
"Atemberaubend, wie gewöhnlich", antwortete er ebenfalls in einem leicht koketten Ton und beugte sich zu mir herab, um mir einen kurzen Kuss auf die Stirn zu drücken. Ich konnte bei seiner Antwort nur die Augen verdrehen.
"Bereit?", fragte er mich schließlich nach einigen weiteren Sekunden. Ich war mir unschlüssig, meinte aber das erste Mal seit Tagen, so etwas wie Unsicherheit in seiner Stimme zu hören.
Sogar Jungkook ging also die Düse, bevor er sich vor seiner Familie outen wollte.

"Bereit", stimmte ich ihm zu, nahm seine Hand in meine, hielt ihn einfach nur fest und versuchte ihm den gleichen Rückhalt zu geben, den er gestern mir gegeben hatte.
Die Tür öffnete sich einige Momente nachdem wir geklingelt hatten und seine Mutter strahlte uns förmlich entgegen als sie uns sah. Sein Vater stand ein paar Schritte hinter ihr und strahlte ebenfalls seinen Sohn voller Wiedersehensfreude an.
"Jungkook!", wurde er auch gleich lautstark in eine herzliche Umarmung gezogen, mir blieb nichts anderes übrig, als ihn loszulassen. Ich wusste nicht genau, wie lange es her war, dass Jungkook seine Eltern gesehen hatte, vermutete aber anhand der stürmischen Begrüßung, dass es wahrscheinlich eine gefühlte Ewigkeit her war. Auch Kookie genoss die Umarmung, drückte seine Mutter dicht an sich und ließ erst ein wenig lockerer, als sie ihn von sich weg drückte, seinen Kopf zwischen ihre Hände nahm und ihn prüfend musterte.

"Du hast dir nicht ein Augenbrauenpiercing stechen lassen!", entfuhr es ihr entsetzt und ich war so fasziniert davon, dass mir ein keuchendes Lachen entwich, was mir letztendlich ihre Aufmerksamkeit einbrachte. Prüfend musterte sie auch mich, bis Kookie schnell erklärend einsprang.
"Eomma, Jimin begleitet mich, erinnerst du dich? Ich habe gesagt, dass ich in Begleitung komme."
Auf ihrem Gesicht die ganzen Emotionen abzulesen war fast unterhaltsamer, als einen Kinofilm zu sehen.
Zuerst Verwirrung, dann erinnerte sie sich scheinbar an das Gespräch, es folgte Unglaube und eine Menge offener Fragen. Am Ende siegte jedoch die Höflichkeit.

"Schön dich zu sehen Jiminssi", meinte sie schlicht. Ich erwiderte den Gruß, während Kookie nun von seinem Vater begrüßt wurde.
"Kommt doch rein", machte sie schließlich auch mir Platz.
Nachdem ich meine Tasche in die erstbeste Ecke verfrachtet hatte, den Mantel ordentlich an die Garderobe gehangen und mir die Schuhe von den Füßen gestreift hatte, überfiel uns seine Mutter auch schon förmlich mit Fragen.
"Jungkook, ich habe gedacht du bringst deine Freundin mit."
"Ich hab mit ihr Schluss gemacht, schon vor Wochen."
"Was für ein Glück!", entfuhr es ihr, ehe sie sich den Mund leicht ertappt zuhielt.
Ich mochte Jungkooks Mutter wirklich gerne, sie war oft ein wenig impulsiv, aber sehr herzlich und hatte für fast jeden einen Platz in ihrem Herzen. Nur scheinbar für Hyuna hatte es nicht ganz gereicht.

"Eomma!", beschwerte sich Kookie, scheinbar offen entsetzt über den kleinen Ausbruch von Unsympathie, den sie gezeigt hatte.
"Was deine Mutter sagen wollte", grätschte nun zum ersten Mal sein Vater dazwischen und lotste uns in Richtung eines Zimmers, während er sprach, "ist, dass wir beide denken, dass sie nicht die Richtige für dich war. Sie hat dich offenkundig nicht glücklich gemacht."
Das Wohnzimmer war gemütlich, ich fühlte mich auf Anhieb wohl, auch wenn das Gesprächsthema leichter hätte sein können.
Die große Couch, auf der ich mich neben Kookie fallen ließ, war ebenso kuschelig, wie sie aussah. Aufmerksam lauschte ich weiterhin dem Gespräch, hielt mich bedeckt im Hintergrund. Beim Thema Hyuna würde ich mich aber so etwas von entschieden heraushalten.
"Es hat nicht sollen sein", meinte Kookie nur schlicht dazu und rückte ein paar Zentimeter unauffällig näher an mich heran.
"Wir dachten ja", setzte seine Mutter gleich weiter das Gespräch fort,"dass du uns vielleicht ein neues Mädchen vorstellen möchtest, es klang so furchtbar offiziell, als du meintest, dass du in Begleitung kämst. Wir hatten gehofft, dass es nicht mehr lange mit Hyuna hält", erklärte sie weiter, wurde von Jungkooks Vater mit einem "Schatz-" unterbrochen, machte sich darauf aber nicht das Geringste und erzählte einfach weiter.

"Stattdessen bringst du Jiminssi mit- nichts für ungut", setzte sie in meine Richtung hinzu, ehe sie weiter erzählte, "und dann hast du auch noch ein Augenbrauenpiercing, du machst echt Sachen...", sie schüttelte leicht empört den Kopf und sah schließlich hilfesuchend zu ihrem Ehemann. Der zuckte nur recht unbeteiligt die Schultern, scheinbar hatte er da nicht ganz so strenge Ansichten, was das Piercing betraf, wie seine Frau.
"Eomma", seufzte Kookie neben mir und verdrehte die Augen. Ich wusste, dass ihn dieses ganze Thema etwas nervte. Ich fand sein Piercing ja mittlerweile wunderbar, ich verstand nicht, wieso es einen so großen Unterschied machen sollte, ob man sich die Ohren oder andere Körperteile zerstach. Aber er setzte damit ein Statement, das auch unter den Armys heiß diskutiert wurde.
Diese Postings mied ich auf den Social-Media-Seiten, aber natürlich wusste ich, was die Leute über die Piercings und über unsere Tattoos schrieben. Unser Land war einfach zu konvervativ. Manchmal fühlte ich mich hier wie im Mittelalter.
Es half nicht besonders, dass wir hier auch gleich das nächste kontroverse Thema auftischen würden.
"Ich bin in Begleitung hier, ich habe nur kein Mädchen mitgebracht. Ich habe Jimin dabei."


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Hallo meine Lieben, ich melde mich mal rasch :)

Damit ihr nicht unvorbereitet getroffen werdet: Diese Geschichte geht langsam aber sicher auf den Spurt in die Zielgerade.

Es gibt insgesamt 58 Kapitel, einen Epilog und einen Mini-Oneshot, das wars dann :)

Ich hoffe, ihr hattet viel spaß mit dem Kapitel? ^.^

\o/

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